Karl Borromäus
Karl Borromäus (italienisch Carlo Borromeo, * 2. Oktober 1538 bei Arona, † 3. November 1584 in Mailand) war ein Kardinal und ist ein Heiliger der katholischen Kirche. Er stammte aus dem italienischen Adelsgeschlecht der Borromeo.

Leben
Karl Borromäus wurde als Sohn des Giberto Borromeo, Graf von Arona, und der Margherita de' Medici in der Burg von Arona am Lago Maggiore geboren. Im Vorantreiben des Konzils von Trient spielte er eine wichtige Rolle. Als Neffe von Pius IV. war er Kardinalnepot; er gab jedoch freiwillig seinen privilegierten Platz an der Spitze des römischen Vatikans auf, um als Gegenreformator zu wirken. 1565 wurde er Erzbischof von Mailand. Das Erzbistum galt als heruntergekommen und wurde durch das Wirken des römischen Kardinals zu einer Vorzeigediözese. Bereits zuvor hatte er 1561 in der zum Erzbistum Mailand gehörigen Universitätsstadt Pavia das Studenteninternat Collegio Borromeo gegründet, um vor allem ärmeren Studenten zu helfen, die nicht über ausreichende Geldmittel für einen Studienaufenthalt in Pavia verfügten.
Karl Borromäus führte die Gegenreformation, unterstützt auch von der weltlichen Macht, in den Kampf gegen den Protestantismus. Er setzte sich vor allem für eine moralische Erneuerung der römisch-katholischen Kirche ein. 1579 gründete er zu diesem Zweck das Collegium Helveticum. Unter Borromäus als Inquisitor wurde die Protestantenverfolgung bis in die höchstgelegenen Orte des Engadins getragen.
Sein Vorgehen war selbst beim Klerus so verhasst, dass er 1569 beinahe Opfer eines Mordanschlages wurde, den vier Geistliche gegen ihn ausführten. In den Jahren der Pest 1576-1578 setzte er sich für umfangreiche Fürsorge ein, was seiner Gesundheit abträglich war. Bereits zu seinen Lebzeiten wurde er von seinen Anhängern glorifiziert. Er verkörperte wie wenige andere den Idealtypus des christlichen Kirchenfürsten. Karl Borromäus verstarb im Alter von 46 Jahren und wurde 1610 von Papst Paul V. heiliggesprochen.
Denkmäler
Auf Initiative seines Vetters Federico Borromeo wurde 1624 in seiner Geburtsstadt Arona mit der Errichtung einer 23 Meter hohe Kupfer-Kolossalstatue begonnen, die bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York die höchste von innen begehbare Statue war. Im Jahre 1697 wurde das Denkmal in Arona vollendet. Der Carlone, der „Riesenkarl“, wie er im Volksmund genannt wird, war ursprünglich in Marmor geplant, ausgeführt wurde die Kolossalstatue aber dann in Kupfer. Federico Borromeo war von dem Vorbild seines berühmten und um 26 Jahre älteren Cousins so beeindruckt, dass er ernsthaft erwog, die Ernennung zum Erzbischof von Mailand durch Papst Clemens VIII. abzulehnen.
Stendhal schrieb im Jahr 1800 über die Statue an seine Schwester: „Schweigend beherrscht diese Statue den See. Lange Zeit hatte sie nichts in ihrer Ruhe gestört, bis vor kurzem bei der Belagerung von Arona eine Kanonenkugel ihre Brust traf, glücklicherweise ohne sie zu beschädigen. Niemals habe ich ein schöneres Bild gesehen.“
In Wien errichtete Kaiser Karl VI. nach dem Pestjahr 1713 ihm zu Ehren die Karlskirche.
1908 bis 1910 wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof nach Entwürfen von Max Hegele, einem Schüler Otto Wagners die Friedhofskirche zum heiligen Karl Borromäus erbaut.
Die so genannte Borromäus-Enzyklika, die 1910 von Papst Pius X. anlässlich des 300. Jahrestags der Heiligsprechung Borromäus’ veröffentlicht wurde, sorgte für Proteste, da der Papst darin die Reformation, gegen die Borromäus angekämpft hatte, als „Rebellion und Perversion des Glaubens“ bezeichnete.
Nach ihm benannt ist auch das Collegium Borromaeum, das Priesterseminar der Erzdiözese Freiburg und das Priesterseminar Borromaeum des Bistums Münster.
Weiters ist in Salzburg nach ihm das so genannte kleine Seminar (Erzbischöfliche Privatgymnasium) der Erzdiözese Salzburg, das Borromäum benannt.
Bildergalerie
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Kolossalstatue bei Arona
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Reliquienkreuz des Hl. Borromäus im Kloster Grafschaft
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Studenteninternat Collegio Borromeo in Pavia
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Karl Borromäus in der in der Wiener Karlskirche (Johann Michael Rottmayr)
Siehe auch
Literatur
- Giuseppe Alberigo: Karl Borromäus: Geschichtliche Sensibilität und pastorales Engagement., 1995, Aschendorff, ISBN 3402029766
- Hedwig Bach: Karl Borromäus: Leitbild für die Reform der Kirche nach dem Konzil von Trient., 1985, Wienand, ISBN 3879091358
- Benrath: Borromäus, Karl. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 333–336.
Weblinks
- Vorlage:PND
- Karl Borromäus. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- {{{Autor}}}: Karl Borromäus. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Website der Karlskirche Volders in Tirol
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- Birgit Heß-Kickert: Architekturtheorie der italienischen Renaissance. Die Instructiones fabricae et supellectilis ecclesiasticae des Carlo Borromeo. Saarbrücken, 1999
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Filippo II. Archinti | Erzbischof von Mailand 1560-1584 | Gaspare Visconti |
Personendaten | |
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NAME | Borromäus, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Borromeo, Carlo |
KURZBESCHREIBUNG | Heiliger der katholischen Kirche |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1538 |
GEBURTSORT | bei Arona |
STERBEDATUM | 3. November 1584 |
STERBEORT | Mailand |