Obrigheim (Baden)

Gemeinde in Baden-Württemberg, Deutschland
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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Obrigheim ist eine Gemeinde im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg.

Geografie

Geografische Lage

Die Gemeinde Obrigheim liegt an der Burgenstraße an den Ausläufern des Odenwaldes am Westufer des Neckars unmittelbar gegenüber dem Mosbacher Stadtteil Diedesheim, ca. 50 km von Heidelberg und ca. 30 km von Heilbronn entfernt. Das Gemeindegebiet liegt im Naturpark Neckartal-Odenwald zwischen 138 und 323 Meter Höhe.

 
Obrigheim (rechts) und Diedesheim (links) im Elzmündungsraum

Gemeindegliederung

Die Gemeinde besteht aus dem Kernort Obrigheim und den eingemeindeten Ortsteilen Asbach und Mörtelstein.

Geschichte

Erste Besiedlung

Verschiedene Funde aus der Jungsteinzeit und der Zeit der Bandkeramiker weisen auf eine sehr frühe Besiedlung im heutigen Gemeindegebiet von Obrigheim hin. Ebenso wurden stein- und bronzezeitliche Gräber entdeckt. Aus keltischer Zeit wurden in Obrigheim Skelettgräber und Grabbeigaben gefunden. Die Römer unterhielten in Obrigheim eine Siedlung, um den Neckarlimes zu sichern und den Neckar- und damit Grenzübergang (vermutlich eine Furt, da keine Brücke nachgewiesen werden konnte) zu überwachen. Aus römischer Zeit sind die Fundamente einer Villa Rustica bei Kälbertshausen und der in der Ortsmitte ausgegrabene Merkurstein erhalten. Wie im gesamten rechtsrheinischen Südwestdeutschland wurden die Römer im 3. Jahrhundert von den Alemannen vertrieben, denen im 6. Jahrhundert die Franken folgten.

Erste Erwähnung

Im 8. Jahrhundert wurde Südwestdeutschland christianisiert. Den neu gegründeten Bistümern und Klöstern wurde in Schenkungen der Besitz über zahlreiche Ländereien übertragen. Im Codex Laureshamensis aus dem Jahr 773 wird die Schenkung des Ortes Ubarachheim von einem gewissen Reginhard an das Kloster Lorsch erwähnt. Obrigheim wurde abermals im Jahr 976 im Zusammenhang mit der Verleihung des Stifts Mosbach an Worms durch Kaiser Otto II. erwähnt. Die erste Erwähnung des Ortsteils Mörtelstein datiert um das Jahr 1000, die des Ortsteils Asbach um 1100.

Mittelalter

Etwa im Jahr 970 wurde auf einem steil aufragenden Felsen des Neckartalhanges oberhalb des Ortes die Burg Hohinrot errichtet und wurde ab 976 von der Abtei Mosbach als Lehen des Bistums Worms genutzt. Eine weitere Burg, die Mettlenburg (auch Alte Burg), wurde an der Stelle der heutigen evangelischen Kirche im 11. Jahrhundert errichtet. Um 1290 wurde Burg Hohinrot durch einen größeren Neubau ersetzt, der sich zunächst im Besitz derer von Obrigheim, später der Herren von Helmstatt befand. 1401 erwarb Ruprecht von der Pfalz den seit 1384 Neuburg genannten Bau. Asbach war bereits bis 1380 pfälzisch, Mörtelstein ebenso vor 1400.

Im 14. Jahrhundert wurde vermutlich auf dem neckaraufwärts gelegenen Karlsberg als dritte Burg noch Burg Landsehr errichtet, die ebenfalls kurpfälzisch war und von der keine Fragmente mehr erhalten sind. Im 15. Jahrhundert waren die Herren von Rossau Lehnsherren der Neuburg und gestalteten diese zu einem Schloss um, das bis heute das von fern zu sehende Wahrzeichen der Stadt ist. Kirchen sind in Obrigheim und Mörtelstein seit 1371 nachgewiesen.

Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg wurde Obrigheim 1635 praktisch ausgelöscht. Die weitere Existenz des Ortes ist nur der Ansiedlung von mehrheitlich Schweizer Einwanderern durch die Pfalzgrafen zu verdanken. Lehnsherr der Neuburg war während des Krieges mehrere Jahre der kurfürstlich-bayerischen Kanzler Georg Friedrich von Iselbach. Der ohnehin von Kriegen und Seuchen nicht verschonte Ort sollte nach dem Dreißigjährigen Krieg über 200 Jahre von Armut und großem Elend geprägt sein.

Aufklärung

1786 bestanden im Ort Obrigheim drei Kirchen, eine Schule und 118 Häuser. 1803 kam der Ort zum Fürstentum Leiningen, 1806 Übergang zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden. Das Elend der Einwohner verursacht eine Auswanderungswelle, überwiegend nach Amerika. Der Bau der Eisenbahn im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts brachte einen bescheidenen Aufschwung. 1845 erwarb Graf Carl von Leiningen-Billigheim Schloss Neuburg, 1869 das Haus von Cetto.

NS-Zeit und Zweiter Weltkrieg 1933-1945

1935 wurde Schloss Neuburg Kreisschulungsburg der NSDAP. In Neckarelz war von 1944 bis 1945 ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Häftlinge haben in die Obrigheimer Gipsstollen Fabrikationsräume gehauen. Gefangen waren sie zunächst in der Schule im Ortsteil Mosbach-Neckarelz auf der gegenüberliegenden Neckarseite. Der Lagerkomplex wuchs schnell. In der unterirdischen Bomberflugzeugmotorenfabrik in Obrigheim arbeiteten fast 10.000 Menschen, viele von ihnen Gefangene verschiedener Art. Unter ihnen bildeten die 5.000 KZ-Häftlinge die Hauptgruppe. 900 konnten April 1945 befreit werden. Die Eisenbahnverbindungen und die nahen Rüstungsbetriebe waren der Anlass mehrerer Luftangriffe während des Krieges.

Gegenwart

Nach dem Krieg wurden Heimatvertriebene in Schloss Neuburg untergebracht. 1961 wurde die Gemeinde als Standort des ersten kommerziell genutzten Kernkraftwerks in Deutschland auserwählt. Die Gründung der Kernkraftwerk Obrigheim GmbH (KWO) mit einem Stammkapital von 100 Mio. DM setzte ab 1964 wichtige wirtschaftliche Impulse in der Region, war aber auch umstritten. Das Kraftwerk wurde auch als eines der ersten 2005 stillgelegt.

Religionen

Seit der Reformation ist Obrigheim überwiegend evangelisch geprägt. Neben den drei evangelischen Gemeinden besteht heute jedoch auch eine römisch-katholische Gemeinde im Ort.

Eingemeindungen

Politik

Gemeinderat

Der Gemeinderat setzt sich aus 18 Mitgliedern zusammen, die für jeweils fünf Jahre gewählt werden. Die Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 brachte folgendes Ergebnis:

  1. CDU 37,8% (-7,4) - 7 Sitze (-2)
  2. FWO 35,8% (+2,9) - 6 Sitze (-1)
  3. SPD 26,4% (+4,5) - 5 Sitze (+1)

Wappen

Die Blasonierung des Wappens lautet: Durch eine aufsteigende, eingebogene rote Spitze, worin ein schmaler, in drei beieinanderliegende Kugeln (1:2) auslaufender silberner (weißer) Göpel, gespalten; vorn von Blau und Silber (Weiß) schräglinks gerautet, hinten in Schwarz ein rot bewehrter und rot bezungter goldener (gelber) Löwe.

Seit dem 18. Jahrhundert wurden die pfälzischen heraldischen Embleme Rauten und Löwe neben dem nicht zu deutenden Fleckenzeichen Obrigheims in den Siegeln geführt, wobei das Fleckenzeichen entweder wie im Gemeindewappen oder umgekehrt, als aus einem Dreiberg wachsende schmale Deichsel, dargestellt ist.

Gemeindepartnerschaften

Obrigheim unterhält partnerschaftliche Beziehungen mit

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Schloss Neuburg auf dem charakteristischen Hügelzug oberhalb von Obrigheim
 
Kath. Kirche im Weinbrenner-Stil

Im Rahmen des Geopark-Projekts:

  • Goldfischpfad der KZ-Gedenkstätte Neckarelz, Geschichtslehrpfad zu den Tunnelanlagen "Goldfisch" und "Brasse"
  • Gipslehrpfad - Die Gipsgrube zwischen Obrigheim und Hochhausen ist die größte und älteste Untertage-Gipsgrube in Deutschland (seit 1850).

Museen

  • Heimatmuseum Obrigheim

Bauwerke

  • Schloss Neuburg, das Wahrzeichen des Ortes, liegt über Obrigheim hoch über dem Neckar und ist von einem Burggraben umgeben. Das Anwesen ist seit August 2007 wieder in Privatbesitz. Im November des gleichen Jahres eröffnete Schloss Neuburg wieder seine Pforten als Hotel und Restaurant.
  • Die katholische Kirche St. Laurentius wurde 1832 von Johann Ludwig Weinbrenner im Weinbrenner-Stil erbaut, einem Neffen des Namensgebers für den badischen Klassizismus, Friedrich Weinbrenner.
  • Die evangelische Kirche steht auf den Fundamenten der Alten Burg.
  • Das Kriegerdenkmal von Obrigheim besteht aus mehreren Ehrenmalen, neben Ehrenmalen für die Gefallenen des ersten und zweiten Weltkriegs auch ein Ehrenmal für die Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 mit Liste der Teilnehmer und Bildnis des badischen Großherzogs.
  • Im Ortsteil Asbach befindet sich die vermutlich auf einen mittelalterlichen Bau zurückgehende evangelische Kirche sowie eine katholische Kirche von 1890. Außerdem sind das Schulhaus von 1839 und ein Grenzstein von 1558 sehenswert. Im Ortsteil Mörtelstein befindet sich die 1819 erneuerte Georgskapelle mit Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Außerdem sind dort erwähnenswert das schmuckvolle Fachwerk-Rathaus von 1801 sowie der Dorfbrunnen von 1899. In den bewaldeten Hängen zwischen Mörtelstein und Obrigheim sind historische Weinberg-Terrassen mit Treppen und Formsteinen des hier vom frühen 15. Jahrhundert an betriebenen und vor 1770 wieder aufgegebenen Weinbaus zu erkennen.
  • 169 Meter hoher Messmast (?) zwischen Asbach und Kirstätter Hof bei 49°20'30" nördlicher Breite und 009°02'47" östlicher Länge.

Sport

Die Gewichtheber des SV Germania Obrigheim kämpfen in der 1. Bundesliga. 2003 konnte die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen werden. In den Jahren 2005 und 2007 wurde jeweils die Vizemeisterschaft errungen.

Wirtschaft und Infrastruktur

 
Kernkraftwerk Obrigheim

Eine Gipsverladestelle am Neckar östlich von O., an der jährlich 300.000 Tonnen Gips auf Binnenschiffe geladen werden.

Mit dem TECH·N·O – Technologiepark Neckar-Odenwald, bietet Obrigheim sehr verkehrsgünstig gelegene neue Unternehmensstandorte an.

Kernkraftwerk

Der Reaktor des Kernkraftwerks Obrigheim (KWO) (Druckwasserreaktor, 357 MW) wurde am 11. Mai 2005 außer Betrieb genommen, der aufwändige Rückbau soll etwa 14 Jahre benötigen. Er war ab 1968 der erste kommerziell genutzte Reaktor in der BRD.

Verkehr

Von Obrigheim führt eine zweispurige moderne Beton-Brücke über den Neckar nach Diedesheim, einem Stadtteil von Mosbach. Die Bundesstraße 292 führt vom Mosbacher Kreuz kommend durch Obrigheim in Richtung Sinsheim.

Die Bahnstrecke Meckesheim–Neckarelz, die einst durch Obrigheim und weiter über eine 1945 gesprengte Brücke nach Neckarelz zur Neckartalbahn führte, ist in diesem Abschnitt stillgelegt.

Bildungseinrichtungen

Obrigheim verfügt über eine Realschule und eine Grund- und Hauptschule. Für die jüngsten Bewohner gibt es zwei evangelische und einen römisch-katholischen Kindergarten.


Commons: Obrigheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien