Kloster Marienwerder
Das Kloster Marienwerder ist ein Augustinerinnenkloster im Stadtbezirk Herrenhausen-Stöcken im Nordwesten von Hannover. Es ist eines der fünf Klöster des ehemaligen Fürstentums Calenberg. Die um 1200 erbaute Klosterkirche ist die älteste Kirche Hannovers.
Geschichte
Gründung
Das Kloster wurde 1196 als Monasterium Sanktae Mariae in Werdere von Graf Konrad I. von Roden gegründet. Der Gründungsort befand sich auf einem nicht mehr vorhandenen Flusswerder in der Leine. Dort sei in einer wundersamen Erscheinung ein hölzernes Marienbild angeschwemmt worden, was zur Klostergründung geführt haben soll. Eine gleichartige Erscheinung soll ca. 25 km flussabwärts 1215 zur Gründung von Kloster Mariensee geführt haben. Im Jahr 1200 fand die Klosterweihe von Marienwerder durch den Bischof Themar von Minden statt. Die ersten Jahre war das Kloster nun Augustiner-Chorherrenstift. Zu dieser Zeit wurde auch die an das Kloster angrenzende Klosterkirche errichtet. 1216 erfuhr das Kloster seine zweite Weihe und wurde fortan von Augustinerinnen aus dem Stift Obernkirchen bewohnt. Im Februar 1250 wurde durch Bischof Johann zu Minden die Gemeinde Garbsen mit Marienwerder zusammengelegt, sodass die Klosterkirche nun auch als Gemeindekirche verwendet wurde. 1335 zerstörte ein Feuer nahezu die gesamte Klosteranlage, die Kirche blieb jedoch größtenteils unversehrt. In den folgenden Jahren wurde das Kloster mit Hilfe von Spenden wieder aufgebaut und 1339 erneut eingeweiht.
Reformation
1542 wurde das Kloster schließlich aufgrund der von Elisabeth von Brandenburg und Anton Corvinus erlassenen Calenberger Kirchenordnung evangelisch. Eine Gegenreformation im Jahr 1546 durch Erich II. scheiterte. 1620 wurde das Kloster als evangelisches Damenstift neubegründet. Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) ging auch am Kloster Marienwerder nicht spurlos vorüber. Die wenigen verbliebenen Nonnen lebten ein Zeit lang in einem zum Kloster gehörendem Stadthaus. 1663 erließ Herzog Georg Wilhelm von Calenberg eine neue Klosterordnung und forderte von den Nonnen das Bekenntnis zur Augsburger Konfession. 1687 ereignete sich der zweite Großbrand des Klosters. Im folgenden Jahr wurden Süd- und Westflügel neu errichtet und die Klosterkirche bekam eine bronzene Glocke.
Im 18. Jahrhundert fanden weitere Baumaßnahmen am Ostflügel des Klosters statt. 1727 wurde das Kloster an Carl Anton von Hinüber verpachtet. Seit 1760 war Jobst Anton von Hinüber Amtmann des Klosters. Er gestaltete es nach englischem Vorbild zu einem landwirtschaftlichen Mustergut um.
Hinüberscher Garten
1774 ließ Jobst Anton von Hinüber ein etwa 40 Hektar großes Gelände in einen Garten im Stil eines Jardin anglo-chinois anlegen, der Hinüberscher Garten genannt wurde. Die Anlage enthielt verschiedene Staffagebauten , wie einen "Hexenturm" (künstliche Turmruine), einen "chinesischen Pavillon" und eine Grotte am Ufer des großen Teiches, auf dem venezianische Gondeln schwammen und in dem eine Blumeninsel angelegt war. Von Hinüber beabsichtigte darüber hinaus die harmonische Einheit von gestalteter Landschaft und landwirtschaftlicher Nutzung im Sinne einer sogenannten ornamented farm. Der Besuch seines Gartens soll für gebildete Gäste des Kurfürstentums Hannover Pflichtprogramm gewesen sein.
Der Hinübersche Garten in Marienwerder wurde nach seiner Erstanlage nie umgestaltet, blieb also in den Grundstrukturen bis heute erhalten. Die Baulichkeiten verfielen jedoch und die Anlage verwilderte nach und nach. Im Rahmen des Projektes "Stadt als Garten" zur Weltausstellung EXPO 2000 wurde die Parkanlage - mit Ausnahme der verlorenen Bauten - nach historischem Vorbild weitgehend wieder hergerichtet.
Weitere Klosterumgestaltungen
Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich die Klosterkirche in einem sehr schlechtem Zustand. Erst nach einem Besuch des Königs wurde ab 1858 mit umfassenden Renovierungsarbeiten begonnen: Die Emporen wurden neu errichtet und die Kirche erhielt eine neue Innenausstattung in Form von Sitzbänken, einer Kanzel, einem Lesepult und einem Hochaltar. Außerdem wurde 1862 ein Gemeindefriedhof angelegt. 1924 erhielten Kloster und Friedhofskapelle neue Glocken, nachdem die alten im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen worden waren. Im Jahr 1927 erwarb die Stadt Hannover das Klostergut. 1962 wurde ein Pflegeheim für Mitglieder von Klöstern und Stiften errichtet. Von 1976-1978 fand ein letzter Umbau am Ostflügel des Klosters statt, um Platz für neue Wohnungen zu schaffen.
Heutige Situation
Der Konvent des Klosters besteht derzeit (September 2006) aus 9 Damen und einer Äbtissin. Die Kirchengemeinde Marienwerder umfasst etwa 800 Mitglieder. Sie unterhält Partnerschaften mit Gemeinden in Leipzig und Tansania. Das Vermögen und die Gebäude des Klosters werden durch die Klosterkammer Hannover verwaltet.