Eine Pejoration (lat. peior „schlimmer“) ist in der Linguistik der Bedeutungswandel eines Wortes hin zu einem schlechteren Beiklang. So war ‚Pfaffe‘ im Mittelhochdeutschen eine wertfreie Bezeichnung für Priester, während es seit der Reformation abwertend gebraucht wird. Das Gegenteil der Pejoration ist die Melioration.
Beispiele
- Billig, früher mit der Bedeutung von gerecht eher positiv besetzt, also beispielsweise ein Preis, der als gerecht empfunden wurde und nicht eines Handels bedarf. Mit der Industrialisierung wurden dann häufig minderwertige und kurzlebige Artikel zu billigen (gerechten) Preisen angeboten und auch so beworben, wodurch billig eine negative Wertung bekam und später durch preiswert ersetzt wurde. „Billig“ findet sich neutral besetzt noch in der Fachsprache in Billigkeit sowie in der Alltagssprache in „recht und billig“.
- Dirne nannte man früher eine Magd, also eine bäuerliche Hilfskraft. Im 19. Jahrhundert wandelte sich der Begriff in seiner Bedeutung hin zu Hure, ist aber im bayerisch-österreichischen Dialekt weiterhin als Dirndl und im Niederdeutschen als Deern (beide umgangssprachlich für Mädchen) wertfrei gebräuchlich.
- Mohammedaner, ursprünglich wertfreie Bezeichnung für die Anhänger der Lehre Mohammeds. Seit der Verdrängung durch das Wort Moslem hat diese jedoch einen zumeist abwertenden bzw. ablehnenden Charakter angenommen.
- Moneten, aus dem Lateinischen, vom neutralen Wort moneta für Münzgeld. Im Deutschen heute umgangssprachlich als Bezeichnung für Geld im Sinne eines Zieles krimineller Handlungen.
- Neger wurde bis in die 1970er Jahre in der Gelehrten- und Alltagssprache unbefangen benutzt. Heutzutage beschränkt es sich nach überwiegender Meinung im Wesentlichen auf die Umgangssprache, da der Begriff im Fachjargon und der Literatur als rassifizierend und negativ konnotiert empfunden wird.
- Plattenbau war ursprünglich eine Bezeichnung für eine Bautechnik. Heute steht das Wort näher bei den sozialen Problemen der Trabantenstädte in den ehemaligen Ländern des Ostblocks, insbesondere der DDR.
- Regime, früher allgemein für eine Regierung oder eine Regierungsform, heute im Sprachgebrauch eine nicht durch die Bevölkerung legitimierte „Regierungskaste“.
- Sekte, früher allgemein für eine religiöse Minderheit; im Endbericht der Enquête-Kommission „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ wird empfohlen, diesen Begriff im Umgang mit neureligiösen Bewegungen nicht mehr zu verwenden, da er historisch zu sehr belastet ist.
- Visage, aus dem Französischen übernommen, dort völlig neutral für „Gesicht“. In der deutschen Umgangssprache heutzutage abwertend gebraucht.
- Weib, früher allgemein gebräuchlich für Frauen, ist heute oft abwertend. In der Jugendsprache wird es gelegentlich neutral verwendet. Allerdings ist allgemein wieder ein Bedeutungswandel zum Positiven zu beobachten, vor allem für die Bezeichnung besonders „weiblicher“ Frauen, dann mit Zusätzen wie „Klasse-“, „Rasse-“, „Super-“ etc. In einigen österreichischen und Bairischen Dialekten wird Weiberleit wertfrei für Frauen verwendet.
Die Verwendung einer Pejoration als Stilmittel, um ein Objekt bewusst negativ erscheinen zu lassen, wird als Dysphemismus bezeichnet; ihr Gegenteil ist der Euphemismus.
Literatur
- Ulrike Demske: Sprachwandel. In: Jörg Meibauer: Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart 2002
- Helmut Glück (Hrsg.): Metzler-Lexikon Sprache. Stuttgart 2006
- Gerd Fritz: Historische Semantik. Stuttgart 1998