Chor (Musik)

Gemeinschaft von Singenden
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Unter einem Chor (v. altgriech. χορός /ço'ʁɔs/ „Tanzplatz, Reigen, Reigentänzer“) versteht man in der Musik eine Gemeinschaft von Singenden, in der jede Stimme mehrfach besetzt ist.

Der Begriff „Chor“ in der heutigen Bedeutung als Klangkörper prägte sich erst im 17. und 18. Jahrhundert. Bis dahin bezeichnete er nicht allein ein Gruppe von Singenden, sondern eine Gruppe von Musizierenden im Allgemeinen.

Arten von Chören

Es gibt verschiedene Kriterien zur Unterscheidung von Chören. Diese Unterscheidungen sind allerdings nur eingeschränkt sinnvoll, da die Übergange sehr häufig fließend sind:

  • Besetzung:
    • gemischter Chor: alle Stimmlagen sind vertreten (sowohl Frauen- als auch Männerstimmen). Hierzu zählen auch Knabenchöre, in denen Tenor und Bass besetzt sind;
    • gleichstimmiger Chor, z. B. Frauenchor, Kinderchor (in gleicher Stimmlage wie ein Frauenchor), Männerchor
    • Integrative Kantorei, gemischter Chor mit Instrumenten (Orchester)
  • Anzahl der Singenden, z. B. Kammerchor (etwa 15 bis 30 Mitglieder), Großchor. Sind die Stimmen nur solistisch oder höchstens zweifach besetzt, so dass sich die Stimmen nicht „chorisch“ mischen, spricht man dagegen nicht von einem Chor, sondern von einem Vokalensemble
  • Anspruch auf künstlerische Qualität, z. B. Kammerchor, Konzertchor, Volkschor
  • Funktion bzw. Institution, z. B. Kirchenchor (auch Kantorei), Gesangverein, Rundfunkchor, Opernchor, Philharmonischer Chor, Schulchor, Kurrende, Showchor, Polizeichor, Hochschulchor, Werkschor
  • Stilrichtung, z. B. Schola, Madrigalchor, Oratorienchor, Shantychor, Gospelchor, Barbershop, Jazzchor.
  • vertretene Klientel: Kinderchor, Mädchenchor, Knabenchor, Jugendchor, Seniorenchor, Arbeiterchor, Schwulenchor, Lesbenchor, deutsch-französischer o. ä. Chor

Oft tragen Chöre auch die Namen ihrer bevorzugten Komponisten: z. B. Bachchor, Brahms-Chor, Kodály-Chor, Max-Reger-Chor.

Chorbesetzung

Singende mit gleichen Stimmlagen werden zu Stimmgruppen zusammengefasst. Die Unterteilung der Stimmgruppen wird vom vorzutragenden Stück bestimmt, wobei in einem einzigen Werk auch durchaus unterschiedliche Besetzungsformen vorkommen können.

Um die Einteilung der Stimmgruppen (die Besetzung) darzustellen, werden ihre Anfangsbuchstaben üblicherweise hintereinandergeschrieben und diese Abkürzung in Zusammenhang mit dem Stücktitel mitgeteilt.

  • Sopran, Alt, Tenor, Bass = SATB, üblichste Variante des gemischten Chores
  • Sopran, Alt, Männerstimme = SAMst (oft dem Männermangel in Chören geschuldete reduzierte Version von SATB)
  • 1.Tenor, 2.Tenor, 1.Bass, 2.Bass = TTBB, die übliche Besetzung eines Männerchores, wobei in wenigen Fällen der 1. und 2. Bass zu einer Stimme zusammengefasst wird (TTB)
  • Tenor, Bariton, Bass = TBarB

Jede Stimme kann intern und unabhängig von anderen Stimmen noch einmal geteilt werden. Dabei ist häufig die erste Stimme höher und die zweite tiefer. Bei der Abkürzung wird der Buchstabe der Stimme verdoppelt.

  • SopranI/II, Alt = SSA, die gängige Frauenchorbesetzung
  • Sopran I/II, Alt I/II, Tenor I/II, Bass I/II = SSAATTBB, achtstimmiger gemischter Chor, häufig in anspruchsvoller spätromantischer Chormusik zu finden

Teilt sich der ganze Chor in Teilchöre, so werden diese auch in der Abkürzung geteilt:

  • Sopran I, Alt I, Tenor I, Bass I, Sopran II, Alt II, Tenor II, Bass II = SATB/SATB (Doppelchor); im Gegensatz zum achtstimmigen Chor (s.o.). Doppelchörigkeit ist eine typische Besetzung in der Barockmusik.

Bei mehrchöriger Aufteilung ist der Ambitus der Stimmen bei der Aufteilung im Vergleich zur internen Teilung (s. o.) unwichtig. Doppelchöre werden üblicherweise stimmlich ausgewogen gebildet.

Neben der gängigen musikalischen Praxis gibt es Sonderformen, die auf historische Vorbilder zurückzuführen sind:

  • Mitwirkung von hohen Männerstimmen (Countertenor) in Sopran („Diskant“) und/oder Alt.
  • die historische Aufführungspraxis stellt Theorien auf, nach denen bestimmte Chorwerke des Spätmittelalters, der Renaissance und des Barock in den jeweiligen Stimmen grundsätzlich solistisch (also nur mit einem Sänger) zu besetzen sind.

Statistik

Die genaue Anzahl der Chöre und Sänger in Deutschland kann nur geschätzt werden, da viele Chöre keiner Organisation angehören und zum Beispiel die Schulchorarbeit nicht systematisch erfasst wird. Gesicherte Zahlen gibt es daher nur von den Chorverbänden (Deutscher Chorverband, Verband Deutscher Konzertchöre, Cäcilienverband, Verband evangelischer Kirchenchöre), die von 1.790.000 Menschen in 45.000 deutschen Chören ausgehen (Quelle: Musica sacra, 2005/02). Nach weitergehenden Schätzungen sind 3,3 Millionen Menschen in 61.000 Chören aktiv (Quelle: Oper&Tanz, 2004/2005). Grob überschlagen singen daher 2-3% der deutschen Gesamtbevölkerung in einem Chor. Als ältester gemischter Chor der Welt gilt die 1791 gegründete Sing-Akademie zu Berlin.

Aufgeteilt nach Sparten ergibt sich folgendes Bild:

  • 45,2% - gemischte Chöre
  • 30,9% - Kinder- und Jugendchöre
  • 15,9% - Männerchöre
  • 8% - Frauenchöre

Siehe auch

Portal: Chormusik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Chormusik

Literatur

  • Heribert Allen: Chorwesen in Deutschland. Schriftenreihe des Verbandes Deutscher KonzertChöre Bd. 6. Viersen 1995, ISBN 3-929-69806-4

Galerie

Commons: Chöre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien