Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg
Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (* 4. November 1578 in Neuburg an der Donau; † 20. März 1653 in Düsseldorf), war ein deutscher Landesfürst.
Leben
Seine Eltern waren Philipp Ludwig, Pfalzgraf und Herzog von der Pfalz-Neuburg (1547–1614) und Anna von Kleve-Jülich-Berg (1552–1591).
Entgegen dem Willen seines Vaters, des eifrigen Lutheraners, konvertierte Wolfgang Wilhelm heimlich zum Katholizismus (19. Juni 1613) und heiratete (offiziell als Lutheraner) Magdalena von Bayern. Offiziellen Übertritt zum Katholizismus verkündete er feierlich in der St. Lambertuskirche in Düsseldorf am 25. Mai 1614. Der Hochzeit mit Magdalena von Bayern folgte der Vertrag von Xanten vom 12. November 1614, der den Dortmunder Rezess von 1609 außer Kraft setzte und zur Aufteilung des Erbes von Jülich-Kleve-Berg zwischen Pfalz-Neuburg und Brandenburg führte. Somit wurde er der erste Herrscher aus dem Hause Pfalz-Neuburg in Jülich-Berg.
Seine Erbansprüche im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit setzte er nur teilweise durch; Brandenburg behielt Kleve und erhob weiterhin Ansprüche auf Grafschaften Mark und Ravensberg, die sie schließlich nach der endgültigen Aufteilung 1666 zugesprochen bekam.
In Jülich-Berg führte er seit etwa 1620er Jahren die Rekatholisierung durch, was in Schließung der lutheranischen und calvinistischen Kirchen gipfelte. Durch seine recht geschickte Neutralitätspolitik konnte er im Dreißigjährigen Krieg sein Territorium teilweise erfolgreich vor größeren Zerstörungen bewahren (1636-1641). Die Reichsstände hoben per Gesetz am 15. September 1641 die Neutralität von Jülich-Berg auf. In den Jahren danach wurde Jülich-Berg von den schwersten Kontributionen betroffen. Teile des Landes hielten kaiserliche, spanische (Jülich), niederländische und hessische Truppen besetzt. Unter dem politischen Druck musste er seine Restriktionen für Protestanten widerrufen (1643-1644). Nach der Absetzung des Pfalzgrafen Friedrich V. durch den Kaiser 1623 erhielt Wolfgang Wilhelm die oberpfälzischen Ämter Parkstein, Peilstein und Weiden.
Er residierte ab 1636 fast ausschließlich in Düsseldorf. Düsseldorf verdankt die über die Stadt mit ihrer Silhouette dominierende jesuitische St. Andreaskirche und eine Reithalle. Er schuf Grundlagen für die später so berühmte Gemäldegalerie. Sein Hofmaler war Johann Spilberg. Sein Hof, der Unsummen verschlang, zählte etwa 300 Personen. Der Kapellmeister, ein Schüler Palestrinas, wurde mehr als üppig entlohnt. Die Hofmusik (darunter acht Musiker und 20 Sänger) kostete 1638 rund 5.000 Reichstaler. Sophie von Hannover bemerkte in ihren Memoiren über den Hof Wolfgangs, als sie 1650 Düsseldorf besuchte (S. 28-29), daß die Dienerschaft am Düsseldorfer Hofe verbrauchte Kleidung trage, und daß die Tapisserien, Betten und Stühle alt seien. Der brandenburgische Gesandte Georg Ehrentreich von Burgsdorf bescheinigte ihm boshaft die Schwäche zum Wein, indem er feststellte, daß sein Weinbecher (2 Maß=4 Liter) einst als Taufbecken für die Mutter und Großmutter Wolfgangs dienten (S. 263). Wolfgang züchtete Doggen, mit einem seiner Hunde ließ er sich sogar abbilden.
Im privaten Leben blieb ihm das Glück verwehrt. Die Ehe mit Magdalena von Bayern verlief in den letzten Jahren nicht harmonisch. Die zweite Frau Katharina war kränklich, litt unter Kopfschmerzen und Rheuma, und vermutlich auch unter Depressionen. Erstmalig äußerte sie Gedanken über ihren Tod bereits im Jahre 1632 (kurz nach der Hochzeit) im Alter von 17 Jahren. Mit seinem einzigen Kind Philipp war er seit etwa Ende der 1630er Jahren zerstritten. Die von Wolfgang ungewollte Ehe Philipps mit Anna von Polen-Litauen vertiefte nur das Zerwürfnis. Möglicherweise verursachten diese Schicksalschläge seine Wutausbrüche und labile Launen. "Man sagte, daß seine Laune nicht immer gleich sei, und das er abwechselnd einen guten und einen schlechten Tag habe", schrieb in ihren Memoiren Sophie von Hannover.
Sein Titel war: Wolfgang Wilhelm Pfalzgraf bei Rhein, in Bayern, zu Gülich, Cleve und Berg Hertzog, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark, Ravensberg und Moers, Herr zu Ravenstein.
Seine Grabstätte befindet sich in dem von ihm erbauten Mausoleum in der St. Andreaskirche in Düsseldorf.
Nachkommen
Wolfgang Wilhelm war dreimal verheiratet:
1. Magdalene von Bayern (* 4. Juli 1587 in München; † 25. September 1628 in Neuburg an der Donau), Trauung am 11. November 1613 in München
- Philipp Wilhelm (1615–1690), Kurfürst von der Pfalz
2. Katharina Elisabeth Charlotte, Pfalzgräfin von der Pfalz-Zweibrücken (1615–1651), Trauung 1631
- Ferdinand Philipp (*1633 † 20.09.1633)
- Eleonore Franziska (*/† 1634)
3. Gräfin Maria Franziska von Fürstenberg-Heiligenberg (* 18. Mai 1633 in Konstanz; † 7. März 1702 in Lobositz), Trauung am 3. Juni 1651, kinderlos
Literatur
- Anke Hufschmidt (Red.): Der erste Pfalzgraf in Düsseldorf. Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578-1653). Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf 14.September bis 16. November 2003, Düsseldorf 2003.
- Renate Leffers: Die Neutralitätspolitik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm als Herzog Jülich-Berg in der Zeit von 1636-1643, Neustadt an der Aisch 1971.
- Mayr: Pfalz-Neuburg und das Königreich Neapel im 17. und im 18. Jahrhundert von Karl Mayr, München 1939.
- Bayerle: Die katholischen Kirchen Düsseldorf’s, von ihrer Entstehung bis auf die neueste Zeit. Ein Beitrag zu Geschichte der Stadt von Bernhard Gustav Bayerle, Düsseldorf 1844.
- Karl Strauven: Die fürstlichen Mausoleen Düsseldorf’s in der St. Lambertuskirche, der Kreuzbrüder und Hof-(St. Andreas)Kirche, Düsseldorf 1879.
- Jörg Engelbrecht: Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm und seine Residenzstadt Düsseldorf, Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 75(2004/2005), Düsseldorf 2005, S. 65-80.
- Friedrich Küch: Landtagsakten von Jülich-Berg. II Reihe 1624-1653, Bd. 1, 1624-1630, Düsseldorf 1925, Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Bd. 11.
- Gustav Marseille: Studien zur kirchlichen Politik des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg, Düsseldorf 1898 (als Separatdruck 135 S.); Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins 13(1898), S. 1-111.
- Hermine Kühn-Steinhäuser: Die Korrespondenz Wolfgang Wilhelms mit der römischen Kurie, Köln 1937.
- Herbert von Asten: Wolfgang Wilhelm und Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg und der Aufbau des Montangewerbes in den Herzogtümern Jülich und Berg 1614-1679, Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere das alte Erzbistum Köln 161(1959), S. 146-231.
- Robert Geerdts (Hrsg.): Die Mutter der Könige von Preußen und England. Memoiren und Briefe der Kurfürstin Sophie von Hannover, Lebensdokumente vergangener Jahrhunderte 8, München 1913.
- Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, Bd. 4, Politische Verhandlungen Bd. 2, Berlin 1867, hrsg. von Bernhard Erdmannsdörfer (S. 145-339, Pfalz-Neuburg).
Weblinks
- Biografie und Bildnis des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg
- Artikel im Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
- Breitenbach: Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 87–116.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Philipp Ludwig | Herzog von Pfalz-Neuburg 1614-1653 | Philipp Wilhelm |
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Johann Wilhelm I. | Herzog von Jülich-Berg 1614-1653 | Philipp Wilhelm |
Personendaten | |
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NAME | Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg |
KURZBESCHREIBUNG | Herzog von Jülich und Berg |
GEBURTSDATUM | 1578 |
GEBURTSORT | Neuburg an der Donau |
STERBEDATUM | 1653 |
STERBEORT | Düsseldorf |