Unter Transdisziplinarität versteht man das fächerübergreifende Zusammenarbeiten verschiedener Wissenschaften. Im Gegensatz zur Interdisziplinarität wird von einem gemeinsamen Konzept von Wissenschaftlichkeit ausgegangen.
Im Unterschied zu dem häufig mißverständlich benutzten Begriff der Interdisziplinarität (vergleiche lat. "inter~": "zwischen~" vs. "trans~": "jenseits von ~"), betont Transdisziplinarität die Sinnhaftigkeit der Disziplinenordnung im Sinne der Professionalisierung (vergleiche Elite - Funktionselite, Qualifikationselite), jedoch einhergehend mit der paritätisch basierten Dialog- und Kooperationsfähigkeit unter diesen. Man spricht auch davon, dass man »auf gleicher Augenhöhe« von den beteiligten Disziplinen aus in Dialog tritt.
Transdiziplinarität ist etymologisch bewegungs- und richtungsorientiert, sie beschreibt einen Prozess. Es wird der professionelle Austausch (Dialog) zwischen den Disziplinen als Diskurs für den Erkenntnisgewinn gepflegt, wobei die individuelle (Vor-)arbeit innerhalb der jeweiligen Fachdisziplin erfolgt. Der Begriff des Interdisziplinären fokussiert dagegen die räumliche und hoheitliche Abgrenzung (mit der Absicht der Definition eines so genannten »freien Dazwischen« = Raum) und folgt dabei einem traditionellen Verständnis von Gesellschaft vor dessen prozesslogischer Differenzierung.
Transdisziplinarität entsteht nur dann, wenn die beteiligten Fachpersonen in offenem und transparentem Dialog interagieren und dabei die unterschiedlichen Perspektiven auf Wirklichkeit gegeneinander relativiert werden. Transdisziplinäre Arbeitssituationen sind unter anderem auf Grund der Informationsfülle im Alltagsgeschäft, sowie der sich oftmals gravierend unterscheidenden, fachspezifischen Sprache, Begriffe und Definition nur schwer herzustellen. Es bedarf der Fähigkeit von Personen die moderierend, in Mediation, Assoziation und Vermittlung einen kritischen Dialog initiieren und fördern können. Solche Personen sollten über vertiefte Kenntnisse und Handlungskompetenzen der beteiligten Wissenschaften verfügen.
Ausgehend von systemtheoretischen Überlegungen (vergleiche Niklas Luhmann) "kann man davon ausgehen, dass an den Peripherien von gesellschaftlichen Subsystemen vor allem ästhetische Kriterien von Belang (beispielsweise erfahren objekt- und bildhafte Manifestationen in den Schnittmengen und Übergangsbereichen der Subsysteme autarkisch geprägte Umwertungen) und in diesen Bereichen wertebasierende Diskurse anzusiedeln sind. Für diese gesellschaftliche Aufgabe können insbesondere auch Künstlerinnen und Künstler, soferne sie nicht am traditionellen Verständnis der Kunstproduktion orientiert sind, einen wertvollen Beitrag leisten." (vgl. John, Ruediger; "Systemic Art as an Approach for the Aesthetic Worker"; limited edition publishers; NYC; 1998)
Siehe auch
- Transferkunst (Transdisziplinäre Kunst)
- Systemtheorie
- Interdisziplinarität (Kooperative Zusammenführung und Zusammenarbeit der Methoden und Kenntnisse unterschiedlicher Disziplinen)
- Multidisziplinarität (auch Pluridisziplinarität: Verständnis mehrerer Disziplinen; Nebeneinander verschiedener Disziplinen)