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Spanische Sprache

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Spanisch (español, castellano)

Gesprochen in

Siehe unter „Offizieller Status“, des Weiteren in den Vereinigten Staaten von Amerika, Belize, Brasilien, Marokko, Westsahara
Sprecher Geschätzte 388 Millionen Muttersprachler, 59 Millionen Zweitsprachler
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Vorlage:Flagicon Argentinien
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Dominikanische Republik
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Datei:LogooasENG.png Organisation amerikanischer Staaten
Vereinte Nationen (UN)
Sprachcodes
ISO 639-1 es
ISO 639-2 (B) spa (T)  

Die spanische Sprache (Spanisch; spanisch español, castellano) gilt als Weltsprache und gehört zum romanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Spanisch wird manchmal mit dem Portugiesischen und Katalanischen in die engere Einheit des Iberoromanischen eingeordnet. Eine andere Unterscheidungsmöglichkeit gliedert das Spanische zusammen mit dem Französischen, dem Katalanischen, dem Portugiesischen, dem Okzitanischen und weiteren kleineren romanischen Sprachen in die Westromania ein.

Da die spanische Schriftsprache vom Sprachgebrauch der zentralspanischen Region Kastilien geprägt wurde, und um die Sprache von den anderen in Spanien gesprochenen romanischen Idiomen (vor allem Galicisch und Katalanisch) sowie der Nationalitätsbezeichnung „Spanisch“ abzugrenzen, findet man oft auch die Bezeichnung castellano („kastilische Sprache“).

Spanisch wird mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Im modernen Spanisch werden der Akut-Akzent für Vokale und die beiden Zeichen ñ und ü verwendet. In vielen Wörterbüchern finden sich auch das ch und das ll noch als eigenständige Buchstaben.

Die Sprachkürzel nach ISO 639 sind es und spa.

Ursprung und Name

Das Spanische/Kastilische entwickelte sich aus einem im Grenzgebiet zwischen Cantabria, Burgos, Álava und La Rioja gesprochenen lateinischen Dialekt zur Volkssprache Kastiliens (Amtssprache war das Lateinische). Daher der Name castellano (Kastilisch), der sich auf den geographischen Ursprung der Sprache bezieht. Die andere Bezeichnung, español (Spanisch), stammt von der mittelalterlichen lateinischen Bezeichnug Hispaniolus ab, beziehungsweise von Spaniolus (Diminutiv von „Spanisch“). Ramón Menéndez Pidal befürwortet eine andere etymologische Erklärung: Die klassische Form hispanus oder hispanicus habe im Vulgärlateinischen das Suffix -one erhalten (wie in den Begriffen bretón (Bretonisch), frisón (Friesisch) usw.) und sich von *hispanione zum altkastilischen españón entwickelt, „das sich durch die Dissimilation der beiden Nasale bald zu español weiterentwickelte, mit der Endung -ol, das nicht gebraucht wird, um Nationen zu bezeichnen“.[1]

Historische und sozioökonomische Entwicklungen und seine weit verbreitete Verwendung als Verkehrssprache machten das Kastilische zur Lingua franca der gesamten iberischen Halbinsel, in Koexistenz mit den anderen dort gesprochenen Sprachen: Man schätzt, dass in der Mitte des 16. Jahrhunderts bereits etwa 80% der Spanier Kastilisch sprachen.[2] Durch die Eroberung Amerikas, das der Privatbesitz der kastilischen Krone war, breitete sich die spanische Sprache über den ganzen Kontinent aus, von Kalifornien bis Feuerland.

Castellano oder Español?

Allgemein sind castellano (Kastilisch) und español (Spanisch) synonyme Bezeichnungen. Umgangssprachlich werden die Bezeichnungen aber in Spanien regional sehr unterschiedlich verwendet. Besonders in den zweisprachigen Gebieten ist die Bezeichnung castellano vorherrschend, und wird zum Teil sehr bewusst verwendet, um die Sprache von der Nationalitätsbezeichnung "Spanisch" abzugrenzen und so zu verdeutlichen, dass Spanien ein mehrsprachiges Land ist und die heute dominierende Sprache ursprünglich auch nur eine Regionalsprache war (von Kastilien). Diese Tatsache führte oft fälschlich zu der Vermutung, dass ausschließlich diese Teile der Bevölkerung die Bezeichnung castellano gebrauchen. Die Bezeichnung castellano ist aber durchaus auch in den nicht mehrsprachigen Teilen Spaniens (z. B. Andalusien) gebräuchlich, und je nach Region ist castellano oder español die allgemein übliche Bezeichnung, meist ohne politischen Hintergrund. In der spanischen Verfassung wurde 1978 bezüglich der Sprache sehr bewusst die folgende Formulierung verwendet: "Art. 3. (1) Kastilisch ist die offizielle Staatssprache. Alle Spanier haben die Pflicht, sie zu kennen, und das Recht, sie zu gebrauchen."[3] Auch die Bezeichnung español wurde und wird gelegentlich aus bewusst politischen Motiven verwendet, um zu provozieren bzw. um eine antiregionalistische Gesinnung zu unterstreichen. In Hispanoamerika hingegen werden die Bezeichnungen castellano bzw. español ohne politische Hintergedanken verwendet.

Verbreitung


Die spanischsprachige Welt
Die spanischsprachige Welt

Spanisch wird gegenwärtig von ca. 455 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Damit hat das Spanische 20 Millionen Muttersprachler mehr als das Englische. Die meisten Spanisch-Sprecher leben in Süd- und Mittelamerika. In Brasilien (Portunhol), Belize, Marokko, Westsahara, auf den Niederländischen Antillen und den Philippinen sowie Trinidad und Tobago und Puerto Rico wird Spanisch von einem großen Bevölkerungsanteil gesprochen.

Inklusive Zweitsprachler beläuft sich die Zahl der Sprecher auf ca. 420 Millionen. Damit ist Spanisch – nach Mandarin-Chinesisch, Hindi und Englisch - die am vierthäufigsten gesprochene Sprache der Welt.

Als offizielle Amtssprache dient Spanisch in der Europäischen Union, in der Organisation Amerikanischer Staaten sowie bei den Vereinten Nationen. In der britischen Kolonie Gibraltar ist Spanisch neben Englisch ebenfalls Amtssprache.

Geschichtliche Entwicklung

Vorromanischer Einfluss

Die ältesten uns bekannten Bewohner der Iberischen Halbinsel sind die Iberer, die möglicherweise ein Volk nordafrikanischen Ursprungs sind. Um 600 v. Chr. wandern keltische Stämme über die Pyrenäen ein, die sich daraufhin mit den Iberern zu den Keltiberern vermischen. Das Baskische ist der einzige sprachliche Überrest aus jener Epoche, das noch von ca. 850.000 Menschen am Golf von Biskaya beiderseits der spanisch-französischen Grenze gesprochen wird.

Gibt eine Bevölkerung unter dem Einfluss einer neuen Sprache die eigene Sprache nach einer Periode der Zweisprachigkeit zu Gunsten der prestigeträchtigeren neuen Sprache auf, so wirken sich dennoch Sprechgewohnheiten auf die neue Sprache aus. Man bezeichnet die aufgegebene Sprache dann als Substrat. Das Keltiberische wirkte sich nach Übernahme des Lateinischen wie folgt aus:

  1. Sonorisierung der intervokalischen Verschlusslaute p;t;k zu b;d;g (amica->amiga).
  2. Lenisierung des Nexus [kt] über [çt] zu [it]. Im Kastilischen entwickelte sich der Nexus weiter. Das t wurde durch vorangehenden Palatal ebenfalls palatalisiert. Daher nocte->noche.

Das Baskische ist ein Adstrat, da keine der Sprachen aufgegeben wurde. Auf baskischen Einfluss ist folgendes Phänomen zurückzuführen: Ersatz des anlautenden f durch h, das jedoch im weiteren Verlauf ganz wegfiel. (farina->harina, factu->hecho)

Karte der vorromanischen Bevölkerung auf der iberischen Halbinsel um 200 v. Chr.

Lateinische Grundlage

Im 3. Jahrhundert v. Chr. beginnen die Römer mit der Eroberung der Iberischen Halbinsel. Zu jener Zeit werden hier unter anderem Iberisch, Keltisch, Keltiberisch, Baskisch, Tartessisch, Lusitanisch sowie vor allem in Küstenorten Punisch und Griechisch gesprochen. Unter Kaiser Augustus befindet sich die gesamte Halbinsel in römischer Hand.

Durch eine starke militärische Präsenz und durch zahlreiche römische Beamte verbreitet sich die lateinische Sprache dort sehr schnell. Latein wird so zur Kultursprache, die Ursprachen werden allmählich zurückgedrängt. Nur in den westlichen Pyrenäen stößt das Lateinische auf stärkeren Widerstand, wodurch dort die Ursprache (Baskisch) erhalten bleibt.

Germanischer Einfluss

Als die Goten im Jahr 414 in Spanien einfallen, spricht man schon auf der gesamten Halbinsel Latein mit lokaler Färbung. Obwohl die Goten für die darauffolgenden drei Jahrhunderte die Herrschaft in Spanien haben, beeinflussen sie Sprache und soziales Leben lediglich in geringem Maße. Ein Grund dafür, dass sich Spanier und Goten nicht vermischen, ist hauptsächlich religiösen Ursprungs: Die Spanier sind Katholiken, die Goten Arianer. Nachdem im Jahr 589 König Rekkared I. mit seinem Volk zum Katholizismus übergetreten ist, verschwindet das Gotische bald vollkommen.

Dennoch gibt es einige Wörter im Spanischen, die germanischen Ursprungs sind (z. B. ganso). Man nimmt aber an, dass diese nicht durch die Goten, sondern schon vorher durch die Römer, die in Gallien mit germanischen Stämmen in Berührung gekommen waren, nach Spanien gebracht wurden.

Arabischer Einfluss

Einen tiefgehenden und dauerhafteren Einfluss auf das Spanische haben die maurischen Eroberer, die 711 von Afrika aus ihre Expansion nach Osten und Norden der Halbinsel beginnen. Sie besetzen ganz Spanien mit Ausnahme des Kantabrischen Gebirges, wo eine kleine Schar Spanier Zuflucht sucht und die spätere Rückeroberung (Reconquista-Bewegung) Spaniens organisiert.

Als im Jahr 1492 diese Rückeroberung mit dem Fall von Granada abgeschlossen ist, sind schon viele arabische Elemente in das Spanische aufgenommen. Anschließend werden aber wieder einige arabische Wörter aus dem spanischen Wortschatz ausgestoßen. Nach Auswertung des Wörterbuches der Real Academia Española von 1995 enthält das heutige Spanische noch 1285 Entlehnungen aus dem Arabischen (Arabismen) (vgl. hierzu Volker Noll in Romania Arabica, Fs Kontzi, 1996, S. 299–313).

Somit ist das Spanische die romanische Sprache mit den meisten arabischen Lehnwörtern; es handelt sich dabei nicht nur um Kulturbegriffe, sondern auch um Bezeichnungen für Begriffe des alltäglichen Lebens, z. B. aceite: „Öl“, aceituna:(auch: oliva) „Olive“, alfombra „Teppich“.

Auch azafata („Flugbegleiterin“) ist ursprünglich ein arabisches Wort.

Das Wort ojalá („hoffentlich“) ist eine hispanisierte Form der arabischen Redewendung Inschallah (ان شاء الله) und bedeutet eigentlich „So Gott will“.

Arabische Lehnwörter und ihre Ableitungen finden sich in den folgenden Wortschatzbereichen: Verwaltung und Staatswesen, Heerwesen, Münzprägung, Naturwissenschaften, Landwirtschaft (Ackerbau, Bewässerungsanlagen), Hausrat, Kleidung, Speisen, Pflanzen- und Tierbezeichnungen und andere.

Im Gegensatz zu anderen Sprachen, die bei der Übernahme arabischer Wörter den arabischen Artikel al (ال) abtrennten, findet sich in vielen Lehnwörtern im Spanischen dieses al, zum Beispiel beim Zucker (span. azúcar, ital. zucchero, arab. السكر as-sukar - hier wird das l des Artikel assimiliert).

Einflüsse indigener amerikanischer Sprachen

Vor allem die lateinamerikanischen Dialekte des Spanischen enthalten eine Vielzahl von Ausdrücken indigener Sprachen. Beispiele: huracán (Hurrikan, Wirbelsturm), tiburón (Haifisch), manatí (Seekuh), tabaco (Tabak), ají (Paprika), maíz (Mais), aguacate (Avocado), yuca (Maniok), papa (Kartoffel), maní (Erdnuss), guayaba (Guave), lambí (Flügelschnecke), caimán (Kaiman, Krokodil), canoa (Kanu), cacique (Kazike, Häuptling), bohío (Schilfhütte), casabe (Fladenbrot), sabana (Ebene), cayo (kleine Insel) und batey (Dorf).

Das heutige Spanisch

Das Lateinische, das von den Römern nach Spanien gebracht wurde, war nicht die klassische lateinische Sprache, sondern die gewöhnliche Umgangssprache der Legionäre (Vulgärlatein). Aus dieser Sprache entwickelten sich mit der Zeit unter verschiedenen geographischen und ethnographischen Einwirkungen unterschiedliche romanische Dialekte. Einer dieser Dialekte, das Kastilische, entstand in einer schwach romanisierten Gegend im Norden Spaniens, im Grenzgebiet der heutigen spanischen Provinzen Burgos, La Rioja, Vizcaya und Álava. Dieser Dialekt Altkastiliens zeichnet sich dadurch aus, dass er stärker von den vorromanischen Sprachen (Baskisch) geprägt ist, und wird später durch politische Umstände zur Schrift- und Nationalsprache Spaniens.

Es waren nämlich die Grafen Altkastiliens, die in andauernden Kämpfen gegen die Araber ihr Staatsgebiet nach Süden hin erweiterten. Im Verlauf dieser Reconquista-Bewegung schob sich das Altkastilische wie ein Keil in das übrige romanische Sprachgebiet hinein und drängte die anderen Sprachformen an die westliche (Asturisch-Leonesisch und Galicisch, aus dem sich später Portugiesisch entwickelte) und östliche (Aragonesisch, Katalanisch) Peripherie des Landes ab, wodurch sich der Bereich der kastilischen Sprache enorm vergrößerte.

In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde Kastilien zum Königreich ausgerufen und im Jahr 1085 Toledo zur Hauptstadt bestimmt. So wurde die kastilische Mundart zur Hof- und Umgangssprache des jungen Königreichs. Von sprachpolitischer Bedeutung sind die Reformen Ferdinands III. (12171252) und Alfons X. (12521282), durch die das Lateinische als Urkundensprache abgeschafft wurde und das Kastilische diese Funktion übernahm.

Schon im Verlauf des späten Mittelalters verbreitete sich das Kastilische nicht nur als Schriftmedium, sondern auch als gesprochene Sprache außerhalb Kastiliens. Nach der Vereinigung von Kastilien und Aragón (1479) wurde es zur Staatssprache des Königreichs Spanien.

Das Spanische, wie wir es heute kennen, ist also eine Weiterentwicklung der lateinisch-kastilischen Mundart mit toledanischer Färbung.

Im Jahr 1713 entstand nach französischem Vorbild die „Real Academia de la Lengua“, die als anerkannte Autorität in Sprachfragen gilt. Zwischen 1726 und 1739 wird das Diccionario de Autoridades herausgegeben, im Jahr 1771 erschien die Grammatik der Akademie.

Rechtschreibung

Die Rechtschreibung des Spanischen kommt dem Ideal recht nahe, Laut für Laut das gesprochene Wort nachzubilden. So werden häufig auch übernommene Fremdwörter in ihrer Schreibung so angepasst, dass sich die Aussprache wieder automatisch ergibt (Beispiel: englisch bacon wird zu Spanisch beicon oder englisch football wird zu spanisch fútbol). Bei den lateinamerikanischen Varianten gilt dies nur mit Einschränkungen (teilweise werden Buchstaben anders ausgesprochen, wenn das Wort indianischen Ursprungs ist, besonders „ll“ und „x“).

siehe auch: Spanisches Alphabet

Phonologie

siehe auch: Aussprache der spanischen Sprache

Vokale

Das Spanische besitzt 5 Monophthonge.

Monophthonge des Spanischen
  vorne zentral hinten
geschlossen i   u
mittel e   o
offen   a  

Konsonanten

Das Spanische hat 24 Konsonanten. Die Frikative /β ð ɣ/ sind Allophone von /b d g/.

Konsonanten des Spanischen
  bilabial labio-
dental
dental alveolar post-
alveolar
palatal velar
Plosive p b     t d     k g
Affrikaten            
Nasale m     n   ɲ  
Flaps/Trills       ɾ r      
Frikative β f θ ð s     x ɣ
Approximanten w         j  
Laterale       l   ʎ  

Quelle: SAMPA für Spanisch (englisch)

Eine Unterscheidung der Laute /ʎ/ und /ʝ/ bzw. /j/ erfolgt nicht im gesamten spanischsprachigen Raum, siehe dazu den Artikel zum Yeísmo.

Hörbeispiel

Gesprochen von einem Einwohner Madrids.

Beispiele: Der kleine Prinz auf Spanisch

Spanien

Mexiko

Der Unterschied bei diesen zwei Beispielen ist das europ. und amerik. Spanisch.

siehe: Seseo

Grammatik

  • Das Spanische kennt drei Geschlechter: Zwar sind alle Substantive entweder männlich oder weiblich; ein Neutrum gibt es hingegen für abstrakte Begriffe: lo bonito = das Schöne, daher auch das Personalpronomen ello (Neutrum!), z. B. con todo ello = mit (oder trotz) alledem.
  • -o bedeutet nicht immer männlich, -a nicht immer weiblich: z. B: "el problema", "la mano".
  • Fälle werden nicht durch Endungen angezeigt, sondern durch Präpositionen.
    • Nominativ: ohne Präposition, z. B. la chica = das Mädchen
    • Genitiv: Präposition de, z. B. de la chica = des Mädchens
    • Dativ: Präposition a, z. B. a la chica = dem Mädchen
    • Akkusativ: Bei Personen durch die Präposition a (z. B. Veo a la chica = Ich sehe das Mädchen), bei Dingen ohne Präposition (z. B. Veo el árbol. = Ich sehe den Baum)
  • Der Plural wird bei Substantiven, die auf einem Vokal enden, durch Anhängen des Buchstabens s gebildet (z. B. la chica = das Mädchen, las chicas = die Mädchen), bei solchen, die auf einem Konsonanten enden, durch Anhängung von -es (z. B. el árbol = der Baum, los árboles = die Bäume) (bei Adjektiven auf z, ist -ces die Pluralform).

ABER: la información-las informaciones

  • Die männliche Form endet auf -o, die weibliche auf -a. Im Plural lautet die Endung entsprechend der Regel für die Substantive -os bzw. -as.
  • Ferner gibt es Adjektive auf -e: „simple“, welche männlich und weiblich gleich sind.
  • Meist steht das Adjektiv hinter dem Substantiv, das es näher beschreibt. Beispiel: Veo una casa bonita. - Ich sehe ein schönes Haus. Es gibt jedoch auch Ausnahmen. In diesen Fällen entfällt bei der männlichen Form im Singular das o. Zu diesen Adjektiven zählen: primer, tercer, buen, mal, algún und ningún.
  • Die Steigerung erfolgt in den allermeisten Fällen wie im Französischen durch ein Hilfswort: más. Beispiel: Pablo es más joven que Juan - Pablo ist jünger als Juan. Nur bei ein paar Ausnahmen wird die indogermanische Steigerung (durch Veränderung des Wortes selbst) benutzt: bueno (gut) - mejor, mal (schlecht) - peor, mucho (viel) - más, poco (wenig) - menos (weniger), grande (groß) - mayor. Der Superlativ wird durch Einfügung eines Artikels gebildet: Carlos es el más viejo de su clase - Carlos ist der Älteste aus seiner Klasse. María es la mejor alumna de su instituto - María ist die beste Schülerin aus ihrer Schule. Ferner kennt das Spanische den im Deutschen inexistenten superlativo absoluto: pésimo (von mal, peor = etwa allerschlechtest), paupérrimo (von pobre = etwa bettelarm), buenísimo/bonísimo/óptimo (von bueno = etwa „superklasse“).

Es gibt drei Konjugationen: Die a-Konjugation (z. B. hablar), die e-Konjugation (z. B. comer) und die i-Konjugation (z. B. vivir). Eine Vielzahl häufig benutzter Verben weist unregelmäßige Formen auf.

Zeiten und Modi mit ihrer Bedeutung

  • Im Presente stehen gegenwärtige Handlungen.
  • Im Indefinido (das von den Spaniern selbst Pretérito genannt wird) stehen einmalige Handlungen in der Vergangenheit. Es hat im Deutschen keine Entsprechung und wird bei einer Übersetzung mit dem Präteritum wiedergegeben.

Frage nach dem Indefinido: ¿Qué pasó?

  • Im Imperfecto stehen - wie im französischen Imparfait und im englischen Past Progressive - länger andauernde oder sich wiederholende Handlungen in der Vergangenheit. Sie bilden sozusagen den Hintergrund, während der Vordergrund im Indefinido beschrieben wird.

Frage nach dem Imperfecto: ¿Cómo era?

Manche Verben haben je nach dem, ob sie im Imperfecto oder Indefinido stehen, eine andere deutsche Übersetzung. So wird conocer (kennen) im Imperfecto le conocía zu ich kannte ihn (über einen längeren Zeitraum), während le conocí zur vergangenen einmaligen Aktion ich haben ihn kennen gelernt wird.

  • Im Perfecto stehen Handlungen, die in der Vergangenheit begonnen haben, aber deren Zeitraum bis in die Gegenwart hineinreichen oder Auswirkungen auf sie haben. In vielen Ländern Lateinamerikas wird das Perfecto vor allem in der gesprochenen Sprache kaum verwendet, sondern durch das Indefinido ersetzt.
  • Im Pluscuamperfecto stehen Handlungen, die gegenüber der sonst verwendeten Vergangenheit vorzeitig sind.
  • Das Futuro simple drückt Zukunft aus. In der Umgangssprache wird es häufig durch das Futuro compuesto ersetzt, das durch eine Form von ir + die Präposition a + Infinitiv gebildet wird. Beispiel: Voy a viajar a Cuba - Ich werde nach Kuba reisen.
  • Im Futuro perfecto stehen Handlungen, die in der Zukunft bereits Vergangenheit sein werden.
  • Das Condicional entspricht dem deutschen Konditional (Konjunktiv II). Damit werden irreale Sachverhalte ausgedrückt bzw. Bedingungssätze gebildet. Das Condicional I oder Condicional Simple bezieht sich auf die Gegenwart, das Condicional II oder Condicional Perfecto auf die Vergangenheit.
  • Der Subjuntivo hat im Deutschen keine Entsprechung.
    • Presente de Subjuntivo wird in Wunschsätzen verwendet (hier wird er im Deutschen mit Konjunktiv I wiedergegeben), vor allem aber in bestimmten Nebensätzen, für die ihn das einleitende Verb fordert. Bei Vorzeitigkeit nimmt man Perfecto de Subjuntivo.
    • Imperfecto de Subjuntivo (Gleichzeitigkeit) und Pluscuamperfecto de Subjuntivo (Vorzeitigkeit) werden wie der presente und perfecto subjuntivo benutzt, beziehen sich jedoch auf die Vergangenheit. Für diese Zeiten existieren zwei Formen, die gleichberechtigt und bedeutungsgleich verwendet werden.

Formen: einfache Zeiten und Modi im Aktiv

a-Konjugation (z. B. hablar=sprechen)
Presente Indefinido Imperfecto Futuro I Condicional I Pres. de. Subj. Imp. de Subj.
yo hablo hablé hablaba hablaré hablaría hable hablara/hablase
hablas hablaste hablabas hablarás hablarías hables hablaras/hablases
él/ella/usted habla habló hablaba hablará hablaría hable hablara/hablase
nosotros hablamos hablamos hablábamos hablaremos hablaríamos hablemos habláramos/hablásemos
vosotros habláis hablasteis hablabais hablaréis hablaríais habléis hablarais/hablaseis
ellos/-as/ustedes hablan hablaron hablaban hablarán hablarían hablen hablaran/hablasen
e-Konjugation (z. B. comer=essen)
Presente Indefinido Imperfecto Futuro I Condicional I Pres. de. Subj. Imp. de Subj.
yo como comí comía comeré comería coma comiera/comiese
comes comiste comías comerás comerías comas comieras/comieses
él/ella/usted come comió comía comerá comería coma comiera/comiese
nosotros comemos comimos comíamos comeremos comeríamos comamos comiéramos/comiésemos
vosotros coméis comisteis comíais comeréis comeríais comáis comierais/comieseis
ellos/-as/ustedes comen comieron comían comerán comerían coman comieran/comiesen
i-Konjugation (z. B. vivir=leben)
Presente Indefinido Imperfecto Futuro I Condicional I Pres. de. Subj. Imp. de Subj.
yo vivo viví vivía viviré viviría viva viviera/viviese
vives viviste vivías vivirás vivirías vivas vivieras/vivieses
él/ella vive vivió vivía vivirá viviría viva viviera/viviese
nosotros vivimos vivimos vivíamos viviremos viviríamos vivamos viviéramos/viviésemos
vosotros vivís vivisteis vivíais viviréis viviríais viváis vivierais/vivieseis
ellos/-as viven vivieron vivían vivirán vivirían vivan vivieran/viviesen
ser (sein)
Presente Indefinido Imperfecto Futuro I Condicional I Pres. de. Subj. Imp. de Subj.
yo soy fui era seré sería sea fuera/fuese
eres fuiste eras serás serías seas fueras/fueses
él/ella es fue era será sería sea fuera/fuese
nosotros somos fuimos éramos seremos seríamos seamos fuéramos/fuésemos
vosotros sois fuisteis erais seréis seríais seáis fuerais/fueseis
ellos/-as son fueron eran serán serían sean fueran/fuesen
haber (haben als Hilfsverb)
Presente Indefinido Imperfecto Futuro I Condicional I Pres. de. Subj. Imp. de Subj.
yo he hube había habré habría haya hubiera/hubiese
has hubiste habías habrás habrías hayas hubieras/hubieses
él/ella ha hubo había habrá habría haya hubiera/hubiese
nosotros hemos hubimos habíamos habremos habríamos hayamos hubiéramos/hubiésemos
vosotros habéis hubisteis habíais habréis habríais hayáis hubierais/hubieseis
ellos/-as han hubieron habían habrán habrían hayan hubieran/hubiesen
Diphtongierung

Im Presente diphtongiert das -e- bzw. das -o- aus dem Wortstock einiger Verben in allen Singularformen sowie in der 3.Person Plural zu -ie- bzw. -ue-. Beispiele:

  • comenzar (beginnen): comienzo, comienzas, comienza, comenzamos, comenzáis, comienzan
  • dormir (schlafen): duermo, duermes, duerme, dormimos, dormís, duermen

Ähnlich wie dormir wird jugar (spielen) konjugiert, das als einziges Verb in bestimmten Formen ein u in ein ue verwandelt (z. B. juego). Eine ähnliche Gruppenunregelmäßigkeit stellen Verben dar, deren e zum i wird, zum Beispiel pedir (verlangen): pido, pides, pide, pedimos, pedís, piden.

Unregelmäßige Verben

Die meisten unregelmäßigen Verben unterscheiden sich von den regelmäßigen in der 1. Person Singular des Presente sowie in allen Indefinido-, Futuro- (und davon abgeleitet Condicional) und Presente-de-Subjuntivo-Formen.

Formen: Zusammengesetzte Zeiten und Modi im Aktiv

Zu jeder einfachen Zeit in jedem Modus gibt es eine aus der einfachen Zeit des Hilfsverbs haber und dem Partizip Perfekt (participio) des konjugierten Verbs zusammengesetzte Zeit, die der einfachen gegenüber Vorzeitigkeit ausdrückt.

Infinitiv 1.Pers.Sg. Pres. Indefinido Futuro simple Pres. de Subjuntivo
andar ando anduve, -iste, -o, -imos, -isteis, -ieron andaré, -ás,... ande, andes,...
conocer conozco conocí, -iste, -ió, -imos, -isteis, -ieron conoceré, -ás,... conozca, -as,...
decir digo dije, -iste, -o, -imos, -isteis, -eron diré, -ás,... diga, -as,...
dar doy di, diste, dio, dimos, disteis, dieron daré, -ás,... dé, des,...
estar estoy estuve, -iste,... estaré, -ás,... esté, -és,...
hacer hago hice, -iste, hizo, hicimos, -isteis, -ieron haré, -ás,... haga, -as,...
poder puedo pude, -iste,... podré, -ás,... pueda, -as,...
poner pongo puse, -iste,... pondré, -ás,... ponga, -as,...
querer quiero quise, -iste,... querré, -ás,... quiera, -as,...
saber supe, -iste,... sabré, -ás,... sepa, -as,...
tener tengo tuve, -iste,...,-ieron tendré, -ás,... tenga, -as...
traer traigo traje, -iste,... traeré, -ás,... traiga, -as,...
venir vengo vine, -iste,... vendré, -ás,... venga, -as,...
Einfache Zeit Zusammengesetzte Zeit Bildung der zusammengesetzten Zeit Beispiel
presente perfecto presente von haber + participio habla ha hablado
imperfecto pluscuamperfecto imperfecto von haber + participio hablaba había hablado
indefinido pretérito anterior indefinido von haber + participio habló hubo hablado
futuro simple futuro perfecto futuro simple von haber + participio hablará habrá hablado
condicional simple condicional perfecto condicional simple von haber + participio hablaría habría hablado
presente de subjuntivo perfecto de subjuntivo presente de subjuntivo von hablar + participio hable haya hablado
imperfecto de subjuntivo pluscuamperfecto de subjuntivo imperfecto de subjuntivo von hablar + participio hablara/hablase hubiera/hubiese hablado
Bildung des Participio
  • Regelmäßige Bildung
    • a-Konjugation: -ado, z. B. hablar - hablado
    • e-Konjugation: -ido, z. B. comer - comido
    • i-Konjugation: -ido, z. B. vivir - vivido
  • Unregelmäßige Verben
    • abrir – abierto: (yo) he abierto – ich habe geöffnet
    • decir – dicho: (tú) has dicho – du hast gesagt
    • escribir – escrito: (él/ella/usted) ha escrito – er/sie/Sie hat/haben geschrieben
    • hacer – hecho: (nosotros/-as) hemos hecho – wir haben gemacht/getan
    • poner – puesto: (vosotros/-as) habéis puesto – ihr habt gestellt
    • traer – traído: (ellos/ellas/ustedes) han traído – sie/sie/Sie haben gezogen
    • ver – visto: analog zum obigen
    • volver – vuelto: analog zum obigen
    • morir - muerto
    • cubrir - cubierto
    • romper - roto

Das Passiv

Üblicherweise wird das Passiv durch die Reflexivform ausgedrückt: Aquí se habla español: Hier wird spanisch gesprochen. Seltener wird das Passiv durch eine Form von ser (diese beinhaltet dann Zeit, Modus und Person) und das Participio gebildet (Vorgangspassiv) oder mit einer Form von estar und dem Participio (Zustandspassiv).

Orthographie

Für alle Zeitformen gilt, dass die Schreibweise an die Grammatik und die damit verbundene Aussprache angepasst wird. Beispiele:

  • c→z: vencer (siegen) - venzo
  • g→j: dirigir (lenken) - dirijo
  • g→gu: pagar (zahlen) - pagué
  • gu→g: distinguir (unterscheiden) - distingo
  • gu→gü: aguar (wässern) - aé
  • z→c: cruzar (kreuzen) - cruce
  • c→qu: empacar (einpacken) - empaque

Bei Diphthongen im Infinitiv kann die Betonung im presente unterschiedlich sein:

  • evacuar (evakuieren): evacuo
  • acentuar (akzentieren): acentúo

Zwischen u und o wird häufig ein y eingefügt:

  • construír (erbauen): construyo

Beim Verb oler (riechen) ist, wenn es zu -ue- diphthongiert, ein h am Wortanfang zu setzen:

  • oler: huelo

Das amerikanische Spanisch

In den meisten Ländern Süd- und Mittelamerikas wird Spanisch als Muttersprache gesprochen. Da es sich hierbei um ein großes Gebiet handelt und seit der Kolonialisierung durch die Spanier bereits Jahrhunderte vergangen sind, weist das lateinamerikanische Spanisch gewisse Abweichungen zum Kastilischen auf.

Diese sind in der Schrift- und Verkehrssprache nicht allzu groß; die Umgangssprachen und Dialekte der einzelnen Länder unterscheiden sich dagegen teilweise recht deutlich, und zwar nicht nur in der Aussprache, sondern auch im Vokabular. Nicht zuletzt sind diese Abweichungen auf den (in den einzelnen Regionen unterschiedlich starken) Einfluss verschiedener indigener Sprachen zurückzuführen.

Einige Wörter haben in Amerika einen Bedeutungswandel durchgemacht, auf grammatikalischem Gebiet sind aber bis auf Besonderheiten in der Verwendung der Vergangenheitstempora (Dominanz des Indefinido) und den „voseo“ in Argentinien und Uruguay, aber auch in Nicaragua, Guatemala und ein Teil Kolumbiens, keine nennenswerten Veränderungen eingetreten.

Auch wenn Aussprache und Wortschatz in den einzelnen amerikanischen Ländern variieren, kann man doch einige allgemeine Hauptunterschiede zwischen der Sprache Süd- und Mittelamerikas und dem Kastilischen festhalten:

  • Typisch für Lateinamerika ist der sogenannte seseo. Während im europäischen Spanisch ein z meist wie ein stimmloses englisches th ausgesprochen wird, wird es in lateinamerikanischer Aussprache zu einem normalen stimmlosen s-Laut. Dasselbe trifft auf das c vor e und i zu (z. B. in nación). Diese Aussprache kommt aus dem Südspanischen und hat sich auch deshalb in Lateinamerika durchgesetzt, weil im 16. und 17. Jahrhundert die meisten spanischen Einwanderer nach Amerika aus dem Süden Spaniens (v. a. Extremadura und Andalusien) kamen.
  • Je nach Region mehr oder weniger ausgeprägt ist das Verschlucken oder Verändern bestimmter Endungen. Besonders auf Kuba ist dies verbreitet, weshalb der dort gesprochene Dialekt manchmal als Cubañol bezeichnet wird.
  • Auch die Tendenz das s anzuhauchen (z. B. „ehtoy“ statt „estoy“) ist in vielen lateinamerikanischen Ländern vorzufinden und ist ebenfalls mit dem Andalusischen zu vergleichen. Ähnliche Aussprachephänomene sind auch in Spanien primär im unteren Bildungsniveau angesiedelt.
  • Die Vergangenheitsform Pretérito Perfecto (He comprado) ist unüblich. Stattdessen wird gerade in den unteren Bildungschichten eher das Pretérito Indefinido verwendet. (Yo compré), soweit man das „Noch-Andauern“ einer Handlung nicht explizit betonen will.
  • Die in Spanien nur als Höflichkeitsform (etwa dem „Siezen“ im Deutschen vergleichbar) im förmlichen Umgang verwendete Anrede „usted(es)“ (< vuestra merced, übersetzt etwa: „Euer Gnaden“) ist in Lateinamerika die standardsprachliche und allgemein verbreitete Anredeform, ganz unabhängig von Sprachebene oder Vertrautheit. So wird die 2. Person Plural im amerikanischen Sprachraum überhaupt nicht benutzt und stets durch die Anrede in der 3. Person ersetzt, an die Stelle des Personalpronomens „vosotros“ tritt immer „ustedes“. Auch im Singular ist die Anrede in der 2. Person mit „tú“ in vielen Gebieten unüblich (oder gilt als unhöflich) und generell wird entweder „vos“ gebraucht oder man greift zur 3. Person mit „usted“.
  • Eine grammatikalische Besonderheit der sogenannten „Río de la Plata-Staaten“ (Argentinien, Paraguay und Uruguay, in diesem Fall einschliesslich Bolivien) und auch der guatemaltekischen (und im Allgemeinen der zentralamerikanischen) Sprachvariante und einiger Teile Kolumbiens, Venezuelas und Ekuadors ist der voseo, d. h. anstatt des Personalpronomens wird in der 2. Person Singular vos verwendet. Die Verben werden dann anders konjugiert (beispielsweise vos sos: „du bist“, standardspanisch tú eres). In den meisten Staaten Mittelamerikas, vor allem Guatemala, wird vos (die Verbform wird dann genauso konjugiert wie in Argentinien, Uruguay und Paraguay, auch im Imperativ) gleichberechtigt neben tú verwendet, bedeutet allerdings nicht dasselbe. Vos wird dort nur unter sehr engen Freunden oder innerhalb der Familie verwendet, tú für alle anderen, die man widerum nicht siezt. Dort existieren also 3 verschiedene Formen, um eine Person anzusprechen (usted, tú, vos), alle gelten als grammatikalisch korrekt, die Unterschiede im Gebrauch hängen von der Vertrautheit und dem Bekanntheitsgrad der Person ab, die man anspricht. Die grammatikalischen Regeln zum voseo sind regional unterschiedlich, es sind sowohl (anstelle von tú tomas) vos tomás, vos tomas und vos tomá möglich.
  • Der Yeísmo tritt vor allem in den Río-de-la-Plata-Staaten als Žeísmo auf.
  • Je nach Land gibt es auch eine unterschiedliche Anzahl Wörter, die aus den jeweiligen Sprachen der indigenen Völker entliehen wurden. Einige davon haben auch das europäische Spanisch erreicht. Dazu gehören Begriffe wie Aguacate (Avocado) oder Papa (Kartoffel).
  • Es gibt viele Abweichungen zwischen dem kontinentalspanischen und dem lateinamerikanischen Wortschatz und überdies auch innerhalb Lateinamerikas von Land zu Land verschiedene semantische Eigenarten. Sie betreffen aber hauptsächlich die Umgangssprache und Begriffe des täglichen Lebens. Ernsthafte Verständigungsprobleme zwischen Sprechern aus verschiedenen europäischen und amerikanischen Teilgebieten des spanischen Sprachraums gibt es deshalb kaum.
siehe auch: New-Mexico-Spanisch

Beispiele für Unterschiede im Wortschatz

Deutsch europ. Span. amerik. Span. ein Spanier oder Nicht-Muttersprachler könnte verstehen
Butter mantequilla manteca (Argentinien, Paraguay) Schmalz, Fett
Erdbeere fresa frutilla (in Argentinien, Chile, Ecuador, Paraguay) Früchtchen
Eisschrank nevera refrigerador, heladera (Argentinien, Chile) Kühler, Eisverkäuferin
Rock falda pollera Hühnerverkäuferin
Auto(mobil) coche carro, auto, máquina Karren, Handwagen
Banane plátano banano, guineo
Kartoffel patata papa (In Ecuador, Peru und Mexiko) Papst (dann jedoch mask.), Vater (falls als papá endbetont)

Zu Missverständnissen kommt es am ehesten durch Wörter, die neben der allgemeinen Bedeutung in bestimmten Ländern eine umgangssprachliche Spezialbedeutung besitzen. So ist etwa das in Spanien unproblematische und für alle möglichen Sachverhalte häufig gebrauchte Verb coger („nehmen, ergreifen, fangen“) in einigen Ländern Lateinamerikas ein ordinärer Ausdruck für die Ausübung des Geschlechtsverkehrs. Der Satz „Ich werde den Bus nehmen“ (Voy a coger el autobús) ist daher in Anwesenheit von Argentiniern ein sicherer Lacherfolg (Ich werde den Bus „ficken“.). In ganz Lateinamerika sollte man statt dem Verb „coger“ lieber das Wort „tomar“ nutzen. Das gleiche gilt für Begriffe wie cola (was u. a. auch Strohhalm bzw. im Sinne von „hacer la cola“ auch „Schlange stehen“ bedeuten kann).

Auch das Wort Guagua sorgt in diesem Zusammenhang immer wieder für Heiterkeit. Während es auf den Kanarischen Inseln, Kuba und der Dominikanischen Republik gleichbedeutend mit (Stadt)-Bus ist, steht es in Andenländern wie Chile, Peru oder Ecuador für Krabbel- oder Kleinkind (hier: Xenismus aus Quechua), so dass auch hier Missverständnisse programmiert sind.

Die folgenden Vokabeln aus der Dominikanischen Republik zeigen den Unterschied zum europäischen Spanisch: la china - die Orange, la italiana - die Mandarine, la lechoza - die Papaya, el guineo - die Banane, la chinola - die Maracuja.

Hübsch bedeutet auf Kuba und in der Dominikanischen Republik bonito/-a oder lindo/-a; in Spanien guapo/-a, was in den genannten Ländern als aggressiv oder wild verstanden wird. Somit ist Una chica guapa in Spanien ein hübsches, auf Kuba ein wütendes Mädchen.

Beispiele für Unterschiede in der Aussprache

  • „d“ wird am Wortende oft nicht gesprochen. Die Betonung bleibt aber auf der letzten Silbe. Beispiel: „ciudad“ wird gesprochen wie „ciudá“. Diese Aussprache findet man auch in Andalusien.
  • „s“ wird oft nur gehaucht oder weggelassen. Dadurch lässt sich - bei tatsächlichem Wegfall der zweiten Person Plural im lateinamerikanischen Spanisch - auch die zweite Person Singular oft nicht von der dritten Person unterscheiden.
Beispiel: „¿Qué quiere?“ („Was möchte er/sie?“) könnte bei Wegfall des „s“ auch „¿Qué quieres?“ („Was möchtest du?“) bedeuten.
  • Die Endung der Verben in der Grundform ist je nach Region unterschiedlich. Oft wird aus „-ar“ ein „-á“, „-al“ oder auch (z. B. im Norden der Dominikanischen Republik Nähe Puerto Plata) ein „ai“. Das Wort „caminar“ wird also gesprochen „caminá“, „caminal“ oder „caminai“. Analog bei Verben auf -er oder -ir. „Poner“ wird oft „ponel“, auch „ponei“ ausgesprochen.
  • Die -áy bzw. -ái Endung der auf -ar endenden Verben in der 2. Person Singular Präsens ist ebenfalls in Chile verbreitet, wo man in der informellen Sprache zum Beispiel statt dem formellen ¿Cómo estás? das umgangssprachliche ¿Cómo estáy? verwendet. In Chile können alle auf -ar endenden Verben in der 2. Person Singular auf diese Weise konjugiert werden. Was eigentlich eine Form des Voseo ist. Die -er/-ir Verben erhalten dann die Endung -ís, ausgesprochen wie -íh. ¿Qué haces? wird dann zu ¿Qué hacís?.

Vom Spanischen abgeleitete Sprachen

Spanischbasierte Kreolsprachen

Hybriddialekte

Hybriddialekte (Mischsprachen) existieren dort, wo Spanisch und Portugiesisch aufeinandertreffen

Judenspanisch/Ladino

Judenspanisch ist das Spanisch der 1492 aus Spanien vertriebenen Juden Sephardim. Sie leben heute in Griechenland, der Türkei, Israel, Nordmarokko und den USA. Die Sprecherzahl wird auf 150.000 geschätzt.

Sonstiges

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Ramón Menéndez Pidal, Manual de gramática histórica española, Espasa-Calpe, 1985, S. 181.
  2. Irene Lozano, Lenguas en guerra, S. 92, Espasa Calpe, 2005.
  3. www.verfassungen.de: Verfassung des Königreiches Spanien

Literatur

Spanische Sprachgeschichte

  • Antonio Tovar: Einführung in die Sprachgeschichte der Iberischen Halbinsel. 1983
  • Annegret Alsdorf-Bollee: Spanische Sprachgeschichte. 2003
  • Wolf Dietrich, Horst Geckeler: Einführung in die spanische Sprachwissenschaft. 2007

Das Spanische in Amerika

  • Volker Noll: Das amerikanische Spanisch. 2001
  • Hugo Kubarth: Das lateinamerikanische Spanisch. 1987
  • Hans-Dieter Paufler: Lateinamerikanisches Spanisch. 1977
Wiktionary: Wörterbuch Spanisch–Deutsch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Wörterbücher der spanischen Sprache – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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