Hoover-Ungleichverteilung

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Die Hoover-Ungleichverteilung ist der direkteste und einfachste aller Ungleichverteilungkoeffizienten. Er ist „direkt“, weil er zum Beispiel bei einer Ungleichverteilung von Geld einfach den Anteil des gesamten Geldes beschreibt, der bewegt werden müsste, um aus einer Ungleichverteilung eine Gleichverteilung zu machen. Andere Bezeichnungen für die Hoover-Ungleichverteilung sind „Hoover-Koeffizient“, „Hoover-Index“, „Balassa-Hover-Index“, „Hoover concentration index“, „Segregations- und Dissimilaritätsindex“ oder sogar „Robin Hood Index“.

Rechenbeispiel

Die Hoover-Ungleichverteilung lässt sich - wie der Gini-Koeffizient - für Einkommensverteilungen, für Vermögensverteilungen und andere Verteilungen berechnen. Wie man die Hoover-Ungleichverteilung berechnet, zeigt das folgende Beispiel anhand der Verteilung eines „Gesamtvermögens“ von etwa 10 Billionen Deutschen Mark in Deutschland (1995)[1]:

50 Prozent der Bevölkerung (A1) besaß  2,5 Prozent des Vermögens (E1).
40 Prozent der Bevölkerung (A2) besaß 47,5 Prozent des Vermögens (E2).
 9 Prozent der Bevölkerung (A3) besaß 27,0 Prozent des Vermögens (E3).
 1 Prozent der Bevölkerung (A4) besaß 23,0 Prozent des Vermögens (E4).

In einem ersten Schritt werden die Daten „normalisiert“ dargestellt (Egesamt=Agesamt=1):

A1 = 0,50     E1 = 0,025
A2 = 0,40     E2 = 0,475
A3 = 0,09     E3 = 0,270
A4 = 0,01     E4 = 0,230

Im zweiten Schritt werden die absoluten Differenzen aufsummiert:

abs(E1 - A1) = 0,475
abs(E2 - A2) = 0,075
abs(E3 - A3) = 0,180
abs(E4 - A4) = 0,220
       Summe = 0,950

Die Hälfte der Summe ist die Hoover Ungleichverteilung:

Hoover Ungleichverteilung: Summe/2 = 0,475 = 47,5%

Andere Ungleichverteilungsmaße „interpretieren“ Ungleichverteilungen. Ein Beispiel sind einige Entropiemaße (z.B. nach Theil, Atkinson, Kullback und Leibler usw.), die Bezug zu Gleichverteilungen von Zustandsgrößen in der statistischen Physik nehmen. Der Hoover-Koeffizient ist dagegen sehr einfach zu verstehen und zu berechnen. Er beschreibt direkt den Anteil einer ungleichverteilten Ressource, der umverteilt werden müsste, sollte eine Gleichverteilung dieser Ressource erzielt werden. Im Beispiel hätten also 47,5% des Vermögens umverteilt werden müssen, wenn Alle gleich viel hätten besitzen sollen. (Die Ungleichverteilung innerhalb der vier Quantile wäre dabei allerdings unberücksichtigt geblieben.)

Der Wertebereich dieses relativen Ungleichsverteilungsmaßes liegt zwischen 0 und 1 (bzw. zwischen 0% und 100%). Die Hoover-Ungleichverteilung gehört in die Gruppe der Konzentrationsmaße.

Formel

Die vollständige Formel der Hoover-Ungleichverteilung lautet:

 

In der Formel wird eine Notation[2] verwendet, in der die Anzahl   der Quantile in den Formeln nur als obere Grenze der Summenbildung erscheint. Damit können auch Ungleichverteilungen berechnet werden, bei denen die Quantile eine unterschiedliche Breite   haben:   sei das Einkommen im i-ten Quantil und   sei die Anzahl (oder der prozentuale Anteil) der Einkommensbezieher im i-ten Quantil.   sei die Summe der Einkommen aller N Quantile und   sei die Summe der Einkommensbezieher aller N Quantile (oder 100%). (Natürlich sind auch andere Zuordnungen möglich: Beispielsweise kann   auch Vermögen repräsentieren. Oder   steht für eine Art von Molekülen in einem Gemisch und   für eine andere Art von Molekülen.)

Zum Vergleich[3] betrachte man den symmetrierten Theil-Index  :

 

Quellen

  1. SPD-Bundestagsfraktion, Bundestagsdrucksache 13/7828
  2. Die Notation mit E und A folgt der Notation einer kleinen Formelsammlung von Lionnel Maugis: Inequality Measures (png) in Mathematical Programming for the Air Traffic Flow Management Problem with En-Route Capacities (für IFORS 96), 1996
  3. Die Hoover-Ungleichverteilung ist mit dem symmetrierten Theil-Index verwandt: Der symmetrierte Theil-Index ist die nicht-interpretative Ungleichverteilung gewichtet mit dem Informationsgehalt dieser Ungleichverteilung. Die Hoover-Ungleichverteilung ist eine reine nicht-interpretative Ungleichverteilung.

Literatur

  • Edgar Malone HOOVER jr.: The Measurement of Industrial Localization, Review of Economics and Statistics, 1936, Vol. 18, No. 162-171
  • Edgar Malone HOOVER jr.: An Introduction to Regional Economics, 1984, ISBN 0075544407
  • Philip B. COULTER: Measuring Inequality, 1989, ISBN 0-8133-7726-9 (In diesem Buch werden etwa 50 Ungleichverteilungsmaße beschrieben.)