Krambe

Art der Gattung Meerkohl (Crambe)
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Die Krambe, Ölkrambe, Crambe oder Abessinischer Meerkohl (Crambe abyssinica) ist eine Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und wird dort in die Gattung Meerkohl (Crambe) eingeordnet. Es handelt sich um eine Ölpflanze, die als Nachwachsender Rohstoff für Schaumbremser in Waschmitteln, technische Öle und Wachse eine Rolle spielt. Ihre heutige Bedeutung ist allerdings nur gering.

Krambe

Krambe (Crambe abyssinica)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Gattung: Meerkohl (Crambe)
Art: Krambe
Wissenschaftlicher Name
Crambe abyssinica
Hochst. ex R.E.Fr.

Beschreibung

Die Krambe ist eine 60 bis über 150 cm hohe einjährige Pflanze, die aus einer tief in den Boden ragenden Pfahlwurzel wächst. Die basalen Blätter sind rundoval bis herzförmig mit langem Stil und unregelmäßigem Rand. Weiter oben liegende Blätter sind klein und schmal gebaut.

Am Stängel ist im unteren Bereich behaart und wird im oberen Bereich kahl. An ihm befinden sich kleine weiße Blüten mit vier Blütenblättern, die für die Kreuzblütler typischen Kreuzblüten, in lockeren Blütendolden. Die Nektarien sind honiggefüllt und dadurch attraktiv für Bienen und Hummeln, die die Rolle der Bestäuber übernehmen.

Die zweigliedrigen und sehr kurzen, ovalen bis kugeligen Schoten enthalten im Regelfall nur einen Samen, der graugrün bis gelblich braun gefärbt ist. Die Schoten kommen auf ein Tausendfruchtgewicht von 7 bis 10 Gramm. Während der Samenreife verfärbt sich die Pflanze hellbraun.

Entwicklung

Die Krambe ist eine einjährige Pflanze, die unter mitteleuropäischen Klimabedingungen eine Vegetationsdauer von 90 bis 110 Tagen besitzt. Diese beginnt mit einer Aufgangsphase, die temperaturbedingt zwischen weniger als 10 Tage bei Temperaturen über 11 °C und etwa 15 Tage bei Temperaturen unter 8 °C dauern kann. Bis zum Blühbeginn vergehen 50 bis 60 Tage, die als vegetative Entwicklung bezeichnet werden und während der die vegetativen Pflanzenteile wie der Stängel und die Blätter auswachsen. Daran schließt sich eine Blühphase von 25 bis 30 Tagen und die Samenreife mit 15 bis 30 Tagen an.[1]

Die Aufgangsverluste können zwischen 50 Prozent bei Tagestemperaturen von etwa 8 °C während der Aufgangsphase und 10 Prozent bei höheren Temperaturen um 15 °C liegen. Nach dem Aufgang liegt die Verlustsspanne zwischen 14 und 33 Prozent.[1] Die Entwicklung ist zudem von der Wasserversorgung abhängig, wobei der Bedarf vor allem in der frühen generativen Entwicklungsphase und später nochmals während der Samenreifung sehr hoch ist.[2]

Vorkommen

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Krambe befindet sich im Hochland von Abessinien in Äthiopien sowie an der afrikanischen und kleinasiatischen Mittelmeerküste bis in die Türkei.

Seit den 1930er Jahren und vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg verbreitete sich die Pflanze als Kulturpflanze in Russland und Osteuropa bis in die ehemalige Deutsche Demokratische Republik. Heute wird sie zudem in kleineren Beständen in mehreren europäischen Ländern und großflächiger auch in den trockeneren Gebieten der Vereinigten Staaten von Amerika angebaut.

Systematik

Die Krambe stellt eine Art der Gattung Meerkohl (Crambe) dar, die etwa 40 Arten enthält und in Eurasien und Afrika verbreitet ist. Innerhalb der Gattung Crambe wird sie auf der Basis von molekulargenetischen Merkmalen in die Sektion Leptocrambe eingeordnet und ist dort die Schwesterart des Spanischen Meerkohls (C. hispanica). Weitere Arten der Sektion sind C. filiformis, C. glabrata und C. kralikii, der gesamten Sektion steht die Sektion Dendrocrambe mit drei Arten als Schwestergruppe gegenüber.[3]

         ┌───────── C. abyssinica
       ┌─┤
     ┌─┤ └───────── C. hispanica
   ┌─┤ └─────────── C. filicornis
 ┌─┤ └───────────── C. glabrata
 │ └─────────────── C. kralikii
─┤
 └───────────────── Sektion Dendrocrambe

Im Jahr 2000 wurde eine alternative Systematik der Sektion Leptocrambe vorgestellt. Dabei wurde die Krambe als Unterart C. hispanica subsp. abyssinica des Spanischen Meerkohls mit den beiden Varietäten abyssinica und meyeri angesehen.[4] Diese Ansicht konnte sich bislang nicht etablieren.

Nutzung

Anbau- und Züchtungsgeschichte

Die Krambe ist als Nutzpflanze sehr jung und wurde erstmalig in den 1930er Jahren in Russland kultiviert. In der Folge verbreiete sich das Anbaugebiet vor allem in Osteuropa, wobei es nie nennenswerte Anteile an der Ackerbaufläche hatte. Erst aus den 1950er und 1960er Jahren werden Flächen von 30.000 ha in Russland und in Polen benannt und in der Deutschen Demokratischen Republik wurde die Krambe als Ölpflanze auf etwa 4.200 ha als Ölpflanze angebaut. Auch in Nordamerika, in Kanada und den USA, sowie in Venzuela wurde die Krambe zu diesem Zeitpunkt angebaut und gezüchtet.

 
Krambe (Crambe abyssinica)

Die genutzten Pflanzen wurden vor allem aus den afrikanischen Wildbeständen selektiert und zur Verbesserung der Kornerträge und zur Anpassung an die eurasischen Klimaverhältnisse gezüchtet. Als erste Kultursorte wurde 1960 die polnische Borowski zugelassen, 1968 folgte die amerikanische Sorte Prophet. Weitere Züchtungen entstanden durch die Einkreuzung des Spanischen Meerkohls (C. hispanica), durch die die Vegetationszeit verkürzt und die Resistenz gegenüber Dürre und Frost erhöht werden sollte. Sie führten zu der 1973 zugelassenen Sorte Meyer. 1986 kamen aus Nordamerika die beiden Züchtungen BelAnn und BelEnzian hinzu.

Die zunehmend günstigeren Eigenschaften der neuen Züchtungen führten in den 1980er und 1990er Jahren zu einem erneuten Interesse für den Anbau als Nachwachsender Rohstoff für die chemische Industrie. Die Pflanze wurde versuchsweise und auf relativ kleinen Anbauflächen in mehreren europäischen Ländern angebaut, darunter vor allem in Deutschland, Italien, den Niederlanden, Frankreich, Schweden und Polen. In Italien entstand durch weitere Züchtungen die Sorte Mario, die 1996 zugelassen wurde, weitere Neuzüchtungen wie Nebula, Galactica, Charlotte und Carmen kamen aus den Niederlanden. Vor allem Carmen und Mario werden bis heute als optimale Sorten für das mitteleuropäische Klima angesehen und sind für den Anbau in Deutschland empfohlen.

In Deutschland wurden für die Krambe Mitter der 1990er Jahre etwa 100 bis 500 ha genutzt, in anderen europäischen Ländern war der Anteil an der Gesamtnutzfläche ähnlich gering und nur in den USA wurde eine nennenswerte Fläche von über 20.000 ha aufgrund von privaten und staatlichen Initiativen zur vermehrten Nutzung erreicht.

Inhaltstoffe und Verwendung

 
Ölzusammensetzung der Krambe

Die Krambe wird als Ölpflanze genutzt, und zwar ausschließlich als Rohstoff, da die Inhaltsstoffe für den Menschen und das Nutzvieh ungenießbar bis giftig sind. Die Samen der Pflanze enthalten einen Ölgehalt von etwa 40 bis 50 Prozent des Trockengewichts, die Früchte nur 30 bis 40 Prozent. Dabei handelt es sich vor allem um die Erucasäure, die einen Anteil von 55 bis 62 Prozent des Öls der Pflanze ausmacht - das ist der höchste Erucasäureanteil aller bekannten Pflanzenöle. Weitere Bestandteile sind die Ölsäure mit 15 bis 18, die Linolsäure mit 8 bis 10 und die Linolensäure mit 6 bis 7 Prozent. Bei der Ernte werden die gesamten Früchte gesammelt, wobei der Schalenanteil etwa 20 bis 35 Prozent ausmacht.

Die Erucasäure ist leicht toxisch und findet vor allem Verwendung bei der Herstellung von Schaumbremsern in Waschmittel (Emulgatoren), technischen Ölen und Gleitfetten. Weitere Einsatzgebiete liegen in der Herstellung von Kunstfasern, Alkydharzen und Weichmachern sowie bei der Produktion von pharmazeutischen Erzeugnissen. Durch den Einsatz von Grüner Gentechnik soll zudem die Produktion von Wachsestern für Schmiermittel in der Fahrzeugindustrie ermöglicht werden.[5]

Grüne Gentechnik

Die Krambe wird aktuell als potentieller Produzent von Wachsestern diskutiert und soll über gentechnische Veränderungen entsprechend optimiert werden. Bei der Auswahl dieser Pflanze steht vor allem die ethische Komponente im Vordergrund: Anders als die meisten anderen Ölpflanzen wird die Krambe als reine Rohstoffpflanze (Non-Food Crop) angesehen, da ihre Öle nicht für die Nahrungsmittelindustrie nutzbar sind.[6]

Pflanzenschutz

Im Nutzpflanzenschutz spielen vor allem die direkte Schädigung der Pflanzen durch verschiedene Pilze oder tierische Schädlinge (Insekten, Fadenwürmer) sowie die indirekte Schädigung durch konkurrenzstarke Unkräuter eine zentrale Rolle. Die Krambe wird bezüglich der Konkurrenzstärke gegenüber anderen Pflanzen auf Grund ihrer sehr schnellen Blattentwicklung als sehr gut eingeschätzt, ein Herbizideinsatz wird dennoch als notwendig betrachtet. Dabei kommen in den USA und Osteuropa vor allem Trifluralinpräparate als Bodenherbizide sowie Butisan, Lentagran und andere als Spritzmittel zum Einsatz. Die durch einige Mittel wie Nimbus und Cirrus CS verursachten photochemischen Schädigungen und Blattaufhellungen sind für die Erträge ohne Auswirkungen, andere Mittel wie Pradone Kombi und Stomp SC führen dagegen zu einer stärkeren Schädigung der Pflanze und werden nicht empfohlen. In Deutschland sind nur Butisan gegen Zweikeimblättrige und Fulisade MAX gegen Einkeimblättrige Pflanzen zugelassen.

Die wichtigsten Krankheitserreger der Krambe sind Pilze. Dabei handelt es sich vor allem um die Alternaria-Schwärze, die durch die Arten Alternaria brassicicola und Alternaria brassiceae ausgelöst wird, sowie die Weißstängeligkeit, deren Auslöser Sclerotinia sclerotiorum ist, und der Grauschimmel durch Botrytis cinerea. Weitere Schadpilze mit geringerer Bedeutung sind Verticillium dahliae, Plasmodiophora brassicae, Puccinia trabutii und Peronospora crambes. Durch verschiedene Fungizide können Befallsreduktionen von 20 bis 30 Prozent erreicht werden.

Insekten und andere tierliche Schädlinge spielen nur eine sehr untergeordnete Rolle, wobei vor allem die Rüsselkäfer, Kohlschotenmücken und Glanzkäfer, die den Raps als Vergleichsart befallen, kaum nachweisbar sind. In seltenen Fällen wurde ein Befall mit der Kleinen Kohlfliege (Delia radicum) beobachtet, zudem eignet sich die Wurzel für den Befall mit dem Rübenzystenälchen (Heterodera schachtii).

Belege

Einzelnachweise

Die Informationen dieses Artikels entstammen zum größten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen, darüber hinaus werden folgende Quellen zitiert:

  1. a b Daten nach M. Klaus: Untersuchungen zum Anbau von Krambe (Crambe abyssinica Hochst. ex R.E. Fries) auf pleistozänen Standorten im Nordosten Deutschlands. Dissertation an der Universität Rostock, 1998; zitiert nach Honermeier 2006
  2. nach A. Bramm: Untersuchungen zum Wasser- und Stickstoffbedarf von Krambe (Crambe abyssinica). Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaft 9, 1996; zitiert nach Honermeier 2006
  3. Javier Francisco-Ortega, Javier Fuertes-Aguilar,César Gómez-Campo, Arnoldo Santos-Guerra, Robert K. Jansen: Internal Transcribed Spacer Sequence Phylogeny of Crambe L. (Brassicaceae): Molecular Data Reveal Two OldWorld Disjunctions. Molecular Phylogenetics and Evolution 11 (3), 1999; Seiten 361–380.
  4. Anibal Prina: A taxonomic revision of Crambe, sect. Leptocrambe (Brassicaceae). Botanical Journal of the Linnean Society 133, 2000
  5. Grüne Rohstoffe auf dem Vormarsch. In: research eu, Magazin des Europäischen Forschungsraums (Online)
  6. Anders S. Carlssen (Hrsg.): Production of Wax Esters in Crambe. Output from EPOBIO Project November 2006, CNAP University of York 2006; ISBN 978-1-872691-03-9 (Volltext)

Literatur

  • B. Honermeier: Crambe. In: Klaus-Ulrich Heyland, Herbert Hanus, Ernst Robert Keller: Ölfrüchte, Faserpflanzen, Arzneipflanzen und Sonderkulturen. Handbuch des Pflanzenbaus Band 4, Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2006; Seiten 179–184. ISBN 978-3-8001-3203-4
  • Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Hrsg.): Krambe – eine alternative Sommerölfrucht. Landwirtschaftsverlag, Münster 2001. ISBN 3-7843-3130-0
Commons: Krambe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien