Analytische Psychologie

psychoanalytisch basierte, psychologische Schule von Carl Jung mit Augenmerk auf das Unbewusste
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. Dezember 2003 um 03:46 Uhr durch Widescreen (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Analytische Psychologie oder auch Komplexe Psychologie ist eine psychotherapeutische und psychologische Schule, die von Carl Gustav Jung (1875 – 1961), nach dem Bruch mit Siegmund Freud (1913), gegründet wurde. In Deutschland vertreten durch die Deutsche Gesellschaft für Analytische Psychologie (DGAP) und die C. G. Jung-Gesellschaft. International vertreten durch die International Association for Analytical Psychology (IAFAP).

Die A. P. hat die Tiefenpsychologie Carl Gustav Jungs weiterentwickelt. Sie ist eine von den Krankenkassen akzeptierte Therapieform, die bei leichten und schweren psychischen Erkrankungen angewendet wird. In Deutschland vertreten durch Institute in Stuttgart, Berlin, Hamburg und München

Die A. P. gehört zu den Sog. Einsichtstherapien, die darauf ausgelegt sind, dem Kranken die Einsicht in sein psychisches Leiden zu vermitteln und somit zu Heilen.

Die A. P. geht davon aus, dass psychische Störungen, ähnlich wie in der Psychoanalyse und der Individualpsychologie, durch einen Konflikt zwischen Erfüllung und Abwehr des Triebes (Freud) sowie der Überkompensation von Minderwertigkeitsgefühlen entsteht (Adler). Somit setzt auch die A. P. den Beginn einer psychischen Störung in der Kindheit an. Darüber hinaus kann der Beginn auch in der Mitte des Lebens liegen, wo im Zuge des fortschreitenden Individuationsprozesses neue Lebensziele zu Konflikten führen. Die A. P. sieht sich als prospektiv ausgerichtete Therapie, d. h. die Symptome einer psychischen Krankheit sind nicht nur schädliche Warnzeichen, sondern enthalten auch ein Streben auf etwas positives hin.

Daraus leiten sich auch die Methoden, die zur Heilung einer psychischen Erkrankung führen sollen ab. Der Therapeut versucht unter Beteiligung des Patienten durch Traumanalyse und aktive Imagination verdrängte oder aus anderen Gründen unbewusste Persönlichkeitsteile bewusst zu machen, und diese in die Gesamtpersönlichkeit des Patienten zu integrieren. Die Beziehung zwischen Patient und Analytiker ist vor allem durch den Passus der Dialektik und der Synthese geprägt. Die A. P. versteht darunter die vermehrte Beteiligung des Patienten an der Analyse. Der Analytiker bezieht den Patienten vermehrt ein und versucht mit Ihm eine gleichberechtigte Beziehung aufzubauen. Dies steht im Gegensatz zu den Methoden der Psychoanalyse, welche (in der klassischen Ausprägung) eine distanzierte Beziehung als ideal der Behandlung ansieht. Eine besondere Rolle in der Analytischen Psychologie spielen die aus der Persönlichkeitstheorie von C. G. Jung abgeleiteten Strukturen der Seele. Das Ich ist das Zentrum des Bewusstseins und interagiert mit den, oft im unbewussten liegenden, sonstigen Komplexen. Komplexe sind Konstellationen, welche die bewusste Einstellung stören können und sich zumeist um einen bestimmten Kern bilden z. B. eigene Minderwertigkeit. Archetypen des kollektiven Unbewussten sind ererbte Möglichkeiten der Wahrnehmung, des Denkens und des Fühlens. Sie können durch individuelle Erfahrungen aktiviert werden. Beispiel: Ein bestimmter Archetyp ruht im Unbewussten und wird mit dem äußeren Bild aktualisiert. Dieses äußere Bild entspricht einer seit Menschen gedenken immer wiederkehrenden Situation, wie die der Mutter, die sich als Struktur weitervererbt hat. Diese Struktur ist allerdings nicht nur passiv sonder enthält auch aktive Möglichkeiten des Denkens und des Verhaltens welche eine gewisse Nähe zum Instinkt haben. Archetypen manifestieren sich auch im Erwachsenen. Hier allerdings meist in Träumen und Symptomen sowie in bestimmten Handlungen. Diese können mit berichten von Träumen, Märchen, Mythen und religiösen Schriften aus allen Jahrhundert verglichen werden, um so auf die spezielle Bedeutung des einzelnen, symbolischen Traumes zu gelangen.

In den letzten Jahren vermehrt Forschung auf dem Gebiet der Übertragung, Gegenübertragung und Widerstände sowie der Entwicklungspsychologie.

Bedeutende Vertreter: Carl Gustav Jung; Erich Neumann; Verena Kast; H. Dieckmann; Mario Jacoby; James Hillmann; Andrew Samuels; M. Fordham; C. A. Maier; Aniela Jaffé; M. L. v. Franz; G. Adler; Lopez-Pedraza; M. Stein; J. Jacobi; Eb. Jung; E. Jung;

Eine Therapie bei einem A. P. Therapeuten dauert 50 bis 400 Std. mit 2 bis 4 Std. pro Woche. Heilungschancen hoch, zw. 70 und über 90 % (Probanden Angaben).