FIDE-Schachweltmeisterschaften 1993–2005

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Von 1993 bis 2006 war der Weltmeistertitel im Schach zweigeteilt. Auf der einen Seite gab es den vom Weltschachbund FIDE disqualifizierten Weltmeister Garri Kasparow und seine neugegründete PCA, auf der anderen die von der FIDE organisierten Weltmeisterschaftsturniere.

Aus verschiedenen Gründen fanden die FIDE-Schachweltmeisterschaften 1993-2005 relativ wenig Beachtung, und ihre Sieger wurden überwiegend nicht als beste Schachspieler der Welt anerkannt. Die FIDE wandte bei einigen dieser Weltmeisterschaften den Knockout-Modus und eine verkürzte Bedenkzeit an. Dies stieß bei vielen Spitzenspielern auf Widerstand und wurde später wieder abgeschafft. Bei keinem dieser FIDE-Weltmeisterschaftsturniere nahm der „klassische Weltmeister“ Kasparow bzw. ab 2000 Wladimir Kramnik teil, was eine fortdauernde Spaltung zur Folge hatte. Erst im Jahr 2006 wurde beim Vereinigungskampf zwischen Kramnik und dem FIDE-Weltmeister Wesselin Topalow die Teilung beendet.

Hintergrund

 
Garri Kasparow
FIDE-Weltmeister 1993-2006
Name Zeitraum Land
Anatoli Karpow 1993–1999 Vorlage:Flagicon Russland
Alexander Khalifman 1999–2000 Vorlage:Flagicon Russland
Viswanathan Anand 2000–2002 Vorlage:Flagicon Indien
Ruslan Ponomarjow 2002–2004 Vorlage:Flagicon Ukraine
Rustam Kasimjanov 2004–2005 Vorlage:Flagicon Usbekistan
Weselin Topalow 2005–2006 Vorlage:Flagicon Bulgarien

Von 1886 bis 1937 ergriffen die Schachweltmeister und ihre Herausforderer selbst die Initiative, die WM-Kämpfe zu organisieren. Nach dem Tod Alexander Aljechins 1946 wurde der Weg für den internationalen Schachverband FIDE frei, der im Jahr 1948 seine erste Weltmeisterschaft als Rundenturnier veranstaltete. Bis 1990 wurden dann regelmäßig Weltmeisterschaftkämpfe der FIDE in Zweikampfform ausgerichtet. 1993 stritt sich jedoch der damalige Weltmeister Kasparow mit der FIDE und gründete eine eigene Schachorganisation, die Professional Chess Association. Auf dieser Basis richtete er den Weltmeisterschaftskampf gegen seinen englischen Herausforderer Nigel Short aus. Die FIDE setzte zuvor Kasparow und Short eine Frist, innerhalb deren die beiden auf ein der FIDE vorliegendes Austragungsangebot in Manchester eingehen sollten. Beide Spieler lehnten jedoch ab. Nach Ablauf des Ultimatums disqualifizierte die FIDE beide Spieler und organisierte eine „Ersatz-WM“, die von Anatoli Karpow gewonnen wurde. Kasparow verteidigte parallel dazu seinen WM-Titel gegen Nigel Short während der PCA-Schachweltmeisterschaft 1993. So waren zwei konkurrierende Titel entstanden: der Titel des FIDE-Weltmeisters und der des PCA-Weltmeisters.

FIDE-Weltmeisterschaft 1993

 
Anatoli Karpow, Gewinner der FIDE-WM 1993 und daraufhin FIDE-Weltmeister bis 2000

Die erste Weltmeisterschaft nach der Disqualifikation Kasparows fand vom 6. September bis zum 1. November 1993 in den Niederlanden und im Sultanat Oman statt. Sie war eine der am heftigst diskutierten in der Geschichte, da gleichzeitig zur FIDE-WM auch der disqualifizierte Weltmeister Kasparow unter der Regie der PCA einen eigenen Weltmeisterschaftskampf gegen Nigel Short ausspielte, den Kasparow gewann und somit klassischer Weltmeister blieb. Die FIDE aber musste zwei neue Spieler bestimmen, die das Finale ihrer Ersatz-WM austrugen, und entschied sich für die letzten Gegner Shorts in den Kandidatenkämpfen, Anatoli Karpow und Jan Timman. Der Sieger dieses Kampfes sollte als neuer offizieller FIDE-Weltmeister gelten. Karpow war zum damaligen Zeitpunkt der Zweite der FIDE-Weltrangliste, Timman belegte Rang 34. Beide Spieler waren 42 Jahre alt und hatten schon häufig gegeneinander gespielt. Die Bilanz sprach klar für Karpow, von den 67 vor dem Titelkampf gespielten Partien hatte er 23 gewonnen, Timman nur in fünf Partien die Oberhand behalten.

Organisatorische Schwierigkeiten

Matchbeginn war einen Tag vor Start der PCA-Weltmeisterschaft. Dies hatte zur Folge, dass er von den Medien kaum wahrgenommen wurde, da diese sich auf Kasparows Titelkampf konzentrierten. Der FIDE-Kampf war auf 24 Partien angesetzt. Die ersten 12 Partien sollten in Zwolle, Arnheim und Amsterdam, also in drei Städten in Timmans Heimat Holland, die restlichen nach der ursprünglichen Planung in Oman gespielt werden (Oman war das neueste Mitglied der FIDE). Zeitkontrollen waren nach zweieinhalb Stunden für 40 Züge vorgesehen, für den weiteren Verlauf eine Stunde für 16 Züge mit den anschließenden Möglichkeit einer Hängepartie. Im Falle eines Gleichstandes sollten maximal vier Mini-Matches à zwei Partien mit verkürzter Bedenkzeit gespielt werden.

Als Preisgeld lobte der Weltschachbund anfänglich 4 Millionen Schweizer Franken (2.482.000 Euro) aus, die je zur Hälfte von den niederländischen und den osmanischen Organisatoren bereitgestellt werden sollten (fünf Achtel für den Gewinner, drei Achtel für den Verlierer). Die finanziellen Verpflichtungen wurden indes nicht eingehalten. Die niederländische Seite konnte nur die reinen Organisationskosten tragen, während die omanischen Veranstalter kurzfristig von ihrem Angebot zurücktraten. Nach Abschluss der ersten Hälfte war der Wettkampf daher vom Abbruch bedroht. Schließlich wurde die zweite Wettkampfhälfte nicht im Oman, sondern nach einer mehrwöchigen Match-Unterbrechung (25. September bis 16. Oktober) in der indonesischen Hauptstadt Djakarta ausgerichtet.

Das organisatorische Missmanagement trug mit dazu bei, dass Florencio Campomanes, der bereits teilweise für die Ereignisse um die Spaltung verantwortlich war, schließlich im Jahr 1995 als FIDE-Präsident abgelöst wurde.

Ergebnis

Karpow entschied den Zweikampf mit 12,5-8,5 für sich. Die letzten drei Partien mussten nicht mehr gespielt werden, da Karpow mit vier Punkten Vorsprung uneinholbar in Führung lag.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 Ergebnis
  Anatoli Karpow 1 0 ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ 1 ½ ½ ½ 1 1 1 ½ ½ ½ 0 ½ 12½
  Jan Timman 0 1 ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ 0 ½ ½ ½ 0 0 0 ½ ½ ½ 1 ½

FIDE-Weltmeisterschaft 1996

Diese Weltmeisterschaft der FIDE war bis 2006 die letzte, bei der der Weltmeister in einem Zweikampf ausgespielt wurde. Danach veranstaltete die FIDE K.o.-Turniere, die jedoch weniger öffentliches Interesse hervorriefen als ein klassisches Match. Der WM-Kampf war zugleich Abschluss des Zyklus des Kandidatenturniers, weil die FIDE den Titelverteidiger Anatoli Karpow schon in das Halbfinale eingreifen ließ, wo er Boris Gelfand mit 6-3 besiegte. Für den 45-jährigen war es bereits der neunte WM-Kampf. Sein Gegner Gata Kamsky war erst 22 Jahre alt und spielte das erste Mal um den Titel. Die Weltmeisterschaft dauerte vom 5. Juni bis ??. Juli 1996.

Austragungsort

Nach einer langen Suche für einen passenden Austragungsort entschied man sich für Elista, die Hauptstadt Kalmückiens, einer autonomen Republik Russlands. Hauptgrund für diese Entscheidung war, dass FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow, der gleichzeitig Präsident Kalmückiens war, Elista zu einem internationalen Schachzentrum machen wollte.

Matchbedingungen

Das Preisgeld betrug 2 Millionen US-Dollar, von denen die Spieler 500.000 Dollar den Kindern Kalmückiens schenkten. Von Rest erhielt die FIDE ein Viertel, der Gewinner fünf Achtel, also 703.125 Dollar. Falls es nach den vorgesehenen zwanzig Partien einen Gleichstand gegeben hätte, wären solange Mini-Wettkämpfe zu je zwei Partien gefolgt, bis einer davon von einem der Spieler gewonnen worden wäre. Auszeiten waren nicht erlaubt; bei Nichterscheinen hätte der jeweilige Spieler die Partie kampflos verloren.

Streit zwischen den Spielern verursachte die Regelung zur Hängepartie: Während Karpow nach sechs Stunden eine Vertagung des Spiels wünschte, wollte Kamsky am gleichen Tag bis zur Entscheidung spielen. Schließlich hielt man sich an die Wettkampf-Vereinbarung vom Dezember 1995, nach der 40 Züge in zwei Stunden und 16 weitere in einer Stunde gespielt werden mussten, bevor eine Partie abgebrochen werden konnte.

Ergebnis

Karpow besiegte Kamsky mit 10,5-7,5 und verteidigte somit seinen Weltmeistertitel. Die zwei letzten Partien wurden nicht mehr gespielt, nachdem Karpow nicht mehr eingeholt werden konnte.

Sechs Monate nach dem Turnier gab Kamsky seinen Rückzug aus dem professionellen Schach bekannt, um sich auf eine Karriere als Arzt zu konzentrieren. Mittlerweile spielt er jedoch wieder bei großen Turnieren und qualifizierte sich durch seinen Sieg beim FIDE-Weltpokal 2007 sogar für das Kandidatenfinale gegen Wesselin Topalow. Der Sieger dieses Kampfes soll 2009 den Weltmeister herausfordern.

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Ergebnis
  Anatoli Karpow 1 0 ½ 1 ½ 1 1 ½ 1 0 ½ ½ ½ 1 ½ 0 ½ ½ 10½
  Gata Kamsky 0 1 ½ 0 ½ 0 0 ½ 0 1 ½ ½ ½ 0 ½ 1 ½ ½

FIDE-Weltmeisterschaft 1997-1998

Zur Weltmeisterschaft 1997-1998 schlug der FIDE-Präsident Kirsan Iljumschinow einen komplett neuen Modus vor: Mittels einem Knockout-Turnier sollte der Weltmeister ermittelt werden. In jeder Runde sollten zwei Partien gespielt werden (im Halbfinale und Finale vier bzw. 6), bei Gleichstand sah das neue Reglement Tie-Breaks mittels Schnell- und Blitz-Partien vor. Dieser Modus wurde zwar schon früher in Turnieren angewendet, jedoch niemals bei einer Weltmeisterschaft.

Kontroversen über das neue Format

Die Vorteile des neuen Formats waren:

  • Ein langer Qualifizierungsprozess wurde vermieden, alles konnte innerhalb eines Monats ausgespielt werden. So konnten Terminierungsprobleme von vornherein minimiert werden, die vorherigen Weltmeisterschaften aufgetreten sind.
  • Mehr Spieler konnten teilnehmen (bis zu 128).
  • Es gab keine Privilegien für den Weltmeister, er musste genau wie alle anderen Teilnehmer auch in der ersten Runde beginnen.

Von Gegnern des neuen Formats wurde jedoch angeführt:

  • Die kurze Bedenkzeit und die kleine Partienanzahl (in den ersten Runden nur zwei) überließen sehr viel dem Glück und Zufall.
  • Auch die Schnellpartien in den Tie-Breaks waren unbeliebt, da man nicht unbedingt in normalen Partien gut ist, wenn man in Schnellpartien gewinnt.
  • Aus den ersten beiden Punkten folgt, dass nicht unbedingt der bessere Spieler weiterkam, sondern im Extremfall sogar ein kompletter Außenseiter.
  • Einige Leute sahen auch die Tradition der Weltmeisterschaften gebrochen, bei denen nur derjenige Weltmeister werden konnte, der den amtierenden in einem Zweikampf besiegte (Ausnahmen bildeten die Jahre 1948, als der Weltmeister Aljechin verstarb und 1975, als sich Bobby Fischer weigerte, seine WM-Titel zu verteidigen).

Austragungsorte und Teilnehmer

Alle Runden außer dem Finale fanden im Dezember 1997 in Groningen statt. Das Finale wurde im Museum des Internationalen Olympischen Komitees in Lausanne gespielt. FIDE-Weltmeister Karpow und PCA-Weltmeister Kasparow waren direkt für das Halbfinale qualifiziert. Kasparow wollte aber seinen Titel nicht unter den gegebenen Bedingungen verteidigen und sagte ab. Daraufhin modifizierte die FIDE das Format und setzte Karpow direkt ins Finale.

Insgesamt wurden sieben Runden gespielt. Es nahmen etwas weniger als 128 Spieler teil, sodass einige Spieler erst in der zweiten Runde ins Geschehen eingriffen.

Ergebnis

Karpow traf im Finale im Januar 1998 auf Viswanathan Anand und setzte sich in zwei 25-Minuten-Partien mit 2-0 durch, nachdem der reguläre Wettkampf nach Turnierpartien 3-3 endete. Karpow war damals mit einer ELO-Zahl von 2735 Sechster der Weltrangliste, Anand belegte mit 2770 Punkten den dritten Platz hinter Kasparow und Kramnik.

1 2 3 4 5 6 7 8 Ergebnis
  Anatoli Karpow 1 0 ½ 1 ½ 0 1 1 5
  Viswanathan Anand 0 1 ½ 0 ½ 1 0 0 3

Benachteiligung Anands

Nach den sechs Ko.-Runden war Anand logischerweise nicht mehr ganz frisch. Tatsächlich hatte Anand während der Weltmeisterschaft 23 Spiele gegen sechs starke Gegner gespielt. Eine ausgeruhter Karpow traf also auf einen kraftlosen Gegner. Anands letztes Halbfinal-Spiel gegen Michael Adams war am 30. Dezember 1997, drei Tage vor Beginn des Finales. Es war offensichtlich, dass er in Lausanne müde war. Die FIDE wandte nach Protesten der Spieler dieses Privileg des Titelverteidigers bei den folgenden Ko.-Weltmeisterschaften nicht mehr an und ließ ihre Titelträger bereits in der zweiten Runde beginnen. Karpow nahm seitdem nur noch einmal (2001/02 in seiner Heimatstadt Moskau) an dieser Veranstaltung teil.

FIDE-Weltmeisterschaft 1999

 
Alexander Chalifman

Das zweite Ko.-Turnier um die FIDE-Weltmeisterschaft fand vom 30. Juli bis 29. August 1999 in Las Vegas statt. Karpow war diesmal nicht im Finale gesetzt und verweigerte seine Teilnahme. Auch der klassische Weltmeister Kasparow nahm nicht teil und bezeichnete die meisten Teilnehmer als "Touristen"[1].

Keiner der Favoriten konnte sich durchsetzen, und so standen sich im Finale überraschend Alexander Chalifman und Wladimir Hakobjan gegenüber. Akopian war damals die Nummer 36 der Weltrangliste, Chalifman wurde an Position 44 geführt[2], was gegenüber PCA-Weltmeister Kasparow, der die Nummer 1 war, gerade lächerlich anmutete. Chalifman äußerte sich zu diesem Thema nach dem Turnier wie folgt: "Das Wertungssystem funktioniert perfekt für jene Spieler, die nur in Rundenturnieren antreten. Ich denke, dass viele von diesen überbewertet sind. Organisatoren laden immer wieder die selben Spieler ein, weil ihre Wertungszahl stets auf dem gleichen hohen Niveau ist."[3] Vielleicht als Antwort darauf wurde Chalifman zum nächsten Turnier in Linares eingeladen, wo er einen guten Platz belegte (gewonnen wurde das Turnier von Kasparow).[4]

Ergebnis

Das Finale über sechs Partien fand vom 21. bis 28. August statt. Alexander Chalifman besiegte Wladimir Hakobjan mit 3,5-2,5 und wurde neuer Weltmeister.

1 2 3 4 5 6 Ergebnis
  Alexander Chalifman 1 ½ 0 1 ½ ½
  Wladimir Hakobjan 0 ½ 1 0 ½ ½

FIDE-Weltmeisterschaft 2000

 
Viswanathan Anand, FIDE-Weltmeister 2000-2002

Vom 24. November bis 27. Dezember 2000 fand in Neu-Delhi und Teheran eine weiteres Ko.-Turnier statt, das als FIDE-Weltmeisterschaft galt. Wladimir Kramnik hatte erst kurz zuvor während der Klassischen Weltmeisterschaft 2000 Kasparow als Weltmeister entthront, deshalb nahm keiner der beiden Spieler (die damals die Plätze Eins und Zwei der Weltrangliste belegten[5]) teil.

Zeitkontrollen

Bei den normalen Partien waren die Zeitkontrollen nach 100 Minuten für 40 Züge, dann 50 Minuten für 20 weitere Züge und schließlich 10 Minuten für den Rest der Partie plus 30 Sekunden pro Zug. Bei einem Gleichstand wurden zwei Schnellpartien mit 25 Minuten Bedenkzeit und 10 Sekunden Aufschlag pro Zug gespielt; bei nochmaligen Unentschieden wurden nochmal zwei Schnellpartien gespielt, diesmal aber nur mit 15 Minuten Bedenkzeit und 10 Sekunden Zugabe pro Zug; falls es danach immer noch unentschieden gestanden hätte, wäre eine letzte Partie gespielt worden, bei der Weiß vier Minuten auf der Uhr gehabt hätte und Schwarz fünf. Weiß hätte aber unbedingt gewinnen müssen, bei einem Remis wäre Schwarz weiter gewesen.

Ergebnis

Dieses Mal setzte sich einer der Favoriten durch: Viswanathan Anand, der aktuelle alleinige Weltmeister, gewann überlegen. Nur einmal musste er in den Tie-Break. Im Finale in Teheran, das über sechs Partien angesetzt war, gewann er vorzeitig gegen Alexei Schirow mit 3,5-0,5.

1 2 3 4 Ergebnis
  Viswanathan Anand ½ 1 1 1
  Alexei Schirow ½ 0 0 0 ½

FIDE-Weltmeisterschaft 2001-2002

Zwei Jahre später fand die nächste Weltmeisterschaft statt. Vom 17. November 2001 bis 23. Januar 2002 wurde erneut im Ko.-Modus in der Palace Meeting Hall im Moskauer Kreml der neue Weltmeister ausgespielt.

Zeitkontrollen

Nach dem Turnier wurde die FIDE heftig für die Einführung einer neuen, drastisch verkürzten Bedenkzeit kritisiert: Das Spieltempo betrug von dieser WM an bis zur WM 2004 bei offiziellen FIDE-Turnieren (Weltmeisterschaft, Schacholympiade, Jugend-WM etc.) 90 Minuten für 40 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie, zusätzlich wurden 30 Sekunden für jeden ausgeführten Zug addiert.[6] Die 'klassische' Bedenkzeit, die währenddessen auf internationalen nicht-FIDE Turnieren galt und 2005 auch wieder von der FIDE eingeführt wurde, wird von der überwiegenden Mehrzahl der Spieler favorisiert (gemäß einer ChessBase-Umfrage 80%) ist 2 Stunden für 40 Züge, 1 Stunde für die nächsten 20, dann 1 oder eine halbe Stunde für den Rest. Bei manchen Turnieren gibt es in der 7. Spielstunde noch einen zusätzlichen Aufschlag von 30 Sekunden pro Zug, wie z. B. bei den klassischen Schachweltmeisterschaften 2000 und 2004.

Ergebnis

Der junge Ukrainer Ruslan Ponomarjow gewann im Finale gegen seinen Landsmann Wassyl Iwantschuk überraschend mit 4,5-2,5.

1 2 3 4 5 6 7 Ergebnis
  Ruslan Ponomarjow 1 ½ ½ ½ 1 ½ ½
  Wassyl Iwantschuk 0 ½ ½ ½ 0 ½ ½

FIDE-Weltmeisterschaft 2004

 
Rustam Kasimjanov, Überraschungssieger der FIDE-Weltmeisterschaft 2004

Die fünfte und letzte der Ko.-Turniere fand vom 18. Juni bis 13. Juli 2004 in Tripolis, Libyen, statt. Austragungsort war das Almahary-Hotel. An diesem umstrittensten aller FIDE-Turniere nahmen nur sehr wenige Weltklassespieler teil. Einerseits hinderte die libysche Staatsführung alle israelischen und jüdischen Schachspieler daran einzureisen, andererseits war ein umstrittener Vertrag der FIDE, der die Teilnehmer im Ungewissen über eine Vergütung ihrer Spesen ließ, Grund für zahlreiche Absagen. Geplant war, dass der Sieger des Turniers gegen Kasparow einen Vereinigungskampf spielt. Dieser fand jedoch auf Grund von Unstimmigkeiten nicht statt.

Turnierbedingungen

Die FIDE verwendete erneut die verkürzte Bedenkzeit, die nach heftigen Protesten nach dem Turnier abgeschafft wurde. Auch wurden die ersten fünf Runden mit anfangs nur zwei Partien sehr zügig gespielt. Das Halbfinale ging über vier Partien, das Finale über sechs. Zeitkontrollen waren nach neunzig Minuten für 40 Züge, danach gab es einen Aufschlag von 15 Minuten und von Anfang an 30 Sekunden pro Zug. Im Falle eines Gleichstandes entschieden wieder Tie-Breaks über das Weiterkommen. Zuerst wurden zwei Schnellpartien mit 25 Minuten Bedenkzeit und zehn Sekunden Aufschlag pro Zug gespielt, nach einem erneuten Unentschieden wären zwei Partien über fünf Minuten und 10 Sekunden pro Zug gespielt worden; falls es danach immer noch unentschieden gestanden hätte, wäre eine letzte Partie gespielt worden, bei der Weiß sechs Minuten auf der Uhr gehabt hätte und Schwarz fünf. Weiß hätte aber unbedingt gewinnen müssen, bei einem Remis wäre Schwarz weiter gewesen.

Ergebnis

Bei dieser WM gab es die größte Überraschung aller FIDE-Weltmeisterschaften, als sich der Usbeke Rustam Kasimjanov den Titel holte. Er besiegte den Briten Michael Adams im Finale mit 1,5-0,5 in zwei fällig gewordenen 25-Minuten-Partien, da der Stand nach regulären Turnierpartien 3-3 war. Als Preisgeld erhielt er ungefähr 100.000 US-Dollar, was sich jedoch auf 80.000 US-Dollar verringerte, nachdem die FIDE ihren Anteil bekommen hatte.

1 2 3 4 5 6 7 8 Ergebnis
  Rustam Kasimjanov ½ 1 0 1 0 ½ 1 ½
  Michael Adams ½ 0 1 0 1 ½ 0 ½

Erneuter Titelvereinigungsversuch

Nach dem Sieg von Kasimjanov schlug die FIDE im August 2004 einen Kampf zwischen Kasimjanov und Kasparow vor. Es sollte nicht später als im Juli 2005 stattfinden, und der Sieger hätte gegen den Sieger der klassischen Weltmeisterschaft, die zwischen Kramnik und Lékó im September/Oktober 2004 ausgetragen wurde, einen Vereinigungskampf spielen sollen. Dessen Sieger wäre der neue alleinig Weltmeister gewesen. Nach Unklarheiten über Austragungsort und Preisgeld verzögerte sich die ganze Angelegenheit, und nach Kasparows Karriereende im März 2005 war die Diskussion obsolet.

FIDE-Weltmeisterschaft 2005

 
Wesselin Topalow bei seiner Ankunft in Sofia im Oktober 2005 nach dem Gewinn der FIDE-WM

Vom 27. September bis 16. Oktober fand in San Luis (Argentinien) die letzte FIDE-Weltmeisterschaft während der Spaltung des WM-Titels statt. Im Jahr darauf wurde die von der Schachwelt herbeigesehnte Vereinigung der beiden Weltmeistertitel vollzogen (siehe unten).

Teilnehmer

Eingeladen waren die folgenden acht Spieler:

Da Kramnik dieses Turnier nicht als WM und den Vereinigungsvertrag der konkurrierenden Weltmeisterschaften als von der FIDE gebrochen ansah, nahm er die Einladung nicht an, ebenso sagte auch Kasparow, der seine Karriere beendet hatte, ab. Stattdessen nahmen die nächsten Spieler auf der Weltrangliste teil: Peter Swidler und Judit Polgár. Dadurch wurde sie zur ersten Frau, die um den Weltmeistertitel der Männer spielte.

Turnierbedingungen

Die FIDE nahm Abstand vom umstrittenen K.o.-System und veranstaltete zum ersten Mal seit 1948 ein Rundenturnier, das den Weltmeister küren sollte. Auch auf die heftig kritisierte verkürzte Bedenkzeit verzichtete die FIDE in dem Turnier, das mit der klassischen Bedenkzeitregelung von 2 Stunden für 40 Züge, danach 1 Stunde für 20 Züge und 1 Stunde für den Rest der Partie ausgespielt wurde. Die acht Teilnehmer spielten in 14 Runden jeweils zwei Partien gegeneinander.

Endstand

Der Bulgare Wesselin Topalow gewann das Turnier ungeschlagen mit 1,5 Punkten Vorsprung auf Viswanathan Anand und Pjotr Swidler, nachdem er eine überragende Leistung in der ersten Hälfte geboten hatte, indem er 6,5 Punkte aus den ersten 7 Partien erzielte und in der zweiten Hälfte alle restlichen Partien remisierte.

Elo Änderung WT VA PS AM PL RK MA JP Punkte
  Wesselin Topalow 2788 +102 ## ½½ 10
  Viswanathan Anand 2788 +19 ½½ ## ½½ ½1 01 11
  Pjotr Swidler 2738 +76 ½½ ## 11 ½½ ½½
  Alexander Morosewitsch 2707 +36 00 ## ½1 ½1 ½½ ½½ 7
  Péter Lékó 2763 -52 ½0 ½0 ## ½1
  Rustam Kasimjanov 2670 +2 10 ½½ ½0 ½0 ## ½½ 01
  Michael Adams 2719 -53 ½½ ½½ ½½ ## ½½
  Judit Polgar 2735 -125 00 ½½ 10 ½½ ##

Titelvereinigung 2006

Literatur

Einzelnachweise

  1. The Week in Chess 249 - 16. August 1999 - The Week in Chess
  2. The Week in Chess 243 - 5. Juli 1999
  3. Chess Scotland - FIDE-WM Las Vegas.
  4. The Week in Chess 273 - 13. März 2000
  5. The Week in Chess 295 - 3. Juli 2000
  6. The Week in Chess 377 - 29. Januar 2002
  7. The Week in Chess 546