Seneca

römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher, Politiker und Stoiker (1–65)
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Büste von Seneca

Dieser Artikel befasst sich mit dem römischen Literaten Seneca. Weitere Bedeutungen unter Seneca (Begriffsklärung)

Lucius Annaeus Seneca (besser bekannt als Seneca der Jüngere), * ~4 v. Chr. Corduba (Cordoba) † 65, römischer Philosoph, Dramatiker und Staatsmann. Ab 48 Erzieher von Kaiser Nero, der ihn wegen seiner Beteiligung an der Verschwörung des Piso zum Selbstmord zwang.

L.A. Seneca wurde in Cordoba, Spanien als zweiter Sohn von Helvia und Marcus Lucius Annaeus Seneca (Seneca dem Älteren) geboren. Lucius' Vater war ein wohlhabender Rhetor, der u.a. durch seine Reden gegen Catilina berühmt wurde. Lucius' älterer Bruder Gallio war Proconsul in Achaia, wo er um 53 dem Apostel Paulus begegnete. Seneca der Jüngere war ein Onkel des Dichters Lucan.

Im Jahr 65 wirde Seneca d.J. angeklagt, an der Verschwörung des Piso zur Ermordung Neros beteiligt gewesen zu sein. Ohne Gerichtsurteil wurde er von Nero zum Selbstmord gezwungen. In Anwesenheit seiner Freunde öffnete sich der Philosoph die Pulsadern. Tacitus gab einen Bericht über den Tod Senecas und seiner Frau Pompeia Paulina, die ihm in den Tod gefolgt war.

Werke

Im Allgemeinen ist zu sagen, dass Seneca keine Theorien entwickeln wollte sondern ein praktisches Werk, um das Leben zu gestalten. Seine Reden mit denen Seneca zu seiner Zeit berühmt wurde sind völlig verloren gegangen. Ihm wird auch ein Briefwechsel mit dem Apostel Paulus zugeschrieben, doch der ist unecht. Senecas Stil ist knapp und scharf. Er will den Leser immer wieder überraschen und so dessen Aufmerksamkeit aufs Neue wecken. Seneca bediente sich gerne der Antithese (Gegensatz) sowie der Metapher (Sprachliches Bild).

Senecas Schaffen umfasst eine Satire, ein meteorologisches Essay, verschiedene philosophische Schriften, 124 Briefe, die sich mit moralischen Fragen befassen und zehn Tragödien. Senecas Auffassung stoischer Philosphie beeinflusste die Entwicklung der Ethik. Seine Schauspiele hatten maßgeblichen Einfluss auf die tragischen Dramen der Renaissance, insbesondere im elisabethanischen England des 16. Jahrhunderts.

Eine Auswahl der Werke Senecas

  • Apocolocyntosis divi Claudii
  • Naturales quaestiones
  • Dialoge
    • De Providentia
    • De Constantia Sapientiis
    • De Ira''
    • De Consolatione ad Marciam
    • De Vita Beata
    • De Otio
    • De Tranquillitate Animi
    • De Brevitate Vitae - Essay, das ausführt, dass jede Lebensspanne zufriedenstellend ist, wenn weise gelebt wird.
    • De Consolatione ad Polybium
    • Ad Helviam matrem
  • De Clementia (an Nero)
  • De Beneficiis
  • Epistulae morales - Sammlung von 124 Biefen an Lucilius über moralische Fragen
  • 10 Tragödien
    • Hercules Furens (Der wildgewordene Herkules)
    • Troades (Die Troerinnen)
    • Medea
    • Phoenissae (Die Phönizischen Frauen)
    • Hercules Oetaeus (Herkules auf Oeta)
    • Phaedra
    • Aganiemno (Agammemnon)
    • Thyestes
    • Oedipus
    • Octavia (möglicherweise Seneca nur zugeschrieben)

Der Philosoph Seneca

Seneca befasste sich mit Fragen der rechten Lebensführung, also mit der Ethik. Er sah die stoische Gelassenheit als oberste Tugend. Er zählte neben Marc Aurel und Cicero zu den bedeutendsten Vertreter der römischen Stoa (Stoa bedeutete Säulenhalle). Seneca sah die Pflichterfüllung als Dienst am Menschen. Er versuchte, seine Philosophie praktisch umzusetzen. So lebte er trotz seines Reichtums bescheiden: trank nur Wasser, aß wenig, schlief auf einer harten Matratze. Seneca sah keinen Widerspruch zwischen der stoischen Lehre und seinem Reichtum: Er bemerkte, dass der Weise nicht zur Armut verpflichtet sei, sofern er sein Geld ehrlich (!) verdient habe. Außerdem müsse der Weise fähig sein, dies aufzugeben.

Seneca sah sich selber als unvollkommenen Weisen: „Ich preise das Leben, nicht wie ich es führe, sondern wie ich weiß, dass es geführt werden müsse“ (Seneca) Affekte (wie Unlust, Lust, Begierde, Furcht) müssen überwunden werden. Ziel ist nicht Gefühllosigkeit zu erreichen, sondern die Überwindung der Affekte Güter dürfen erworben werden. Bedingung: es darf keine Abhängigkeit von ihnen entstehen. Für Seneca war das Schicksal vorherbestimmt. Der Mensch kann sein Schicksal annehmen oder ablehnen. Bejaht er es aus eigenem Wollen heraus, dann nutzt er seine Freiheit. Der Tod ist naturgegeben. Selbstmord wird von Seneca nicht kategorisch ausgeschlossen.


Siehe auch: Quästor, Advokat, Senator, Ethik, Caligula, Claudius, Non vitae, sed scholae discimus