Kanada (englisch und französisch Canada) ist ein Bundesstaat in Nordamerika und flächenmäßig gesehen der zweitgrößte Staat der Erde. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II., die den Titel der „Königin von Kanada“ trägt.
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Wahlspruch: A Mari Usque Ad Mare (lat. für Von Meer zu Meer; abgeleitet von Psalm 72, 8) | |||||
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Amtssprache | Englisch, Französisch | ||||
Hauptstadt | Ottawa | ||||
Staatsform | Parlamentarische Monarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Königin Elisabeth II. vertreten durch Generalgouverneurin Michaëlle Jean | ||||
Regierungschef | Premierminister Stephen Harper | ||||
Fläche | 9.984.670 km² | ||||
Einwohnerzahl | 32.976.026 Einwohner (30. Juni 2007) | ||||
Bevölkerungsdichte | 3,2 Einwohner pro km² | ||||
Bruttoinlandsprodukt | $1.098 Mrd. (9., Schätzung 2005) | ||||
Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner | $34.028 (18.) | ||||
Index der menschlichen Entwicklung | (6.) 0,950 | ||||
Währung | 1 Kanadischer Dollar ($) = 100 Cent | ||||
Unabhängigkeit | formal 1982 von Großbritannien | ||||
Nationalhymne | O Canada | ||||
Zeitzone | UTC -3,5 bis -8 | ||||
Kfz-Kennzeichen | CDN | ||||
Internet-TLD | .ca | ||||
Telefonvorwahl | +1 |
Die Bevölkerung ist zum Großteil auf wenige städtische Zentren konzentriert. Die größte Stadt ist Toronto, dann folgen Montreal, Vancouver, Calgary, Edmonton und Ottawa. Kanada ist Mitglied der Gruppe der G8-Staaten.
Um die ethnische, sprachliche und kulturelle Vielfalt der einzelnen Bevölkerungsgruppen zu gewährleisten, ist Kanada politisch als Bundesstaat organisiert. Die Unabhängigkeitsbestrebungen der Provinz Québec, die Rechte der frankophonen Kanadier und die Rechte der indigenen Völker prägen zentrale Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft.
Herkunft des Namens
Im Jahre 1534 erklärten irokesische Ureinwohner Jacques Cartier die Wegstrecke zu „canada“. Damit war das Dorf Stadacona gemeint, „canada“ war nur ein irokesisches (laurentisches) Wort für „Dorf“ oder „Siedlung“. Aber auf der Suche nach einem anderen Namen nutzte Cartier „Canada“, um nicht nur Stadacona (heute Québec Stadt) zu beschreiben, sondern das ganze Land, das vom Häuptling Donnacona beherrscht wurde. Der Name wurde schon bald für ein viel größeres Gebiet genutzt: Karten von 1547 bezeichneten alles nördlich des Sankt-Lorenz-Stroms als „Canada“.
Cartier nannte außerdem den Sankt-Lorenz-Strom den rivière de Canada, ein Name, der bis ins frühe 17. Jahrhundert genutzt wurde. Obwohl bis 1616 die ganze Region als Neufrankreich (Nouvelle France) bekannt war, wurde das Gebiet um den großen Fluss von Kanada und die Mündung des Sankt-Lorenz-Stroms weiterhin als Kanada bezeichnet.
Bald eröffneten Forscher und Pelzhändler das Gebiet nach Westen und Süden, wodurch das als „Kanada“ bekannte Gebiet wuchs. Im frühen 18. Jahrhundert wurde der Name für das ganze Land des heutigen mittleren Westens genutzt, das Gebiet reichte bis Louisiana.
Die seit 1763 britische Kolonie Québec wurde 1791 in Oberkanada (engl. Upper Canada, fr. Haut-Canada; etwa das heutige Ontario) und Niederkanada (engl. Lower Canada, fr. Bas-Canada; etwa das heutige Québec) aufgeteilt. Im Jahre 1841 wurden die beiden Kanadas wieder in der neuen Provinz Kanada vereinigt. 1867 wurde der neugegründeten Konföderation der britischen Kolonien in Nordamerika der Name „Kanada“ gegeben.
Geographie
Kanada ist mit einer Fläche von 9.984.670 Quadratkilometern nach Russland das zweitgrößte Land der Erde und fast so groß wie Europa. Das Land nimmt rund die Hälfte des nordamerikanischen Kontinents ein. Der einzige unabhängige und durch eine Landgrenze verbundene Nachbar sind die Vereinigten Staaten von Amerika im Süden. Ein weiterer Nachbar ist Grönland, dessen Territorium jedoch zu Dänemark gehört und das durch die ca. 30 Kilometer breite Meerenge Kennedy Channel von der nördlichsten kanadischen Insel Ellesmere getrennt wird.
Von den 9.984.670 km² sind 9.093.507 km² Landmasse und 891.163 km² Wasserfläche. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung über Landfläche, von Kap Columbia auf der Ellesmere-Insel im Territorium Nunavut zur im Eriesee in Ontario gelegenen Insel Middle Island, beträgt 4.634 Kilometer. Die größte Ost-West-Entfernung beträgt 5.514 Kilometer von Kap Spear in Neufundland und Labrador bis zur Grenze des Yukon-Territoriums mit Alaska.
Landschaftsbild
Kanada ist geographisch sehr heterogen. Die geologische Basis der Atlantikprovinzen (Neufundland und Labrador, Prince Edward Island, Nova Scotia, New Brunswick und Québec) sind alte, abgetragene Berge neben noch älteren Abschnitten des Kanadischen Schildes (oder auch Laurentischer Schild). Westlich und südlich liegen die Ebenen um den Sankt-Lorenz-Strom und die Großen Seen. Der Kanadische Schild umfasst eine ausgedehnte, geologisch alte Region mit einigen der ältesten Gesteine. Um die Hudson Bay gelegen, nimmt er fast 50 % des kanadischen Gebietes ein. Abgesehen von einigen niedrigen Bergen im östlichen Québec und in Labrador ist die Landschaft flach und hügelig. Das Gewässernetz ist dicht, die Entwässerung der Region erfolgt über eine Vielzahl von Flüssen. Die südliche Hälfte des Schildes ist mit borealen Wäldern bedeckt, während die nördliche Hälfte (einschließlich der Inseln des kanadisch-arktischen Archipels) jenseits der arktischen Baumgrenze liegt und mit Felsen, Eis und Tundrenvegetation bedeckt ist. Die östlichen Inseln des kanadisch-arktischen Archipels sind gebirgig, die westlichen dagegen flach. Westlich des Kanadischen Schildes breiten sich die inneren Ebenen aus. Präriegras ist die natürliche Vegetation des südlichen Teils der Prärieprovinzen Saskatchewan, Manitoba und Alberta. Der nördliche Teil dagegen ist bewaldet. Die kanadischen Kordilleren (der kanadische Teil der Rocky Mountains), die sich von nördlichen Yukon-Territorium bis zum Süden der Provinzen British Columbia und Alberta erstrecken, dominieren das westliche Kanada. Auf der pazifischen Seite verläuft das Küstengebirge in Nord-Süd-Richtung durch British-Columbia, die Küstenlinie wird tief von Fjorden durchschnitten. Vor der Küste liegt Vancouver Island, ein Ausläufer des Küstengebirges.
Die größte Insel Kanadas ist die Baffininsel, zugleich fünftgrößte Insel der Welt. Die nördlichste Halbinsel ist Boothia. Die Gesamtlänge der Grenze zwischen Kanada und den USA beträgt 8.890 Kilometer. Kanada hat mit 202.080 Kilometern die längste Küstenlinie der Welt. Dadurch verfügt das Land zudem über die größte ausschließliche Wirtschaftszone in Küstengewässern. Die jeweils 200 Seemeilen summieren sich insgesamt auf 3,7 Millionen Quadratkilometer – rein rechnerisch entspräche dies 37 % der gesamten kanadischen Landmasse.
Die wichtigsten kanadischen Gebirgsregionen liegen im Westen des Landes. Die Rocky Mountains und die Kette der Küstengebirge am Pazifischen Ozean mit den von Alaska nach Süden reichenden Coast Mountains und den Mackenzie Mountains. Ein weiteres wichtiges System verläuft entlang der Nordostküste von Ellesmere Island bis zu den Torngat Bergen in Quebec und Newfoundland und Labrador. Im Osten Kanadas liegen die Appalachen und die Laurentinischen Berge. Höchster Berg ist der 5.959 m hohe Mount Logan im Territorium Yukon.
Klima
Kanada umfasst unterschiedliche Klimazonen (vom Polarklima bis zum gemäßigten Klima). Hauptsächlich bestimmt das boreale Klima mit langen kalten Wintern (bis zu –35 °C) und kurzen heißen Sommern (bis zu 35 °C) den überwiegenden Teil Kanadas. Aufgrund der Größe des Landes ist das Klima in den einzelnen Provinzen und Territorien sehr unterschiedlich. So wurden zum Beispiel im Winter 2004/2005 Temperaturen von -58 °C in Burwash Landing des Territoriums Yukon gemessen.
An der Westküste findet man maritimes Klima mit hohen Niederschlägen, da sich die feuchte, vom Ozean kommende Luft am Westrand des Küstengebirges abregnet. Die Jahreszeiten sind in den Provinzen Quebec und Ontario am deutlichsten ausgeprägt, mit kalten Wintern, milden Frühjahren und Herbstmonaten und von Juli bis September oft sehr schwül-heißen Sommern mit Durchschnittstemperaturen um 25 °C.
Wichtige Städte
Von den ca. 32,7 Millionen Einwohnern leben 54,5 Prozent in den 30 größten Städten Kanadas, geht man von den Ballungsräumen aus, steigt diese Zahl auf über 70%. Toronto, eine Hafenstadt am Ontariosee und ein bedeutendes Produktionszentrum, ist mit 5,61 Millionen Einwohnern größte Stadt des Landes. Die Einwohnerzahl der Handelsmetropole Montreal beträgt 3,27 Millionen. Die dritte Millionenstadt ist Vancouver mit 2,13 Millionen Einwohnern. Weitere Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern sind Calgary (968.475 Ew.), die Bundeshauptstadt Ottawa (874.433 Ew.), Edmonton (822.319 Ew.), Québec (745.623), Hamilton (653.637 Ew.), und Winnipeg (632.069 Ew.).
Bodenschätze
Kanada ist sehr reich an den verschiedensten Bodenschätzen. Die in der Provinz Ontario abgebauten Mengen an Nickel decken etwa 20 % des Weltbedarfs. Kanada besitzt außerdem mit rund 24 Milliarden Tonnen die größten Erdölreserven nach Saudi-Arabien und noch vor dem Irak.
Das Land verfügt auch über 10 % des weltweiten Waldbestands, große Süßwasserreserven sowie bedeutende Vorkommen von Erdgas, Schwefel, Asbest, Aluminium, Gold, Kohle, Kupfer, Eisenerz, Kaliumkarbonat, Uran und Zink. Riesige Naturgebiete, vor allem in den Tundra- und Bergregionen, bedecken 70 % Kanadas. Das entspricht 20 % der weltweit verbleibenden Wildnisgebiete (ohne Antarktis). Dennoch ist nur noch ein geringer Teil der ausgedehnten Wälder Urwald. Wasserkraft bildet die Grundlage für die Zellstoff- und Papierindustrie.
Flora und Fauna
Die nördliche Baumgrenze verläuft von der Ostküste Labradors über die Ungava-Halbinsel Richtung Süden entlang des Ostufers der Hudson Bay und setzt sich anschließend schlangenlinienförmig Richtung Nordwesten zum Unterlauf des Mackenzie und weiter nach Alaska fort. Nördlich der Baumgrenze gibt es kaum oder gar keinen fruchtbaren Boden (Tundra). Die Vegetation der südlichsten Tundragebiete besteht aus niedrigem Buschwerk, Gräsern und Riedgras. Die nördlichsten Gebiete sind zu weniger als einem Zehntel mit den für die Polarwüste typischen Moosen bedeckt. Südlich der Baumgrenze, über den gesamten Norden Kanadas von Alaska bis Neufundland, schließt sich eines der größten Nadelwaldgebiete der Welt an. Im Osten, von den Großen Seen bis zu den Küsten, wachsen hauptsächlich Mischwälder mit Zuckerahorn, Buchen, Birken, Kiefern und Hemlocktannen. Die Tiefebenen im äußersten Süden sind mit reinen Laubwäldern bedeckt. Hier gedeihen neben Hickorybäumen, Eichen und Ulmen Kastanien, Ahorn und Walnussbäume. In den westlichen Berggebieten sind die gemeine Fichte, Douglasie und Lodgepole-Kiefer am weitesten verbreitet, in Hochebenen wachsen außerdem Zitterpappel und Gelbkiefer. Die Vegetation der niederschlagsreichen Pazifikküste wird von Wäldern aus dichten, hohen Douglasfichten, westlichen Rot-Zedern und Hemlocktannen beherrscht. Das Prärieland ist zu trocken, um mehr als vereinzelte Baumgruppen hervorzubringen. Vom ursprünglich weiten, hügeligen Grasland ist heute nur noch wenig übrig; es ist dem heute berühmten Weizengürtel Kanadas gewichen.
Die arktischen Gewässer bieten Nahrung für Wale, Walrosse, Seehunde und für den halb-aquatilen Polarbären. In den Tundren leben Moschusochsen, Karibus, Polarwölfe, Polarfüchse, Polarhasen und Lemminge, vereinzelt auch Vielfraße; viele Zugvögel verbringen hier den Sommer, darunter Alke, Enten, Möwen, Seeschwalben und andere Seevögel. Die Wälder im Norden sind ein idealer Lebensraum für Karibus und Elche, Luchse, Schwarz– und Braunbären. 5.000.000.000 Vögel kommen jeden Sommer in die Borealen Wälder. Biber, Marder, Bisamratten, Nerze sind auch heute noch weitgehend Grundlage des Pelzhandels. Weiter im Süden findet man viele Wapitis, während es in dichter besiedelten Landstrichen vor allem kleinere Säugetiere, wie graue und rote Eich-, Backenhörnchen, Wiesel und Otter gibt. Zur artenreichen und gesangsstarken Vogelwelt zählen der Kardinal, der Waldsänger, der Baltimore-Pirol und die Spott-Drossel. In den Präriegebieten leben kleinere Tiere, wie Präriehasen, Taschenratten und das spitzschwänzige Rauhfußhuhn sowie die letzten Bisons und Pronghornantilopen. In den westlichen Bergen gibt es sehr gut angepasste Tierarten wie das Bighorn-Schaf und die Bergziege. Die einheimische Tier- und Pflanzenwelt steht in zahlreichen Nationalparks und Naturreservaten unter Schutz. Größtes Schutzgebiet ist der 45.000 Quadratkilometer große Wood-Buffalo-Nationalpark im nördlichen Teil von Alberta und den Nordwest-Territorien, in dem zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten vertreten sind. Bemerkenswert ist der Bisonbestand mit etwa 6000 Tieren.
Seen und Flüsse
Kanada ist ein überaus seenreiches Land. 7,6% seiner Landmasse sind mit insgesamt rund zwei Millionen Seen bedeckt. Allein die Binnengewässer umfassen zusammen mehr als das Doppelte der Fläche Deutschlands. 31 Seen besitzen eine Fläche von mehr als 1.300 km². Zu den größten Seen gehören der Große Bärensee, der Große Sklavensee, der Winnipegsee, der Athabascasee sowie die Großen Seen, durch die mit Ausnahme des Michigansees, der ganz auf dem Gebiet der Vereinigten Staaten liegt, die Grenze zum südlichen Nachbarland verläuft. Der Anteil Kanadas an der Gesamtfläche der Großen Seen beträgt 37 %. Der größte gänzlich in Kanada gelegene See ist der Große Bärensee in den Nordwest-Territorien mit 31.328 km² .
Der wichtigste Fluss Kanadas ist der Sankt-Lorenz-Strom (3.058 km). Er dient als Wasserstraße zwischen den Großen Seen und dem Atlantik. Heute werden jährlich Güter mit einem Gesamtgewicht von 40 Millionen Tonnen auf dem Sankt-Lorenz-Seeweg verschifft. Kanadas zweitlängster Fluss ist der Mackenzie River (1.903 km) in den Nordwest-Territorien. Weitere große Flüsse sind der Yukon River und der Columbia River, die teilweise auch in den Vereinigten Staaten verlaufen, der Fraser River, der Nelson River, der La Grande, der Churchill River und der Manicouagan sowie Nebenflüsse wie der Saskatchewan, der Peace River, der Ottawa und der Athabasca.
Bevölkerung
Die letzte Volkszählung von 2006 ergab eine Einwohnerzahl von 31.612.897. Daraus errechnet sich eine Bevölkerungsdichte von ca. 3,2 Einwohner/km², eine der geringsten der Welt. Die Bevölkerung konzentriert sich auf einem bis zu 350 km breiten Streifen entlang der Grenze zu den USA. Weite Teile des Nordens sind nahezu unbesiedelt. Fast vier Fünftel der Kanadier leben in Städten, die meisten in den Millionenmetropolen Toronto, Montréal, Vancouver und Ottawa.
Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Provinzen Ontario (2006: 12.160.282 Ew.) und Québec (2006: 7.546.131 Ew.) entlang des St.-Lorenz-Stromes, das heißt rund um Toronto, Montréal, Québec, Ottawa, London und Hamilton (Windsor-Québec-Korridor). 4.113.487 Menschen leben in British Columbia, 3.290.350 in Alberta, in Manitoba 1.148.401 und in Saskatchewan weitere 968.157 Menschen. Nunavut mit 29.474 Einwohnern ist das bevölkerungsärmste Territorium Kanadas[1].
Demografische Struktur und Entwicklung
Kanada ist ein klassisches Einwandererland. Große Einwanderergruppen kamen in der Vergangenheit aus dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Ungarn, der Ukraine, Polen, Kroatien, Serbien und aus den USA. Heutzutage wächst die Bedeutung der Einwanderer aus Fernost, vor allem aus der Volksrepublik China. Die Wachstumsrate der Bevölkerung ist die höchste innerhalb der G8-Staaten (+5.4 % zwischen 2001 und 2006).
Die Geburtenrate betrug 2003 10,99 Geburten pro 1000 Einwohner, die Sterberate 7,61 Todesfälle pro 1000 Einwohner. Das Bevölkerungswachstum betrug 0,94 %.
Die durchschnittliche Lebenserwartung in Kanada liegt bei 73,6 Jahren. 26 % der Kanadier sind 19 Jahre oder jünger, 13 % 65 Jahre oder älter. Das mittlere Alter der erwerbsfähigen Bevölkerung liegt bei 42 Jahren, die Schätzung für 2011 liegt bei 43,7 Jahren.
Indigene Ethnien
In Kanada unterscheidet man drei Gruppen indigener (oder autochthoner) Völker: Die First Nations (auch „Indianer“ genannt), die Inuit und die Métis, Nachfahren von Siedlern und Pelzhändlern, die mit indianischen Frauen eine Verbindung eingegangen waren.
Bei der letzten Volkszählung im Jahre 2006 waren 1.172.790 Kanadier als Angehörige einer indigenen Gruppe gemeldet, das waren 3,8 Prozent der kanadischen Bevölkerung. Aufgefächert sind dies folgende Zahlen:
- 698.025 Angehörige der First Nations
- 389.785 Angehörige der Métis
- 50.485 Inuit
- 6.665 Indigene Bevölkerung gemischter Herkunft (2001)
- 23.415 Indigene Bevölkerung ohne eindeutige ethnische Zuordnung (2001).
185.960 Kanadier sprachen im Jahr 2001 eine der 50 indigenen Sprachen, diese umfassen die Sprachen der First Nations[2] sowie Inuktitut, die Sprache der Inuit. Seit 1996 wird der 21. Juni als „National Aboriginal Day / Journée nationale des Autochtones“ gefeiert. Die Interessen der indigenen Bevölkerung Kanadas werden vom Ministerium für „Indian and Northern Affairs“ / „Affaires indiennes et du Nord“ vertreten.
Sprachen
Offizielle Landessprachen sind Englisch und Französisch mit einem Anteil von Muttersprachlern an der Bevölkerung von 56,3% bzw. 28,7%. 95% aller Québecer sprechen Französisch (darunter 43%, die auch Englisch sprechen); 98% aller Kanadier außerhalb Québecs beherrschen die englische Sprache (darunter 8%, die auch Französisch sprechen). Französisch wird hauptsächlich in Québec gesprochen (85%) sowie in Teilen von New Brunswick, den östlichen und nördlichen Teilen von Ontario, Saskatchewan, der Südküste von Nova Scotia und im südlichen Teil von Manitoba.
Alle Regionen haben nicht-englisch- oder französischsprachige Minderheiten, hauptsächlich Nachkommen der Ureinwohner, die Inuit und Indianervölker. Weitere bedeutende Sprachen sind Chinesisch mit ca. 854.000 Sprechern, Italienisch mit ca. 470.000 Sprechern, Deutsch mit ca. 438.000 Sprechern, Tamilisch mit 321.000 Sprechern sowie Punjabi mit 271.000 Sprechern. Fast alle Einwanderer und deren Nachkommen sprechen auch Englisch oder Französisch.
Auf der Provinzebene ist allein New Brunswick offiziell zweisprachig, alle anderen Provinzen haben nur eine Amtssprache: Französisch in Québec und Englisch in den anderen Provinzen. Dennoch werden zahlreiche staatliche Leistungen wie das Bildungs- oder Gesundheitswesen auch in der jeweils anderen Sprache angeboten. In Yukon sind Englisch und Französisch Amtssprachen, in Nunavut außerdem Inuktitut, in den Nordwest-Territorien neben diesen Sprachen auch Chipewyan, Cree, Dogrib, Gwich'in, Nord- und Süd-Slavey.
Das Kanadisch-Gälische, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum dritthäufigste Sprache Kanadas, ist mit etwa 500 bis 1000 vorwiegend älteren Sprechern mittlerweile fast ausgestorben. Allerdings fördern einige britische Hochschulen, z. B. Aberdeen, die Vermittlung des Gälischen durch Stipendien.
Religion
Etwa 73,3 % der kanadischen Bevölkerung gehören einer christlichen Konfession an (ca. 44 % katholisch, ca. 29 % protestantisch - die beiden größten protestantischen Denominationen sind die United Church of Canada (ca. 9%) und die Anglican Church of Canada (6,9%) sowie kleinere Anteile anderer Religionen: ca. 0,16 % orthodox, ca. 0,25 % andere Denominationen). Etwa 1,1 % sind Juden und ca. 1 % Buddhisten. Muslime stellen ca. 1,7 % der Bevölkerung. Etwa 16,5 % gehören keinem Glauben an.[3]
Einwanderungspolitik
Die Einwanderung nach Kanada wird über klar definierte Ziele gesteuert. Einwanderungskriterien sind öffentlich einsehbar und können bereits vor Antragstellung selbst überprüft werden. Für Menschen mit Berufen, die in Kanada gefragt sind, existiert zum Beispiel das Skilled Worker-Programm. Je nach Lage des kanadischen Arbeitsmarkts wird eine Mindestpunktzahl (z. B. im April 2006: 67 Punkte) festgelegt, die ein Einwanderungsinteressierter erreichen muss. Die persönliche Punktzahl setzt sich aus Punkten für den aktuellen Bildungsstand und die Berufserfahrung zusammen, aus Punkten für die vorhandenen Sprachkenntnisse in Englisch und Französisch sowie für das Alter, für Verwandte und frühere Aufenthalte in Kanada. Ein verbindliches Arbeitsangebot eines kanadischen Arbeitgebers erhöht die Punktzahl nochmals maßgeblich. Daneben muss ein Interessent am Skilled Worker-Programm nachweisen, dass er sich für eine gewisse Zeit finanziell selbst versorgen kann. Die notwendige Summe beläuft sich derzeit (4/2006) für eine alleinstehende Person auf CAD 10.168, für eine vierköpfige Familie auf CAD 18.895[4]. Außerdem werden polizeiliche Führungszeugnisse aus allen Ländern benötigt, in denen der Kandidat nach dem 18. Geburtstag für sechs Monate oder länger gelebt hat.
Die Einwanderung erfolgt in zwei Stufen. Zunächst wird eine unbefristete Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung erteilt. Nach drei Jahren als „Permanent Resident“ kann der Einbürgerungsantrag gestellt werden. Einwanderer, die noch nicht eingebürgert sind, haben Residenzpflicht. Wird der Residenzpflicht nicht Genüge getan, können der „Permanent Resident“-Status entzogen und die Einwanderer in ihre Herkunftsländer zurückgeschickt werden. Die Residenzpflicht bedeutet, dass man Nachweise für die vorgegebene Zeit in Kanada erbringen muss, oder mit jemand verheiratet ist, der/die die kanadische Staatsbürgerschaft hat.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Kanadas
→ Siehe auch: Territoriale Entwicklung Kanadas
Wann die erste Besiedlung Kanadas stattfand, ist unsicher. Unterschiedliche Theorien nennen Zeitspannen von 50.000 bis 15.000 Jahren in der Vergangenheit je nach Bemessung der durchschnittlichen Lebenserwartung und der Geschwindigkeit der Ausbreitung in Nordamerika.
Der erste nachweisbare Versuch einer europäischen Besiedlung erfolgte durch die Wikinger unter Leif Eriksson um 1000. Die Siedlung hatte jedoch nicht lange Bestand. Am 26. April 1497 landete John Cabot (Giovanni Caboto), ein Italiener in englischen Diensten, als erster namentlich bekannter Europäer im heutigen Kanada auf der Kap-Breton-Insel und erklärte das Land zum englischen Besitz. Franzosen unter der Leitung von Jacques Cartier erkundeten 1534/1535 das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und nahmen es für Frankreich als Kolonie Neufrankreich in Besitz.
Die erste dauerhafte Ansiedlung gründeten mit Port Royal (jetzt Annapolis Royal in Nova Scotia) 1605 die Franzosen. Nach mehreren Kriegen zwischen Frankreich und England fielen alle nordamerikanischen Kolonien 1763 an die englische Krone.
1812 bis 1814 kam es zwischen den seit 1776 unabhängigen USA und Großbritanniens verbliebenen Kolonien zu einem Krieg. Der Widerstand gegen die Invasoren spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines kanadischen Nationalgefühls. 1841 wurden Oberkanada und Niederkanada zu einer gemeinsamen Provinz Kanada vereinigt. Das Englische wurde als alleinige Amtssprache eingeführt. Während der Osten unmittelbarer staatlicher Kontrolle unterlag, übernahmen Handelsgesellschaften diese Rolle im Westen, allen voran die Hudson's Bay Company und die North West Company.
Durch den British North America Act von 1867 gab das britische Parlament den Kolonien (Provinzen Kanada, New Brunswick und Nova Scotia) eine Verfassung und im Rahmen der Kanadischen Konföderation eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber Großbritannien.
Obwohl die kanadische Politik auf eine völlige Unabhängigkeit abzielte, unterstützte man Großbritannien in den Burenkriegen und im Ersten Weltkrieg, in dem Kanada schwere Opfer brachte. Im Versailler Vertrag von 1919 und im Völkerbund trat Kanada als eigenständiges Staatswesen auf, ab 1927 entsandte es einen eigenen Botschafter in die USA.
Am 10. September 1939 erklärte Kanada dem Deutschen Reich den Krieg. Kanadische Soldaten kämpften 1940 in Frankreich, 1941 in Hongkong, 1942 bei Dieppe und in Nordafrika, 1943 in Italien und 1944 in der Normandie bei der Invasion am Juno Beach. 1945 übernahmen kanadische Soldaten die Befreiung der Niederlande.
Formal erhielt Kanada erst 1982 die vollständige Unabhängigkeit, als das Parlament von Großbritannien aufgrund des Constitution Act endgültig auf sein Gesetzgebungsrecht für Kanada verzichtete.
Im Jahr 2005 wurde Michaëlle Jean als Nachfolgerin von Adrienne Clarkson neue kanadische Generalgouverneurin. Bei vorgezogenen Neuwahlen nach einem Misstrauensvotum siegten am 22. Januar 2006 die Konservativen unter Stephen Harper.
Staatsrecht und Politik
Die Verfassung Kanadas gründet im Wesentlichen in der Constitution Act 1867 (früherer Name: British North America Act 1867) und der Constitution Act 1982. Erstere enthält das Staatsorganisationsrecht, letztere den Grundrechtskatalog sowie Bestimmungen betreffend das Vorgehen bei Verfassungsänderungen. Kanada ist infolge der Constitution Act 1867 ein Bundesstaat und eine repräsentative parlamentarische Demokratie, die formal als konstitutionelle Monarchie innerhalb des Commonwealth of Nations konstituiert ist. Das politische System lehnt sich an das Westminster-System Großbritanniens an. Staatsoberhaupt ist Königin Elisabeth II., die den Titel der „Königin von Kanada“ trägt. Sie wird durch einen Generalgouverneur vertreten. Ministerpräsident ist seit den Wahlen im Januar 2006 der Konservative Stephen Harper.
Exekutive
Die vom Premierminister, der über weitgehende Befugnisse verfügt, geleitete Bundesregierung in der Hauptstadt Ottawa ist zuständig für Außenpolitik, Verteidigung, Handel, Geldwesen, Verkehr und Post sowie die Aufsicht über die Administration der drei bundesabhängigen Nordterritorien Yukon, Nordwest-Territorien und Nunavut. Der Premierminister ist der Regierungschef. Er wird formal vom Generalgouverneur ernannt, ist aber vom Vertrauen des Unterhauses abhängig. Es handelt sich daher meist um den Führer der Mehrheitsfraktion.
Legislative
Das Parlament besteht aus dem demokratisch gewählten Unterhaus und dem Senat, dessen Mitglieder anteilig den Provinzen und Territorien entstammen und auf Vorschlag des Premierministers ernannt werden, sowie der Königin. Die reguläre Legislaturperiode dauert fünf Jahre, aber der Premierminister kann den Generalgouverneur jederzeit darum ersuchen, das Unterhaus vorzeitig aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, und diesem Ersuchen ist zu entsprechen.
Judikative
Kanada ist zwar ein relativ junges Land, die kanadische Rechtsordnung hat jedoch bereits eine lange Tradition. Das in allen Provinzen mit Ausnahme Québecs geltende Common Law basiert auf Grundsätzen, die im Mittelalter in England entwickelt wurden. Die Grundsätze des in Québec geltenden Droit Civil gehen sogar bis in die Zeit des Römischen Reiches zurück und spiegeln viele der Prinzipien des französischen Rechts wider. Im Lauf der Zeit wurden diese beiden Rechtssysteme an die Erfordernisse in Kanada angepasst. Die Gerichte berücksichtigen bei der Interpretation der Gesetze auch die sich verändernden gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die kanadische Verfassung ist die Grundlage der Rechtsordnung in ganz Kanada.
Parteienlandschaft
In Kanada bestehen auf Bundesebene drei traditionelle Parteien:
Die Liberale Partei regierte von 1993 bis 2006. Die Parteien „Progressive Conservatives“ und „Canadian Alliance“ haben sich zur Konservativen Partei zusammengeschlossen. Dazu kommt der Bloc Québécois. Als vierte Gruppierung hat sich die sozialdemokratisch ausgerichtete Neue Demokratische Partei etabliert.
Bei den Neuwahlen, die am 23. Januar 2006 aufgrund eines erfolgreichen Misstrauensvotums durchgeführt wurden, ergab sich folgende Stimm- und Sitzverteilung: Konservative: 36,3 % (124 Sitze), Liberale: 30,2 % (103), Bloc Québécois: 10,5 % (51), NDP: 17,5 % (29). Ein unabhängiger Kandidat wurde direkt gewählt. Der Konservative Stephen Harper wurde nach dieser Wahl neuer Premierminister.
Außenpolitik
Die kanadische Regierung veröffentlichte im April 2005 eine Erklärung zur Internationalen Politik des Landes, das International Policy Statement (IPS). Dies ist das erste umfassende Rahmenwerk zur internationalen Politik Kanadas, das die Bereiche Außen-, Entwicklungs-, Handels- und Verteidigungspolitik als ein aufeinander abzustimmendes Ganzes betrachtet. In der Erklärung wird dargelegt, welche Rolle Kanada künftig im internationalen Geschehen einnehmen soll. Es wird unterstrichen, wie wichtig es ist, die nordamerikanische Partnerschaft wieder zu beleben und eine Reihe von Neuerungen auf internationaler Ebene einzuführen. Die Förderung eines neuen Multilateralismus ist einer der Grundpfeiler der kanadischen Außenpolitik.
Die Erklärung nähert sich in vielen Punkten stark an zahlreiche Positionen der europäischen Sicherheitsstrategie an. Als wichtigste Herausforderungen benennt sie den Kampf gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität, die Stabilisierung von „gescheiterten“ und „scheiternden“ Staaten, das Verfolgen einer Nichtverbreitungspolitik und die Sicherung von Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit in der Weltgemeinschaft.
Die Beziehungen mit Europa werden für Kanadas Wohlstand und für den Erfolg bei der Durchsetzung seiner internationalen Interessen als Schlüsselfaktor gesehen. Dabei wird den Beziehungen mit den wichtigsten europäischen Partnern (Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien) in der kanadischen Außenpolitik eine besondere Bedeutung zugeschrieben und die Europäische Union wird als strategischer Partner Kanadas betrachtet.
Die kanadische Erklärung zur Internationalen Politik erkennt an, dass zahlreiche globale Fragen in Zusammenarbeit mit der EU und ihren Mitgliedsstaaten gelöst werden müssen. Sie verweist auf die bereits bestehende Zusammenarbeit sowohl bei der Suche nach effizienten multilateralen Lösungen (wie die responsibility to protect), bei der Wahrung gemeinsamer Sicherheitsinteressen (z. B. in der Ukraine und den Balkanstaaten), bei dem Angehen globaler Umweltschutzfragen (Überfischung und weltweiter Klimawandel) als auch bei der Terrorismusabwehr und beim gemeinsamen Handeln gegen die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen.
Die Erklärung begrüßt die Entwicklung einer Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik, die es Kanada ermöglicht, bei der Abwendung gemeinsamer Bedrohungen und bei Einsätzen zur Friedenserhaltung und -schaffung mitzuwirken.
Die wachsende Bedeutung der EU in der Welt – als wirtschaftliche Großmacht, verbunden mit den USA als der größten Wirtschaftsmacht der Welt – wird in der Erklärung eindeutig dargelegt und anerkannt. Im Abschnitt zum Handel heißt es, dass Handel und Investitionen in und aus Europa in Bezug auf ihre Wichtigkeit für die kanadische Wirtschaft und Technologiebasis den zweiten Rang hinter den USA einnehmen. Aus diesem Grund wird die Verhandlung eines neuen Förderabkommens für Handel und Investitionen zwischen Kanada und der EU für das kanadische Aktionsprogramm in diesem Bereich als prioritär angesehen, da so das volle Potenzial der kanadischen Wirtschaftsbeziehungen mit Europa realisiert werden kann.
Militär
- Hauptartikel: Kanadische Streitkräfte
Kanada ist Gründungsmitglied der NATO und unterhält derzeit eine aktive Truppenstärke von ca. 62.000 Mann und ca. 26.000 Reservisten.
Kanadische Truppen haben in verschiedensten Kriegen mitgewirkt, unter anderem im Zweiten Burenkrieg, im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg, im Koreakrieg, im 2. Golfkrieg und im Krieg in Afghanistan. Seit 1956 haben die Kanadischen Truppen an 42 Friedensmissionen teilgenommen – mehr als jede andere Nation.
Bildung
Im föderalistischen Kanada gibt es kein einheitliches nationales Bildungssystem; für das Schulwesen sind die Provinzen und Territorien zuständig. Daher unterscheiden sich in einigen Provinzen Schuleintrittsalter (5. oder 6. Lebensjahr) und Dauer der Grundschulzeit (bis Klasse 6 oder 7). Die Sekundarstufe (in Québec École polyvalente genannt) umfasst in Form einer Gesamtschule die dreijährige Junior Highschool (Sekundarbereich I) und die zwei- bis vierjährige Senior Highschool (Sekundarbereich II). Da das kanadische Bildungssystem eine hohe Chancengleichheit anstrebt, erfolgt der Übergang von einer Schulstufe in die andere ohne Leistungsprüfung. Erst innerhalb der Senior High School ist der Erwerb des Abschlusszeugnisses (High School Diploma / Diplôme d'Études Secondaire) vom Erreichen bestimmter Bewertungspunkte (Creditpoints) abhängig. 2 % der Schulen liegen in privater, überwiegend kirchlicher Hand. Während der Schulbesuch kostenfrei ist, werden an den Hochschulen Studiengebühren unterschiedlicher Höhe fällig. Von den über 70 Universitäten zählen die University of Toronto (1827) und die Université de Montréal (1878) zu den größten. Sie verleihen Bachelor, Master und Ph.D. Abschlüsse. Laut dem Academic Ranking of World Universities (Shanghai Ranking) aus dem Jahr 2006 (Jiaotong-Universität Shanghai) der besten Universitäten der Welt zählen die University of Toronto auf Platz 24 und die University of British Columbia in Vancouver auf Platz 36 zu den besten Hochschulen in Kanada.
Provinzen und Territorien
- Hauptartikel: Provinzen und Territorien Kanadas
Kanada ist in zehn Provinzen und drei Territorien gegliedert. Der Unterschied zwischen kanadischen Provinzen und Territorien besteht darin, dass die Provinzen durch eigene Provinzregierungen verwaltet werden, während die Territorien einer direkteren Kontrolle durch die Bundesorgane unterliegen. Die Provinzen verwalten sich weitgehend selbstständig, ihre Parlamente erlassen eigene Gesetze. In die Provinzzuständigkeit fallen die Bereiche Erziehung, Kultur, Polizei, Gesundheit, Soziales sowie Wirtschaft und insbesondere die Nutzung der natürlichen Ressourcen. Die Provinz Québec verfügt über ein in vielerlei Hinsicht vom übrigen Kanada abweichendes Rechtssystem.
Die Provinzen und Territorien sind von West nach Ost:
- Yukon (Hauptstadt: Whitehorse), Territorium
- Nordwest-Territorien (engl. Northwest Territories, frz. Territoires du Nord-Ouest, Yellowknife), Territorium
- Nunavut (Iqaluit), Territorium
- Britisch-Kolumbien (engl. British Columbia, frz. Colombie-Britannique, Victoria)
- Alberta (Edmonton)
- Saskatchewan (Regina)
- Manitoba (Winnipeg)
- Ontario (Toronto)
- Québec (Québec)
- Neubraunschweig (engl. New Brunswick, frz. Nouveau-Brunswick, Fredericton)
- Prinz-Edward-Insel (engl. Prince Edward Island, frz. Île-du-Prince-Édouard, Charlottetown)
- Neuschottland (engl. Nova Scotia, frz. Nouvelle-Écosse, Halifax)
- Neufundland und Labrador (engl. Newfoundland and Labrador, frz. Terre-Neuve-et-Labrador, St. John’s (Neufundland))
Wirtschaft
Allgemeines
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im Jahr 2003 preisbereinigt 756,25 Mrd. Euro gegenüber 727,42 Mrd. Euro im Jahr 2002. Damit ist Kanada gemessen am BIP pro Kopf mit 23.909 Euro an achter Stelle in der Welt. Real wuchs das BIP im Jahr 2003 um 2,2 %, ein Jahr zuvor waren es noch 3,4 %. Die Inflationsrate betrug 2003 2,6 %.
Die kanadischen Provinzen und Territorien haben unterschiedlichen Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung. Das wirtschaftliche Herz Kanadas schlägt in Ontario und Québec, wo über 70 % des BIP erwirtschaftet werden. Bedingt durch den Ölreichtum hat sich die Wirtschaft in der Provinz Alberta rasant entwickelt. Alberta ist die einzige schuldenfreie kanadische Provinz. Die Atlantikprovinzen und die arktischen Gebiete liegen nach dem Einbruch traditioneller Erwerbsquellen, wie Fischfang, wirtschaftlich zurück und sind von Bundeszuschüssen abhängig.
Die kanadische Wirtschaft ist eng mit der US-Wirtschaft verflochten. In die USA gehen 86 % der kanadischen Exporte, und 61 % der Importe werden aus den USA bezogen. Im Durchschnitt werden pro Tag Güter in Höhe von ca. 1,5 Mrd. CAD zwischen den USA und Kanada gehandelt.
Kanada ist der zweitgrößte Flächenstaat der Erde. Die Wirtschaftszentren im Osten und im Westen sind über 5.000 km voneinander entfernt. Das Land ist mit 3,1 Einwohner/km² dünn besiedelt. Ein Großteil der Industrie sowie 85 % der Arbeitskräfte sind jedoch in einem Streifen von bis zu 350 km Breite entlang der US-Grenze konzentriert (Québec-Windsor-Korridor). Das Transportwesen ist trotz gut ausgebauter Ost-West-Verbindungen auf den Güteraustausch mit den USA ausgerichtet.
Wichtige Wirtschaftszweige
Landwirtschaft
Obwohl nur 8% der Staatsfläche landwirtschaftlich genutzt werden, gehört das Land zu den größten Getreideexporteuren der Welt. Über 80 % der Agrarfläche des Landes liegt in den Prärien östlich der Rocky Mountains. Dort werden neben Weizen, Hafer und Gerste auch Ölsaaten wie Raps und Leinsamen angebaut. Am Atlantik wachsen Obst und Gemüsekulturen und es gibt in bescheidenerem Umfang auch Weinbau. Die Vieh- und Milchwirtschaft liefert etwa die Hälfte aller Agrarerträge. Die Betriebe sind in hohem Maße technisiert und mechanisiert. Während die Farmen in den Prärien im Durchschnitt über 300 ha erreichen, umfassen die Betriebe in Ostkanada weniger als 100 ha; dort sind viele Farmen in den letzten Jahren aufgegeben worden.
Die reichen Fischgründe des Pazifiks und des Atlantiks bilden die Grundlage der kanadischen Fischereiwirtschaft, die u. a. Lachs, Kabeljau, Hummer und Hering exportiert. Die Neufundlandbank gehört zu den ertragreichsten Fischgründen der Welt. Zwar gibt es eine nicht unbedeutende Binnenfischerei, sie ist aber vorwiegend als Sportfischerei zu betrachten. Auch der Pelztierfang und die Pelztierzucht sind immer noch bedeutsam, jedoch stark rückläufig.
Dank seiner großen Waldflächen fällt der Forstwirtschaft eine wichtige Stellung zu. Die Holzwirtschaft des Landes ist auf ein scheinbar unerschöpfliches Rohstoffpotenzial begründet. Über 2,6 Millionen km² sind mit Wald bedeckt, der seit Jahrhunderten als Bau- und Brennholz, seit Ende des 19. Jahrhunderts dann verstärkt zur Papier- und Zellulosegewinnung genutzt wird. Kanada ist der weltweit größte Produzent von Holzschliff, Zellstoff, Papier und Pappe. Allerdings führt der Kahlschlag weiter Flächen oftmals zu Protesten von Umweltschützern. Entgegen dem ersten Augenschein gibt es kaum noch Urwälder und selbst Provinz- und Nationalparks (wie etwa der Algonquin Provincial Park) waren fast vollständig abgeholzt, bevor private und staatliche Initiativen sie unter Schutz stellten. Zudem gefährdet die Holzwirtschaft die kulturellen und Lebensgrundlagen der First Nations.
Industrie
Auf der Basis seines Rohstoffreichtums hat Kanada eine breit gefächerte Industrielandschaft aufgebaut, deren Schwerpunkte neben dem Automobil- und Flugzeugbau und der Metallindustrie in der Nahrungsmittelherstellung und der Holz- und Papierverarbeitung liegen. Auch die chemische und die elektrotechnische Industrie sind stark vertreten, zunehmend auch der Hightech-Bereich. Kanada verfügt über ein riesiges Potenzial an Wasserkraft, die zwei Drittel zur Energiegewinnung beiträgt, und die angesichts der hohen Weltmarktpreise für Energie stark gefördert wird. Ähnliches gilt für Windenergie (vor allem um Pincher Creek) und Sonnenenergie, aber auch Geothermie.
Tourismus
Mit 20 Mio. Touristen kommt etwa die gleiche Besucherzahl nach Kanada wie nach Deutschland. Die meisten Touristen sind US-Amerikaner und besichtigen den kanadischen Teil der Niagarafälle. Zu den attraktiven Zielen gehören auch die Nationalparks (s. Nationalparks in Kanada) und die großen Städte.
Wirtschaftsstruktur
Kanada hat seit Mitte der 90er Jahr einen Strukturwandel der Volkswirtschaft von der Rohstoff- und Agrarwirtschaft zu Hochtechnologie und Dienstleistungen vollzogen. Erfolg versprechende Sektoren, wie Biotechnologie und Informationstechnologien, werden gezielt gefördert, zunehnmend auch verbrennungsfreie Methoden der Energieproduktion.
Kanada bleibt daneben weiterhin ein bedeutender Rohstofflieferant und Produzent landwirtschaftlicher Produkte. Es belegt nach den USA und Russland Platz 3 bei der Erdgasförderung und den 9. Platz in der Erdölförderung. Es verfügt zudem nach Saudi-Arabien über die bedeutendsten Erdölreserven. Auf Grund des hohen Ölpreises wird die Förderung der so genannten Ölsande im Norden Albertas zunehmend profitabel.
46 % der Landfläche Kanadas sind von Wald bedeckt, dennoch ist die Bedeutung des Holzeinschlags rückläufig. Kanada zählt zu den weltgrößten Exporteuren von Getreide, wenn auch die Landwirtschaft nur noch 2 % zum BIP beiträgt.
Der Dienstleistungssektor hat einen Anteil von 69 % am BIP, die verarbeitende Industrie 17 %, der Bausektor 6 %, Bergbau und Energiegewinnung 6 % und die Landwirtschaft 2 %. Bedeutende Bereiche der verarbeitenden Industrie sind der Automobil- und Flugzeugbau, die Metallindustrie, die Lebensmittelherstellung, die Holz- und Papierverarbeitung, die Chemieindustrie und die Produktion von Computern und elektrischen Geräten.
Außenhandel
Kanada ist eine Exportnation. Die Exporte betragen 41 % und die Importe 39 % des BIP. Kanada belegt den fünften Platz in der Weltaußenhandelsstatistik nach der EU, den USA, Japan und China. Der Außenhandel ist frei, ausgenommen Investitionen in wenigen Schlüsselbereichen (Luftfahrt, Medien), die auf ausländische Minderheitsbeteiligungen beschränkt sind. Außerdem gilt seit 1954 ein Einfuhrverbot für Holzwürmer.
Die enge wirtschaftliche Verflechtung mit den USA ist Chance und Risiko der wirtschaftlichen Entwicklung zugleich. Sie hat den Aufstieg Kanadas in den Rang der führenden Industrienationen wesentlich begünstigt und ist auch heute noch neben anderen Standortvorteilen ein wichtiges Motiv für ausländische Direktinvestitionen, um die das Land mit Steuervorteilen und anderen Anreizen wirbt. Der Bestand ausländischer Investitionen in Kanada beträgt 275 Mrd. US-Dollar. Davon kommen 64% aus den USA und 27 % aus der EU. Insgesamt ist Kanada jedoch ein Nettoexporteur von Investitionen. Die kanadischen Direktinvestitionen im Ausland belaufen sich auf 306 Mrd. US-Dollar.
Das Land ist aus wirtschaftlichen und politischen Gründen an einer Diversifizierung seiner Wirtschaftsbeziehungen interessiert, ohne das privilegierte Verhältnis zu den USA in Frage zu stellen. Als Partner werden neben der Europäischen Union und Japan zunehmend China, Indien und Brasilien gesehen.
Mitgliedschaft in internationalen Wirtschaftsorganisationen
Kanada ist Mitglied im Nordamerikanischen Freihandelsabkommen NAFTA (North-American Free Trade Agreement) beziehungsweise ALÉNA (Accord de libre-échange nord-américain) zwischen Kanada, den USA und Mexiko. Darüber hinaus ist Kanada Mitglied der G8, OECD, WTO, IMF und der Weltbank. Außerdem bestehen Freihandelsabkommen mit Chile und Israel.
Aktuelle Entwicklung
Die kanadische Wirtschaft ist 2004 um 2,7 % gewachsen, getragen von einer stabilen Auslands- wie Inlandsnachfrage. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte (Wachstum 2,8 %) und die Ausrüstungsinvestitionen (Wachstum 5,9 %) hatten kräftige Zuwächse zu verzeichnen. Die Exporte sind insgesamt über das Jahr angestiegen, wurden jedoch im zweiten Halbjahr durch den starken kanadischen Dollar und den Rückgang der privaten Investitionen in den USA belastet. So ging im Dezember 2007 die Zahl der Baugenehmigungen von 224.000 überraschend stark auf 187.500 zurück.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 1 %
- das Bildungswesen bei 2 %
- das Militär bei 6 %
Verkehr
Allgemeines
Die Hauptverkehrsachse im Straßen-, Eisenbahn-, Luft- und Schifffahrtsverkehr verläuft entlang dem Sankt-Lorenz-Strom durch Ontario und Québec und verbindet Toronto, Montréal, die Stadt Québec und Ottawa miteinander. Der gesamte Norden des Landes ist verkehrsmäßig wenig erschlossen, da hier, außer in den Gebieten der Rohstoffförderung, kaum Bedarf besteht.
Straßen
Das dichteste Straßennetz befindet sich im Bereich der höchsten Bevölkerungsdichten in den Atlantikprovinzen, in Süd-Ontario, in Québec entlang des St. Lorenz, in den südlichen Prärieprovinzen und im Bereich der Frazermündung / Vancouver. Als ein alle Bundesstaaten verbindendes Element wurde von Victoria am Pazifik bis St. John's am Atlantik der Trans-Canada-Highway gebaut, mit 8000 km eine der längsten Straßen der Welt. In den Ballungsräumen und als Verbindung zwischen größeren Zentren ist diese Straße als Autobahn ausgebaut. Durch Ontario führen zwei Routen dieser Straße, eine nördlichere und eine südlichere. Der Trans-Canada-Highway ist die einzige Bundesstraße Kanadas. Die übrigen Landstraßen, auch die Autobahnen, werden von den Provinzen hergestellt und unterhalten. Die verkehrsreichste Autobahn Kanadas bildet das Rückgrat des Windsor-Québec-Korridors, in Ontario mit der Straßennummer "401". Mit 16 Spuren durch den Ballungsraum Toronto gehört der 401 zu den breitesten Autobahnen der Welt. Nach Norden führen nur wenige Straßen, von denen die meisten wegen großer Baumaßnahmen (Staudämme, Bergbau etc.) gebaut wurden, oder aus militärischen Gründen entstanden (z.B. der Alaska Highway).
In Kanada von Bedeutung sind Überlandbusse. Jede Region verfügt über ein ausgedehntes Busnetz; die größte Busgesellschaft ist die Greyhound Bus Company, deren Streckennetz in Nordamerika 193.000 km umfasst. Greyhounds Go Anywhere Fare und der North America Discovery Pass gelten für unbegrenzte Busfahrten in einem bestimmten Zeitraum in ganz Kanada und in den USA oder in bestimmten Gebieten.
Flugverkehr
Von Bedeutung ist der Inlandsflugverkehr. Ca. 75 Fluggesellschaften, darunter Air Canada, sorgen für regionale Flugverbindungen. Air Canada Jazz bedient Kanadas Osten und Westen. Air Transat fliegt auch auf innerkanadischen Strecken. In Westkanada fliegen Air BC (ZX) und Horizon Air, in Mittelkanada Air Alliance, Air Ontario (GX). Internationale Flughäfen befinden sich in Québec, Toronto, Montréal, Calgary, Edmonton, Halifax und Vancouver.
Eisenbahn
Die Eisenbahn besitzt innerhalb des Großraumes Toronto-Montréal Bedeutung im Personen- und Güterverkehr, außerhalb dieses Gebietes beschränkt sich die Bedeutung auf den Massengüterverkehr und den Tourismus, vergleichbar den Schienenkreuzfahrten in Europa. Es bestehen zwei von Osten nach Westen verlaufende transkanadische Eisenbahnstrecken: die Canadian Pacific Railway und die Canadian National Railway. Betreiberin des Schienenpersonenverkehrs ist die VIA Rail Canada (Liste nordamerikanischer Eisenbahngesellschaften), der Güterverkehr wird von vielen privaten, regionalen Gesellschaften betrieben.
Innerstädtischer Verkehr
Im Gegensatz zu vielen US-amerikanischen Großstädten verfügen die kanadischen über ein gut ausgebautes System des öffentlichen Nahverkehrs, das vor allem von Bussen und Straßenbahnen (street cars) getragen wird.
Schifffahrt
Wichtige Seehäfen befinden sich in den Städten am Sankt-Lorenz-Strom und in Vancouver. Zudem besteht auf den Großen Seen eine bedeutende Binnenschifffahrt.
Kultur
Das heutige Kanada wird überwiegend durch die europäischen Einflüsse der Pioniere, Forscher, Händler und Fischer aus Großbritannien, Frankreich und Irland, regional auch aus Deutschland oder der Ukraine geprägt. In jüngerer Zeit wird das Bild in größeren Städten auch von Asiaten (z. B. Vancouver, Toronto) und von Schwarzen aus der Karibik und aus Afrika ergänzt. Viele ihrer Traditionen bleiben weiterhin Teil von Kanada, etwa ihre Nahrung, Sprache, Erzählungen, Geschichte, Feiertage und Sport. Die kulturellen Feste dieser Einwanderer sind ein fester Bestandteil des kanadischen Lebens, z. B. das chinesische Neujahrsfest in Vancouver oder der Caribana-Umzug in Toronto. Viele Kanadier können noch heute ihre Wurzeln zurück zu diesen Ländern verfolgen und sind stolz auf ihre Herkunft. Der in vielen Städten ursprünglich vorherrschende britische Geist wurde mit der zunehmenden Einwanderung aus anderen Ländern weitgehend verwischt. Am deutlichsten ist er noch in Victoria zu erkennen. Dies gilt auch für das frankophone Kanada, das ebenfalls starken Einflüssen durch die Einwanderung ausgesetzt ist.
Kanada und Großbritannien teilen einen Abschnitt ihrer Geschichte und Kanada ist Mitglied des Commonwealth. Beide Länder sind in Personalunion verbunden. Großbritannien ist Kanadas drittgrößter Handelspartner, und von dort kommen nach den USA die meisten ausländischen Touristen. Die Verbindungen Kanadas zu anderen frankophonen Ländern sind in der Organisation internationale de la Francophonie institutionalisiert und es gibt einen regen kulturellen Austausch mit Frankreich. So ist Kanada beispielsweise am französischsprachigen Fernsehkanal TV5 beteiligt.
Deutsche Einflüsse sind vor allem in Südontario um die Stadt Kitchener (ehemals Berlin) präsent. In ganz Südontario, besonders im Gebiet von Kitchener sind Orte mit deutschen Namen verstreut. Kitchener wirbt damit, dass dort das größte Oktoberfest außerhalb Münchens gefeiert wird.
Seit den 1990er Jahren sind in Kanada viele Asiaten eingewandert, vorwiegend aus Hongkong, China und Korea. Insbesondere in Vancouver (spöttischer Name: Hongcouver) und Toronto bilden sie starke ethnische Minderheiten und die Chinatowns mit ihren chinesischen Straßen- und Werbeschildern gehören zu den Sehenswürdigkeiten.
Die Schaffung und der Schutz einer eigenständigen kanadischen Kultur wird durch Programme, Gesetze und Einrichtungen der Bundesregierung, z. B. der CBC/Radio-Canada, dem NFB (National Film Board of Canada/Office national du film du Canada) und der CRTC (Canadian Radio-Television and Telecommunications Commission/Conseil de la radiodiffusion et des télécommunications canadiennes) unterstützt. [5]
Indigene Kultur
Die Kulturformen der 632 First Nations (Indianervölker) sind nicht einheitlich; die verschiedenen Stämme entwickelten eigene Identitäten und kulturelle Strukturen. Dabei lassen sich große Kulturareale unterscheiden. An der Pazifikküste war die Kultur von Fischfang dominiert, vor allem vom Lachs, oder vom Walfang, wie bei den Nuu-chah-nulth auf Vancouver Island. Dort finden sich auch die gewaltigen Totempfähle, deren größter über 50 m hoch ist. Im Binnenland dominierten Jagd, Sammeln und Flussfischerei. In den großen Ebenen, den Plains, war die Bisonjagd von zentraler Bedeutung, in anderen der Elch. Durch die Aufkunft des Pferdes entwickelte sich ein Reiternomadismus. An den Großen Seen hingegen dominierte eine agararische Kultur mit Großdörfern.
Die nicht mit den Indianern verwandten, zahlenmäßig unbedeutenden Inuit im Norden des Landes entwickelten eine überwiegend von den arktischen Lebensumständen geprägte Kultur, die sich in vielerlei Hinsicht auf das ganze Kanada auswirkt. Ein Beispiel dafür stellt das Emblem der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver dar, ein Inuksuk aus der Inuit-Kultur, das aus aufeinander gestapelten Steinen besteht und eine menschliche Gestalt symbolisiert.
Moderne Musik
Kanada hat namhafte Künstler der Rock- und Popmusik hervorgebracht. Zu den bekanntesten Vertretern der Popmusik gehören Bryan Adams, Paul Anka, Bachman-Turner Overdrive (BTO), Michael Bublé, Jane Child, David Clayton-Thomas, Bruce Cockburn, Leonard Cohen, Lisa Dalbello, Céline Dion, Nelly Furtado, Hedley, Danko Jones, Chantal Kreviazuk, K. D. Lang, Avril Lavigne, Gordon Lightfoot, Amanda Marshall, Sarah McLachlan, Metric, Joni Mitchell, Alanis Morissette, Anne Murray, Daniel Powter, Shania Twain, Tegan and Sara und Rufus Wainwright; bekannte Vertreter der Rockmusik sind unter anderem April Wine, The Arcade Fire, Barenaked Ladies, Billy Talent, Kittie, Broken Social Scene, Crash Test Dummies, D.O.A., The Guess Who, Heart, Martha and the Muffins, Nickelback, No Means No, Rush, Saga, Silverstein, Simple Plan, Steppenwolf, Kataklysm, Cryptopsy, Sum 41, Skinny Puppy, Skye Sweetnam, The Tea Party, The Tragically Hip, The Weakerthans und Neil Young. Populäre Jazzmusiker sind unter anderem Paul Bley, Maynard Ferguson, Diana Krall, Moe Koffman und Oscar Peterson.
Avril Lavigne, Sarah McLachlan, Sloan und weitere Musiker haben sich der Initiative Canadian Music Creators Coalition (CMCC) angeschlossen und kündigen in einer Grundsatzerklärung an, künftig wieder für sich selbst sprechen zu wollen und erklären, „Klagen gegen unsere Fans sind kontraproduktiv und überzogen. Wir wollen unsere Fans nicht verklagen“. Prozesse und das Digital Rights Management (DRM) sind lt. (CMCC) die eigentliche Bedrohung für die Künstler, nicht der Tausch von Musik. Die (CMCC) fordert die eigene Regierung auf, die Künstler selbst besser vor der Ausbeutung durch die Musikindustrie zu schützen.
Klassische Musik
Auf dem Gebiet der klassischen Musik ist der bekannteste Kanadier sicherlich Glenn Gould (1932–1982), der einer breiteren Öffentlichkeit als begnadeter Interpret vor allem der Werke Johann Sebastian Bachs bekannt ist. Berühmtheit erlangte der damals 22-jährige im Jahr 1955 mit einer aufsehenerregenden Einspielung der Goldberg-Variationen.
Auch die Symphonieorchester in Montréal und Toronto haben Weltruf, die Kammermusik hat einen erstklassigen Rang: Tafelmusik und das St. Lawrence String Quartett haben verschiedene Preise gewonnen. Sänger wie Jon Vickers, Russel Braun und Michael Schade, der Flötist Robert Aitken sowie der Pianist Marc-André Hamelin und die Liedbegleiterin Céline Dutilly sind bekannte Interpreten. Auch Werke der Komponisten Murray Schafer und Claude Vivier werden regelmäßig aufgeführt.
Film
Kanadische Kinospielfilmproduktion[6] | |||||||
Jahr | Anzahl | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
1975 | 39 | ||||||
1985 | 58 | ||||||
1995 | 38 | ||||||
2005 | 80 |
Das kanadische Autorenkino gewinnt dank erfahrener Cineasten wie Atom Egoyan (der bei der Berlinale 2002 Präsident der Jury war), David Cronenberg, Denys Arcand und Léa Pool, aber auch durch junge Filmemacher wie Jean-François Pouliot, Denis Villeneuve, Don McKellar, Keith Behrman und Guy Maddin immer mehr an Bedeutung.
Filmregisseure wie Jean-Claude Lauzon („Night Zoo“ (1987), Léolo (1992)) und Denys Arcand (unter anderem „Der Untergang des amerikanischen Imperiums“ (1986), „Jesus von Montreal“ (1989) und „Joyeux Calvaire“ (1996), „Die Invasion der Barbaren“ (2003)) haben dem Kanadischen Film zu internationaler Geltung verholfen.
Bekannte kanadische Schauspieler sind: Raymond Burr, Donald Sutherland, Kiefer Sutherland, Keanu Reeves, Glenn Ford, Graham Greene, Lorne Greene, Christopher Plummer, Dan Aykroyd, Carrie-Anne Moss, Pamela Anderson, Hayden Christensen, Leslie Nielsen, Jim Carrey, Jason Priestley, Michael J. Fox, Paul Gross, Mike Myers, Sarah Polley, John Candy, Roy Dupuis, Rémy Girard, Elisha Cuthbert, William Shatner, Sarah Chalke, Ryan Reynolds, Amanda Tapping, Michael Shanks, Kelly Rowan, Victor Webster und Kristin Kreuk.
Theater
Das kanadische Theater, das aus einer starken mündlichen Tradition hervorgeht, hat nicht nur weltweit bekannte Regisseure wie Robert Lepage oder Denis Marleau hervorgebracht, sondern auch eine große Anzahl von Theaterautoren, die in verschiedene Sprachen - unter anderem auch ins Deutsche - übersetzt werden. So sind in jüngster Zeit zum Beispiel Texte von Michel-Marc Bouchard, Daniel Danis, Michel Tremblay, George Walker, David Young und Colleen Wagner von deutschen Ensembles aufgeführt worden.
Literatur
Kanada verfügt über eine reiche, wenn auch junge literarische Tradition. Insbesondere seit den 1960er Jahren genießen Autoren wie Leonard Cohen, Pierre Vallières, Margaret Atwood, Michel Tremblay und Michael Ondaatje auch außerhalb ihrer Landesgrenzen erhebliche Bekanntheit.
Siehe auch: Kanadische Literatur, Liste kanadischer Schriftsteller
Bildende Kunst
In der Bildenden Kunst hat sich Kanada in Europa in den letzten Jahrzehnten durch innovative Künstler einen Namen gemacht. Jeff Wall, Rodney Graham, Ken Lum, Ian Wallace und Geneviève Cadieux haben fotografische Techniken auf neuartige Weise für sich genutzt; Louis-Philippe Demers verwenden in ihren künstlerischen Arbeiten die neuen Technologien, und Jana Sterbak hat außergewöhnliche konzeptuelle Environments geschaffen.
Essen und Trinken
Die Küstenregionen bieten eine Vielzahl von Fisch und Meeresfrüchten; Mittelkanada liefert landwirtschaftliche Produkte und ausgezeichnetes Rindfleisch. Der Kolonialeinfluss ist noch immer spürbar, und die meisten Restaurants in den Großstädten bieten europäische Gerichte an. Der französische Einfluss in Québec ist nicht zu übersehen, es gibt zahlreiche Restaurants mit französischer Küche.
Spirituosen können nur in besonderen Spirituosengeschäften oder in Restaurants gekauft werden, die die Bezeichnung Licensed Premises tragen. Viele Restaurants gestatten ihren Gästen, eigenen Wein, Bier oder Ahornsirup mitzubringen. In den meisten Hotels, Restaurants und Bars gibt es eine gute Getränkeauswahl. Europäische und amerikanische Weine und Spirituosen werden angeboten. In den Bars wird am Tisch oder am Tresen bedient, man bezahlt im Allgemeinen jedes Getränk einzeln. Die Ausschankzeiten sind von Provinz zu Provinz verschieden, ebenso das Mindestalter für den Alkoholkauf (18 bzw. 19 Jahre).
Sport
Nationalsportarten sind Lacrosse (im Sommer) und Eishockey (im Winter), wobei Eishockey Teil der Kultur und Identität Kanadas ist. Die Kanadier sind Rekordweltmeister im Eishockey, obwohl das Nationalteam bei internationalen Titelkämpfen selten in Bestbesetzung angetreten ist. Sechs kanadische Mannschaften spielen zudem in der NHL, die als die beste Eishockey-Liga der Welt gilt. Es sind dies die Vancouver Canucks, die Edmonton Oilers, die Calgary Flames, die Toronto Maple Leafs, die Ottawa Senators und die Canadiens de Montréal. Viele Kanadier spielen zudem in der DEL (Deutsche Eishockey-Liga) und sind dort Topspieler ihrer jeweiligen Teams.
Des Weiteren erfreuen sich auch Curling und Baseball (hier mit dem MLB-Team der Toronto Blue Jays) großer Beliebtheit. Fußball, wie er besonders in Europa beliebt ist, spielt in Kanada als Profisport nur eine Nebenrolle.
Kanada wird 2010 die Olympischen Winterspiele in Vancouver und Whistler ausrichten.
Feiertage
Kanadaweite Feiertage sind Neujahr, Karfreitag, Ostermontag, Victoria Day (Montag vor oder am 24. Mai, zur Feier von Königin Victoria, auch May two-four weekend genannt), Labour Day (erster Montag im September, „Tag der Arbeit“), Canada Day (1. Juli, zur Feier des British North America Act vom 1. Juli 1867), Erntedankfest (in Kanada am zweiten Montag im Oktober), Rememberance Day (11. November, Ende des Ersten Weltkrieges), 1. Weihnachtsfeiertag und Boxing Day (2. Weihnachtsfeiertag).
Feiertage in Kanada:
Datum | Englische Bezeichnung | Französische Bezeichnung | Bemerkung |
---|---|---|---|
1. Januar | New Year's Day | Nouvel an | Neujahr |
Karfreitag | Good Friday | vendredi saint | Karfreitag |
Ostermontag | Easter Monday | Pâques | Ostermontag |
Montag vor oder am 24. Mai | Victoria Day | fête de la Reine | Feier des Geburtstages des amtierenden britischen (und kanadischen) Monarchen. In Québec fallen Victoria Day und fête des patriotes auf den selben Tag. |
1. Juli | Canada Day | fête du Canada | Zur Feier des British North America Act vom 1. Juli 1867 |
Erster Montag im September | Labour Day | fête du travail | Tag der Arbeit |
Zweiter Montag im Oktober | Thanksgiving | action de grâce | Erntedankfest |
11. November | Remembrance Day | jour du souvenir | Tag der Veteranen |
25. Dezember | Christmas | Noël | 1. Weihnachtsfeiertag |
26. Dezember | Boxing Day | lendemain de Noël | 2. Weihnachtsfeiertag |
Umwelt
Der Kohlenstoffdioxidausstoß pro Kopf des Landes gehört zum weltweit höchsten, was an der wirtschaftlichen Ausrichtung und der Größe des Landes liegt. Zum Einen ist das Flugzeug ein populäres Fortbewegungsmittel, zum Anderen baut die Wirtschaft vor allem auf Holzhandel und Fischfang auf.
Ein großes Problem stellt der Lachsfang auf dem Yukon River dar. In der Vergangenheit waren immer ausreichend große Lachsbestände vorhanden, mittlerweile musste jedoch der Lachsfang zum Teil schon saisonal verboten werden (Saison 2002). Schuld für das Fehlen der Fischzüge zu den Quellen des Yukons sind US-amerikanische Fischtrawler, welche vor der Mündung des Yukon großzügig alles abfischen und somit die Rückwanderung und das Ablaichen der Lachse erschweren. Ein Einspruch der Kanadischen Regierung ist nicht zu erwarten, da gefürchtet wird, dass sonst die amerikanischen Kreuzfahrtschiffe auf dem Weg nach Alaska nicht mehr an der kanadischen Küste halt machen. Der Tourismus würde somit in den betroffenen Regionen stark geschädigt.
Ein noch nicht gelöster Konflikt zwischen Interessenvertretern von Naturschutz und Industrie ist die teilweise recht rabiate Tötung von Robben zur Fell- und Fleischgewinnung. Hier gerät Kanada einerseits unter den moralischen Druck der Weltöffentlichkeit, andererseits unter den Druck der stark konservativen neufundländischen Bevölkerung, für welche die Robbenjagd einen notwendigen Nebenverdienst darstellt.
In Kanada gibt es eine Reihe bekannter Nationalparks und Provinzparks (Provincial Parks, zum Beispiel Algonquin Park, Ontario), siehe auch: Nationalparks in Kanada.
Nach einer Studie der Simon Fraser Universität, die auf Betreiben der David Suzuki Foundation durchgeführt wurde, gehört Kanada zu jenen Industrienationen mit der schlechtesten Umweltschutz-Bilanz. So liegt Kanada auf dem 28. Platz von 30 untersuchten Staaten auf dem Gebiet der ökonomischen Zusammenarbeit und Entwicklung. Auf dem letzten Platz liegt das Land bei der Produktion von Atommüll und der Kohlenmonoxidemission. Außerdem nimmt man beim Wasserverbrauch den 29. Platz ein. Europäische Staaten wie Schweden, die Schweiz, Dänemark und Deutschland rangieren an der Spitze dieser Umweltbilanz, während Kanada, Belgien und die USA an deren unteren Ende stehen.
Siehe auch
Weblinks
- Länderinformationen, viele Fotos, aktuelle Nachrichten, Wetter, weitere Links uvm. von Kanada bei Travel-GIC
- Offizielle Website von Kanada (englisch/französisch)
- Kanadische Botschaft in Deutschland
- Deutsche Botschaft in Kanada
- Details zur legalen Einwanderung nach Kanada
- Fremdenverkehrsamt Kanadas
- Earth Sciences Sector (ESS) der Natural Resources Canada (NRCan), geomatische Daten
- National Land and Water Information Service
- Über 200 Klimadiagramme und Klimatabellen von Kanada (deutsch)
- Landkarten und Stadtpläne von Kanada
- Statistiken zu Kanada (englisch/französisch)
- Kanadische Nationalparks (englisch/französisch)
- Die Besiedelung Kanadas durch die Franzosen (englisch/französisch)
- The Canadian Encyclopedia
- Diplomarbeit: Of puck and self: Hockey and Canadian identity
Einzelnachweise
- ↑ Statistics Canada, Census 2006, Population and dwelling counts
- ↑ Liste der First Nations: http://sdiprod2.inac.gc.ca/FNProfiles/FNProfiles_Search.asp?Search=FN
- ↑ Website Canadian Statistics: Religion
- ↑ Website Citizenship in Canada: Skilled Worker Class Immigration
- ↑ National Film Board of Canada: Mandate of the National Film Board. 2005, abgerufen am 15. März 2006.
- ↑ Weltfilmproduktionsbericht (Auszug), Screen Digest, Juni 2006, S. 205–207 (eingesehen am 15. Juni 2007)
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