Absurd ist eine deutsche Pagan-Metal-Band im Spektrum des NSBM. Sie wurde 1992 als Black-Metal-Band in Sondershausen unter der Verwendung von Pseudonymen von Hendrik Möbus, Sebastian Schauseil und Udo H., der später durch Andreas Kirchner ersetzt wurde, gegründet.
Absurd | |
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Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Black Metal, jetzt Pagan Metal |
Gründung | 1992 |
Aktuelle Besetzung | |
Wolf (Ronald Wolf [1] Möbus) | |
Unhold (Sven Zimper) | |
Ehemalige Mitglieder | |
Schlagzeug |
Randall Flagg, Jarl Flagg Nidhögg, JFN (Hendrik Möbus) |
Gesang, E-Gitarre, (E-Bass: nur „Asgardsrei“) |
Dark Mark Doom (Sebastian Schauseil) |
E-Bass |
Chuck Daniels (Andreas Kirchner) |
E-Gitarre |
Damien Thorn (Udo H.) |
Tormentor | |
Gesang |
Ragnare |
Die Texte der Band beinhalten nationalsozialistische, antisemitische, neuheidnische sowie anti-christliche Themen und wurden in der Frühzeit ausschließlich von Sebastian Schauseil verfasst. Hendrik Möbus begann erst nach Schauseils Austritt vereinzelt Texte für die Band zu schreiben, von ihm stammen die Texte zu "Sonnenritter", "Asatr'U", "Der Grosse Tod", " sowie "Die Freiheitskämpfer". Schauseil hat jedoch textlich noch an dem Album Totenlieder mitgearbeitet, obwohl er nicht mehr bei Absurd dabei war.
Geschichte
Der Sondershausen-Mord
→ Hauptartikel Mordfall von Sondershausen
Bekannt geworden ist die Band durch den Mord an dem fünfzehnjährigen Sandro Beyer am 29. April 1993. Die drei damals siebzehnjährigen Bandmitglieder Sebastian Schauseil, Hendrik Möbus und Andreas Kirchner lockten Beyer unter einem Vorwand zu einem Treffen und erdrosselten ihn dort gemeinschaftlich mit einem Stromkabel. Anschließend verscharrten sie ihr Opfer in einem Erdloch.
Die Täter bezeichneten sich als Satanisten. Sebastian Schauseil und Hendrik Möbus wurden als Haupttäter wegen gemeinschaftlich geplanten Mordes, Freiheitsberaubung und Nötigung vom Landgericht Mühlhausen am 09. Februar 1994 zu einer achtjährigen, Andreas Kirchner als Mittäter zu einer sechsjährigen Jugendstrafe verurteilt [2]. In zahlreichen Medienberichten wurde die Tat als „Satansmord“ bezeichnet, obwohl sie nach Aussagen der Täter in keinem satanistischen Kontext stand. Der urteilende Richter hingegen betonte in seiner Urteilsbegründung den satanistischen Zusammenhang:
„Wir sind davon überzeugt, dass die Tat ohne diesen Hintergrund nicht möglich gewesen wäre. Ganz egal, aus welchen Motiven Sie sich damit beschäftigten, Sie haben die Achtung vor dem Menschen, vor seiner Würde verloren.“
In der Phoenix-Dokumentation „Der Satansmord: Tod eines Schülers“ präzisierte Schuppner acht Jahre später seine Aussage:
„Es war in gewisser Hinsicht ein Satansmord aufgrund dieses Hintergrundes, aber die Ausführung der Tat hatte nicht das geringste mit einem Ritual oder mit einer satanistischen Tat zu tun. […] Es fehlt jeder rituelle Hintergrund, es fehlt die Vorbereitung, es fehlt die Ausstaffierung …“
Im Gefängnis konnten die Täter die Band, welche in Teilen der rechtsextremen Szene zu Kultstatus gelangt war, unter dem Namen „In Ketten“ weiterführen. Die zu dieser Zeit aufgenommene und veröffentlichte Kassette „Thuringian Pagan Madness“ zeigt auf dem Cover das Grab des ermordeten Sandro Beyer mit dem Zusatz: „The cover shows the grave of Sandro B. murdered by horde ABSURD on 29.04.93 AB.“ auf der Innenseite. Am 27. September 2007 wurde eine CD-R-Raubkopie, die fälschlicherweise „Black Sun Productions“ aus den USA zugeschrieben wird, von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien indiziert [5]. Am 30. Oktober 2007 erfolgte wiederum die Streichung dieses Tonträgers aus der Liste jugendgefährdender Medien [6]. Noch im Gefängnis wurde das Debütalbum Facta Loquuntur, sowie diverse EPs und Split-Veröffentlichungen eingespielt und über diverse Label, u. a. No Colours Records veröffentlicht.[7]
Aus ihren Jugendstrafen wurden die Bandmitglieder 1998 auf Bewährung entlassen. Da Hendrik Möbus bereits kurze Zeit später gegen die Bewährungsauflagen verstieß, indem er bei einem Konzert der Band den Hitlergruß zeigte und sein Opfer als „Volksschädling“ verhöhnte, wurde seine Bewährung widerrufen[8] Er konnte in die USA flüchten und bei dem befreundeten Neonazi und Gründer der „National Alliance“ William Pierce untertauchen, wurde dort aber bald von dem United States Marshals Service aufgegriffen. 2001 kam Möbus nach gescheitertem Asylantrag in den USA zum Absitzen seiner dreijährigen Reststrafe erneut in ein deutsches Gefängnis. Wegen Verhöhnung seines Opfers und Zeigen des Hitlergrußes wurde er erneut zu zwei weiteren Haftstrafen von anderthalb Jahren und acht Monaten verurteilt. Am 15. Mai 2003 wurde Hendrik Möbus wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen sowie Volksverhetzung vom Landgericht Erfurt zu einer vierjährigen Haftstrafe, sein Bruder Ronald Möbus zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt [9]. Im Frühjahr 2007 wurde er aus der Haft entlassen.
Weiterer Werdegang
Seit 1999 existiert die Band in häufig wechselnden Besetzungen und weitgehend ohne Beteiligung der Gründungsmitglieder. Kopf der Band ist seit 2000/2001 Ronald Wolf Möbus, der ältere Bruder Hendriks. Unterstützt wird er durch Sven Zimper von der Band „Luror“, welcher das Schlagzeug sowie die Gitarre einspielt. Die neueren Veröffentlichungen enthalten keine offensichtlich nationalsozialistischen Texte mehr, sondern besingen heidnisches und anti-christliches Gedankengut.
Die Möbus-Brüder betrieben gegen Ende der Neunziger auch das Plattenlabel „Darker Than Black“, das zum Teil offen rechtsextrem auftrat. Nach sechs veröffentlichten CDs beendete im Oktober 1999 eine Hausdurchsuchung mit anschließender Beschlagnahmung des Dezernat Staatsschutz des Thüringer Landeskriminalamt weitere Aktivitäten. Im Juli 2007 nahm das Label erneut seine Aktivitäten auf, wieder liegt der Schwerpunkt auf der Produktion von Tonträgern von NSBM-Bands, die unter anderem über den neuen Online-Versand „Merchant of Death“ vertrieben werden.
Ronald Wolf Möbus betrieb das Label Nebelklang, auf dem neben den jeweils aktuellen Absurd-Alben auch andere CDs von Bands, die zum Teil dem neonazistischen Black/Pagan Metal-Spektrum entstammen, veröffentlicht werden.[10] Laut Möbus handelt es sich hierbei um keinen Nachfolger des Labels „Darker Than Black“.[11]
Sebastian Schauseil war bis 2006 Mitglied bei der Neofolk-/Metal-Band Halgadom des Rechtsaktivisten Frank Krämer. Außerdem spielt er zusammen mit unter anderem Sven Zimper in der Black-Metal-Band „Wolfsmond“ sowie in seiner zusammen mit seiner Ehefrau gegründeten Neofolk-Band „In Acht und Bann“.
Andreas Kirchner ist seit seiner Haftstrafe weder im Black-Metal-Bereich noch in der rechtsextremen Szene in Erscheinung getreten.
Stil
Aufgrund ihrer Selbstdarstellung wird die Band dem Black Metal zugeordnet, was musikalisch jedoch bei den Frühwerken unzutreffend ist. So hatte Hendrik Möbus in einem Interview mit der Schülerzeitung des Professor-Irmisch-Gymnasiums gesagt: „Wir spielen den härtesten, rauesten und genialsten Black Metal in ganz Deutschland.“[12] Hendrik Möbus erklärte im Gespräch mit Michael Moynihan, ihr Musikstil sei anfangs in Grundzügen vom Oi! und R.A.C. beeinflusst worden. Zu den musikalischen Vorbildern zählten Bands wie Der Fluch, Mercyful Fate, Manowar und Danzig. Diese Vorbilder sind bis auf Der Fluch in ihren frühen Werken allerdings nicht bzw. kaum herauszuhören [13]. Über das zweite Demo „Death from the Forest“ schrieben andere Autoren:
„[D]ie Musik hatte weder etwas mit dem Black Metal der 1980er Jahre noch mit dem der norwegischen Bands gemeinsam. Vielmehr glich sie einer Mischung aus primitivem Hardrock mit einigen Punk Elementen. Aufgrund des offensichtlichen musikalischen Dilettantismus wurde die Band lange Zeit von den meisten Black-Metal-Fans eher belächelt.“
In einer Kleinanzeige im Magazin Sub Line wurde dieses Demo als „unheiliger, harter Gitarrenrock, wild und ungestüm; für all die schwarzen Seelen dort draußen“ bezeichnet. Eine weitere Besprechung dieses Demos kategorisiert es als „essentially crappy punk rock/RAC“ und spricht dem Demo von 1995 „Thuringian Pagan Madness“ Einflüsse des Black Metal zu.[14]
In einem Interview, in dem der Band eine Entwicklung von primitivem Oi! with Black-Metal-Elementen und antichristlichen Texten zu atmosphärischem NSBM with RAC- und Folk-Elementen zugesprochen wird, bestätigte auch Ronald Möbus den Oi!-Einfluss in den frühen Werken.[11]
Das Mini-Album Asgardsrei wird von Hendrik Möbus als erstes „ganzheitliches“ Werk angesehen, das auch vom Konzept und Layout „aufeinander abgestimmt“ wurde. Für ihn bedeutet das Werk die Abkehr vom musikalischen Dilettantismus der ersten Veröffentlichungen. Zur Popularität von Absurd trug außerdem der „Mitsing-Effekt“ bei. [15]
Die Alben nach „Wehrwolfthron“ orientieren sich am Pagan Metal. Die Texten orientieren sich dementsprechend an heidnischen und mythologischen Themen und weisen seit 2001 keine offen neonazistischen Bezüge oder Aussagen mehr auf. Eine laut Ronald Möbus bewusste Entscheidung, da die Band auf Grund ihrer Vergangenheit schon „genug Ärger mit der Polizei gehabt hätte“. Darum müsse sich die Band nun „etwas weniger deutlich ausdrücken“: „Wenn du definitv ein Hakenkreuz auf einer CD brauchst, können wir deine Bedürfnisse nicht mehr befriedigen.“ [16] Laut Möbus sollte Asgardsrei das „politischste Album von Absurd [sein], und das ist es auch weiterhin.“ [17]
Sänger Ronald Möbus äußerte in einem Interview, „Totenlieder“ gefalle ihm von den bis dahin veröffentlichten am besten:
„Facta Loquuntur war eine Zusammenstückelung aus fünf sehr verschiedenen Aufnahmesessions, Asgardsrei litt unter einem total vermurksten Endmix, bei Werwolfthron war zuwenig Zeit und zuviel Whisky im Spiel, und die Split mit Pantheon war in dem Sinne ja gar kein reguläres Album, sondern eine Jubiläumsmischung aus neuen Liedern und Neuaufnahmen alter Lieder, von daher finde ich Totenlieder bisher am besten, da es ein Album (fast) wie aus einem Guss ist.“
Bedeutung
In der NSBM-Szene hat die Band Kultstatus, was sich auch daran zeigt, dass eine Vielzahl von Coverversionen und Tribute-Alben durch ähnliche oder befreundete Bands existieren, wie z. B. Nordglanz, Totenburg oder Leichenzug.
Aufgrund ihrer Gesinnung wird die Band von den meisten etablierten Metal-Magazinen wie Metal Hammer, Rock Hard oder Legacy boykottiert, ebenso weigert sich ein Großteil an Labels und Vertrieben, Veröffentlichungen von Absurd zu vertreiben. Prophecy Productions verzichtete darauf, einen Song der Band auf der Doppel-CD „Lords of Chaos“ zu veröffentlichen, weil man befürchtete, dass das Projekt dadurch gefährdet würde. [18]
Bandlogo
Das Bandlogo stellte den stilistisch verzerrten Namen Absurd dar, unterhalb des B und S war auf den Veröffentlichungen bis einschließlich „Facta Loquuntur“ ein in einen Kreis gefasster Drudenfuß zu sehen, der senkrechte Balken des R war zu einem auf dem Kopf stehenden Kreuz gestaltet. Seit 1999 wurde dieses Kreuz durch einen Mjölnir ersetzt, aus dem Drudenfuß wurde eine Swastika mit abgerundeten Balken, welches nach 2001 zu einem Radkreuz geschlossen wurde.
Das Logo variiert bei den Veröffentlichungen geringfügig. So ist z. B. der Mjölnir auf Totenlieder nicht mit Verzierungen ausgestattet und bei Blutgericht das Radkreuz nicht mit dem Schriftzug verbunden. Auf Grimmige Volksmusik ist das übliche Logo nur auf der CD selbst abgedruckt, das Cover zeigt ein Logo bei dem das Radkreuz fehlt und der Mjölnir beim "A" hängt. Bei "Der Fünfzehnjährige Krieg" hingegen sind nur die Buchstaben ohne Verzierungen auf dem Cover zu sehen.
Diskografie
Demos
- 1992 God’s Death (Promo/MC)
- 1993 God’s Death/Sadness (Eigenproduktion/MC)
- 1993 Death from the Forest (Eigenproduktion/MC)
- 1994 Out of the Dungeon (Eigenproduktion/MC)
- 1995 Thuringian Pagan Madness (MC/EP)
- 1999 Sonnenritter (Promo) (MC)
Alben
- 1996 Facta Loquuntur (CD/LP/PicLP)
- 2001 Werwolfthron (CD/MC)
- 2003 Totenlieder (CD/MC/LP/PicLP)
- 2005 Blutgericht (CD/LP/PicLP)
- 2008 Der Fünfzehnjährige Krieg (CD/LP)
Mini-Alben
- 1999 Asgardsrei (CD/MC/LP)
- 2004 Raubritter (MCD/EP/PicEP)
- 2005 Grimmige Volksmusik (MCD/LP/PicLP)
Split-Alben
- 1996 Absurd & Heldentum - Totenburg/Die Eiche (LP, lim. 500 Stk.)
- 2002 Absurd & Pantheon - Wolfskrieger/Galdur Vikodlaks (CD/LP)
Einzelnachweise
- ↑ a b Interview mit dem Fanzine „Sheol-Mag“
- ↑ Landgericht Mühlhausen, Urteil in der Strafsache gegen Andreas K., Hendrik M., Sebastian S., 9.2.1994, Aktenzeichen 280 Js 52177/93, S.23; zitiert nach: Dornbusch/Killguss: Unheilige Allianzen. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0, S. 53, 298.
- ↑ zitiert nach: Billerbeck, Liane von; Nordhausen, Frank: Satanskinder. Der Mordfall von Sondershausen und die rechte Szene, 3. erw. Auflage, Berlin, 2001, S. 256
- ↑ Im Gespräch mit Phoenix in der Reihe „Die großen Kriminalfälle“ aus dem Jahr 2001
- ↑ Indizierungsbericht September 2007 auf turnitdown.de
- ↑ Indizierungsbericht Oktober 2007 auf turnitdown.de
- ↑ Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos, Zeltingen-Rachig: ProMedia, 2002 ISBN 3-936878-00-5, S. 310
- ↑ Artikel der Webseite politischen-bildung-brandenburg.de
- ↑ Landgericht Erfurt, Urteil in der Strafsache Hendrik und Ronald Möbus, 15.05.2003, Aktenzeichen 590 Js 2363/99, S.18; zitiert nach: Dornbusch/Killguss: Unheilige Allianzen. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0, S. 156/157, 313.
- ↑ Turn It Down: Absurde Klangwerke - Black Metal, Mittelalter und „Absurd“, 2005
- ↑ a b Interview mit dem Fanzine „Mirkwood“
- ↑ zitiert nach: Billerbeck, Liane von; Nordhausen, Frank: Satanskinder. Der Mordfall von Sondershausen und die rechte Szene, 3. erw. Auflage, Berlin, 2001, S. 158.
- ↑ Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos, Zeltingen-Rachig: ProMedia, 2002 ISBN 3-936878-00-5, S. 299
- ↑ Besprechung des zweiten Absurd-Demos
- ↑ Moynihan, Michael/Søderlind, Didrik: Lords of Chaos,Zeltingen-Rachig: ProMedia, 2002 ISBN 3-936878-00-5, S. 311ff.
- ↑ Interview mit www.killtosurvive.org/renouveauthrash (offline); zitiert nach: Dornbusch/Killguss: Unheilige Allianzen. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0, S. 162, 313.
- ↑ Interview in: Blood & Honour (GB), Nr. 30, 2005, S. 24; zitiert nach: Dornbusch/Killguss: Unheilige Allianzen. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0, S. 162, 313.
- ↑ Artikel zum Buch Lords of Chaos des Legacy Magazin
Literatur
- Liane von Billerbeck, Frank Nordhausen: Satanskinder. Ch. Links Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-8615-3232-8
- Moynihan, Michael /Søderlind, Didrik: Lords of Chaos, (ProMedia), ISBN 3-936878-00-5
- Christian Dornbusch, Hans-Peter Killguss: Unheilige Allianzen. Black Metal zwischen Satanismus, Heidentum und Neonazismus. Unrast Verlag, 2005, ISBN 3-89771-817-0