Gebirgsjäger sind die infanteristisch kämpfenden Soldaten der Gebirgstruppe. Gebirgsjäger sind speziell für den Kampf in schwierigem Gelände (u.a. Gebirge) und unter ungünstigen klimatischen Bedingungen ausgebildete und ausgerüstete Soldaten. Gebirgsjäger bilden im deutschen Heer zusammen mit der Jägertruppe und den Fallschirmjägern die Truppengattung Infanterie.
Auftrag
Allgemeine Einsatzgrundsätze
Die Gebirgsjägertruppe kämpft wie die Jägertruppe überwiegend in stark bedecktem und durchschnittenem Gelände gegen abgesessene feindliche Infanterie sowie gegen deren gepanzerte und ungepanzerte Gefechtsfahrzeuge. Ihre Ausbildung und Ausrüstung befähigt sie besonders zum Kampf in gebirgigem Gelände und bei extremen Witterungsverhältnissen entweder zu Fuß oder auf Ski.
Gebirgsjäger sind besonders dazu geeignet,
- den Kampf im Gebirge, im bewaldeten und bebauten Gebiet zu führen,
- dabei um Engen und Gewässer zu kämpfen,
- im Jagdkampf eingesetzt zu werden,
- Räume und Objekte zu schützen und für nachfolgende Kräfte offen zu halten,
- zum Einsatz nach Lufttransport,
- in schwierigem Klettergelände sowie
- im tief verschneiten Gelände und in subarktischen Gebieten
das Gefecht in allen Gefechtsarten und besonderen Gefechtshandlungen zu führen.
Kampf im Hochgebirge
Das Hochgebirge stellt außergewöhnliche Anforderungen an den Gebirgsjäger. Fahrwege führen in Mitteleuropa in der Regel bis in den Bereich der Almwirtschaft, darüber hinaus kann man nur Steige benutzen. Alle Lasten, eigene Waffen und Ausrüstung, Verpflegung und besonders Munition sind dann von den Soldaten zu tragen. Das gleiche gilt für den gesamten Nachschub. Unterschiede zwischen Mannschaften und Vorgesetzten können nicht gemacht werden: „Jeder trägt seinen Rucksack selbst!“. Besonders schwierig ist unter solchen Bedingungen der Verwundetentransport. Nach wie vor wird die Truppe durch den Einsatz von Tragtieren unterstützt. Heute übernimmt, wenn die Wetter- und Gefechtslage es erlaubt, der Hubschrauber diese Aufgabe.
Die größten Herausforderungen stellen das Gelände und das Wetter dar. In alpinen Höhen kann sich die Wetterlage fast viertelstündlich ändern und man muss mit starken Temperaturschwankungen (von bis zu 45° C Temperaturunterschied im Sommer) zwischen Tag und Nacht rechnen. Oberhalb der Waldgrenze ist wenig Deckung zu finden, Stellungsbau oft nur mit Hilfe von Sprengungen möglich. Im Fels wird die feindliche Waffenwirkung durch Querschläger und bei Artilleriebeschuss durch Gesteinssplitter verstärkt. Steinschlag und, im Winter, Lawinen fordern oft große Opfer unter den Soldaten.
Die körperlichen Anforderungen an die Gebirgsjäger zählen zu den größten in der Bundeswehr. In großen Höhen (ab ca. 2000 m ü. NN.) wird dieser Faktor noch durch die dünne Luft und den damit verbundenen Sauerstoffmangel verstärkt.
Erkennungszeichen
1907 wurde den Gebirgstruppen der österreichisch-ungarischen Armee (3 Regimenter) das Edelweiß als Waffengattungszeichen zugewiesen, und war - gemäß Bekleidungsvorschrift - am Kragen der Uniformjacke zu tragen. Mitte Oktober 1915, bei Abzug des Alpenkorps von der inzwischen gefestigten Tiroler Front, wurde dieses Edelweiß durch den Kommandierenden General der österreichischen Südwestfront, Erzherzog Eugen, im Hotel Elefant in Brixen auch dem deutschen Alpenkorps unter dem Befehl von General Graf v. Dellmensingen als Abzeichen in Anerkennung seiner Leistung zur Abwehr der italienischen Offensiven im österreichisch-ungarischen Alpenraum zuerkannt. Auch heute wird dieses Emblem noch von österreichischen und deutschen Soldaten getragen. Im österreichischen Bundesheer wird die Blüte nach vorne an der Mütze getragen. In der deutschen Bundeswehr, vor allem bei den Gebirgsjägern, wird das Edelweiß mit dem Stiel nach vorne an der Mütze befestigt.
Die Waffenfarbe der deutschen Gebirgsjäger ist wie bei allen Infanterieinheiten Jägergrün. Taktisches Zeichen der Gebirgsjäger der NATO ist das Grundzeichen der Infanterie (Andreaskreuz) mit einem Dreieck im unteren Feld als stiliserter Hinweis auf das Operationsgebiet im Gebirge.
Geschichte vor 1939
Historische Beispiele für Kämpfe und Überschreitungen im Gebirge sind Xenophons Marsch 401 v. Chr. mit 10.000 bergungewohnten Kriegern vom Tigris über die Schneeberge Armeniens ans Schwarze Meer, Alexanders Zug über den kleinen Kaukasus 330 v. Chr., Hannibals Zug über die Alpen 280 v. Chr., Napoleons Marsch über den Großen St. Bernhard im Jahr 1800 sowie der Aufstand der Tiroler gegen die französischen Besatzer von 1805 bis 1814. Eines der treffendsten Beispiele für richtig angewandte Gebirgstaktik in alten Zeiten ist die Erstürmung der Veroneser Klause im September 1152 durch Otto von Wittelsbach mit 200 ausgesuchten Jungmännern.
Das Gebirge galt trotzdem lange als völlig ungeeignet für Kriegshandlungen. Führer und Truppe waren nicht dafür ausgebildet. Selbst Clausewitz bezeichnete das Gebirge als Nebenkriegsschauplatz, auf dem keine wichtigen Entscheidungen erzielt werden können und das höchstens als Zuflucht der Schwachen Bedeutung habe. Spätestens der Erste Weltkrieg hat diese These widerlegt.
Italien begann ab 1872 mit der Aufstellung von Alpini-Kompanien. Österreich-Ungarn bildete ab 1878 einzelne Jägerregimenter für den Kampf im Gebirge aus, (darunter die Landesschützen, die später berühmten Kaiserschützen). Ab 1888 begann auch in Frankreich die Ausbildung von Chasseurs alpins.
Im Ersten Weltkrieg wurden die französischen Alpenjäger erfolgreich gegen die deutsche Infanterie eingesetzt, unter anderem und besonders im Winter 1914/1915 in den Vogesen. Dies führte zur Aufstellung von deutschen Schneeschuh-Bataillonen, die mittels Ski auch im verschneiten Gelände beweglich waren. Später wurden nach französischem Vorbild eigene Gebirgsartillerie-, darüber hinaus auch Gebirgsmaschinengewehreinheiten aufgestellt. Diese Einheiten sollten leichter beweglich und nicht so stark von ausgebauten Straßen und Wegen abhängig sein.
Im Frühjahr 1915 wurde das Deutsche Alpenkorps gebildet, eine verstärkte Infanteriedivision mit Truppenteilen aus dem ganzen deutschen Reich, darunter auch Schneeschuh-Einheiten. Diese Division wurde nach dem Kriegseintritt Italiens gegen Österreich-Ungarn zunächst für einige Monate nach Südtirol abgestellt, obwohl Italien erst ab 1916 im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich war. Das DAK wurde deshalb nur zurückhaltend zur Unterstützung des Bündnispartners eingesetzt und rechtzeitig vor Einbruch des Winters abgezogen. Das Deutsche Alpenkorps erwarb sich in der Folgezeit, vorwiegend im Flachland eingesetzt, einen Ruf als Eliteeinheit des deutschen Heeres (1915 Einsatz in Serbien, 1916 bei der Schlacht von Verdun, 1916/17 in Siebenbürgen und Rumänien, 1917 am Isonzo, 1918 in Flandern und an der Somme). An der 12. Isonzoschlacht nahm auch der spätere Generalfeldmarschall Erwin Rommel als Oberleutnant des Württembergischen Gebirgsbataillons teil. Im weiteren Verlauf des Krieges standen sich daher die italienischen Alpini und Gebirgstruppen der k.u.k. Armee – anfangs improvisiert – an der Alpenfront gegenüber.
Deutsche Gebirgsjäger
Gebirgsjäger der Wehrmacht
- Hauptartikel: Gebirgsdivisionen der Wehrmacht
Gebirgsjägereinheiten der Wehrmacht waren im Zweiten Weltkrieg unter anderem an der Invasion Norwegens im Jahre 1940 – mit der Adolf Hitler der britischen Besetzung des neutralen Landes zuvor kommen wollte – und an der Landung auf Kreta 1941 beteiligt.
Die 1. Gebirgs-Division mit ihren etwa 20.000 Mann wurde von Hitler als seine „Garde-Division“ bezeichnet. Sie nahm an der Besetzung des Sudetenlandes und beim „Anschluss“ Österreichs teil und kam im Polenfeldzug 1939 und Westfeldzug 1940 zum Fronteinsatz. Sie waren weiter an der Invasion Norwegens im Jahre 1940 – mit der Adolf Hitler der britischen Besetzung des neutralen Landes zuvor kommen wollte – beteiligt. Bei Besançon wurde sie nach der Niederlage Frankreichs die Eroberung Gibraltars vorbereitet. Als Franco den Durchmarsch der Deutschen durch Spanien verweigerte, wurde die Division umdirigiert und an der französischen Kanalküste zur Landung in England aufgestellt. 1941 folgten der Balkanfeldzug und der Überfall auf die Sowjetunion. Gebirgsjäger waren auch an der Landung auf Kreta 1941 beteiligt. Unter hohen Verlusten gelang 1942 die Überquerung des Kaukasus-Gebirges. Dabei wurde am 21. August durch die „gemischte Elbruskompanie“ der höchste Gipfel des Kaukasus, der 5633 Meter hohe Elbrusgipfel bestiegen, nachdem zuvor das in 4200 Meter Höhe gelegene Elbrus-Haus mit 80 Mann sowjetischer Besatzung erobert worden war.
Gebirgsjäger der Wehrmacht waren an Kriegsverbrechen beteiligt, so die 1. Gebirgs-Division an der Erschießung von 5200 italienischen Kriegsgefangenen der Division „Acqui“ auf Kefalonia und Korfu. Etwa 5.200 italienische Soldaten und fast alle Offiziere, die sich den deutschen Truppen ergeben hatten, wurden nach ihrer Gefangennahme, den Befehlen des Oberkommandos der Wehrmacht folgend und allen Bestimmungen des Kriegsvölkerrechts widersprechend, getötet. Dies war eines der schwersten Kriegsverbrechen mit direkter Beteiligung von Wehrmachtseinheiten. Darüberhinaus unterstützten Gebirgsjäger die Geheime Feldpolizei bei der Deportation der jüdischen Bevölkerung in Griechenland.[1] Als die Division im Frühjahr 1943 nach Montenegro verlegt wurde, hatte sie im bisherigen Kriegsverlauf bereits über 19.000 Mann verloren. Anfang Juli 1943 wurde die 1. Gebirgs-Division nach Westgriechenland in den Epirus verlegt. Die militärischen Erfolge der ELAS hatten eine Verstärkung der deutschen Besatzungstruppen notwendig gemacht, und als Antwort darauf sollte der Terror intensiviert werden. Auch für sie galt Hitlers Befehl vom 16. Dezember 1942:
- […] Wenn dieser Kampf gegen die Banden sowohl im Osten wie auf dem Balkan nicht mit den allerbrutalsten Mitteln geführt wird, so reichen in absehbarer Zeit die verfügbaren Kräfte nicht mehr aus, um dieser Pest Herr zu werden. Die Truppe ist daher berechtigt und verpflichtet, in diesem Kampf ohne Einschränkungen auch gegen Frauen und Kinder jedes Mittel anzuwenden, wenn es nur zum Erfolg führt… [2]
Allein in den drei Monaten zwischen Anfang Juli und Anfang Oktober 1943 zerstörte man etwa 207 Ortschaften mit 4.500 Häusern und tötete über 2.000 Griechen und Albaner, darunter Frauen, Alte und Kinder. Ein Indiz dafür, dass es höchst selten zu Gefechten mit Partisanen kam, ist die Tatsache, dass „nur“ 23 Gebirgsjäger in diesem Zeitraum gefallen sind.
Künstlerische Berühmtheit erlangte Major der Gebirgstruppe Albert Hohenester mit seinen zahlreichen Bildbänden und Gemälden aus dem Alltag dieser Truppe.
Bekannte Gebirgsjäger der Wehrmacht
Die militärische Laufbahn von Ferdinand Schörner begann beim GJR 98 in Mittenwald. Schörner verkörperte die Einheit von ideologischem Fanatismus und kriegerischer Brutalität; als Hitlers letzter Feldmarschall war er der ranghöchste Gebirgsjäger.
Generaloberst Eduard Dietl, der „Held von Narvik” (Joseph Goebbels), war die Symbolfigur der Gebirgsjäger. Nach ihm wurden auch zwei weitere Gebirgsjägergeneräle zu Namensgebern von Bundeswehrkasernen : Ludwig Kübler und Rudolf Konrad. Erst 1995 ließ der damals verantwortliche Bundesverteidigungsminister Volker Rühe die Generaloberst-Dietl-Kaserne in Allgäu-Kaserne sowie Mittenwalds General-Kübler-Kaserne in Karwendel-Kaserne umbenennen. In Bad Reichenhall gibt es zudem eine General-Konrad-Kaserne[3].
Der General der Gebirgstruppe Hubert Lanz (1896-1982) war von Februar 1943 bis Kriegsende Kommandierender General des XXII. Gebirgsarmeekorps, das mit Schwerpunkt in Griechenland eingesetzt war. Er war für das Massaker auf Kefalonia verantwortlich. In einem der Nürnberger Prozesse, dem Prozess Generäle in Südosteuropa, wurde er als Kriegsverbrecher zu 12 Jahren Haft verurteilt, allerdings bereits 1951 aus der Haft entlassen. Er war nach dem Krieg Mitglied der FDP und dort als Berater für militär- und sicherheitspolitische Fragen tätig. Bereits 1951 wurde er Ehrenvorsitzender des Kameradenkreises der Gebirgstruppe und Vorsitzender im Traditionsverband der 1. Gebirgsdivision.
Gebirgsjäger in der Bundeswehr
Nach der Gründung der Bundeswehr kam es 1956 zur Aufstellung der 1. Gebirgsdivision, weil die NATO damals einen deutschen Großverband mit Gebirgskampfbefähigung verlangte. Die Gebirgsjägertruppe sieht sich wie die Bundeswehr insgesamt nicht in der Tradition der Einheiten der Wehrmacht. 45 Jahre später wurde die Division im Jahr 2001 mit einem feierlichen Appell in Garmisch-Partenkirchen aufgelöst. Heute ist die Gebirgstruppe der Bundeswehr die Gebirgsjägerbrigade 23. In ihr dienen Soldaten verschiedener Truppengattungen, die aber alle das Edelweiß an Mütze und Ärmel tragen. Die einzigen Gebirgsjäger außerhalb der Gebirgsjägerbrigade 23 gehören dem Gebirgsjägerbataillon 571 in Schneeberg an, das 2008 aufgelöst werden soll.
Die Gebirgsjäger in den drei verbleibenden Gebirgsjägerbataillone 231, 232 und 233 machen die eigentliche Gebirgsjägertruppe aus und haben eine grüne Waffenfarbe, die am Kragenspiegel bzw. der Litzenfarbe gezeigt wird. Die Gebirgsjäger haben im Übrigen besondere Uniformen (→Gebirgsjägeruniform). Am auffäligsten ist dabei die Skibluse und die Bergmütze mit dem Edelweiß. Besonders geeignete und speziell ausgebildete Bergsteiger/Kletterer und Skiläufer sind in Hochgebirgsjägerzügen zusammengefasst, von denen jeweils einer bei der Stabs- und Versorgungskompanie des Gebirgsjägerbataillons eingegliedert ist. Der Gebirgsdienst und die Ausbildung im Gebirge werden wesentlich durch die Heeresbergführer der Bundeswehr geprägt. Heeresbergführer sind Offiziere und Unteroffiziere der Gebirgstruppe, die in Zweitverwendung für den Dienst im Gebirge eine besondere bergsteigerische und skiläuferische Ausbildung an der Gebirgs- und Winterkampfschule in Mittenwald erhalten. Sie stehen den Kommandeuren und Einheitsführern bei Ausbildung und Einsatz im Hochgebirge als Berater zur Seite.
Kontroverse um die Traditionspflege der Gebirgsjäger
Der Kameradenkreis der Gebirgstruppe e.V. ist eine Vereinigung, die sich u.a. aus aktiven und ehemaligen Bundeswehrangehörigen sowie alten Wehrmachtssoldaten zusammensetzt. Der Kameradenkreis ist hinsichtlich seines Traditionsverständnisses Gegenstand öffentlicher Kritik.
Auf dem Hohen Brendten, nahe Mittenwald, befindet sich das Ehrenmal der Gebirgstruppe, an dem jährlich an Pfingsten aktive und ehemalige Soldaten der Gebirgstruppe aus Wehrmacht und Bundeswehr ein Treffen abhalten. Seit 2002 finden immer wieder Protestaktionen und Gegenveranstaltungen gegen die Gedenkveranstaltung für die gefallenen und vermißten Angehörigen der Gebirgstruppe statt, an denen sich auch Reservisten und Aktive der Bundeswehr beteiligen.[4] Der Kameradenkreis der Gebirgstruppe (Mitglied ist unter anderem der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber) weist die Vorwürfe als ungerechtfertigt zurück. Außerdem widerspricht man der Darstellung, Kriegsverbrechen zu leugnen, man trage aktiv durch Völkerverständigung zum Frieden bei.[5] [6] Der Kommandeur der 10. Panzerdivision betonte in seiner Ansprache am Ehrenmal, dass das Gedenken „ausdrücklich auch die Kriegstoten der anderen Seite und die Opfer von Verfolgung und Verbrechen, die von Deutschen und im deutschen Namen begangen wurden“ umfasse, und es eben nicht um eine „unzeitgemäße und kritiklose Heldenverehrung, sondern auch um ein kritisches Bekenntnis zur deutschen Geschichte und Orientierung am Leiden der Verfolgten und Gedemütigten, um politisches Mitdenken und Mitverantworten, demokratisches Wertebewusstsein, Vorurteilslosigkeit und Toleranz, Bereitschaft und Fähigkeit zur Auseinandersetzung mit den ethischen Fragen des soldatischen Dienstes“ gehe.[7] Die Bundesregierung teilte auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mit, dass „Totenehrungen im Rahmen von Gedenkfeiern für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft ausdrücklich in der Traditionspflege der Bundeswehr“ stünden und „die Zusammenarbeit zwischen der Bundeswehr und dem Kameradenkreis der Gebirgstruppen sowie die Teilnahme von Soldaten der Streitkräfte an der so genannten „Brendtenfeier“ daher nicht zu beanstanden seien“.[8] Laut dem Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz waren 2006 die in Bayern von der linksextremistischen DKP maßgeblich beeinflusste VVN-BdA und der „Arbeitskreis Angreifbare Traditionspflege“ die Hauptinitatoren der Gegenveranstaltungen.[9] Es sollen sich 2006 nahezu 300 Demonstranten an den Veranstaltungen beteiligt haben. Dabei wurden Transparente mit Parolen wie „Kein Ja und Amen zu Kriegsverbrechen“ und „Mittenwald: Die Welt zu Gast bei Kriegsverbrechern“ gezeigt[10], die auf den Slogan der Fußball-WM anspielten. Außerdem wurde das Denkmal in den letzten Jahren wiederholt beschmiert.
Neuere Forschung
Der Autor Hermann Frank Meyer beschreibt in seinem Buch[11] die Geschichte der Gebirgsjäger, zu der die Vernichtung von mehr als 200 Dörfern[12] und Ermordung der dort wohnenden Zivilbevölkerung[12] sowie zahlreiche weitere, meist ungesühnte[11] Kriegsverbrechen in der Ukraine und auf dem Balkan und in Griechenland gehört und wiederlegt dabei Legenden, die nach 1945 als Rechtfertigung der Taten und Täter entstanden sein sollen.
Österreichische Gebirgsjäger
Bei Gründung des Bundesheeres verzichtete Österreich zunächst darauf spezielle Gebirgsjägereinheiten aufzustellen, auch gelten die Gebirgsjäger beim Bundesheer nicht als eigene Waffengattung. Erst mit der Heeresgliederung von 1956 wurden vier Gebirgsbrigaden sowie eine Hochgebirgskompanie aufgestellt, die aber 1962 wieder aufgelöst wurden.
Bei der Heeresgliederung 92/98 erhielt die 6. Jägerbrigade den Zusatz "hochgebirgsbeweglich" und wurde in der Folgezeit sowohl materiell als auch strukturell an den Gebirgskampf angepasst. Außerdem erhielt sie mit dem Edelweiß auch das traditionelle Abzeichen der Gebirgsjäger. Ab 1999 ergingen dann verschiedene Vorschriften für den Gebirgskampf. Derzeit läuft in Österreich die Diskussion zur Neueinführung der Waffengattung Gebirgsjäger.[13]
Italienische Gebirgsjäger
Auch das Italienische Heer unterhält eine Gebirgsjägertruppe, siehe Alpini.
Siehe auch
Literatur
- Ralph Klein/Regina Mentner/Stephan Stracke (Hrsg.) Mörder unterm Edelweiß. Dokumentation des Hearings zu den Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger. Papyrossa, 2004, ISBN 3-89438-295-3
- Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg, Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 3861534479
- Sören Sünkler: Die Spezialverbände der Bundeswehr. Motorbuch Verlag 2007, ISBN 3613025922
Weblinks
- Offizielle Homepage der Gebirgsjägerbrigade 23 der Bundeswehr
- Berichte, Bilder, Videostreams, Links über Wehrdienst, Ausrüstung, Geschichte der Gebirgsjäger
- Hochgebirgskompanie/StbB6 Österr. http://www.kamkreis-gebirgstruppe.de/ Kameradenkreis deutscher Gebirgsjäger
- Kriegsverbrechen der 1. Gebirgs-Division im Zweiten Weltkrieg
- Monitor-Sendung vom 5. Dezember 2002: Gebirgsjäger: Verbrechen in der Nazizeit.
- Titel Thesen Temperamente Fernsehmagazin: Blutiges Edelweiß. Die ganze Wahrheit über die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg im WDR, von Sonntag, 10. Februar 2008
Einzelnachweise
- ↑ http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Gebirgsdivisionen/Zusatz1GebD.htm
- ↑ Bundesarchiv (Hrsg.): Europa unterm Hakenkreuz – Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941–1945), Hüthig Verlagsgemeinschaft, Band 6, ISBN 3-8226-1892-6, S. 71 ff., S. 219.
- ↑ Jakob Knab: Zeitlose soldatische Tugenden. In: Die Zeit. Nr. 46/2005, 10. November 2005.
- ↑ Antifaschisten protestieren gegen anhaltende Kriegsverbrecher-Ehrungen durch die Bundeswehr
- ↑ Kamkreis-Gebirgstruppe.de (PDF)
- ↑ Verfassungsschutzbericht 2005, S. 47 (PDF)
- ↑ Kamkreis-Gebirgstruppe.de (PDF)
- ↑ http://webarchiv.bundestag.de/archive/2006/0606/aktuell/hib/2006/2006_173/05.html
- ↑ Verfassungsschutzbericht des Landes 2006, S.169 (PDF)
- ↑ http://www.verfassungsschutz.bayern.de/imperia/md/content/lfv_internet/service/verfassungsschutzbericht2006.pdf S.168-169
- ↑ a b Hermann Frank Meyer: Blutiges Edelweiß. Die 1. Gebirgsdivision im Zweiten Weltkrieg, 2008
- ↑ a b 3sat, kulturzeit, 27.02.2008: Blutiges Edelweiß Die Wahrheit über die Kriegsverbrechen der Gebirgsjäger im Zweiten Weltkrieg
- ↑ Gebirgsjäger als Waffengattung? Folge 297, Ausgabe 3/2007 der Zeitschrift Truppendienst