Zweisprachiger Unterricht

Der Lehrstoff wird in mindestens einem Unterrichtsfach in einer anderen Sprache als in der gewöhnlichen Unterrichtssprache vermittelt, oder es wird der gesamte Unterrichtsstoff generell in mehr als einer Sprache gelehrt.
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Zweisprachiger Unterricht (auch bilingualer Unterricht) wird meist an neusprachlichen Gymnasien und an Auslandsschulen angeboten. Hierbei geht es um die Unterrichtssprache der Schulfächer.

Argumentation

Es gibt leider noch keine ausreichend umfassenden Untersuchungen auf diesem Gebiet. Meistens wurden nur Teilbereiche wissenschaftlich überprüft, so dass es noch kein geschlossenes theoretisches Fundament für den BU gibt.

Pro zweisprachiger Unterricht

  • Sprachkompetenz: Primär wird die Sprachkometenz der Schüler in der ersten oder auch zweiten Fremdsprache gefördert, da viel mehr gesprochen wir und nicht immer nur gelesen oder gehört.
  • Sekundäre Erfolge: Die frühzeitige Förderung der sprachlichen Kompetenzen führt auch zu sekundären Erfolgen, wie beispielsweise Kreativität, Flexibilität oder ein erweiterter Wissenshorizont.
  • Kultureller Austausch: Darüber hinaus vertieft der bilinguale Unterricht durch die praktische Anwendung auch das Verständnis der anderen Kultur und baut Sprachbarrieren ab.
  • Erweiterung des Wortschatzes: Das ganze Vokabular des jeweiligen Sachfachs wird benutzt. Außerdem prägen sich typische britische/amerikansiche Satzstellungen und Wendungen ein, da eigentlich immer "echtes" Unterrichtsmaterial verwendet wird.

Contra zweisprachiger Unterricht

  • Leistungsdruck: Inzwischen ist nachgewiesen worden, dass vor allem schwächere Schüler den zusätzlichen Druck in einem zweiten fremdsprachigen Unterricht häufig nicht standhalten können und somit auch der Notenschnitt derjenigen Schüler fällt.
  • Probleme mit der Muttersprache: Frühzeitiger biligualer Unterricht schon in der Grundschule sollte kritisch gesehen werden, da dadurch grundlegende Fähigkeiten wie Schreiben oder Lesen im Fach Deutsch noch weniger Spielraum bekommen als zuvor, wobei dies nach den letzten Erkenntnissen der PISA und OECD Studie notwendig wäre. Dem könnte aber durch eine Ausweitung und qualitative Verbesserung des Unterrichtfachs Deutsch keinen weiteren Vorschub geleistet werden.
  • Frontalunterricht: Zusätzlich entwickelt sich häufig nur ein frontaler Unterricht, da der Lehrer als einziger die Fremdsprache einigermaßen sicher beherrscht. Andere Unterrichtsformen wie Gruppenarbeit sind nur schwer möglich, da die Schüler sonst wieder in die deutsche Sprache zurückfallen.
  • Vernachlässigung anderer Fächer: Da der zweisprachige Unterricht viel mehr Zeit in der Vorbereitung als auch im Unterricht selbst beansprucht, kann es passieren, dass das Wissen auf einem tieferen Niveau vermittelt wird.

Zweisprachiger Unterricht in Deutschland

Die Ursprünge des BU in Deutschland begründen sich meist auf politische Gegebenheiten. So wurde durch den dt.-fr. Einigungsvertrag eine Vertiefung der sprachlichen Kenntnisse vorgegeben, die dem zweisprachigen Unterricht den Weg eröffneten.

Beispiel: Wilhelm-Raabe-Schule Hannover

So gibt es z. B. an der Wilhelm-Raabe-Schule Hannover [1] zweisprachigen Unterricht in den Fächern Biologie, Erdkunde, zeitweise Politk und Kunst und in der 7. Klasse Sport. Die zweite Unterrichtsprache ist hier Englisch. Die Schüler sprechen mit ihrer/m LehrerIn Englisch. Alle Arbeiten werden auf Englisch geschreiben. Im Unterricht kommt es nicht auf die grammatikalische Korrektheit, sondern auf die Sachkompetenz an. Jedoch verbessert eine bessere Ausdrucksweise auch die Note. Um den Schülern besser auf die bilingualen Unterricht vorzubereiten gibt es in Klasse 7 und 8 zwei Wochenstunden mehr Englisch Unterricht und im Jahr der Einführung des bilingualen Sachfachs eine Wochenstunde mehr. Das heißt, dass bilinguale Klasse in der Woche mehr Stunden haben, als die monolingualen Klassen. In dem bilingualen Zug wird nach dem normalen Lehrplan gearbeitet, obwohl es natürlich Unterschiede zwischen den Arbeitsmittel gibt (Arbeitsblätter). Es werden englische Lehrbücher verwendet.

In dem ersten bilingualen Jahr wird noch manchmal auf die deutsche Sprache ausgewichen um etwas zu erklären. Jedoch wird der Unterricht mehr und mehr nur nur noch auf Englisch abgehalten. In der 8. Klasse achten die Lehrer darauf, dass auch Fragen und Bemerkungen auf Englisch sind. Die Schüler helfen sich dabei untereinander mit Vokabeln und Wendungen.

Man kann an den meisten Schulen mit bilingualem Zug auch ein so genanntes "bilinguales Abitur" ablegen. Wenn das dritte Prüfungsfach Englisch ist, kann als viertes (mündliches) Prüfungsfach Biologie/Erdkunde gewählt werden.

Zweisprachiger Unterricht in Frankreich

In einigen Ländern dient der bilingualer Unterricht auch der Förderung von Minderheitensprachen. Beispiele sind hier die in privater Trägerschaft befindlichen okzitanisch-sprachigen Calandretas in Frankreich.


Siehe auch: Liste politischer Konzepte