Der Cardo (griechisch: "Herz"), auch Cardo Maximus, von Jerusalem ist die zum Teil freigelegte ehemalige Hauptstraße aus römisch-byzantinischer Zeit. Er führte vom nördlichen Stadttor, dem heutigen Damaskustor, zum südlichen , dem jetzigen Misttor. Der Begriff Cardo bezeichnet die für das Stadtbild einer römischen bzw. byzantinischen Stadt typische, meist in Nord-Süd-Richtung verlaufende Hauptachse. Senkrecht auf dieser Hauptachse wurde oft eine in Ost-West-Richtung verlaufende Straße angelegt, der Decumanus. Der Kreuzungspunkt dieser Hauptachsen war das Zentrum der Stadt.








Geschichte
Der Cardo war bei Schachtarbeiten für das Fundament eines Wohnhauses im Zuge des Wiederaufbaus des Jüdischen Viertels der Altstadt Jerusalems, das während der Zeit der jordanischen Besatzung von 1948 bis 1967 systematisch zerstört und unbewohnbar gemacht worden war, entdeckt worden. Die Ausgrabung des Cardo durch N. Avigad begannen im Jahre 1975 und dauerte 2 Jahre. Zu Tage kamen teilweise sehr gut erhaltenes Straßenpflaster und Säulen, die sich weit unterhalb des heutigen Straßenniveaus befinden. Teilweise konnte der Cardo wieder hergestellt werden.
Kaiser Hadrian hatte die zerstörte Stadt Jerusalem nach der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes 136 n. Chr. im römischen Stil wieder aufbauen lassen und benannte sie in Aelia Capitolina um. Die Anlage des Cardo stammt aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. und geht wahrscheinlich auf Kaiser Konstantin den Großen zurück. Auf der berühmten Mosaikkarte aus dem 6. Jh., die man 1884 in einer byzantinischen Kirche im heute jordanischen Madaba entdeckte, ist der Cardo deutlich zu erkennen. Die heutige, relativ strenge Teilung der Altstadt in die vier Viertel, das jüdische, das christliche, das muslimische und das armenische Viertel, geht in weiten Teilen noch auf die römische Anlage der Stadt mit ihrer Strukturierung durch Cardo und Decumanus zurück.
Der ausgegabenen Teile des Jerusalemer Cardo befinden sich heute im Zentrum des jüdischen Viertels, zwischen Rehov Habad und Rehov Ha Yehudim. Es gibt hier einen archäologischen Garten, ein kleines Museum und im überdachten Teil einige kleine Kunstboutiquen und Juweliergeschäfte.
Der Cardo ist eine der Sehenswürdigkeiten im jüdischen Viertel und befindet sich mit seinen einsehbaren Teilen in der Nähe der Hurva-Synagoge.
Literatur
- Michael Studemund-Halevy: ADAC Reiseführer Israel. ADAC Verlag GmbH, München 2000, ISBN 3-87003-695-8