Im Zeichentrickfilm werden einzelne gezeichnete Bilder der Reihe nach abfotografiert oder eingescannt. Als Film hintereinander abgespielt, erscheinen sie durch die Trägheit des Auges als Bewegtbild. Die Technik funktioniert dabei ähnlich wie im Daumenkino, wo aufeinander folgende Zeichnungen in einem Buch beim Durchblättern als Animationen erscheinen. Die Vorlagen werden frei gezeichnet, oder als sog. Rotoskopie von aufgenommenen Realfilmen abgezeichnet.
Zeichentrickfilme und Realfilme werden manchmal gemischt. Sehr oft werden Zeichentrickpassagen als Titel verwendet.
In der Kinoproduktion wird das Zeichnen auf Vorlagen von Hand seit Ende der 1990er-Jahre durch Computeranimationen verdrängt. Das Disney-Studio hat aufgrund des nachlassenden Erfolges ihre Zeichentrickfilm-Abteilung aufgelöst und will sich in Zukunft auf computeranimierte Produktionen konzentrieren, orientiert an den großen finanziellen Erfolgen des Pixar-Studios. 2004 kommt mit „Home on the Range“ (dt. Die Kühe sind los!) der vorerst letzte Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney in die Kinos.
In TV- und Kinderfilm-, sowie in Anime-Produktionen spielt die klassische Zeichentrick-Technik, ergänzt durch Computertechnik, auch weiterhin eine wichtige Rolle. Ähnlich den Zeichentrickfilmen sind Flachfigurenfilme oder Filme, bei denen die Zeichnungen durch Scherenschnitte ersetzt sind. Andere Trickfilm-Arten sind Puppentrickfilme, Claymation-filme und andere mit Stop-Motion-Technik erzeugte Filme.
Entscheidend zum Erfolg des Zeichentrickfilms trug die Erfindung der RCA (reduced cell animation) bei, die es erstmals erlaubte, wirklich preiswert zu produzieren. Anstatt jedes Bild einzeln zu zeichnen, werden hierbei einzelne Körperteile wie beispielsweise rennende Beine getrennt gezeichnet und erst im nächsten Durchgang zu kompletten Figuren zusammengesetzt. Teilanimationen können dadurch mehrfach wiederverwertet werden. Einzug hielt diese Technik mit den Flintstones.
Folgende Behauptungen werden immer wieder über Zeichentrickfilme aufgestellt:
- „Zeichentrickfilme sind für Erwachsene uninteressant“
Zeichentrickfilme werden vor allem in der heutigen Zeit als Kinderkram abgetan, die es nicht wert sind, angesehen zu werden. Dieses Klischee ist vor allem auf Walter Elias Disney zurückzuführen, der seine Zeichentrickfilme vorwiegend für das jüngere Publikum entworfen hat. Sehr viele Zeichentrickfilme sind auf Kinder zugeschnitten aber auch für Erwachsene interessant. Es gibt aber auch einige wenige, die sich ausschließlich an das erwachsene Publikum richten.
- „Zeichentrickfilme aus Japan sind zu brutal und für kleinere Kinder ungeeignet“
Die Ursache vieler Klischees an Trickfilmen sind die Anime (Trickfilme aus Japan), die in Europa mitlerweile bekannt, berühmt, aber in manchen Kreisen auch verhasst sind. Anime werden auf der einen Seite wegen teils enormer Gewaltdarstellungen kritisiert, auf der anderer Seite werden sie wegen übertriebener Niedlichkeit gemieden. Beide Behauptungen sind zum Teil gerechtfertigt, doch dürfen sie nicht verallgemeinert werden. Bei der Verurteilung von Animes wird auch meistens vergessen, dass die klassischen Trickfilme wie Heidi, Wickie und die Starken Männer und Die Biene Maja alle aus Japan kommen und somit auch Anime sind.
- „Zeichentrickfilme sind immer lustig, doch nie traurig“
Dies trifft häufig zu, doch Ausnahmen gibt es auch hier. So ist z.B. der Antikriegsfilm Die letzten Glühwürmchen von Isao Takahata ein Trickfilm, der keine humoristischen Elemente beinhaltet und sich auf dem Niveau einer Tragödie bewegen. Es gibt auch Trickfilme, die beide Genres (Komödie und Tragödie) ineinander vereinen.
Zeichentrickfilme heute
Die Produktion von Zeichentrickfilmen ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Da Disney mit den klassischen Trickfilmen nicht mehr den Erfolg von früher verzeichnen konnte, spezialisiert sich nun auch dieser Konzern auf computeranimierte Filme. Mit Bärenbrüder soll Disney den vorläufig letzten Zeichentrickfilm produziert haben. Der Erfolg von Pixar zeigt, dass sich die 3D gehaltenen Filme auf dem Vormarsch befinden.
Als einzige Film-Firma hält Studio Ghibli vorerst noch an den klassischen, gezeichneten Filmen fest. „Wir benutzten die Technik, die schlussendlich grafisch am besten aussieht. Und Handzeichnungen sind dazu immer noch die geeignetste Methode“, so Hayao Miyazaki.
International bedeutende Personen
- Winsor McKay (1867-1934), kanadischer Cartoon-Zeichner, entwickelte die Grundlagen der Zeichentrickfilmtechnik. Der Erfolg seines Trickfilms Gertie the Dinosaur im Jahr 1914 führte zur Gründung der ersten professionellen Zeichentrickstudios.
- Walt Disney (1901-1966), US-amerikanischer Trickfilmer. Er gilt fast schon als „amerikanischer Hayao Miyazaki“, schuf er doch bereits 1922 die Märchentrickfilmreihe „Laugh-O-Grams“, wenig später die Zeichentrickfigur Oswald the Lucky Rabbit und 1928 zusammen mit Ub Iwerks die legendäre Mickey Mouse sowie Minnie Mouse (1928), Pluto (1930), Goofy (1932) und Donald Duck (1934).
- Paul Grimault (1905-1994), französischer Zeichentrickfilmer (größter Erfolg: Der König und der Vogel).
- Tex Avery (1908 - 1980), US-amerikanischer Trickfilmer, brach mit der alleinigen Dominanz des Disney-Stils. Erfinder von Bugs Bunny und Daffy Duck.
- Don Bluth (geb. 1938), US-amerikanischer Trickfilmer (größte Erfolge: Feivel der Mauswanderer, Ein Land vor unserer Zeit).
- Ralph Bakshi (geb. 1938), Trickfilmregisseur und -drehbuchautor von Fantasyfilmen (z. B. Der Herr der Ringe 1980, Das letzte Einhorn, Feuer und Eis) sowie zahlreicher sozialkritischer Trickfilme (z. B. Fritz the Cat, Coonskin - Schwarzer Hass).
- Hayao Miyazaki (geb. 1941), japanischer Anime-Regisseur und Oscar-Preisträger. Der Zeichner der Zeichentrickserie Heidi gilt als „japanischer Walt Disney“, und sein Film Chihiros Reise ins Zauberland ist der höchstdekorierte Trickfilm aller Zeiten.
- Hideaki Anno (geb. 1960), Mitbegründer des Studio Gainax, Regisseur dees hochgelobten Anime, Neon Genesis Evangelion.
- Bill Plympton (geb. 1946), Zeichner von Filmen wie „Mutant Alien“ oder „The Tune“.
- Matt Groening (geb. 1954), Erfinder der Kultzeichentrickserien „The Simpsons“ und „Futurama“.
- Osvaldo Cavandoli (geb. 1920) Erfinder der Zeichentrickfigur La Linea.
Zeichentrick- und Animationsfilme im Kinoformat
Disney Pictures
- Schneewittchen und die sieben Zwerge (David D. Hand, 1937)
- Pinocchio (Ben Sharpsteen Hamilton Luske, 1940)
- Dumbo (Ben Sharpsteen, 1941)
- Bambi (David D. Hand,1942)
- Alice im Wunderland (Clyde Geronomi/Hamilton Luske/Wilfred Jackson, 1951)
- Susi und Strolch (Hamilton Luske/Clyde Geronimi/Wilfred Jackson, 1955)
- Dornröschen und der Prinz (Clyde Geronimi, 1959)
- Die Hexe und der Zauberer (Wolfgang Reitherman, 1963)
- Das Dschungelbuch (Wolfgang Reitherman, 1967)
- Robin Hood (Wolfgang Reitherman, 1973)
- 101 Dalmatiner
- Bernard und Bianca - Die Mäusepolizei (Mike Gabriel/Hendel Butoy, 1977)
- Cap und Capper (Art Stevens/Ted Berman, 1981)
- Basil, der große Mäusedetektiv (John Musker/Ron Clements, 1983)
- Taran und der Zauberkessel (Ted Berman/Richard Rich, 1985)
- Oliver & Co (George Scribner, 1988)
- Arielle, die Meerjungfrau (John Musker/Ron Clements, 1989)
- Die Schöne und das Biest (Gary Trousdale/Kirk Wise, 1991)
- Aladdin (John Musker/Ron Clements, 1992)
- Der König der Löwen (Roger Allers, 1994)
- Pocahontas (Mike Gabriel/Eric Goldberg, 1995)
- Hercules (Ron Clements/John Musker, 1997)
- Mulan (Barry Cook/Tony Bancroft, 1997)
- Tarzan (Kevin Lima/Chris Buck, 1999)
- Fantasia 2000 (1999-2000)
- Disney's Dinosaurier (Ralph Zondag; Eric Leighton, 2000)
- Ein Königreich für ein Lama (Mark Dindal, 2000)
- Tigger's großes Abenteuer (Jun Falkenstein, 2000)
- Disney's große Pause: Die geheime Mission (Chuck Sheetz, 2001)
- Atlantis - Das Geheimnis der verlorenen Stadt (Gary Trousdale/Kirk Wise, 2001)
- Der Schatzplanet (John Musker/Ron Clements, 2002)
- Das Dschungelbuch 2 (Steve Trenbirth, 2003)
- Ferkel's grosses Abenteuer (Francis Glebas, 2003)
- Lilo & Stitch (Dean Deblois/Chris Sanders, 2003)
- Bärenbrüder (Aaron Blaise/Robert Walker, 2003)
- Der Prinz von Ägypten (Brenda Chapman/Steve Hickner/Simon Wells, 1998)
- Der Weg nach El Dorado (Bibo Bergeron/Will Finn/Jeffrey Katzenberg/Don Paul/David Silverman, 2000)
- Spirit - Der wilde Mustang (Kelly Asbury/Lorna Cook, 2002)
- Sinbad: Der Herr der sieben Meere (Tim Johnson/Patrick Gilmore, 2003)
- Space Jam (Joe Pytka/Tony Cervone/Bruce W. Smith, 1996)
- Der Gigant aus dem All (Brad Bird, 1999)
- Pokémon - Der Film (Kunihiko Yuyama, 1999)
- Pokémon - Die Macht des Einzelnen (Kunihiko Yuyama/Michael Haigney, 2000)
- Pokémon - Im Bann des Unbekannten (Kunihiko Yuyama/Michael Haigney, 2001)
- Mein Nachbar Totoro (Hayao Miyazaki, 1988)
- Die letzten Glühwürmchen (Isao Takahata, 1988)
- Prinzessin Mononoke (Hayao Miyazaki, 1997)
- Chihiros Reise ins Zauberland (Hayao Miyazaki, 2001)
- The Cat returns (Hayao Miyazaki, 2003)
- Titan A.E. (Don Bluth/Gary Goldman, 2000)
- Rugrats - The Movie (1998)
- Snow Day (2000)
- Rugrats in Paris (2000)
- Jimmy Neutron, Boy Genius (John A. Davis, 2001)
- Der SpongeBob Schwammkopf Film (The SpongeBob SquarePants Movie) (2004)
- Lemony Snicket's a Series of Unfortunate Events (2004)
Weitere
- Der Herr der Ringe (Ralph Bakshi, 1978)
- Das letzte Einhorn (Ralph Bakshi, 1982)
- Wenn der Wind weht (Jimmy T. Murakami, 1986)
- Perfect Blue (Satoshi Kon, 1997)
- Ghost in the Shell (Mamoru Oshii, 1997)
- Tobias Totz und sein Löwe (Piet De Rycker/Thilo Graf Rothkirch, 1999)
- Käpt'n Blaubär ( Hayo Freitag / Walter Moers, 1999)
- Hilfe! Ich bin ein Fisch! (Michael Hegner/Stefan Fjeldmark, 2000 )
- Der kleine Eisbär (Piet De Rycker/Thilo Graf Rothkirch, 2001)
- Momo (Enzo d'Alò, 2002)
- Ghost in the Shell 2 - Innocence (Mamoru Oshii, 2004)
- Lauras Stern (Piet De Rycker/Thilo Graf Rothkirch/Maya Gräfin Rothkirch, 2004)
- Heißer Draht ins Jenseits und Adolars phantastische Abenteuer (József Romhányi und József Nepp 1973).
- Der kleine Maulwurf (Zdenek Miler; 1957-2002)
- Neon Genesis Evangelion - Death and Rebirth (Hideaki Anno, 1997)
- End of Evangelion (Hideaki Anno, 1997)
Berühmte Zeichentrickfiguren
- Micky Maus (Geistiger Vater: Walter Elias Disney)
- Donald Duck (Geistiger Vater: Walter Elias Disney)
- Dagobert Duck (Geistiger Vater: Carl Barks)
- Bugs Bunny (Geistiger Vater: Chuck Jones)
- Garfield (Geistiger Vater: Jim Davis)
- Snoopy aus Die Peanuts (Geistiger Vater: Charles M. Schulz)
- Der rosarote Panther (Geistiger Vater: Blake Edwards)
- Asterix (Geistiger Vater: René Goscinny)
- Heidi aus Heidi (Geistige Mutter: Johanna Spyri)
- Wickie aus Wickie und die starken Männer (Geistiger Vater: Runer Jonsson)
- Pikachu aus Pokémon (Geistiger Vater: Satoshi Tajiri)
- Son-Goku aus Dragon Ball (Geistiger Vater: Akira Toriyama)
- Darkwing Duck aus der gleichnamigen Serie (Geistiger Vater:?)
Siehe auch
- Anime (japanische Zeichentrickfilme)
- Trickfilm
- Oscars/Animierter Spielfilm (Academy Award - Bester animierter Spielfilm)
- Comics, Manga
- Animation
- Filmkunst, Themenliste Film