Max Blokzijl

niederländischer Journalist und Autor
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Marius „Max“ Hugh Louis Wilhelm Blokzijl (* 20. Dezember 1884 in Leeuwarden; † 16. März 1946 in Den Haag) war ein niederländischer Journalist und Autor.

Er wurde zunächst durch seine Undercover-Reportagen bekannt, wandte sich später dem Nationalsozialismus zu und trat für diesen während der deutschen Besatzung der Niederlande im Zweiten Weltkrieg als Pressewächter und insbesondere als Propagandasprecher im Radio ein. Nach Kriegsende wurde er als einziger niederländischer Journalist wegen Landesverrats hingerichtet.

Leben

 
Max Blokzijl 1904 in den Redaktionsräumen des Algemeen Handelsblad (rechts außen).
 
Max Blokzijl (links) und Jean-Louis Pisuisse (rechts) 1907 während ihrer Undercover-Reportage als italienische Straßenmusikanten.

Familie und erste Jahre als Journalist

In Leeuwarden als Sohn eines Berufssoldaten geboren, verbrachte Blokzijl seine frühe Kindheit zunächst in Kampen und Utrecht. Seine Mutter arrangierte für ihn Klavierstunden, die sich später für seine journalistische Karriere als förderlich herausstellen sollten. Sein Vater nahm ihn häufig zu Militärparaden mit, die auf Blokzijl einen nachhaltigen Eindruck hinterließen und ebenfalls Einfluss auf seinen späteren Lebensweg nahmen. Nach der Scheidung der Eltern blieb Blokzijl bei seiner Mutter, die sich mit ihrem Sohn in Den Haag niederließ. In der Folgezeit mied Blokzijl zunehmend den Kontakt zu seinem Vater. Zunächst wollte Blokzijl Ingenieur oder Marineoffizier werden, entdeckte aber während seiner Schulzeit seine Ader für den Journalismus und gründete eine vierzehntägliche Zeitschrift mit dem Namen Iris, die von dem Schriftsteller Frederick van Eeden protegiert wurde und 1902 mit Jong Nederland en Arbeid fusionierte. Nach seiner Schulzeit besuchte Blokzijl auf Wunsch seiner Mutter kurzfristig eine Malerakademie, entschied sich dann jedoch für die Journalistik und wurde 1903 Reporter beim Amsterdamer Algemeen Handelsblad.

Blokzijl arbeitete zunächst als Reporter in der Lokalredaktion, wurde dann aber ein Jahr später zunächst eingezogen und diente bei den Grenadieren und Feldjägern. Blokzijl hatte seit langem eine große Affinität zur Armee und schrieb während dieser Zeit für das militärische Fachblatt De Militaire Gids, in der er für eine Verbesserung des Ansehens der Wehrpflicht in der Gesellschaft warb. 1906 kehrte er wieder zum Algemeen Handelsblad zurück und betätigte sich als Lokal- und Sportreporter. Dort lernte er Jean-Louis Pisuisse kennen, der nach vier Jahren als London-Korrespondent zurückgekommen war. Beide wollten dem Alltagstrott entfliehen, und auf Anregung von Pisuisse kamen sie auf die Idee, als italienische Straßenmusikanten verkledidet durch die Niederlande zu reisen und darüber anschließend eine Reportage zu schreiben. Diese erschien unter dem Namen Abenteuer als Straßenmusikant in ihrer Zeitung, die sich durch den großen Erfolg veranlasst sah, tausende Extraexemplare zu drucken. Blokzijl und Pisuisse wurden daraufhin von Verlagen umworben, die daraufhin erschienene Buchausgabe wurde ebenso wie die ursprüngliche Serie ein großer Verkaufserfolg.

Weltreise als musizierender Korrespondent

Die Reportage wurde in der Folgezeit ein gesellschaftliches Phänomen, Theatergesellschaften führten die Abenteuer auf, sogar eine Zigarettenmarke mit dem Namen „Straßensänger“ wurde herausgebracht. Das Interesse der Öffentlichkeit an Blokzijl und Pisuisse war so groß, dass diese schließlich in Theatern mit neuem Material auftraten. Die Darbietungen der beiden fanden trotz des in musikalischer Hinsicht amateurhaften Charakters auch bei der Kritik Anklang. Im Anschluss an diese Auftritte enschloss sich das Duo eine Weltreise zu unternehmen, die es nach einer Reihe von Abschiedskonzerten 1908 antrat. Die erste Zeit verbachten sie in Niederländisch-Ostindien, wo sie von Gouverneur Van Heutz empfangen wurden, dort traf Blokzijl auch auf Hendrik Colijn, mit dem er später noch in einem unerfreulicheren Kontext zu tun haben sollte. Pisuisse und Blokzijl tourten die folgenden sechs Monate als singende Kriegskorrespondenten - es gab seit 1873 Aufstände in der Provinz Aceh - durch die Kolonie. Isngesamt verbrachten sie drei Jahre dort und sandten in dieser Zeit Berichte an ihre Zeitung und die Zeitschrift Buiten. Da der Verdienst nicht ausreichte, war Blokzijl auch als Schauspieler, Komponist und Dekorateur tätig. In Surabaya gründete er zusammen mit Pisuisse und drei Frauen, darunter Pisuisse spätere zweite Frau, ein Kabarett.

1910 heiratete Blokzijl von Niederländisch-Ostinien aus eine Frau, die er noch vor seiner Abreise kennengelernt hatte, doch während der Bootsfahrt von den Niederlanden nach Ostindien verliebte sich diese in einen anderen Mann, ging von Bord und ließ sich umgehend scheiden, diese Episode kostete Blokzijl mehrere tausend Gulden. 1911 machte er sich zusammen mit Pisuisse auf die Heimreise, aufgrund einer falschen Reiseplanung landeten sie zunächst in Makassar und beschlossen daraufhin spontan Japan und China zu besuchen. Nachdem sie während einer Flugschau in China Zeuge eines Absturzes eines französischen Fliegers geworden waren, gaben sie ein Wohltätigkeitskonzert für die Witwe, das ihnen nochmals Publizität verschaffte. Anschließend zogen die beiden nach Russland weiter, in Sibirien schlugen sie sich jedoch nur mühsam durch und wurden in Moskau beinahe als Landstreicher verhaftet. Nach den weiteren Stationen Sankt Petersburg und Berlin kehrten Blokzijl und Pisuisse schließlich im Sommer 1911 in die Niederlande zurück.

Im Anschluss an ihre Rückkehr gaben sie wieder Auftritte in ihrer Heimat und auch in Berlin, wo eine Schellackplatte aufgenommen wurde. Es folgten eine große Anzahl von Auftritten in Deutschland und in anderen Ländern, der Höhepunkt der Tournee war ein spezieller Auftritt für die rumänische Königin Elisabeth. 1912 heiratete Blokzijl die Schauspielerin Annie Jurgens, diese Ehe hielt jedoch nur zwei Jahre. Im September 1913 reiste er zusammen mit Pisuisse ein zweites Mal nach Ostindien und trat zweimal mit ihm in Singapur auf. Obwohl eng verbunden, war es doch zwischen beiden zu Spannungen gekommen, Pisuisse war ambitionierter als Blokzijl, der im Herzen Journalist blieb, und genehmigte sich von den Tantiemen einen größeren Anteil. 1914 wurde Blokzijl für seine alte Zeitung zunächst Reisekorrespondent in Berlin und wollte anschließend dann doch mit Pisuisse eine Tournee durch Nordamerika in Angriff nehmen, doch der Erste Weltkrieg beendete diese Pläne, Blokzijl wurde eingezogen, womit die Geschichte des Duos endete.

Als Kriegskorrespondent

Zu Blokzijls Enttäuschung wurde er zunächst nicht dem Nachrichtendienst zugeteilt, sondern musste zunächst als Kurier arbeiten. Er entschloss sich deswegen zu einer Offizierslaufbahn und wurde innerhalb eines Jahres zum Leutnant befördert. Während dieser Zeit schrieb Blokzijl ein „Sachbuch für den Liniensoldaten“, das jedoch aus Geldmangel nicht verbreitet wurde. 1917 konnte das Algemeen Handelsblad Blokzijl vom Militärdienst freistellen, um ihn als Kriegskorrespondent in Berlin einzusetzen. Die folgenden Reisen zu Frontabschnitten in Belgien, Frankreich, Norditalien, Riga, der Krim und am Schwarzen Meer konfrontierten ihn mit der Realität des Krieges, die ihn schockierte und zu entsprechenden Berichten veranlasste.

Während der Friedensverhandlungen in Spa versteckte sich Blokzijl hinter den dortigen Gardinen und war damit der einzige anwesende Journalist. Er wurde anschließend ohne Angabe von Gründen von der britischen Militärpolizei verhaftet und nach Belgien abgeschoben. Blokzijl kehrte nach Berlin zurück und nahm dort seine Korrespondententätigkeit wieder auf.

Als Auslandskorrespondent in Berlin

Nach einer zweijährigen Zeit als Assistent-Korrespondent wurde Blokzijl befördert und verbrachte in Berlin insgesamt 22 Jahre als Chronist der Weimarer Republik und des darauf folgenden nationalsozialistischen Regimes. Er war zunächst Zeuge der Novemberrevolution und nahm sogar an der Seite des Spartakusbundes an dieser zeitweise teil. Blokzijl gab später in seinen Memoiren an, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gut gekannt zu haben, letztere bewunderte er im Gegensatz zu Liebknecht sehr. Er reiste nach Galizien, um über die Pogrome an den dortigen Juden zu berichten, seine Reportage hierüber wurde später in den USA in Form einer Broschüre veröffentlicht. Blokzijl kritisierte die für Deutschland harten Bedingugen des Versailler Vertrags. Obwohl er eine Genehmigung für eine Reportage im zeitweise von Belgien und Frankreich besetzten Ruhrgebiet hatte, wurde er in Gelsenkirchen kurzzeitig festgenommen, worüber auch in der französischen Presse berichtet wurde.

War Blokzijl zunächst etwas gespalten über seinen neuen Wirkungsort gewesen, begann er sich in Berlin zunehmend heimisch zu fühlen. 1921 ging er mit der 13 Jahre jüngeren Hermine Eleonore Behle seine dritte Ehe ein, die bis zu seinem Tod bestand hatte und kinderlos blieb. Blokzijl wurde in Berlin in vielen Feldern aktiv, so wurde er dort 1920 Vertreter für die Vereinigung „Niederlande in der Fremde“ und später auch für den „Algemeinen Niederländischen Verband“. Des weiteren hielt Blokzijl Lesungen über seine Heimat und Niederländisch-Ostindien, organisierte Niederlandetage in Berlin und eine Tournee des Concertgebouw-Orchesters. Neben weiteren Mitgliedschaften in der „Deutsch-Niederländischen Gesellschaft“ und „Vereinigung Niederlande und Oranje“ war jedoch sein seit 1924 ausgeübter Vorsitz des „Niederländischen Verbandes in Deutschland“ von besonderer Bedeutung, der ungefähr 10.000 Mitglieder zählte und mit De post van Holland eine eigene Publikation unterhielt. Blokzijl hatte sehr gute Kontakte zu den Ministerien und gewann als Vorsitzender der „Vereinigung der ausländischen Presse“ beträchtlichen Einfluss, den er während der NS-Zeit zuweilen auch für in Bedrängnis mit dem NS-Regime gekommene ausländische Kollegen nutzte.

Vor der nationalsozialistischen Machtübernahme verteidigte Blokzijl die Politik des deutschen Reichspräsidenten Friedrich Ebert und wies unter anderem den in Deutschland in stärkerem Maße hervortretenden Antisemitismus entschieden zurück, seine Artikel führten neben Attacken seitens der konservativen deutschen Presse schließlich sogar zu einer Beschwerde des deutschen Botschafters in den Niederlanden. 1928 erschienen Blokzijls zunächst in einer Serie veröffentlichten Memoiren als Buch unter dem Titel Ik trok er op uit (Ich zog hinaus), in der er nochmals seine Zeit mit Pisuisse schilderte, der 1927 zusammen mit seiner dritten Frau von deren früheren Liebhaber ermordet worden war.

Hinwendung zum Nationalsozialismus

Einst ein Verteidiger der Weimarer Republik, verschoben sich Blokzijls Sympathien in seiner Berichterstattung mit den Jahren deutlich. Die NSDAP nahm er zunächst nicht ernst, musste jedoch nach den Wahlen von 1930 mit Verblüffung den schlagartigen Bedeutungsgewinn dieser Partei feststellen. Bei aller Kritik imponierten dem vormaligen Soldaten Blokzijl die straffe Disziplin und der halbmilitärische Charakter der Partei. Noch 1932 zog er bei der Präsidentschaftswahl Hindenburg Hitler vor, da er letzteren als eine Gefahr für Deutschland und Europa betrachtete, erkannte jedoch die NSDAP nun als ernstzunehmenden Machtfaktor an und nannte Adolf Hitler nach der Machtübernahme einen Staatsmann mit nicht unsympathischer Erscheinung. Den Antisemitismus verurteilte er bis zum Zweiten Weltkrieg nach wie vor, war aber der Ansicht, dass der Nationalsozialismus viele positive Veränderungen wie ein Absinken der Kriminalität, einen Wirtschaftsaufschwung und einen neuen Idealismus bewirkt habe. Blokzijl begann sich an die neuen Verhältnisse anzupassen und fühlte sich mehr und mehr vom Nationalsozialismus angezogen. Ein Grund dafür war auch, dass er seine tiefe Abneigung eines herkunftbestimmten Systems durch jenen geteilt sah. Im Gegensatz zur Sozialdemokratie und zum Kommunismus schloss der Nationalsozialismus Blokzijls Meinung nach alle Klassen ein, von dem er sich zudem eine Bollwerkfunktion gegen den Kommunismus erhoffte. Letztendlich wirkte sich auch aus, dass er seinen Status nicht verlieren und weiter von seinen Privilegien profitieren wollte.

Als Blokzijl 1934 schließlich zusammen mit einigen anderen Korrespondenten erstmals bei Hitler zu Gast war, ließ er in seiner dazugehörigen Berichterstattung offene Bewunderung für diesen durchblicken. 1935 wurde er heimlich Mitglied bei den niederländischen Nationalsozialisten NSB. Neben dem NSB-Vorsitzenden Anton Adriaan Mussert (später NS-„Führer“ der Niederlande) galt Blokzijl später als einer der Hauptakteure der prodeutschen Strömung in der NSB.[1] Blokzijl schrieb unter dem Pseudonym „Roland“ prodeutsche Texte für die Zeitungen des Verlags De Lokale Pers. Obwohl die sozialdemokratische Zeitung Het Volk die Identität von „Roland“ aufdeckte, hatte dies für Blokzijl bei dem liberal ausgerichteten Algemeen Handelsblad keinerlei Auswirkungen, allzusehr mit dem Nationalsozialismus sympathisierende Artikel waren zuvor schlichtweg nicht gedruckt oder geändert worden. Trotz der Aufdeckung seiner Identität schrieb Blokzijl unverdrossen unter neuem Pseudonym für die faschistische Wochenzeitschrift De Waag weiter.

Bei der deutschen Annexion von Österreich, der Schaffung der Ersten Slowakischen Republik als deutschen Satellitenstaat und dem Angriff auf Polen beschrieb Blokzijl die deutsche Armee, wann immer er sie begleitete, als Befreier. Die Möglichkeit einer deutschen Besatzung der Niederlande verneinte Blokzijl hingegen. Als diese dann eben doch eintrat, wurde er wie andere Korrespondenten in einem Berliner Hotel als „feindlicher Ausländer“ vorerst festgehalten. Seine Frau konnte eine Umwandlung in einen Hausarrest erreichen, da Blokzijl seit kurzem Diabetiker war, einige Tage später wurde auch der Hausarrest unter Auflagen aufgehoben. Bei der französischen Kapitulation war Blokzijl als einziger niederländischer Journalist zugegen und besuchte anschließend auch Paris.

Als nationalsozialistischer Pressewächter

Zunächst arbeitete Blokzijl weiter für das Algmeen Handelsblad, jedoch in geringerem Umfang als bisher. Noch im September 1940 unterstützte er den nach Berlin gereisten stellvertretenden Chefredakteur bei seinen Bemühungen, für das Blatt ein gewisses Maß an Freiheiten zu erreichen. Im gleichen Monat schlug der prodeutsche Reportageleiter der Rundfunkgestellschaft AVRO Blokzijl vor, von Berlin aus Radioberichte zu liefern. Die von den Besatzern in Hilversum errichtete Rundfunkbetreuungsstelle war davon angetan, jedoch wollte Willi Janke, Pressechef das Reichskommisariats in Den Haag, Blokzijl lieber in den Niederlanden eingesetzt sehen. Dieser war verdrossen darüber, dass das Algemeen Handelsblad seine Berichte zuletzt nur noch mit einem „von unserem Korrespondenten“ versehen hatte, und ließ sich von Janke schließlich im November überzeugen, noch im gleichen Monat nach Amsterdam zu ziehen.

Nach dreimonatiger erzwungener Untätigkeit wurde Blokzijl auf Druck der Deutschen als Redaktionsleiter der von der Antirevolutionären Partei herausgegebenen widerspenstigen Tageszeitung De Standaard eingesetzt, was zum Rücktritt von Chefredakteur Colijn, vormals Ministerpräsident der Niederlande, führte. Blokzijl blieb jedoch nur vier Monate bei der Zeitung, die sich ihm gegenüber abweisend verhielt. Im Juni 1941 wurde er Vorsitzender der Abteilung Pressewesen des Ministeriums für Volksaufklärung und Künste. Dort war Blokzijl für die Umsetzung der Gleichschaltung der niederländischen Presse mitverantwortlich, obwohl er in Berlin noch gegen die Nazifizierung der Presse gewesen war. Viele Aufgaben delegierte er an seinen Vertrauten Goedhart und übertrug ihm nicht genehme Aufgaben wie das Abhalten der täglichen Pressekonferenzen meist seinem Stellvertreter. Blokzijl blieb jedoch nicht untätig, zusammen mit Janke ließ er bereits in seinem ersten Monat den Sicherheitsdienst in das als antideutsch geltende Algemeen Handelsblad einfallen und dessen Chefredakteur verhaften, außerdem verhängte er Geldbußen gegen Redakteure, die Frontberichte verkürzt hatten. Den katholischen Priester Titus Brandsma ließ er, nachdem sich dieser in seiner Eigenschaft als geistlicher Ratgeber der katholischen Presse der Gleichschaltung widersetzt hatte, ebenfalls verhaften und empfahl dessen Deportation in ein Konzentrationslager, was anschließend so umgesetzt wurde – Brandsma wurde später im KZ Dachau ermordet.

1942 wurde Blokzijl auch Vorsitzender der Pressegilde der Kulturkammer, wurde jedoch bereits nach fünf Monaten abgelöst, da er selbst nicht sehr enthusiastisch über die neue Position gewesen war. Propaganda lag Blokzijl schon eher, 1942 wurde er nach einem längeren Personalgerangel zwischen der NSB und dem Ministerium für Volksaufklärung und Künste Vorsitzender der neuen zusammengelegten Abteilung Presse und Propaganda des Ministeriums. Auch in der NSB wurden diese Abteilungen zusammengelegt, Blokzijl wurde dort stellvertretender Vorsitzender. Sein Vorgesetzter Voorhoeve zog als Freiwilliger an die russiche Front, wodurch Blokzijll damit zeitweise faktisch eine Doppelfunktion inne hatte. Da die alte Idee, Blokzijl Radioansprachen halten zu lassen, 1941 umgesetzt wurde, war er mittlerweile sehr bekannt und die fast 200 Veranstaltungen mit ihm als Redner stets bestens besucht. Im Gegensatz zu Joseph Goebbels hatte er jedoch wenig Einfluss in administrativer Hinsicht, Blokzijls eigentiliches Gebiet, auf das er sich schließlich vollständig verlegte, waren die Radioansprachen, mit denen man Blokzijl letztendlich hauptsächlich verbindet. Ein Grund für seine vollständige Hinwendung zum Radio war, dass Blokzijl aufgrund einer jüdischen Großmutter nicht Generalsekretär seines Ministeriums werden durfte. Dieser „Makel“ war ihm bis dahin unbekannt und wurde ihm erst durch Nachforschungen der Deutschen eröffnet.

Als Propagandasprecher im Radio

Im Februar 1941 startete trotz einiger vorgebrachter Bedenken wegen der gelegentlich nicht unkritischen Haltung Blokzijls zu seinen Berliner Zeiten und seiner jüdischen Großmutter eine erste Radioserie mit dem Titel „Ich war selbst dabei“, in der es um seine Erlebnisse als Kriegskorrespondent ging. Diese wurde im gleichem Jahr durch „Brandheiße Fragen“ und „Politisches Weltgespräch“ abgelöst, in denen er Propaganda für den Nationalsozialismus betrieb. Blokzijl teilte seine Hörer in drei Gruppen ein: die überzeugten Nationalsozialisten, denen er warnende Worte zukommen ließ und unter ihnen viele Mitläufer sah, die Gegner der neuen Ordnung, die er mit zynischen Bemerkungen abkanzelte (darunter die als „Emigrantenkommittee“ von ihm bezeichnete Exilregierung und Königin Wilhelmina), sonst jedoch wenig beachtete, und diejenigen, die potentiell bereit wären, die neue Ordnung zu akzeptieren. Der letzten Gruppe widmete er sein Hauptaugenmerk und äußerte Verständnis für ihre Sorgen und Nöten, stellte aber gleichzeitig den Sieg der Achsenmächte als unvermeidbar dar. Mit der Zeit wurde Blokzijs Ton gegenüber der passiven Gruppe jedoch fordernder. Als Deutschland die Sowjetunion angriff und daraufhin Freude in der Bevölkerung aufkam, dass die Deutschen einen weiteren Gegner hatten, sah er dies als Heuchelei, da die Niederlande vor dem Zweiten Weltkrieg die Sowjetunion nie anerkannt hatten. Nach der Niederlage bei der Schlacht von Stalingrad äußerte Blokzijl, dass er mit seiner Geduld den Passiven gegenüber am Ende sei. Nachdem jedoch im Mai 1943 alle Radiogeräte von allen konfisziert wurden, die nicht der NSB angehörten und keine Deutsche waren, sparch er nur noch zu den bereits „Bekehrten“.

Während er Intellektuelle verachtete, sah Blokzijl die Jugend als größere Hoffnung als die Erwachsenen an. Er hielt vor vollen Sälen Ansprachen vor Arbeiterkindern (Gymnasiasten sah er als Intellektuellenkinder und zu egoistisch an), war jedoch mit der Wirkung unzufrieden und schlug auch hier einen härteren Ton an. Blokzijl forderte schließlich eine nationalsozialistische Jugendorganisation mit Zwangsmitgliedschaft nach Vorbild der Hitlerjugend.

Im letzten Kriegsjahr konzentrierte sich Blokzijl wieder auf seine Sendungen. Insgesamt hielt er mehr als 800 Ansprachen, in denen er im Gegensatz zur Vorkriegszeit auch antisemitische Äußerungen tätigte, so bezeichnete er den Moment, an dem der letzte Jude die Niederlande verlassen habe, als eine Bereinigung der Atmosphäre. Blokzijl hatte relativ große Freiheit, was die Inhalte betraf, solange sie nicht den Zielen der Besatzungsmacht zuwiderliefen. Lediglich zwei Texte schafften es nicht durch die Zensur, im einen ging es über das Schicksal der Niederländer im von Japan besetzten Niederländisch-Ostindien, im anderen um die erwartete Landung der Alliierten auf dem europäischen Festland. Im Gegensatz zu anderen Propagandasendungen waren Blokzijls Ansprachen ein Publikumsmagnet, allerdings erhielt er während dieser Zeit auch tausende Schmäh- und Drohbriefe. Seine letzte Ansprache hielt Blokzijl am 6. Mai 1945, einen Tag nach der Kapitulation der Deutschen in den Niederlanden, und beendete diese mit den Worten „Wir kommen zurück, Hörer!“. Er entschloss sich gegen eine Flucht - ihm war nach dem Dolle Dinsdag, als die Befreiung scheinbar kurz bevorstand, von mehreren Seiten ein solcher Versuch unterstellt worden - und ließ sich am 9. Mai widerstandslos festnehmen.

Nachkriegsprozess und Hinrichtung

Am 11. September 1945 wurde der Prozess gegen Blokzijl unter der Anklage des Landesverrats eröffnet. Aufgrund 13 beispielhaft herangezogener Zitate aus seinen Radiosendungen – seine Funktionärstätigkeit für das Ministerium für Volksaufklärung und Künste wurde ebenso wenig herangezogen wie die für die NSB – wurde er am 25. September 1945 wegen Landesverrats zum Tode verurteilt. Während des Prozesses verteidigte er sich damit, dass er nicht Propaganda für Deutschland, sondern für den Nationalsozialismus gemacht habe. Blokzijls Berufung und ein Gnadengesuch bei Königin Wilhelmina wurden abgewiesen, am 16. März 1946 wurde er durch ein Erschießungskommando hingerichtet.[2]

Die Prozessführung und das Todesurteil sind nicht unumstritten. So ist Piet Hagen, vormals Dozent an der School voor Journalistiek in Utrecht und bis 2002 Chefredakteur des Fachorgans De Journalist, der Ansicht, dass sich die Todesstrafe nur durch die Situation in der unmittelbaren Nachkriegszeit erklären lasse. Blokzijl war der bekannteste nationalsozialistische Journalist der Niederlande, sodass es sich angeboten habe, an ihm ein öffentlichkeitswirksames Exempel zu statuieren. Als Grund für seine Verurteilung wurde der Tenor seiner Radiosendungen herangezogen, obwohl dieser eher einen indirekten, subtilen Stil aufgewiesen habe und wesentlich weniger demagogisch gewesen sei als die sonstige NS-Propaganda. Eine ähnliche Meinung vertritt A.A. de Jonge im Biografisch Woordenboek van Nederland. Blokzijls Prozess sei überhastet geführt worden, was sich unter anderem darin niedergeschlagen habe, dass der Prozess ausschließlich auf die Radiosendungen und nicht zusätzlich auf seine Rolle als Pressewächter und NSB-Funktionär Bezug nahm, ebenso wenig, ob Blokzijl Briefe an die Sicherheitspolizei weitergeleitet hat.

Ehrungen

  • Ritter des Ordens Oranje-Nassau für die Arbeit als Vorsitzender des „Niederländischen Verbandes in Deutschland“

Werke (Auswahl)

  • Niederländische Originalausgaben:
  • Avonturen als straatmuzikant (mit Jean-Louis Pisuisse), H.J.W. Becht, Amsterdam 1907
  • Hans Hedding en zijn wonderlijke secretaris of hoe een Hollandsche jongen in het buitenland beroemd werd, Scheltens & Giltay, Amsterdam 1919
  • Ik trok er op uit …, Blitz Andries, Amsterdam 1928
  • Landverraders (32seitige Propapagandabroschüre), 1941
  • Luisteraars antwoorden, Nenasu, Utrecht 1942
  • Brandende kwesties, Nederlandsche Uitgeverij Opbouw, Amsterdam 1942
  • Ik was er zelf bij, Nenasu, Utrecht 1943
  • Ik zei tot ons volk …, Nenasu, Utrecht 1943

Quellen

Literatur

  • René Kok: Max Blokzijl: Stem van het nationaal-socialisme, Sijthoff, Amsterdam 1988, ISBN 90-218-0231-7 (niederländisch)
  • Piet Hagen: Journalisten in Nederland. Een Persgeschiedenis in portretten., Uitgeverij De Arbeiderspers, Amsterdam / Antwerpen 2002, ISBN 90-295-2222-4 (niederländisch)

Online

Einzelnachweise

  1. Bericht auf shoa.de: Wolf Oschlies: „Anton Adriaan Mussert (1894-1946); NS-‚Führer‘ der Niederlande“; siehe Angaben zu: Max Blokzijl
  2. Kurzbericht über Prozess und Hinrichtung auf nieuwsdossier.nl: „Max Blokzijl geëxecuteerd, 16/03/1946“ (niederländisch)