Dalai Lama

buddhistischer Würdenträger und Geistlicher
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Dalai Lama (aus dem Mongolischen: Ozeangleicher Lehrer, von Dalai – mong. Ozean; tibetisch: Gyalpo Rinpoche) war bis zur chinesischen Okkupation 1951 der Titel der höchsten weltlichen Autorität und ist einer der bedeutendsten religiösen Titel des tibetischen Buddhismus (Vajrayana). Die mit dem Titel verbunden gewesene weltliche Autorität ist derzeit faktisch nicht wirksam (s.a. Tibets Status). Der Herrschaftsbereich der Dalai Lamas der letzten Jahrhunderte wurde in etwa mit dem Begriff Ü-Tsang beschrieben.

Erstmals wurde der Titel Dalai Lama im Jahre 1578 vom mongolischen Fürsten Altan Khan an den 3. Dalai Lama Sonam Gyatso als Zeichen der Ehrerbietung verliehen. Seine beiden Vorgänger wurden nachträglich als Dalai Lamas anerkannt.

Die Dalai Lamas, die in enger Beziehung zu den Panchen Lamas stehen, sind wie diese traditionell Mönche der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus. Eine Ausnahme war der 6. Dalai Lama Tsangyang Gyatso, der seine Mönchsgelübde zurückgab. Die Dalai Lamas und die Panchen Lamas sind nicht (wie oft angenommen wird) das jeweilige Oberhaupt der Gelug. Oberhaupt der Gelug ist der Ganden Tripa, der Thronhalter von Ganden.

Der gegenwärtige 14. Dalai Lama ist der Mönch Tenzin Gyatso.

Datei:Tenzin Gyatzo foto 5.jpg
Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama

Stellung des Dalai Lama

Allgemeines

Ein Dalai Lama wird im tibetischen Buddhismus als Mensch (Nirmanakaya) angesehen, der sich aus Mitgefühl entschlossen hat, durch Reinkarnation wieder in das Leben oder „in die gewöhnliche menschliche Existenz“ einzutreten, um anderen Wesen dienen zu können, obwohl er als erleuchtetes Wesen (Bodhisattva) den Kreislauf der Wiedergeburt hätte verlassen können. Die Dalai Lamas gelten als Emanation Avalokiteshvaras (tib. Chen rezig) des Bodhisattva des Mitgefühls.

Auffindung

Ein Dalai Lama ist gemäß der Tradition in Tibet ein Tulku: Es wird angenommen, dass der vorherige verstorbene Dalai Lama erneut eine Wiedergeburt als Mensch annimmt und dieser dann aufgefunden werden kann. Dies geschieht durch eine hochrangige, von der Ordensführung autorisierte Findungskommission. Beispielsweise wurde der vierzehnte Dalai Lama von mehreren Mönchen gefunden, die Familien mit Kleinkindern im Land aufsuchten, bei deren Geburt sich besondere Zeichen gezeigt haben sollen (als besondere Zeichen gelten etwa ungewöhnliche Träume der Eltern, ungewöhnliche Fähigkeiten des Kindes oder Regenbögen). Die Mönche stellten den Kleinkindern mehrere Aufgaben, um herauszufinden, welches von ihnen der wiedergeborene Dalai Lama sei. Eine dieser Aufgaben war die Wiedererkennung von persönlichen Ritualgegenständen des Verstorbenen (vgl. Reinkarnationsforschung).

Nachdem die Entscheidung für einen der Kandidaten gefallen ist, wird das Kind offiziell zur Reinkarnation des vorherigen Dalai Lama erklärt und erhält eine klösterliche Ausbildung in tibetischem Buddhismus sowie in tibetischer Kultur, unter anderem Sprache, Schrift, Kalligrafie und Allgemeinwissen. Bei dieser spielt der Panchen Lama eine Rolle, der zum Dalai Lama in einem Lehrer-Schüler-Verhältnis der Gelug-Schule steht.

Liste der Dalai Lamas

Name, andere Schreibweise(n) Bild Lebenszeit Regierungszeit Umschrift nach Wylie Zàngwén Pīnyīn(1)
1. Gendun Drub, Gedun Drub, Gedun Drupa - 1391–1474 (2) dge ‘dun grub Gêdün Chub
2. Gendun Gyatso - 1475–1542 (2) dge ‘dun rgya mtsho Gêdün Gyaco
3. Sonam Gyatso, Sönam Gyatso Datei:3rdDalaiLama.jpg 1543–1588 1578–1588 bsod nams rgya mtsho Soinam Gyaco
4. Yonten Gyatso, Yönten Gyatso - 1589–1617 [?] yon tan rgya mtsho Yoindain Gyaco
5. Ngawang Lobsang Gyatso   1617–1682 1642–1682 ngag dbang blo bzang rgya mtsho Lobsang Gyaco
6. Tsangyang Gyatso, Tshangyang Gyatso - 1682–1706 tshangs dbyangs rgya mtsho Cangjang Gyaco
7. Kelsang Gyatso, Kelzang Gyatso - 1708–1757 1720–1757 bskal bzang rgya mtsho Gaisang Gyaco
8. Jamphel Gyatso, Jampel Gyatso - 1758–1804 1786–1804 'jam dpal rgya mtsho Qambê Gyaco
9. Lungtog Gyatso, Lungtok Gyatso, Luntog Gyatso - 1805–1815 (1808–1815)(3) lung rtogs rgya mtsho Lungdog Gyaco
10. Tsultrim Gyatso, Tshultrim Gyatso - 1816–1837 tshul khrims rgya mtsho Cüchim Gyaco
11. Khedrup Gyatso, Khendrup Gyatso Datei:11thDalaiLama1.jpg 1838–1856 1855–1856 mkhas grub rgya mtsho Khaichub Gyaco
12. Trinle Gyatso, Trinley Gyatso Datei:12thDalai Lama.jpg 1856–1875 ‘phrin las rgya mtsho Chinlai Gyaco
13. Thubten Gyatso, Thupten Gyatso, Tubten Gyatso - 1876–1933 1895–1933 thub bstan rgya mtsho Tubdain Gyaco
14. Tenzin Gyatso Datei:Tenzin Gyatzo foto 2.jpg seit 1935 1940–1959(4) bstan ‘dzin rgya mtsho Dainzin Gyaco
1 Zàngwén Pīnyīn ist das offizielle Transkriptionssystem der Volksrepublik China für die tibetische Schrift.
2 Dem 1. und dem 2. Dalai Lama wurde der Titel postum verliehen.
3 Der 9. Dalai Lama wurde zwar offiziell inthronisiert, regierte jedoch nicht selbst.
4 Ab 1959 tibetische Exilregierung

Literatur

deutsch
  • Roland Barraux: Die Geschichte der Dalai Lamas. Göttliches Mitleid und irdische Politik. Komet, Frechen 2000, ISBN 3-933366-62-3
  • Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Martin Brauen (Hrsg.): Die Dalai Lamas: Tibets Reinkarnationen des Bodhisattva Avalokiteshvara. Arnold, Stuttgart 2005, ISBN 3-89790-219-2
  • Michael von Brück: Religion und Politik im tibetischen Buddhismus. Kösel, München 1999, ISBN 3-466-20445-3
  • Karl-Heinz Golzio, Pietro Bandini: Die vierzehn Wiedergeburten des Dalai Lama. O. W. Barth Bei Scherz, 2002, ISBN 3-502-61002-9
  • Andreas Gruschke: Dalai Lama. Diederichs, Kreuzlingen – München 2003, ISBN 3-7205-2461-2
  • Günther Schulemann: Die Geschichte der Dalai Lamas. Harrassowitz, Leipzig 1958, ASIN B0000BNKWH
  • Thomas Laird: Tibet - Die Geschichte eines Landes. S.Fischer, Franfurt am Main 2006, ISBN 3-502-15000-1
englisch
  • Yá Hánzhāng 牙含章: The Biographies of the Dalai Lamas. Foreign Languages Press, Beijing 1993, ISBN 7-119-01267-3 (Originaltitel: Dálài Lǎmá chuán 达赖喇嘛传)
  • Dung-Dkar Blo-Bzang Phrim-Las: The Merging of Religious and Secular Rule of Tibet. Foreign Languages Press, Beijing 1993, ISBN 7-119-00672-X
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