Bahnhof Wien Praterstern | |
---|---|
![]() Historische Ansichtskarte des alten Nordbahnhofes in Wien
| |
Daten | |
Bahnsteiggleise | 5 |
Eröffnung | 15. November 1865 (alter Nordbahnhof) |
Architektonische Daten | |
Architekt | Albert Wimmer (Neubau 2005-2008) |
Lage | |
Koordinaten | |
Eisenbahnstrecken | |
Nordbahn Wien - Znaim als Teil der Nordwestbahn Pressburger Bahn als S7 Wiener Schnellbahn-Stammstrecke | |

Der Bahnhof Wien Praterstern ist ein wichtiges Verkehrsbauwerk im 2. Wiener Gemeindebezirk. Es geht zurück auf den 1865 eröffneten alten Nordbahnhof, den wichtigsten und größten Bahnhof der Habsburgermonarchie. Der heutige Nachfolger hat eine tägliche Passagierfrequenz von ca. 80.000 Personen.
Allgemeines
Es handelt sich um einen der wichtigsten Nahverkehrsknoten und Haltepunkte der Stammstrecke der S-Bahn in Wien. Der Durchgangsbahnhof liegt in Hochlage über dem ellipsenförmig angelegten Praterstern, einem Kreisverkehr am Eingang zum Wiener Prater, Vergnügungsviertel und Naherholungsgebiet. Von hier aus können beinahe alle wichtigen Punkte Wiens und der näheren Umgebung mit ÖPNV direkt erreicht werden. Es halten:
- S-Bahn , , , , S8 in Richtung Floridsdorf
- S-Bahn in Richtung Flughafen Wien und Wolfsthal
- S-Bahn S9 in Richtung Wien Meidling und Wiener Neustadt Hbf
- S-Bahn S15 in Richtung Wien Hütteldorf
- U-Bahn in Richtung Reumannplatz und Leopoldau
- U-Bahn in Richtung Karlsplatz und Aspern; ab Mai 2008
- Straßenbahnlinie O in Richtung Raxstraße
- Straßenbahnlinie 5 in Richtung Wien Westbahnhof
- Straßenbahnlinie 21 in Richtung Schwedenplatz und Praterkai sowie zu besonderen Anlässen die Linie 81 Richtung Messe Wien
- Buslinie 80A in Richtung Schlachthausgasse
Geschichte
Im Zuge der Errichtung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn, der ersten Dampfeisenbahn Österreichs, wurde der erste Wiener Nordbahnhof 1837–1838, damals k.k. Nordbahnhof, erbaut und am 6. Jänner 1838 eroffnet. Aufgrund des stark zunehmenden Passagieraufkommens war der Bahnhof bald zu klein und musste einem Neubau weichen.
1859–1865 wurde das neue Bahnhofsgebäude unweit des Pratersterns errichtet. Die Eröffnung erfolgte am 15. Oktober 1865. Wie auch alle anderen Bahnhöfe dieser Zeit in Wien war der Nordbahnhof ein ausgesprochenes Repräsentationsgebäude. Mit der Planung wurden mehrere Architekten beauftragt. Die Ausschmückung der Räume wurde von Bildhauern und Freskenmalern durchgeführt. In der Zeit der k.u.k. Monarchie war der Nordbahnhof einer der bedeutendsten Bahnhöfe in Europa und einer der Hauptbahnhöfe Wiens mit den wichtigen Verbindungen nach Brünn, Kattowitz, Krakau und Lemberg und für viele Einwanderer das Tor nach Wien. Wie alle großen Wiener Bahnhöfe beherbergte auch der Nordbahnhof einen luxuriösen Hofwartesalon für den kaiserlichen Hof.
In der Schlacht um Wien in der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde der Bahnhof am 12. März 1945 durch Bombentreffer und Anfang April 1945 durch Artillerie schwer beschädigt. Mit dem folgenden Kalten Krieg wurden die Grenzen zu den nördlichen und östlichen Nachbarstaaten geschlossen, die Nordbahnstrecke verlor ihre überregionale Bedeutung. Der kunsthistorisch wertvolle Bahnhofsbau, der ohne weiteres zu erhalten gewesen wäre, wurde dem Verfall preisgegeben und 1965 gesprengt.
Der Verkehrsknotenpunkt nach 1965
Der Neubau einer Schnellbahnstation erfolgte aus verkehrstechnischen Gründen direkt auf dem Praterstern (dort hatte es nahe der Hauptallee bereits früher eine Haltestelle der Verbindungsbahn zwischen Nordbahnhof und Hauptzollamt, heute Wien Mitte, gegeben) und wurde am 1. Juni 1959 als Bahnhof Praterstern eröffnet. (Damals verkehrten hier die Straßenbahnlinien A, Ak, B, Bk, C bzw. 24, E2, G2, 5, 16, 25, 25R, 25K.) Seit 1962 besteht hier S-Bahn-Verkehr. Am 1. September 1975 erfolgte die Umbenennung in Wien Nord. Am 28. Februar 1981 wurde die U-Bahn-Station Praterstern eröffnet, womit der Bahnhof an ein weiteres hochrangiges Verkehrsmittel angebunden war.
Die ÖBB, ständig von Zuwendungen aus dem Bundesbudget abhängig, konnten sich Jahrzehnte lang keinerlei Investition in die Renovierung des Bahnhofes leisten. Der äußerlich immer mehr verwahrloste Bahnhof wurde samt seiner Umgebung seit den neunziger Jahren des 20. Jh. als Schandfleck von Wien bezeichnet, da er neben Obdachlosen auch Kriminalität anzog.
1997 starteten die ÖBB die so genannte Bahnhofsoffensive: Der von Albert Wimmer entworfene neue Bahnhof bekam eine lichtdurchlässige Überdachung und vier Bahnsteige. Neue Wegeleitsysteme und behindertengerechte Ausstattung sollen auch die Umsteigewege zur U-Bahn Station mit den beiden U-Bahn Linien U1 und U2 (ab Mai 2008) sowie zu den Haltestellen der Straßenbahn- und Buslinien am Bahnhofsvorplatz verbessern.
Der "neue" Praterstern nach 2004
Der Umbau bzw. Neubau begann 2004. Der Stationsname wurde mit Fertigstellung des ersten neuen Bahnsteigs im April 2006 in Wien-Nord Praterstern und schließlich zum Fahrplanwechsel im Dezember 2006 in Wien Praterstern geändert. Auf Bahnsteigebene wurde im April 2007 der Vollbetrieb im neuen Bahnhof aufgenommen. Die Bahnsteige wurden deutlich verbreitert und auf 55 cm über Schienenoberkante angehoben, um den Fahrgästen ein bequemes Aus- und Einsteigen in die Züge zu ermöglichen. Für sehbehinderte Fahrgäste ist ein taktiles Blindenleitsystem vorgesehen. Im neuen Bahnhof wurden bzw. werden auf einer Fläche von rund 6.000 m² Handels- und Dienstleistungsbetriebe angesiedelt.
Die Bauarbeiten werden vor der Fußball-Europameisterschaft im Juni 2008 komplett fertiggestellt sein. Das Investitionsvolumen beträgt 39 Millionen Euro.
Nachnutzung des Frachtenbahnhofs
Für das von den ÖBB nicht mehr benötigte Gelände des Frachtenbahnhofs wird schrittweise die Umwandlung in einen neuen Stadtteil geplant. Der Teil an der Lassallestraße ist bereits seit den 1990er Jahren verbaut, hier sind fast ausschließlich Bürogebäude entstanden. Parallel zu diesen Blöcken soll ein weiterer Gebietsstreifen verbaut werden, sukzessive soll diese bebaute Zone dann nach Nordwesten erweitert werden; ein größerer Park ist geplant. Die Straßenbahnlinie O, die derzeit ihre nördliche Endstation auf dem Praterstern hat, soll in das Neubauareal verlängert werden. Der Bau des neuen Stadtviertels wird bis 2025 dauern.
Siehe auch
Literatur
- Wien Museum: Großer Bahnhof: Wien und die weite Welt. Czernin Verlag, Wien 2006. ISBN 3-7076-0212-5
- Manfred Schenekel: Versuch einer Sozialgeschichte des Wiener Nordbahnhofes in den Jahren 1938- 1945. Univ. Dipl. Arb. Wien 1993.
- Franz Haas: Der Wiener Nordbahnhof. Sutton Verlag, Erfurt 2006. ISBN 3-86680-036-3
- Alfred Horn: Eisenbahn Bilderalbum 6. Bohmann Verlag, Wien 2002, ISBN 3-901983-15-5
Weblinks
- Pläne des Nordbahnhofs in der Bauzeitung von 1870
- ÖBB-Bahnhofsoffensive Wien Nord auf Schiene
- Stadtentwicklung Wien: Nordbahnhof - weitere städtebauliche Entwicklung
- www.baudoku.at Multimediale Baudokumetation der Bahnhofsoffensive Wien
- Private Seite über den Baufortschritt
- Ziel2Wien - Bahnhöfe
- Wien bekommt acht neue Bahnhöfe - Artikel im Falter