Radbruchsche Formel

rechtsphilosophische These
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Die Radbruchsche Formel ist die These Gustav Radbruchs, wonach sich der Richter im Konflikt zwischen positivem (gesetztem) Recht und Gerechtigkeit unter bestimmten Umständen auch gegen das Gesetz für die Gerechtigkeit entscheiden müsse. Dieser Ausnahmesituation liege dann und nur dann vor, wenn der "Widerspruch des positiven Gesetzes zur Gerechtigkeit ein so unerträgliches Maß erreicht, daß das Gesetz als 'unrichtiges Recht' der Gerechtigkeit zu weichen hat" oder "wo Gerechtigkeit nicht einmal erstrebt wird, wo die Gleichheit, die den Kern der Gerechtigkeit ausmacht, bei der Setzung positiven Rechts bewußt verleugnet wurde".

In diesem Fall der Verleugnung der Gerechtigkeit sei entbehre das Gesetz überhaupt der Rechtsnatur.

Die Aufsatz erschien erstmals in der Süddeutschen juristenzeitung SJZ 1946, 105 (107).

Gustav Radbruch, Gesetzliches Unrecht und übergesetzliches Recht, in Werke Bd. 3, 83 (90).