Archäobotanik

Mischgebiet der Archäologie und Botanik
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Die Archäobotanik (auch Paläoethnobotanik) versucht als Teilgebiet der Archäologie die Vegetations- und Agrargeschichte mit Hilfe von Funden pflanzlichen Ursprungs zu rekonstruieren. Neben den Makroresten (Früchte, Samen, Holzreste) geben auch Mikroreste (Pollen, Sporen) Hinweise auf die Vegetation vergangener Zeiten und lassen auf die Ernährungsgewohnheiten und Anbaumethoden dieser Zeit rückschließen.

Funde von Pflanzenresten

  • Mikroreste: Pollen(körner), Sporen
  • Makroreste: Früchte und Samen, Holzreste, Bast, Fasern, in seltenern Fällen Blattreste, Harz, Spuren von Gerbstoffen.

Erhaltungsformen und Fundorte

  • subfossil (organisches Material, z. T. chemisch verändert)
    • trocken: Wüsten, Höhlen, Grüfte, Fachwerk
    • gefroren: Eis (Gletscher), Permafrostböden
    • feucht: Wasser/Grundwasser; Moore, Seen, Flußauen, Gräben, Brunnen, Latrinen
    • durch Salze konserviert: Bergwerke, neben Metallteilen (Münzen, Pfeilspitzen) liegend
  • fossil (anorganisches Material, dessen Erscheinungsform durch organisches Material beeinflußt wurde)
    • verkohlt: Feuerstätten, Feuerbestattungs- und Opferstellen, durch Brände zerstörte Gebäude
    • mineralisiert: in Latrinen
    • Abdrücke: Lehm, Töpferwaren
  • fossil oder subfossil in verschiedenen Produkten wie Backwaren, Getränkeresten, Holzgeräten, Stricken

Feld- und Labormethoden

Makroreste erhält man entweder durch Zufallsfunde oder durch gezielte Entnahme von Bodenproben. Durch Sieben und Schlämmen versucht man das pflanzliches Material auszulesen.

Mikroreste erhält man durch Entnahme von Bodenproben (meist Bohrkerne) aus Feuchtböden, seltener aus Trockenböden.

Anschließend werden die Funde morphologisch und anatomisch bestimmt, gegebenenfalls quantitativ erfasst.


Methoden zur Datierung der Funde

  • absolute Datierung:
  • relative Datierung:
    • pollenstratigraphische Korrelation
    • Tephrochronologie (Tephren sind Ablagerungen von Vulkanasche)
    • erdmagnetische Datierung (Spuren der Erdmagnetfeldumpolungen im Gestein)
    • archäologische Korrelation (Vergleich mit anderen Funden, z. B. Töpferwaren)

Probleme bei der Interpretation der Funde

Bei der Interpretation der Ergebnisse (z. B. die Bestimmung der relativen Häufigkeit bestimmter Pflanzen) muß man verschiedene Faktoren berücksichtigen:

  • Erhaltungsselektion - verschiedene Pflanzenreste überdauern unterschiedlich lang
  • Unterschiedliche Pollenproduktion von selbstbestäubenden und windblütigen Pflanzen
  • menschliche Einflüsse

Überprüfen der Ergebnisse

  • Vergleich mit anderen archäologischen Ergebnissen
  • Durchführung von Exprerimenten zu Anbaumethoden, Verbrennungsvorgängen etc.

Literatur

Jacomet, Stefanie / Kreuz, Angela Archäobotanik, UTB, 1999