Ruhrdeutsch

mündlicher Sprachgebrauch im Ruhrgebiet
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Ruhrdeutsch, die Sprache des Ruhrgebietes, ist ein seit dem 19. Jahrhundert entstandene Varietät des Hochdeutschen, der im Vokabularium wie in der Grammatik noch zahlreiche Anleihen an die alte Niederdeutsche Sprache der Ruhrregion zeigt. In sehr geringem Maße sind auch Einflüsse des Jiddischen und des Polnischen spürbar.

Charakteristik

Die charakteristische Ruhrsprache entwickelte sich vor allem als Sprache der Bergleute und Industriearbeiter. Sie entstand im 19. Jahrhundert als Form des Hochdeutschen mit starken niederdeutschen Elementen. In einzelnen Worten hat auch die Sprache meist polnischer Zuwanderer Eingang in die Mundart gefunden. Typisch für das Ruhrdeutsch sind niederdeutsche Diminutive mit -ken statt -chen, z. B. Käffken für eine Tasse Kaffee. Ebenso wird das Verb tun in, gegenüber der Standardsprache, ungewöhnlicher Form verwendet, und die Unterscheidung zwischen Dativ und Akkusativ verschwindet. Schenkst du mir noch eine Tasse Kaffee ein heißt im Ruhrdeutschen dann Tu mich ma noch 'n Tässken Kaffee. Tun leitet sich hier her vom Niederdeutschen doon = geben.

Bekannte Sprecher

Die Inkarnation der Ruhrdeutsch sprechenden Frau ist Tana Schanzara, eine beliebte Volks- und Theaterschauspielerin. Ebenfalls war die Journalistin Elke Heidenreich in ihrer Rolle als "Else Stratmann, – Metzgasgattin aus Wanne-Eickel" berühmt, die sie in Radiospots darstellte und auch in Büchern verewigt hat. Bei den Männern war Jürgen von Manger, ein Kabarettist, mit seiner Rolle Adolf Tegtmeier wohl der bekannteste. Doch war seine Sprachaneignung vielfach unnatürlich überzogen. Medial verkörperte auch der gebürtige Essener Diether Krebs humorvoll den Dialekt. Heute ist Herbert Knebel mit seinem Affentheater in Essener Mundart erfolgreich, pointiert, dabei natürlich gesprochen.

Historische Entwicklung

Wie das Westfälische Platt des östlichen Ruhrgebiets dem Hochdeutschen mit niederdeutschem Substrat wich, so ist auch die Niederdeutsch-Niederrheinische Mundart des westlichen (Rheinischen) Ruhrgebiets (Mülheim an der Ruhr, Duisburg, Oberhausen) im vergangenen Jahrhundert nahezu vollständig durch eine niederrheinisch beeinflusste Form des Ruhrdeutschen ersetzt worden, welche ähnlich, als Rheinische Mundart ausgeprägt, im Düsseldorfer Norden gesprochen wird. Der Übergang vom westfälisch intonierten Ruhrdeutsch des Dortmunder Raumes zu den rheinischen Formen des westlichen Ruhrgebiets ist fließend.