Die Boeing 777 (im Englischen als „Triple Seven“ ausgesprochen) ist ein zweistrahliges Großraum-Verkehrsflugzeug von Boeing. Die Passagierversionen sind für 300 bis 550 Passagiere ausgelegt.
Ihr Erstflug fand 1994 in der Version 777-200 statt. Als Antrieb werden je nach Version unterschiedliche Turbofan-Triebwerke verwendet. Vergleichbare Modelle zur Boeing 777 sind der Airbus A340 und die Iljuschin Il-96.
Bisher wurden 679 von 1030 bestellten Flugzeugen dieses Typs ausgeliefert (Stand November 2007). Aufgeschlüsselt nach Typen sind das 88 von 88 bei der 777-200, 403 von 430 bei der 777-200ER, 11 von 44 bei der 777-200LR, 60 von 60 bei der 777-300, 117 von 326 bei der 777-300ER und 0 von 49 bei der 777F [1].

Am 29. August 2007 bestellte TAM Linhas Aéreas die 1000. Boeing 777 seit Produktionsanfang und die 100. seit Anfang des Jahres. [2]
Entwicklung
Bereits einige Zeit vor dem Start der 777 dachten die Verantwortlichen bei Boeing über ein Modell zwischen der 767 und der 747 nach, wobei zuerst eine verlängerte Version der 767 in Betracht gezogen und mit der Boeing 767-400 später auch realisiert wurde. Doch schließlich entschied man sich zu einem völlig neuen Modell, der Boeing 777.
Das Programm der 777 startete im Oktober 1990, zwei Jahre nach Airbus mit deren Modell A340. Zunächst wurden nur zwei Varianten angeboten, die Basisvariante Boeing 777-200 und eine Variante mit höherer Reichweite, aber auch höherem Gewicht, nämlich die Boeing 777-200IGW, die man später in Boeing 777-200ER umbenannte. Der Jungfernflug fand am 14. Juni 1994 statt.
Am 23. Dezember 2004 wurde das 500. Flugzeug (eine 777-328ER für Air France) ausgeliefert.
Technik
Die Boeing 777 ist das erste Flugzeug von Boeing, das mit Fly-by-Wire-Technik (Steuerungstechnik) ausgerüstet ist. Es werden auch vermehrt Verbundwerkstoffe eingesetzt, um das Gewicht zu verringern. Das Flugzeug ist je nach Konfiguration für 386 bis 550 Passagiere ausgelegt.
Die Boeing 777 ist das bis heute größte zweistrahlige Verkehrsflugzeug der Welt und ist durch die ETOPS-Langstreckenzertifizierung auch für Interkontinentalstrecken geeignet. Sie wird in verschiedenen Versionen gebaut, die sich in Länge und Reichweite z. T. deutlich unterscheiden. Die 777-300 bzw. -300ER (73,90 m) ist das zweitlängste Passagierflugzeug der Welt, nach der A340-600 (75,30 m), also sogar etwas länger als der A380-800 oder die 747-400.
Die neueste Version, die ca. 10 Meter kürzere 777-200LR, auch Worldliner genannt, ist aktuell weltweit das Verkehrsflugzeug mit der größten Reichweite - über 17.000 km mit maximaler Beladung.
Einsatz
Die Boeing 777 konkurriert gegen die A330, A340 und A350 von Airbus und die Iljuschin Il-96.
- Die größten Flotten der Boeing 777 haben im Februar 2005:
- Emirates: 93 bestellt, davon 26 in Betrieb
- Singapore Airlines: 77 bestellt, davon 55 in Betrieb
- United Airlines: 61 / 60 in Betrieb ( 1 storniert)
- American Airlines: 54 / 45
- British Airways: 45 / 45
- All Nippon Airways: 45 / 26
- Japan Airlines: 41 / 34
- Air France: 43 / 23
Flughafen Orly und das 777-Fahrwerk
Mitte April 2005 berichteten Medien, dass die Pariser Flughafengesellschaft ADP die Fluggesellschaft Air France warnte, dass die Roll- und Startbahnen des Flughafens Orly einer häufigen Belastung durch die Maschinen des Typs Boeing 777-300ER nicht standhielten. Das Problem besteht darin, dass sich die 340 Tonnen Startgewicht auf lediglich 12 Räder beider Hauptfahrwerke verteilen, und diese aufgrund der Rumpflänge eine konstruktive Besonderheit aufweisen: Um ein Aufsetzen des Hecks zu vermeiden werden die Fahrwerke längs angewinkelt, so dass die Maschine mit den hinteren Rädern zuerst aufsetzt. Da für Air France der Einsatz der Maschinen auf anderen Strecken nicht möglich sei, bleibt als letzter Ausweg nur, die Pisten in Orly zu verstärken. Ein Boeing-Sprecher kommentierte, dass bisher noch keine der 777-300ER eine Start- und Landebahn beschädigt habe.
Varianten
Boeing 777-100 (771B) (Projekt)
Kurzversion des Basismodells 777-200. Gedacht als Konkurrenz zum Airbus A330-200, wurde die 777-100 möglichen Kunden vorgeschlagen, stieß jedoch nicht auf ausreichendes Interesse. Entwicklung wurde eingestellt, kein Prototyp gebaut.
Boeing 777-200
Boeing 777-200 (772A)
Die 777-200 ist das Basismodell der 777-Familie. Der Erstflug des Prototyps fand am 14. Juni 1994 statt. United Airlines war Erstkunde der Boeing 777 mit 34 Festbestellungen und ebenso vielen Kaufabsichtserklärungen. Erst nach einer weiteren Bestellung (von ANA) wurde das 777-Programm offiziell gestartet. Der Erstflug der 777-200 fand am 12. Juni 1994 statt. Die 777-200 wurde eine Zeit lang mit einklappbaren Flügelspitzen angeboten. Diese verringern die Größe der am Boden benötigten Parkposition. Da aber niemand diese Option bestellte, wurde sie schnell wieder fallen gelassen. Die 777-200 ist für Triebwerke von Pratt&Whitney, Rolls-Royce und General Electric (GE) zugelassen. Die Basisvariante der 777 ist ein Langstreckenflugzeug für 305 bis 440 Passagiere, ihre Länge beträgt 63,73 m, ihre Spannweite 60,93 m und ihre Reichweite 14.300 km. Eine Startmasse von 263.090 kg macht die 777-200 zu einem schweren Flugzeug, bei dem die Pisten jedoch nicht verstärkt werden müssen. Dies ist bei nur 14 Rädern in drei Fahrwerkseinheiten schon verwunderlich. Die erste Maschine wurde im April 1995 in Dienst gestellt.
Bis November 2007 wurden 88 Exemplare der 777-200 von zehn Fluggesellschaften fest bestellt.
Boeing 777-200ER (772B)
Basismodell mit erheblich gesteigerter Reichweite (ER=extended Range). Am 2. April 1997 flog eine neue Boeing 777-200 IGW (IGW für „increased gross weight“ – erhöhtes Startgewicht; später 777-200ER) der Malaysia Airlines im Überführungsflug vom Boeing-Werksflughafen in Seattle (Washington, USA) nach Kuala Lumpur (Malaysia) und brach damit den Rekord für den längsten Non-Stop-Flug Richtung Osten. Die Strecke betrug 20.044 km und die Flugzeit 21 Stunden und 23 Minuten. Sie verlor den Rekord am 10. November 2005 an eine Boeing 777-200LR (siehe unten). Die erste 777-200ER stellte British Airways im Oktober 1997 in Dienst. Im selben Jahr erhielt auch die österreichische Lauda Air ihre erste von drei Maschinen dieses Typs, die sie primär auf den Australienrouten ab Wien einsetzte. Nach der Eingliederung der Lauda Air in die Austrian Airlines Group, fliegt dieser Typ nun auch in deren Farben und eine vierte Maschine wurde Anfang 2007 in Dienst gestellt.
Bis November 2007 wurden 430 Exemplare der 777-200ER von 35 Fluggesellschaften fest bestellt.
Boeing 777-200LR (772C) „Worldliner“
Zeitgleich mit der Boeing 777-300ER wurde im Januar 2000 die Entwicklung der 777-200LR (LR für „longer range“ – größere Reichweite) dieses Typs beschlossen, nach den Ereignissen am 11. September 2001 jedoch zunächst für einige Zeit zurückgestellt. Im August 2004 begann der verzögerte Bau der ersten Boeing 777-200LR, die ihren Roll-Out am 15. Februar 2005 hatte. Der Erstflug fand am 8. März 2005 statt, ein zweiter Prototyp folgte am 24. Mai 2005.
Diese Variante ist ausgelegt für 301 Passagiere bei einer Reichweite von 17.446 km. Damit ist die 777-200LR das Zivilflugzeug mit der größten Reichweite und löst seinen direkten Konkurrenten Airbus A340-500 des europäischen Herstellers Airbus als Rekordhalter ab. Im Gegensatz zur A340-500 besitzt die B777-200LR nur zwei Triebwerke. Die 777-200LR ist ausschließlich mit General Electric GE90-Triebwerken erhältlich.
Der Name „Worldliner“ entstand in Anlehnung an den Namen Dreamliner der Neuentwicklung Boeing 787. Während es sich bei dem Begriff Dreamliner um einen neuen Flugzeugtyp handelt, der erst noch gebaut wird, bezeichnet der Begriff „Worldliner“ nur eine Variante der 777-Familie.
Am 9. November 2005 brach der zweite 777-200LR-Prototyp mit der Kennung WD002 mit 35 Passagieren an Bord von Hongkong aus in Ostrichtung auf, um über den Pazifik, Nordamerika und den Atlantik nach London zu fliegen. Testpilotin Suzanna Darcy-Hennemann landete am 10. November 2005 um ca. 14.30 Uhr MEZ auf dem Flughafen Heathrow, 22 Stunden und 42 Minuten nach ihrem Start, und stellte damit mit 21.601 km einen neuen Rekord für den längsten Non-Stop-Flug mit einem kommerziellen, nicht militärischen Flugzeug auf. [3]
Bis November 2007 wurden 44 Exemplare der 777-200LR von acht Fluggesellschaften fest bestellt. Das erste Flugzeug wurde am 24. Februar 2006 an PIA ausgeliefert.
Boeing 777 Freighter (777F)
Am 15. November 2004 gab Boeing bekannt, auf Basis der 777-200LR auch eine Frachtversion mit großem Frachtür im hinteren Hauptdeck zu entwickeln. Diese 777F genannte Maschine soll bei bis zu 103 Tonnen Nutzlast eine Reichweite von 9630 km haben. Sie übertrifft damit alle Kennzahlen der alten Boeing 747-200F, eine Entwicklung auf Basis der 777-300ER und 777-200LR hätte wahrscheinlich sogar in direkter Konkurrenz zur 747-400F gestanden. Erstkunde der 777F war Air France. Die Indienststellung ist ab 2008 geplant.
Bis November 2007 wurden 82 Exemplare der 777F von elf Fluggesellschaften bestellt. Weitere Kaufabsichtserklärungen liegen bereits vor. Der weltgrößte Expressdienstleister FedEx hat im November 2006 seine Bestellung von zehn Airbus A380F wegen anhaltender Lieferverzögerungen storniert und 15 Maschinen dieses Typs bestellt. Mit bis zu elf Boeing 777-200LRF wird ab 2009 der Flugverkehr einer neuen Luftfrachtgesellschaft mit dem Namen AeroLogic (einem Joint Venture von DHL Express und Lufthansa Cargo) betrieben [4].
Boeing 777-300
Boeing 777-300 (773A)
Um 10,1 m verlängerte Version der 777-200 mit max. bis zu 550 Sitzplätzen. Die 777-300 war von 1997 bis 2002 mit 73,9 m Rumpflänge das längste Verkehrsflugzeug der Welt, ehe es vom Airbus A340-600 als solches abgelöst wurde. Die erste 777-300 flog im Oktober 1997 und im Mai 1998 nahm Cathay Pacific die erste 777-300 in Betrieb. Weitere Betreiber dieser Version sind überwiegend asiatische Airlines, wie Japan Airlines, All Nippon Airways, Korean Air, Singapore Airlines, Thai Airways, Emirates.
Bis November 2007 wurden 60 Exemplare der 777-300 von acht Fluggesellschaften fest bestellt.
Boeing 777-300ER (773B)
Variante der 777-300 mit vergrößerten Tragflächen und zusätzlichen Treibstofftanks für größere Reichweite. Die 777-300ER (ER für „extended range“ – vergrößerte Reichweite) ist das größte und schwerste Flugzeug der Welt mit nur zwei Triebwerken (Twinjet). Es wird ausschließlich mit dem GE90-115B von General Electric bestückt, welches mit 519 kN Schub das bisher leistungsstärkste zivile Strahltriebwerk ist. Bei Testläufen erreichte es eine maximale Schubkraft von 589 kN.
Der erste Prototyp absolvierte seinen Erstflug am 24. Februar 2003, der zweite Prototyp flog erstmals im April 2003. Nachdem sie umfangreiche Testflüge für die Zulassung des Typs hinter sich gebracht hatten, wurden die beiden Prototypen im Juni 2004 an Japan Airlines abgeliefert.
Die ersten 777-300ER wurden im April 2004 von Air France in Betrieb genommen. Bis November 2007 wurden 326 Exemplare von 23 Fluggesellschaften fest bestellt.
Zwischenfälle
Seit Einführung in den Liniendienst im Jahre 1995 gab es bis heute keinen Absturz einer Boeing 777.
Am 17. Januar 2008 verunglückte British-Airways-Flug 038 aus Peking auf dem Londoner Flughafen Heathrow. Das Flugzeug setzte dabei deutlich vor Beginn der Landebahn auf und wurde an Fahrwerk, Rumpf und Triebwerken stark beschädigt. Die 136 Passagiere und 16 Besatzungsmitglieder verließen das Flugzeug über Notrutschen, sechs Insassen mussten mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus.[5] Laut Cockpitbesatzung der Maschine haben die Triebwerke im Landeanflug nicht mehr auf Steuereingaben reagiert und somit zusätzlich benötigten Schub nicht geliefert.
Technische Daten
Kenngröße | 777-200 | 777-200ER | 777-200LR | 777-300 | 777-300ER | 777F |
---|---|---|---|---|---|---|
Länge | 63,70 m | 73,90 m | 63,70 m | |||
Spannweite | 60,90 m | 64,80 m | 60,90 m | 64,80 m | ||
Höhe | 18,50 m | 18,60 m | 18,50 m | 18,60 m | ||
Rumpfdurchmesser | 6,20 m | |||||
Kabinenbreite | 5,86 m | |||||
Reichweite | 9.649 km | 14.300 km | 17.446 km | 11.029 km | 14.594 km | 9.195 km |
Max. Tankkapazität | 117.340 l | 171.170 l | 181.280 / 202.570 l | 171.170 l | 181.280 l | 181.280 l |
Geschwindigkeit auf 10670 m |
896 km/h | |||||
Max. Startgewicht | 247.210 kg | 297.560 kg | 347.452 kg | 297.560 kg | 351.534 kg | 347,450 kg |
Max. Sitzplätze | 440 | 550 | (max. 103 t Fracht) | |||
typische Sitzanzahl | 305 | 365 | -/- | |||
typische Sitzanzahl (dichte Bestuhlung) | 380 | -/- | ||||
Triebwerke (2x) | 2 PW4077 à 343 kN oder 2 RR Trent 877 à 338 kN oder 2 GE90-77B à 342 kN |
2 PW4090 à 401 kN oder 2 RR Trent 895 à 415 kN oder 2 GE90-94B à 417 kN |
2 GE90-110B1 à 489 kN | 2 PW4098 à 435 kN oder 2 RR Trent 892 à 400 kN oder 2 GE90-94B à 417 kN |
2 GE90-115B à 512 kN | 2 GE90-110B1 à 489 kN |
Verkaufszahlen
Jahr | Bestellungen | Auslieferungen |
---|---|---|
1990 | 28 | 0 |
1991 | 24 | 0 |
1992 | 30 | 0 |
1993 | 30 | 0 |
1994 | 0 | 0 |
1995 | 101 | 13 |
1996 | 68 | 32 |
1997 | 55 | 59 |
1998 | 68 | 74 |
1999 | 35 | 83 |
2000 | 116 | 55 |
2001 | 30 | 61 |
2002 | 32 | 47 |
2003 | 13 | 39 |
2004 | 42 | 36 |
2005 | 154 | 40 |
2006 | 77 | 65 |
2007 | 101 | 45 |
Gesamt | 1004 | 649 |
Einzelnachweise
- ↑ Aufträge und Auslieferungen der Boeing 777
- ↑ boeing.com: Brazil's TAM Airlines Orders 1,000th Boeing 777 29. August 2007
- ↑ Boeing.com News Release: „Boeing 777-200LR Sets New World Record for Distance“, 10. November 2005
- ↑ dpwn.de: Lufthansa Cargo und DHL Express gründen Frachtfluggesellschaft 20. September 2007
- ↑ Airliner Crash Lands at Heathrow, BBC-News vom 17. Januar 2007