Der Freiaplatz im Berliner Bezirk Lichtenberg ist eine mit vielen alten Bäumen bestandene Grünanlage, die durch die Siegfriedstraße, Freiastraße, Wotanstraße und Rüdigerstraße begrenzt wird und seit etwa 1900 besteht.


1900 bis 1945
Der Platz ist circa 1,3 ha groß und war wegen der Brand- und Sicherheitsschutzbestimmungen bei der Wohnbebauung, die hier zwischen 1896 und 1930 erfolgte, frei zu halten. Auf Beschluss der Berliner Stadtverordnetenversammlung wurden bald aus diesen einfachen Freiflächen durch Bepflanzung vor allem mit Laubgehölzen wie Kastanien, Eichen, Linden, Ahorn und Buschwerk oder durch Einbindung von Denkmälern bzw. Springbrunnen sogenannte Schmuckplätze. Die hier behandelte Freifläche wurde nun zu einem Viertel als Kinderspielplatz geplant und mittels Hecken und niedrigen eisernen Zäunen abgeteilt. Der Name des Platzes taucht erstmalig 1910 auf, damals noch als Freyaplatz geschrieben.
Als Namensgeberin des Platzes diente die nordische Göttin Freya [1], womit sich der Name des Platzes in die umgebenden Straßennamen einfügt: Sie stammen alle aus der Nibelungensage, die dem Komponisten Richard Wagner als Vorlage für verschiedene Opern diente; das gesamte Wohngebiet hieß bei den Anwohnern deshalb auch Wagner-Viertel.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde durch die deutsche Wehrmacht am Freiaplatz eine Panzersperre errichtet, die das Vordringen der sowjetischen Einheiten aufhalten sollte, wie folgender Zeitzeugenbericht vom 24. April 1945 zeigt: … Um 10 Uhr vormittags wird das MPi-Feuer stärker. Vom Dach unseres Hauses sehen wir, von der Siegfriedstraße kommend, sowjetische MPi-Schützen. Aufrecht gehend arbeiten sie sich entlang der Häuser vor. Die Panzersperre am Freya umgehen sie. Mir wird ganz sonderbar vor Freude… [2]
1945 bis ca. 1974
Der Spielplatz enthielt Buddelkästen und zwei etwa 5 m hohe metallene Kletterstangen. Ein anderes Viertel des Parks war Treff der Rentner und Hausfrauen: um die Bäume herum standen hölzerne Bänke, teilweise gab es darüber auch Schilfdächer. Die verbleibende Hälfte des Platzes war ein Rechteck mit einer Rasenfläche und Blumenbeeten, der herumführende Weg ebenfalls mit Sitzbänken zum Verweilen einladend. Auch ein paar kleinere stabile Kunstwerke wurden aufgestellt, wie die in dem Bild gezeigte Gussplastik. Diese fand nach dem Umbau des Freiaplatzes und der Bebauung zwischen der Rüdigerstraße und der Gotlindestraße durch Beseitigung der dort vorhanden gewesenen Kleingartenanlage einen neuen Platz auf der freien Rasenfläche vor der damaligen Josef-Orlopp-Schule, wie das links eingestellte Bild aus dem Jahr 2005 beweist.
1975 bis 1994
In diesem Zeitraum wurden die Kinderspielplätze umgestaltet, vor allem baute man die Kletterstangen ab. Zu den Sandkästen kamen Wippen und Schaukeln hinzu. Der „Seniorentreff“ wurde ebenfalls verändert: Die Schilfdächer mussten entfernt werden, an den Ecken stellte man Tische aus Beton und rundherum fest montierte steinerne Bänke und Hocker auf, hier trafen sich nun an Sommerabenden Dominospieler, Skatspieler, Biertrinker. Der Weg zwischen Freia- und Rüdigerstraße wurde mit Gehwegplatten belegt.
Schräg über die bisherige Rasenfläche wurde ein Weg angelegt, an welchem 1986 die Skulptur „Mutter mit Kind“ aufgestellt wurde, 1979/1980 von der Bildhauerin Sabina Grzimek gestaltet und der Widerstandskämpferin Liselotte Herrmann gewidmet. [3]
Nach 1995
Die kleinen Figuren am Rande der Rasenflächen wurden umgesetzt, die Wege wurden schmaler, zwei Spielplätze neu angelegt, die für unterschiedliche Altersgruppen bestimmt sind: ein Sandspielplatz mit Holzbrücke und ein Ballspielplatz. Neue Rasenflächen sowie neu gepflanzte Hecken und zahlreiche neue Bänke vervollständigen diese letzte vom Bezirksamt Lichtenberg veranlasste Änderung. Am Ende der großen Rasenfläche lädt eine metallene Pergola zum Verweilen und „Luft tanken“ ein. Die Umgestaltung kostete 910.000 DM. [4]
Randbebauung um den Freiaplatz
Hervorhebenswert sind hier besonders die denkmalgeschützten Häuser in der Rüdigerstraße 39–42a, direkt an der Südseite des Platzes, die zwischen 1938 und 1940 errichtet wurden. Der U-förmige Trakt beginnt in der Wotanstraße 7 & 7a und endet in der Siegfriedstraße 199. Die Wohnbauten sind durch klinkergerahmte Hauseingänge mit figürlichem Schmuck über den Eingängen und seitlich vorspringende Treppenfenster gestaltet. [5]
Durch die „Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Postheimstätte eG“ wurde 1927 eine Wohnanlage im Straßenbereich Rüdigerstraße/Wotanstraße (am westlichen Rand des Freiaplatzes) mit 89 Wohnungen mit 2- bzw. 2 1/2-Zimmerwohnungen mit Küche und Bad, einem kleinen Stück Gartenland auf der Hofseite sowie einem Ladengeschäft realisiert. [6]
Im Osten des Platzes, an der Siegfriedstraße, fallen zwei orange/gelb geputzte Häuserblöcke auf. Dies sind durch die Architekten Grisebach & Rehmann für die „Gemeinnützige Heimstättengesellschaft der Berliner Straßenbahn GmbH“ BVG in den 1930er Jahren gebaute Werkwohnungen. [5] Sie waren den Straßenbahnern des nahegelegenen Betriebshofes in der Siegfriedstraße vorbehalten; der nördliche Block wurde bereits mit Zentralheizungen versehen. Beide Blöcke bilden je einen großen begrünten Innenhof, dessen Fläche etwa halb so groß wie die des Freiaplatzes ist. Diese Höfe sind in der Gartendenkmalliste der Stadt Berlin enthalten. Die Hofgestaltung, im ersten Hof mit einer Springbrunnenschale aus Metallguss auf einem achteckigen dreistufigen Treppenpodest, an deren Rändern sich acht nackte Kinder vergnügen, stammt von dem Gartenarchitekten Albert Brodersen. Die BVG-Blöcke stehen unter Denkmalschutz. [7]
In der Freiastraße, nördlich des Platzes, schließt sich ein Häuserkarree an, das ebenfalls einen großen grünen Hof umgibt, in dessen Mitte ein mit Pappeln bestandener Hügel sowie Buschwerk und Bänke zum Nachbarschaftstreff einladen. Ein Haus dieses Gebäudeblockes (Hausnummer 8c) war infolge von Bombenabwürfen am Ende des Zweiten Weltkrieges vollständig zerstört und wurde um 1954 originalgetreu wieder aufgebaut. Das Häuserkarree steht auch unter Denkmalschutz. [8]
In der Wotanstraße Nummer 7 befindet sich seit etwa 1973 eine Gedenktafel für den antifaschistischen Widerstandskämpfer Erich Rohde, der hier gewohnt hat.
Bis etwa 1960 gab es an mehreren Ecken der Randbebauung kleine Geschäfte: einen Seifenwarenladen, einen Milchladen, eine Bäckerei, auch eine Kiezkneipe. Bis heute haben davon die Bäckerei und das Bierlokal überlebt.
Quellen
- ↑ Namenserläuterung bei Luise-Berlin
- ↑ Militärgeschichtliche Skizzen, Berlin Frühjahr 1945, Militärverlag der DDR, 1985, Seite 45]
- ↑ bildhauerei-in-berlin.de: „Mutter mit Kind“, Sabina Grzimek
- ↑ Eine neue grüne Insel mit Hängebrücke - Freiaplatz an der Siegfriedstraße wurde umgestaltet, Berliner Zeitung vom 21. August 1995
- ↑ a b Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR, Band II, Seiten 192/193
- ↑ http://www.postheimstaette.de/Pages/Geschichte.html
- ↑ Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste: BVG-Blöcke
- ↑ Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste: Häuserblöcke Wotanstraße/Gotlindestraße/Siegfriedstraße/Freiastraße