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Benutzer:HerbertErwin/Projekt

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Die Weltgeschichte

Die höchste Stufe des objektiven Geistes stellt nicht der Staat, sondern die Weltgeschichte dar. Sie ist „die geistige Wirklichkeit in ihrem ganzen Umfange von Innerlichkeit und Äußerlichkeit“ (R 503).

Die Weltgeschichte ist der Prozess des Aufkommens und des Untergangs einzelner Staaten, in dem der allgemeine Geist als „Weltgeist“ (R 508) die endlichen Gestalten des subjektiven und objektiven Geistes als Werkzeuge seiner eigenen Verwirklichung benutzt. Diesen Prozess bezeichnet Hegel als das „Weltgericht“ ( R 503), das das höchste und absolute Recht darstellt.

In der Weltgeschichte verwirklicht der Geist seinen Endzweck - die endgültige Versöhnung von Natur und Geist (VPhW 12, 56) [1]. Sie ist der Prozess der Selbstoffenbarung des Absoluten in der Welt des objektiven Geistes:

Der denkende Geist der Weltgeschichte aber, indem er zugleich jene Beschränktheiten der besonderen Volksgeister und seine eigene Weltlichkeit abstreift, erfaßt seine konkrete Allgemeinheit und erhebt sich zum Wissen des absoluten Geistes, als der ewig wirklichen Wahrheit, in welcher die wissende Vernunft frei für sich ist und die Notwendigkeit, Natur und Geschichte nur seiner Offenbarung dienend und Gefäße seiner Ehre sind (E III 353).

Zur Weltgeschichte gehört für Hegel nur dasjenige, was eine notwendige Stufe im Prozess der Selbstbefreiung des Geistes darstellt; die besonderen Geschichten der Individuen und Völker, als Gestalten des endlichen Geistes, haben keine philosophische Bedeutung, weil sie in hohem Maße durch Schicksal und Zufall bestimmt sind.

Die großen Ereignisse und Entwicklungslinien der Weltgeschichte können nur im Lichte der Idee der Freiheit verstanden werden. Die wesentlichen Merkmale des Geistes einer bestimmten Epoche oder Periode offenbaren sich in den großen Ereignissen, die wichtige Fortschritte hinsichtlich der größeren Freiheitsentfaltung der Völker darstellen.

Hegel unterscheidet vier Reiche oder Welten, welche aufeinander folgen wie die Lebensperioden eines Menschen. Die orientalische Welt wird verglichen mit dem Kindes- und Knabenalter, die griechische mit der Jünglingszeit, die römische mit dem Mannes- und die germanische – womit Westeuropa gemeint ist - mit dem Greisenalter.

Europa selbst hat wiederum drei Teile: das Gebiet um das Mittelmeer, das seine Jugend darstellt; das Herz mit Frankreich, England und Deutschland als die wichtigsten weltgeschichtlichen Staaten und das nordöstliche Europa, das sich erst spät entwickelt und noch stark mit dem prähistorischen Asien verbunden ist.

Die Geschichte eines Volkes kennt meistens drei verschiedene Perioden:

  1. die Periode des „Hervorbringens“. In ihr lebt „ein Volk für sein Werk“ und bringt das hervor, „was sein inneres Prinzip ist“ (VPhW 12, 45). Es ist eine Periode von großer Tätigkeit, ohne Zwiespalt, in der die Individuen ganz im gemeinschaftlichen Werk aufgehen.
  2. die Periode, wo „der Geist hat, was er will“ und „seine Tätigkeit nicht mehr braucht“ (VPhW 12, 46). Das Volk lebt hier „im Übergang des Mannesalters zu seinem Greisenalter, im Genusse des Erreichten [...] in der Gewohnheit seines Seins" (VPhW 12, 46). Das unveränderte Weiterleben eines Volkes in dieser Periode der bedürfnislosen Fortsetzung der Gewohnheit kommt einem „natürlichen Tod“ gleich.
  3. die Periode der „Reflexion“ und „Subjektivität“ (VPhW 12, 50f.). Sie wird von Völkern mit einer weltgeschichtlichen Rolle durchlebt. Die bestehenden Tugend- und Moralvorstellungen werden in Frage gestellt; es wird nach allgemein gültigen Begründungen für sie gesucht. Es ist die Zeit des Aufblühens von Wissenschaft und Philosophie. Diese Suche nach ideeller Befriedigung ist „der Weg, auf welchem aus dem Tiefsten heraus der Volksgeist sich den Untergang bereitet" (VPhW 12, 51).

Ein Volk kann nur einmal in der Weltgeschichte Epoche machen, weil es nur einmal diese dritte Periode durchlaufen kann. Die höhere Stufe, welche danach folgt, ist „wieder ein Natürliches, erscheint so als ein neues Volk" (VPhW 12, 55).

Quellen

  1. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Weltgeschichte, Ausgabe Felix Meiner (blaue Reihe)