TYPO3 ist ein 1998 in der Erstversion erschienenes Open-Source-Web-Content-Management-System für mittlere bis große Websites, welches von Kasper Skårhøj entwickelt wurde. TYPO3 basiert auf der serverseitigen Skriptsprache PHP. Als Datenbank wird meist MySQL eingesetzt. TYPO3 wird aktiv weiterentwickelt.
TYPO3
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![]() | |
![]() browserbasiertes Content-Management-System | |
Basisdaten
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Entwickler | Kasper Skårhøj, TYPO3 Association |
Erscheinungsjahr | 29. Mai 2001 |
Aktuelle Version | 4.1.6, 4.2.0beta3 (Format invalid) |
Betriebssystem | betriebssystemunabhängig (interpretiert) |
Programmiersprache | PHP[1], JavaScript |
Kategorie | Web-Content-Management-System |
Lizenz | GPL |
deutschsprachig | ja |
typo3.com typo3.org |
TYPO3 kann mehr oder weniger einfach mit Plugins (sogenannte Extensions, kleine Erweiterungsprogramme) an spezielle Situationen angepasst werden. Derzeit sind etwa 3000 Erweiterungen verfügbar, mit denen sich viele Anwendungsfälle ohne Schreiben von eigenem Programmcode abdecken lassen, z. B. News, Shop-Systeme, Diskussionsforen und andere. Vorteilhaft ist die Mehrsprachigkeit von Front- und Backend, sowie die aktive Anwender- und Entwicklergemeinde aus aller Welt. TYPO3 gehört zusammen mit Drupal und Joomla! zu den bekanntesten Open-Source-CMS.
Verwendung
Es wird geschätzt, dass TYPO3 mehr als 200.000 mal weltweit[2] eingesetzt wird, zum Beispiel von UNICEF Deutschland und dem XX. Weltjugendtag in Köln. TYPO3 stellt hohe Anforderungen an die Leistungs- und Konfigurationsfähigkeit des verwendeten Servers. Die Einarbeitungszeit für einen Website-Entwickler beträgt mehrere Wochen, für einen Redakteur normalerweise einige Stunden. Ein Entwickler, der eine TYPO3-Website erstellen möchte, muss die Konfigurationssprache TypoScript beherrschen.
Im Gegensatz zu kommerzieller Software gibt es bei TYPO3 keinen Support durch den Hersteller/Entwickler, dafür aber durch die Anwendergemeinde (Bugtracker, Foren, News-/Mailinglisten) und eine große Anzahl an Internet-Agenturen. Einige Firmen haben sich auch darauf spezialisiert, Webseiten in TYPO3 zu erstellen oder Hostingangebote mit vorinstalliertem TYPO3 anzubieten.
Bedienung
TYPO3 wird auf einem Webserver mit einem Webbrowser gesteuert. Für die Bedienung ist keine Zusatzsoftware beim Redakteur erforderlich, allerdings muss der Webbrowser unterstützt werden. TYPO3 bietet einige unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten, die sich in die unterschiedlichen Bereiche Design, TypoScript und Inhalt aufteilen. Dies führt zu einer gewissen Komplexität, die man sowohl als Stärke als auch als Schwäche interpretieren kann.
Die Verwaltung (das sogenannte „Backend“ siehe Hinweis zu den Begriffen) ist der im Webbrowser sichtbare Teil von TYPO3, in dem Inhalte erstellt und bearbeitet werden. Ein Rich-Text-Editor, in dem Inhalte wie in einer Textverarbeitung (z. B. Word) formatiert werden können, erlaubt auch Anwendern ohne HTML-Kenntnisse redaktionelle Arbeit zu erledigen. Alternativ kann für die Bearbeitung auch direkt der Internetauftritt (das sogenannte „Frontend“, also der für den Besucher sichtbare Teil der Seite) genutzt werden. Diese Option muss vom Administrator freigegeben werden und bietet Redakteuren einen schnellen Einstieg in TYPO3.
Hinweis zu den Begriffen
Die Verwendung der Begriffe Frontend und Backend in TYPO3 weicht von der klassischen Definition ab, nach der TYPO3 lediglich zwei Frontends für verschiedene Benutzerkategorien hätte. Siehe Frontend und Backend (klassische Definition).
Funktionsweise
Zu den Funktionen gehören unter anderem zeitliche Steuerung zum Einblenden und Entfernen von Inhalten, Rollen- und Rechtesystem, Suchfunktion für statische und dynamische Inhalte, automatische Sitemap, Druckansicht, Nutzerverwaltung, Mehrsprachigkeit, suchmaschinenfreundliche URLs, die sich über verschiedene Zusatzmodule (sogenannte Extensions), wie z. B. Gästebücher, Foren, Newsletter, Statistikmodule etc. erweitern lassen. Bilder, Texte, Tabellen, Animationen sowie externe Datenquellen können in TYPO3 verwaltet werden.
Templates (Formatvorlagen) erleichtern die Darstellung von Inhalten, in denen Seitenaufbau und Formate definiert werden (z. B. an welcher Stelle die Navigationsleisten und Inhalte angezeigt werden, die Schriftfarben und -größen, die Positionierung von Überschriften). Inhalte werden über frei konfigurierbare Eingabemasken eingegeben, z. B. in Form eines Rich-Text-Editors, der über eine an gängige Textverarbeitungen angelehnte, WYSIWYG-artige Oberfläche verfügt. Eine integrierte Bildverarbeitung ist vorhanden. Der Objektmanager gestattet es, grafische Elemente zu skalieren, zu drehen, Rahmen hinzuzufügen etc., wobei TYPO3 in Verbindung mit dem Bildkonverter ImageMagick und GDLib eine modifizierte Bilddatei im neuen Format erzeugt.
Die eingegebenen Inhalte werden in einer Datenbank gespeichert und stehen unabhängig von dem jeweils verwendeten Template zur Verfügung. Dadurch kann das Erscheinungsbild einer Internetpräsenz durch Austausch des Templates vollständig geändert werden, ohne die Inhalte erneut eingeben zu müssen. Somit können auch dieselben Inhalte in unterschiedlichen Layouts präsentiert werden. Ein integriertes Caching-System speichert Ergebnisse häufiger Datenbankaufrufe zwischen. So wird gerade bei stark nachgefragten Seiten die CPU-Belastung gesenkt, die Anzahl der Datenbankabfragen verringert und die Seite damit schneller ausgeliefert, wenn viele Nutzer die gleichen Informationen abrufen. Seit Version 4.1 verwendet TYPO3 Ajax.
Gestaltung und Programmierung mit TYPO3 setzen sich aus folgenden Elementen zusammen:
- HTML-Template: Einfaches HTML-Gerüst mit sogenannten Markern (z. B.: ###MARKER###), die durch TYPO3 mit unterschiedlichsten Inhalten (Seitennavigation, Texten, Grafiken etc.) substituiert werden. Alternativ können diese Marker durch die Extension Template Autoparser automatisch gesetzt werden.
- TypoScript-Template (unter „Template“ – „setup“): Mit dieser etwas gewöhnungsbedürftigen internen Konfigurationssprache wird beschrieben, wie TYPO3 mit den Markern verfahren soll. Außerdem können damit Inhaltselemente konfiguriert werden.
- Alternativ ist auch die Ausgabe von Seiten rein über TypoScript ohne Verwendung von eingebundenen HTML Templates und Markern möglich. Dies empfiehlt sich insbesondere für fortgeschrittene TYPO3 Entwickler bei XHTML Seiten, deren HTML-Elemente sich auf wenige divs beschränken.
- PHP: PHP-Skripte sind das Steuerelement der TYPO3-Funktionen (Damit arbeiten etwas anspruchsvollere TYPO3-Anwender, wenn sie TYPO3 erweitern.)
- TYPO3-Konstanten
- Seitenbaum
- Extensions
Der Programm-Code von TYPO3 ist auf mehrere Extensions und Code Library Dateien aufgeteilt. TYPO3 kann durch das Installieren von zusätzlichen Extensions erweitert und verändert werden, ohne dass der Original-Code abgeändert werden müsste.
Entwicklung
Geistiger Vater und ehemaliger Chefprogrammierer von TYPO3 ist der Däne Kasper Skårhøj. Die Weiterentwicklung des Systems teilt sich zur Zeit auf den 4.x-Zweig und die Version 5.0 auf, die von Michael Stucki respektive Robert Lemke geleitet werden. Aktuell ist die Version 4.1.6, die im März 2008 veröffentlicht wurde. In der Version 4.0 kamen einige häufig nachgefragte Features hinzu wie Unterstützung von Workspaces, die TemplaVoila Template Engine, DBAL eine Datenbankabstraktion, ein neuer Texteditor und Geschwindigkeitsverbesserungen. Version 3.8.1, die am 14. November 2005 veröffentlicht wurde enthielt u. a. GraphicsMagick-Unterstützung und lässt das Zwischenspeichern der Seiten auf Proxy-Servern zu. Am 26. September 2004 wurde die Version 3.7 veröffentlicht, die u. a. eine erneuerte TYPO3-Engine enthielt. Am 30. April 2004 wurde die Version 3.6 von TYPO3 fertig gestellt, deren wichtigste Neuerung die Erzeugung von XHTML-konformem Quellcode der Standard-Content-Elemente ist. Daneben wurde u. a. eine Datenbank-Abstraktionsschicht (DBAL) geschaffen, mit der TYPO3 neben MySQL auch mit anderen Datenbanksystemen wie Oracle oder PostgreSQL eingesetzt werden kann. Neben der Weiterentwicklung des 4.x Zweiges, für den unter anderem eine verbesserte Benutzerführung im Backend geplant ist, wurde bereits mit der Entwicklung von TYPO3 5.0 begonnen. Das Projekt wurde von Robert Lemke initiiert und setzt auf eine grundlegend neue Architektur für das System.
Extensions
Der Code zum Erweitern von TYPO3 geschieht über eigenständige Programmteile, die Extensions. Bedeutsame und weit verbreitete Extensions sind
- tt_news (Nachrichten System)
- Templa Voila (Templating System)
- DAM (Digital Asset Management)
- RTE HTML Area (Rich Text Editor)
- static_info_tables (Informationen wie Länder, Währungen in lokalisierten Namen)
- tt_products (Shop System)
- sr_feuser_register (Frontend Benutzer Registrierung)
- mm_forum (Forum)
- ve_guestbook (Gästebuch) – Abhandlungen und HTML-Vorlage mit Smileys finden Sie z. B. auch auf http://www.kupix.de/service/typo3-snippets-ext/gaestebuch-schablone.html
- realurl (Zur Erzeugung suchmaschinenfreundlicher URLs)
Entwickeln eigener TYPO3-Erweiterungen
TYPO3 wird intern über verschiedene PHP-Arrays gesteuert. Sie enthalten alle Informationen, die notwendig sind, um aus den in einer Datenbank gespeicherten Inhalten über Typoscriptbefehle HTML-Code zu erzeugen. In der Regel kann man fast jede Ausgabe und viele Backendeinstellungen über Änderungen der Konfiguration in den Arrays anpassen. Der bei Laufzeit der PHP-Skripte dabei verwendete Speicher im Webserver ist deshalb nicht unerheblich.
Es empfiehlt sich die TYPO3-Erweiterung „Kickstarter“ zu benutzen, mit der ein Grundgerüst für die gewünschten Funktionen automatisch erstellt werden kann. Je nach Bedarf kann man damit Frontend- oder Backenderweiterungen auswählen. Die benötigte Funktionalität wird dabei normalerweise in das TYPO3- Konfigurationsarray TCA eingebunden. Die erstellte Extension enthält Dateien mit fest vorgegebenen Namen, die automatisch aufgerufen werden, z. B. localconf.php. Der Programmierer muss nur noch einzelne PHP-Funktionen programmieren, wobei häufig Funktionen, die schon vorhanden sind, kopiert und angepasst werden können. Nach der Installation der Extension überprüft TYPO3 automatisch, ob die Erweiterung notwendige TYPO3-Standards einhält.
Der PHP-Quellcode, der momentan die Syntax der PHP-Version 4 verwendet, besteht in der Regel aus Dateien, die jeweils eine Klasse enthalten. Die Programmierung ist nicht objektorientiert, sondern verwendet die Klassen eher im Sinne von Modulen. Jede Klassendatei enthält eine Einbindung einer sogenannten XCLASS am Ende. Diese können von Erweiterungs-Entwicklern mit einem bestimmten Namensschema selbst definiert werden und sollten von der Originalklasse abgeleitet sein. Sie werden immer anstelle der Originalklasse verwendet.
Literatur
Zu TYPO3 liegen inzwischen über ein Dutzend Titel vor, die sich u. a. im Umfang und in der angesprochenen Zielgruppe unterscheiden. Ein direkter Vergleich vor dem Kauf ist zu empfehlen. Ebenfalls gibt es inzwischen das eigene TYPO3-Printmagazin T3N. Vielfach reichen jedoch auch die kostenlos als Download erhältlichen Dokumentationen zur Einarbeitung aus.
- Werner Altmann, René Fritz, Daniel Hinderink: TYPO3. (2.Auflage) Open Source Press, 2006, ISBN 3-937514-18-X (offizielles Buch)
- Michael Bielitza, Christoph Klümpel: TYPO3-Handbuch für Redakteure O’Reilly, 2007, ISBN 978-3897214798
- Maik Caro, Christoph Lindemann: TYPO3 V.4.0 – Schulungs-DVD-ROM Addison-Wesley, 2007, ISBN 978-3-8273-6055-7
- Maik Caro, Christoph Lindemann: TYPO3 für Profis – Schulungs-DVD-ROM Addison-Wesley, 2006, ISBN 3-7723-7055-1
- Maik Caro, Christoph Lindemann: Content-Management mit TYPO3 Studienausgabe Franzis, 2006, ISBN 3-8273-6036-6
- Maik Caro, Christoph Lindemann: TYPO3 Video-Training. DVD-ROM für Windows / Mac Der Praxisleitfaden für Anwender und Profis Addison-Wesley, 2005, ASIN 3827360234
- Maik Caro, Christoph Lindemann: TYPO3 Tipps & Tricks Addison-Wesley, 2005, ISBN 3827322804
- Maik Caro, Christoph Lindemann: TYPO3 Content Management Franzis, 2005, ISBN 377236909X
- Alexander Ebner, Patrick Schuster: TYPO3 und TypoScript – Kochbuch Hanser Fachbuch, 2007, ISBN 978-3446410466
- Irene Höppner: TypoScript Videotraining (DVD-ROM) Addison-Wesley, 2006, ISBN 9783827360694
- Thomas Kötter: TYPO3 4.0 Das Video-Training – Von den Grundlagen bis zum professionellen Webauftritt Galileo Press, 2006, ISBN 3898428567
- Thomas Kötter: TYPO3 4.0 Das Video-Training – Fortgeschrittene Techniken Galileo Press, 2007, ISBN 3836211440
- Kai Laborenz, Prakash Dussoye, Andrea Ertel, Elmar Hinz, Thomas Wendt: TYPO3 4.0. Das Handbuch für Entwickler. Galileo Computing, 2006, ISBN 3898428125
- Patrick Lobacher: TypoScript kurz & gut. O’Reilly, 2008, ISBN 978-3897215368
- Robert Meyer: Praxiswissen TYPO3. O’Reilly, 2006, ISBN 3897214490
- T3N Magazin für TYPO3 & Open Source. yeebase media solutions, 2005, ISSN 1861-339X
- Hubert Partl, Tobias Müller-Prothmann: TYPO3. Das Einsteigerseminar. BHV Verlag 2005, ISBN 3826673735
- Hubert Partl, Tobias Müller-Prothmann: TYPO3 4.x für Web-Autoren. Das Einsteigerseminar BHV Verlag 2006, ISBN 978-3-8266-7441-9
- Andreas Stöckl und Frank Bongers: Einstieg in TYPO3 4.0. Galileo Press, 2006, ISBN 3898428362
- Christian Trabold, Jo Hasenau, und Peter Niederlag: TYPO3 Kochbuch O’Reilly, 2006, ISBN 389721430X
- Alwin Viereck: TYPO3. Der schnelle Einstieg in die Version 4, mitp Verlag, 2006, ISBN 3826616812
- Alexander Wehrum, Claus Mückschel: Paradigmen des Open-Source-Konzeptes am Beispiel der Software TYPO3, Münster-Hiltrup: LW-Verlag, 2004, ISSN 0942-6620
Quellenangaben
- ↑ The typo3 Open Source Project on Open Hub: Languages Page. In: Open Hub. (abgerufen am 14. Juli 2018).
- ↑ TYPO3: Erfolgsfaktoren und Weiterentwicklung
Weblinks
- www.typo3.com – Offizielle Homepage mit allgemeinen Informationen
- typo3.org – TYPO3-Entwickler-Website: Download aktueller Veröffentlichungen und Erweiterungs-Module (englisch)
- Interview zu TYPO3 mit Kasper Skårhøj vom 29.04.03
Linkkatalog zum Thema TYPO3 bei curlie.org (ehemals DMOZ)