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Veleda

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Veleda ist der Name einer germanischen Seherin, die im 1. Jahrhundert n. Chr. bei den Brukterern wirkte.

Überlieferung und Namensetymologie

Der Name ist sowohl bei den lat. und gr. Schriftstellern Tacitus (hist. 4,61,2; hist. 4,65,3.4; hist. 5,22,3; hist. 5,24,1; germ. 8,2) in den Schreibungen veleda, velaeda, Statius (silv. 1,4,90) als veleda und Cassius Dio (67,5,3) als οὐλήδαν (hss. auch βελήδαν), als auch inschriftlich (ardeatinische Inschrift, 2. Jh.n.Chr.: Βεληδαν … μακρῆς περὶ παρθέν […] ἣν οἳ Ῥηνοπόται σέβουσιν ‚Veleda … über die lange Jungfrau (…), die die Rheinwassertrinker verehren’) als Βεληδαν bezeugt. Unsicher ist die Quantität des Mittelvokals -e-. Während dieser bei Statius metrisch kurz erscheint, scheinen die Schreibung -ae- bei Tacitus und -η- bei Cassius Dio und inschriftlich auf eine langes -e- zu weisen. Da bei Fremdnamen die Anpassung von Vokalquantitäten in das römische metrische Schema geläufig, die Vokallänge dagegen in drei unterschiedlichen Quellen belegt ist, wird der Name als Velēda anzusetzen sein.

Der Name selbst lässt sich am ehesten dem Keltischen zuordnen (< *elēt-) und findet eine direkte Parallele in ogam-ir. VELITAS und air. fili t-St. ‚Dichter’ (< *‚Seher’), eine Ableitung zur Verbalwurzel uridg. *el- ‚sehen, wahrnehmen’ (> air. fil/feil ‚da ist’ ← ‚sieh’, kymr. gwel- ‚sehen’; vgl. auch die Ableitungen got. wulþus ‚Herrlichkeit’, aisl. GN Ullr eigtl. ‚der Strahlende’, ae. wuldor ‚Ruhm’, lat. vultus ‚Gesicht’). Das hierbei nicht direkt zu erklärende -d- kann entweder als germanische Lenisierung des -t- oder als Umsetzung eines keltischen -t- durch -d- in der lateinischen Schrift erklärt werden (eine Erklärung aus dem Germanischen [so Schaffner 2004: 512-513] bietet demgegenüber Schwierigkeiten, da der Name der Seherin Vǫlva auch anders erklärbar ist).

Historische Ereignisse

Veleda war nach Tacitus (Hist., IV, 61, 65) eine zu den Hagedisen gehörende germanische Seherin oder Prophetin vom Stamm der Brukterer. Sie wohnte in einem hohen Turm an der Lippe im jetzigen Westfalen (in der Volksüberlieferung auch die Höhenkammer der Externsteine), nach anderen Angaben im Sauerland, wo sie am Ende der so genannten Veledahöhle gesessen haben soll. Der genaue Standort der Höhle ist umstritten; es gibt eine Veledahöhle in Bestwig am Ostenberg, nach einer anderen Version soll sich die Höhle am Istenberg bei Olsberg befunden haben. Sie entzog sich dem Anblick des Volkes, um größere Ehrfurcht einzuflößen, und antwortete den Ratsuchenden durch einen Auserwählten aus ihrer Verwandtschaft.

Sie förderte 69 n. Chr. durch ihre Voraussagen den Aufstand der Bataver unter Iulius Civilis und sagte richtig den Sieg der Bataver voraus. 70 n. Chr. wurde sie von dem römischen Feldherrn Quintus Petilius Cerialis um Unterstützung eines mit Civilis abzuschließenden Vergleichs angegangen. Nach der Unterdrückung der batavischen Revolte wurde Veleda 77 n. Chr. von den Römern gefangengenommen; sie starb wahrscheinlich in römischer Gefangenschaft.

In der frühgermanischen Zeit dürften inspirierte Frauen öfter den Rang einer Prophetin eingenommen haben. Auch in der Mythologie der Kelten gibt es Hinweise darauf (siehe auch Brigitta als Schutzherrin der Druiden).

Literatur

  • S. Fischer-Fabian: Die ersten Deutschen: über das rätselhafte Volk der Germanen, Bastei Lübbe, 2004, ISBN 3-404-64192-2
  • Franjo Terhart: "Im Zeichen der Wölfin", Dtv 1999 (Roman)
  • Roland Schuhmann: Aurinia und Veleda: zwei germanische Seherinnen? Personennamen im Sprachkontakt, in: BNF NF 34 (1999), S. 136-142.
  • Stefan Schaffner: Zu Wortbildung und Etymologie von altisländisch Vǫlva ‚Seherin, Prohpetin’, in: M. Kozianka – R. Lühr – S. Zeilfelder, Indogermanistik – Germanistik – Linguistik. Akten der Arbeitstagung der Idg. Gesellschaft, Jena 18.-20-09.2002, Hamburg 2004, S. 512-513.
  • Veleda-Höhle in Bestwig (derzeit inaktiv)

Internetverweise

Vorlage:Meyers ist obsolet; heißt jetzt Vorlage:Hinweis Meyers 1888–1890