Country-Musik

US-amerikanische populäre Volksmusik
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Geschichte der Country-Musik
Juni 1923 Erste Schallplattenaufnahme eines Country-Sängers
Nov. 1925 Die Grand Ole Opry Show geht erstmalig auf Sendung
Aug. 1927 Die Carter Family und Jimmie Rodgers, die ersten große Stars, werden entdeckt
1933 Key Maynard stellt den ersten "Singing Cowboy" im Film dar
um 1934 Bob Wills nimmt den ersten Western Swing Titel auf
um 1935 In Texas entsteht der Honky Tonk
1940 Bill Monroe entwickelt den Bluegrass
Juni 1949 Hank Williams singt erstmalig in der Grand Ole Opry
1953 In Memphis, Tennessee entsteht der Rockabilly
um 1955 Als Antwort auf den Rock'n'Roll wird der Nashville Sound kreiert
um 1968 Von Kalifornien ausgehend entwickelt sich der Country-Rock
ab 1970 Die Outlaw-Bewegung dominiert
ab 1980 Urban Cowboy - Die Country-Musik nähert sich der Popmusik an
um 1985 Die „Neuen Traditionalisten“ leiten eine Gegenbewegung ein
ab 1990 Mit New Country werden hohe Verkaufszahlen erreicht
ab 1990 Alternative Country verbindet das Lebensgefühl einer Punk-geprägten Generation mit "authentischen" Countrytraditionen

Country-Musik Vorlage:Lautschrift (auch: Country & Western oder C&W) ist eine aus den USA stammende Musikrichtung, die Anfang des 20. Jahrhunderts aus traditionellen Elementen der Volksmusik der europäischen Zuwanderervölker - insbesondere Irland und England - hervorging. Die ursprünglich in den südlichen Appalachen beheimatete Hillbilly-Musik entwickelte sich durch urbane Einflüsse und Übernahme von Elementen anderer Musik-Genres - wie etwa dem Blues - in die heutige Country-Musik.

Die Geschichte der Country-Musik wurde und wird geprägt durch drei auseinanderstrebende Bewegungen:

  • die Traditionalisten befürworten eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen textlichen und musikalischen Themen
  • die Erneuerer experimentieren mit neuen Stilvarianten und Instrumenten
  • die Kommerzorientierten suchen die Nähe zur Popmusik, um ein möglichst großes Publikum anzusprechen

Mal gewinnt die eine und mal die andere Bewegung für ein paar Jahre die Oberhand. Ständige Veränderungen sind somit garantiert, Phasen der Stagnation die Ausnahme.

Ein typisches Merkmal der Countrymusik sind sinnige Texte, die sich oft auf die amerikanischen Lebensverhältnisse beziehen, persönliche Erfahrungen beschreiben, aktuelle Ereignisse kommentieren und nicht selten auch humorvoll sind. Im Gegensatz zu fast allen anderen Genres sind die Texte gleichrangig zur Musik.

Beim traditionellen Country werden hauptsächlich Saiteninstrumente, wie Gitarre, Banjo, Mandoline, Bass oder Fiddle (eine einfache Geige), aber auch Akkordeon, Klavier oder Mundharmonika verwendet. Einige vor allem in der ersten Jahrhunderthälfte populäre Instrumente wie die Autoharp oder die Steel Guitar sind außerhalb der Country-Musik nahezu unbekannt. Im zeitgenössischen Country kommen Schlagzeug, sowie Elektrogitarre und -Bass hinzu. Blasinstrumente werden normalerweise nicht eingesetzt.

Stilrichtungen

Die Country-Musik lässt sich in Stilrichtungen unterteilen, von denen einige über viele Jahrzehnte lang bis heute aktuell sind, andere dagegen nur regionale, ethnische oder temporäre Bedeutung besitzen. Die ursprüngliche Country-Musik vor 1920 wurde und wird als Old-Time oder Hillbilly-Musik bezeichnet.

Die Hauptstilrichtungen

Bluegrass
Wird hauptsächlich mit akustischen Instrumenten im 2/4 Takt gespielt. Charakteristisch sind die Virtuosität der Musiker, der Harmoniegesang (mehrstimmiger Satzgesang) und die flotten Instrumentalstücke. Die typische Instrumentalisierung dieser Richtung ist Fiddle (= Violine, Geige), Mandoline, Upright-Bass (= Kontrabass, Steh-Bass) und akustische Stahlsaitengitarre (= Westerngitarre). Aus dem Bluegrass entwickelte sich in den sechziger Jahren der New Grass.
Honky Tonk
Der Honky Tonk entstand in den Clubs und Dance Halls rund um die texanischen Ölfelder. Dort war es so laut, dass die Instrumente elektrisch verstärkt werden mussten und ein Schlagzeug unverzichtbar war. Gespielt werden meist einfache und langsame 2/4-Takte, welche durch ein spezielles Timing den typischen Groove erreichen. Die Texte befassen sich mit Alltagsproblemen und sind ungekünstelt und direkt. Sie haben mit den folkloristischen und heimatverbundenen Inhalten der traditionellen Country-Musik nur noch wenig gemein.
Nashville Sound
Ab Mitte der fünfziger Jahre verlor die Country-Musik gegenüber dem Rock'n' Roll dramatisch an Boden. Einflussreiche Produzenten - allen voran Chet Atkins und Owen Bradley - begannen daraufhin, die ungeschliffene Musik zu glätten, um sie so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Das Ergebnis war ein weicherer Sound, der oft durch Hintergrund-Chöre verstärkt wurde. Klassische Country-Instrumente wie Fiddle oder Steel-Guitar wurden noch selten eingesetzt.
Western Swing
Der Western Swing, eine der lebendigsten Stilrichtungen der Country-Musik, wurde in den dreißiger Jahren von Bob Wills entwickelt. Durch Integration von Jazz-Elementen und Hinzunahme von weiteren Instrumenten entstand eine lebhafte, tanzbare Musik, die insbesondere in den großen Dance Halls von Texas und Oklahoma populär war. Der Western Swing gehört zu den wichtigeren Stilrichtungen der Country-Musik, hat aber seit Ende der vierziger Jahre an Bedeutung verloren.

Regionale Stilrichtungen und Modeströmungen

Bakersfield Sound
Anfang der sechziger Jahre entstand im kalifornischen Bakersfield eine an Rock'n'Roll und Honky Tonk angelehnte Variante der Country-Musik, bei der erstmalig elektrisch verstärkte Instrumente vorherrschten. Gegenüber dem weichen Nashville Sound klangen die Gitarren hart und höhenbetont. Die Arrangements waren einfacher. Geprägt wurde der Bakersfield Sound von Persönlichkeiten wie Buck Owens oder Merle Haggard und ab Mitte der achtziger Jahre von Dwight Yoakam.
Cajun Music
Französische Siedler, Acadiens genannt, die um 1760 von den Briten aus Ost-Kanada vertrieben worden waren und sich im Südwesten des heutigen Louisiana und dem Osten von Texas angesiedelt hatten, brachten ihren eigenen Musikstil mit, die Cajun Music (Aussprache: käidschn mjusik). Das dominierende Instrument war ursprünglich die Fiddle. Dazu kam um 1880 durch deutsche Einwanderer das Melodeon, eine einfache Ziehharmonika, heute besser bekannt als Cajun accordion. Charakteristisch war früher auch der besondere laute Gesang, als die Sänger in den übervollen Tanzhallen ihre Stimme noch ohne elektrische Verstärkung durchsetzen mussten. Die Ursprünge der Melodien waren französische Volksweisen. Ihre Musik beeinflusste die Entwicklung der Country Music, wie diese wiederum in den 1960er Jahren die Cajun Music beeinflusste. Weltweit bekannt wurde der Cajun Song "Jambalaya" durch die englische Countryversion von Hank Williams und durch die Rock'n'Roll-Fassung von Fats Domino.
Cowboy
In den 1920er und 1930er Jahren waren die Cowboys und Landstreicher (Hobos) zwei wichtige Figuren in der Country-Musik. Der Cowboy war eine angesagte Modeerscheinung, die sich auf nostalgische Bilder vom Wilden Westen des 19. Jahrhunderts bezog. Im Gegensatz dazu war der Hobo ein sehr reales Bild, da in den 30er Jahren die USA von einer großen Wirtschaftskrise (Great Depression) geschüttelt wurde. Viele Lieder handeln daher auch von ihrem Leben und der so sprichwörtlichen, hochgradig idealisierten Freiheit. Der Cowboy dominierte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Thema der Country-Musik. Auffällig gekleidete Künstler sangen in den Westernfilmen. Die Songs waren so populär, das sogar der Begriff "Country & Western" entstand.
Outlaw
Seit Anfang der sechziger Jahre hatten in Nashville die Produzenten mehr und mehr an Macht gewonnen. Die eigentlichen Interpreten hatten kaum noch Einfluss auf die musikalische Gestaltung und Songauswahl. Einige Stars, allen voran Waylon Jennings und Willie Nelson, begannen daraufhin, ihre Platten selbst zu produzieren. Es schlossen sich immer mehr Musiker an, und die Outlaw-Bewegung beherrschte die Szene.
Rockabilly
Rockabilly war die erste rein weiße Spielart des Rock'n'Roll und entstand, als junge weiße Musiker den schwarzen Rhythm & Blues interpretierten und mit Countryelementen vermischten. Der Boom dieser Musik beschränkte sich auf die amerikanischen Südstaaten und auf die Zeit etwa zwischen 1954 und 1957. Merkmale sind sparsame Besetzung mit Kontrabass, der percussiv gespielt wird (geslappt), elektrische Leadgitarre, nervöser Schluckaufgesang. Häufig wird ein Bandecho verwendet, was dem Rockabilly einen blubbernden Groove verleiht. (Vgl.: Elvis Presley Baby let's play house) Typische Vertreter dieser Stilrichtung waren neben dem frühen Elvis Presley auch Carl Perkins, Eddy Cochran und Gene Vincent.
Tex-Mex
In den USA verbreitet im Südwesten und in Texas. Wird auch als Norteño oder Tejano bezeichnet. Die Bands benutzen hauptsächlich dreireihige Akkordeons und "Bajo-Sextos", wie der 6-saitige Bass bezeichnet wird. In den USA gibt es eine Reihe bekannter Tex-Mex Stars wie Freddy Fender, Flaco Jiménez, und dessen Bruder, Santiago Jiménez, Janie C. Ramírez und viele andere, vorwiegend Gruppen, die als Conjuntos bezeichnet werden. Die Musik besteht vorwiegend aus Balladen, Polkas, Boleros und Rancheras.
Urban Cowboy
Der 1980 produzierte John-Travolta-Film Urban Cowboy löste in den USA eine nie zuvor dagewesene Begeisterung für Country-Musik aus. Hohe Verkaufszahlen waren die Folge, aber auch ein Abdriften in die Pop-Musik. Nach etwa zwei bis drei Jahren war der Höhenflug vorbei.

Randgebiete

Country Blues
"Weißer" Country und "schwarzer" Blues haben sind in enger Symbiose entwickelt. Die strikte Trennung der Begriffe wurde erst zur besseren Vermarktung durch die Musikindustrie eigeführt. "To Have The Blues" bedeutet nichts weiter als traurig sein, meist in Bezug auf schlechte Lebensbedingungen oder Liebeskummer. Country-Sänger wie Jimmie Rogers und Hank Williams machten sich die Grundzüge des schwarzen Blues zu eigen und entwickelten den "White Country Blues".
Country-Pop
Der Country hatte von Anfang an eine "weiche", an Popmusik orientierte Seite, die je nach Mode mehr oder weniger in den Vordergrund trat. Beispiele sind u.a. der Nashville Sound, der Ende der 1950er bis weit in die 60er die kommerzielle Countrymusikproduktion bestimmte. In den 1970er Jahren wurden Country-Songs immer mehr auch in den Pop-Charts gespielt, oder Pomusiker/innen nahmen Country-Songs auf. Diese Tradition wurde in den 1980er Jahren fortgeführt. Beispiele sind Kenny Rogers und Don Williams.
Country-Folk
Es wird zwischen Urban Folk Musik und Country Folk unterschieden. Country Folk Songs sind meist Lieder, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie basieren auf Geschichten und werden mit wenig Instrumentation gesungen. Urban Folk Musik entwickelte sich in den 50er und 60er Jahren. Hier griffen junge, gebildete Leute aus den Großstädten auf die archaische Songtradition ihres Landes zurück, aber auch auf die politische Songtradition verschiedener Arbeiter- und Bauernbewegungen vor allem der 1930er Jahre. Mit den neuen, oft politischen Songs kommentierte die junge Generation den gesellschaftlichen Umbruch vor allem der 1960er Jahre. Folk Songs waren immer schon ein wichtiger Teil der Country Musik.
Country-Gospel
Der Country-Gospel gehört zu den ältesten Stilrichtungen der Country-Musik. Wichtigstes Merkmal sind die extrem religiösen Inhalte (die allerdings in der Countrymusik allgemein sehr häufig sind). Die Arrangements sind einfach gehalten. Den aus dem schwarzen Gospel bekannten Chorgesang gibt es in der Country-Variante nicht. Stattdessen wird häufig ein mehrstimmiger Harmonie-Gesang verwendet, der oft durch einen tiefen und prägnanten Bass ergänzt wird.
Country-Rock
Die Kombination der einfachen Country-Musik-Instrumentierung mit dem (vor auf dem Blues basierenden) Rock der späten 1960er Jahre entwickelte sich zum Country Rock. Diesen gibt es hauptsächlich an der Westküste der USA.
Hawaiian Music
Die so genannte Hawaii-Gitarre wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer Mode in den USA (nicht nur in der Country-Musik). Seitdem spielen die Hawaii-Gitarre und die Steel Guitar (Pedal-Steel, Lap-Steel etc.) in auf dem Schoß (englisch: "lap") gespielter und in der klassisch europäisch gehaltenen Variante eine große Rolle in der Countrymusik. Besondere Popularitat erlangte sie in den 1950ern. Ihr typischer "Twang", ein oft lang anhaltender, sehnsuchtsvoller Ton, wurde zu einem Charakteristikum der Musikrichtung.

Die Interpreten der Country-Musik

Liste bekannter Country-Musiker

Die bedeutendsten Stars

Institutionen, Labels und Auszeichnungen

Institutionen

Schallplatten-Labels und Musikverlage

Wichtige kleine Labels

Preise und Auszeichnungen

Literatur

Aufgelistet sind hier nur Bücher, die sich allgemein mit dem Thema Country-Musik befassen. Biographien sind in den Artikeln zu den einzelnen Interpreten aufgeführt.

  • All Music Guide to Country - Miller Freeman Books, San Franzisko
    Englischsprachige Enzyklopädie der Country-Musik mit zahlreichen Biographien, ausführlichen Diskographien und einem hervorragenden Index. Standardwerk, sehr umfangreich.
  • Are You Ready For The Country von Peter Doggett - Penguin Books, London (2001)
    Behandelt auf über 500 Seiten den Country Rock und seine Vorläufer.
  • Country Music - The Rough Guide von Kurt Wolff - Rough Guides, London (2000)
    In vierzehn Kapiteln werden die wichtigsten Epochen und Stilrichtungen vorgestellt. Kurzbiographien der bedeutendesten Protagonisten und eingestreute Essays ergänzen die jeweiligen Abschnitte. In englischer Sprache.
  • Country Music, USA von Bill C. Malone - University of Texas Press, Austin (2002)
    Das Standard-Werk zur Geschichte der Country-Musik - in englischer Sprache
  • Country - The Twisted Roots of Rock'n'Roll von Nick Tosches - (1977)
    Frühe Countrygeschichte und deren Hintergründe - englischssprachig
  • Creating Country Music - Fabricating Authenticity, von Richard A. Peterson, University of Chicago Press, Chicago 1997
    Hintergründe zur Geschichte der Countrymusik - englischsprachig
  • Das Buch der Country Music von Walter Fuchs - Heel Verlag, Königswinter (1986)
    Das umfassendste deutschsprachige Werk, behandelt auch die europäische Country-Szene.
  • Das neue große Buch der Country Music von Walter Fuchs - Heel Verlag, Königswinter
    - Erscheinungstermin Dezember 2004 -
  • Die Geschichte der Country Music von Walter Fuchs - Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach (1980) ISBN 3404600185
    nahezu inhaltsgleicher Vorläufer von "Das Buch der Country Music", Taschenbuch
  • The Harmony Illustrated Encyclopedia of Country Music von Alan Cracket - Salamander Books Ltd. (1994)
    Liebevoll aufgemachte, gut lesbare Enzyklopädie mit zahlreichen Bildern - englischsprachig
  • The Nashville Sound von Paul Hemphill - Reiner Wunderlich Verlag, Tübingen und Stuttgart (1969)
    Kritische Auseinandersetzung mit dem Musikgeschäft Nashvilles - deutschsprachig