Ambros Uchtenhagen

Schweizer Suchtexperte, Hochschullehrer und Psychoanalytiker
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Ambros Uchtenhagen (* 23. August 1928 in Basel) ist ein Schweizer Psychiater, Psychoanalytiker, Hochschullehrer und Suchtspezialist. Er war bis zu seiner Emeritierung 1995 Professor für Sozialpsychiatrie und Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, Sektor West, und ist Gründer und Stiftungsratsvorsitzender des Instituts für Sucht- und Gesundheitsforschung. Er ist auch als Gutachter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), namentlich in Entwicklungsländern tätig. Uchtenhagen ist Mitglied des WHO expert panel on drugs und fungiert als Präsident der Stiftung für Suchtforschung mit Sitz in Zürich.

Leben und Werk

Die Mutter Uchtenhagens entstammte einer Baselbieter Handwerkerfamilie, der Vater wurde - während des ersten Weltkrieges - als deutscher Berufsoffizier in der Schweiz interniert, nahm das Schweizer Bürgerrecht an und fand im kaufmännischen Bereich Arbeit. Uchtenhagen hat zwei Brüder.

Nach mehreren Orts- und Schulwechseln besuchte Uchtenhagen schließlich das Kantonale Realgymnasium in Zürich, welches er 1947 mit der Matura abschloß. Uchtenhagen absolvierte das Studium der Philosophie an der Universität Zürich und fügte diesem im Anschluss das Studium der Medizin bei. Nach eigenen Angaben wurde Uchtenhagen nachhaltig durch durch die Humanisten Ernesto Grassi, der als Gastdozent in Zürich lehrte, und René König, der später das Soziologische Institut der Universität Köln leitete geprägt. Zu beiden blieb lange ein Kontakt bestehen. Sein Doktorvater Hans Barth genehmigte eine Dissertation über Machttheorien von Platon bis Macchiavelli. Gleichzeitig absolvierte Uchtenhagen bei Gustav Bally eine Lehranalyse.

Nach dem Studium ließ sich Uchtenhagen zum Spezialarzt in Psychiatrie und Psychotherapie ausbilden. Ab 1970 baute er den Sozialpsychiatrischen Dienst an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich auf, ein Netzwerk aus ambulanter, teilstationärer und stationärer Versorgung für Psychosekranke, Suchtpatienten und psychisch Alterskranke.

Ambros Uchtenhagen ist seit 1956 mit Lilian Uchtenhagen verheiratet, die als eine der ersten weiblichen Nationalrätinnen der Schweiz und Kandidatin für den Bundesrat bekannt wurde. 1966 nahm das Ehepaar drei madagassische Waisenkinder auf, die durch Terre des Hommes in die Schweiz gebracht wurden. Zwei der Kinder überlebten.

Zitat

„Warum haben wir uns auf eine Ergänzung der Drogenpolitik im Bereich Schadensminderung eingelassen? Ich denke, einer der Gründe mag gewesen sein - und das ist eine gutschweizerische Charaktereigenschaft - dass wir uns nicht sagen lassen wollen, was wir zu tun haben. Wir wollen unsere eigenen Erfahrungen machen und daraus unsere eigenen Schlussfolgerungen ziehen. Das war sehr hilfreich. Ein zweiter wichtiger Grund war natürlich, dass die Probleme mit Drogenabhängigen ausser Kontrolle geraten waren, und kein anderes Land damals eine überzeugende Antwort auf diese Herausforderung hatte. Der amerikanische "Krieg gegen Drogen", Drogenabhängige in grosser Zahl ins Gefängnis zu stecken, erschien uns keine zweckmässige Antwort zu sein. Die Möglichkeit, Drogenabhängige einer therapeutischen Massnahme zuzuführen als Alternative zum Strafvollzug, war in vielen Fällen nützlich, konnte aber niemals einen genügend grossen Anteil der Heroinabhängigen erreichen.Also hatten wir eine neue Antwort zu finden : die Integration schadensmindernder Massnahmen in eine umfassende Drogenpolitik.“

Ambros Uchtenhagen: High Culture: Reflections on Addiction and Modernity. In: Addiction Volume 98 Issue 9 (2003), 1329–1330. Übersetzt von Ambros Uchtenhagen, E-Mail an Christian Michelides vom Sat, 2. Feb 2008 13:52:13

Publikationen

  • Untersuchungen zur Theorie der Macht von Platon bis Macchiavelli. Iuris Verlag, Zürich 1963
  • Heroinabhängige und ihre „normalen“ Altersgenossen. Herkunft, Lebenssituation und Zweijahresverlauf im Quervergleich. Gemeinsam mit D. Zimmer-Höfler. Haupt, Bern 1985
  • (Hrsg. gemeinsam mit N. Jovic): Psychische Störungen im Alter: gutes Umgehen mit eigenem und fremdem Alter. Fachverlag Zürich 1990
  • (Hrsg. gemeinsam mit A. Dobler-Mikola und T. Steffen T): Betäubungsmittelverschreibung an Heroinabhängige: wichtigste Resultate der Schweizerischen Kohortenstudie. Karger Basel 2000.
  • (Hrsg. gemeinsam mit W. Zieglgänsberger): Suchtmedizin: Konzepte, Strategien und therapeutisches Management. Urban und Fischer, München 2000
  • Drug abuse treatment in the prison milieu: a review of the evidence. In: Council of Europe (Ed) Prisons, Drugs and Society, Strassburg 2002, 79-98
  • Neu-Orientierung der Medizin – was tut sich im internationalen Umfeld? In Bircher J, Stauffacher W (Hrsg): Zukunft Medizin Schweiz. Basel 2003
  • Kontrollverlust und Verhaltenskontrolle. In Rink J (Hrsg): Die Suche nach der Kontrolle. Von der Abstinenzabhängigkeit zur Kontrollabhängigkeit Geesthacht 2004, 14-23
  • Gesundheits- und Krankheitskonzepte: ihre Komponenten und deren Stellenwert für Diagnostik, Therapie, Begutachtung. In Riemer-Kafka G (Hrsg): Medizinische Gutachten Zürich 2005, 9-34
  • Utopische Elemente in den Wissenschaften von der Psyche. In Sitter-Lievers B (Hrsg.) Utopie heute II. Zur aktuellen Bedeutung, Funktion und Kritik des utopischen Denkens und Vorstellens. Stuttgart 2007, 155-188
  • Guidelines for the evaluation of treatment in the field of problem drug use. A manual for researchers and professionals. European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction, Lisbon 2007 (gemeinsam mit U. Solberg)

Nachweis