Die Taifun war eine Anfang 1944 bei der Elektromechanische Werke GmbH Karlshagen (EW) entwickelte Flugabwehrrakete mit Flüssigkeits-Raketenmotor, die ungesteuert im Massenabschuss gegen Luftziele bis zu einer Höhe von 10.000 m zum Einsatz kommen sollte. Hierzu sollte die Taifun aus Mehrfachwerfern im Salventakt von bis zu 48 Raketen von der Lafette der 8,8 cm Flak 36 oder 37 verschossen werden. Bis Kriegsende war die Erprobung der Taifun jedoch nicht abgeschlossen und somit kam die Taifun nicht mehr zum Einsatz. Lediglich einige Hundert Geräte wurden bis Kriegsende fertiggestellt.
Entwicklung
Anfang 1944 begann man bei der EW mit der Entwicklung der Taifun, von der am 14.September 1944 80 Musterexemplare bei EW und weitere 420 bei den Benteler Werken in Bielefeld bestellt wurden. Im Oktober 1944 wurde eine Arbeitsgruppe Taifun eingesetzt um die Arbeiten an dem Projekt zu beschleunigen, allerdings führte im Dezember 1944 der Mangel an Fachkräften dazu, dass sich dringend notwendige ballistische Tests um vier Wochen verzögerten und auch die Antriebe bereiteten in der Anfangsphase der Entwicklung Schwierigkeiten. Im Verlauf der Flugerprobungen stellte sich bis Mitte Januar 1945 heraus, dass das Projektil während der nur 2,5 s dauernden Brennzeit zu taumeln begann, sofern es das Startgestell mit unzureichender Geschwindigkeit verließ. Aufgrund dessen entwickelte man ein verlängertes Startgestell und der Impuls von bislang 2000 kp/s sollte bei der Serienausführung der Taifun erhöht werden.[1]
Anfang Januar 1945 nahm man an den Taifun-Geräten einige konstruktive Änderungen vor, in deren Folge die bislang die Erprobung der Taifun behindernden Explosionen nicht mehr auftraten. Bis zum 13. Januar 1945 wurden die ersten Verschussversuche der Taifun mit scharfen Gefechtsköpfen durchgeführt, wobei die Gefechtsköpfe wie vorgesehen nach Ablauf des Zeitwerks detonierten, jedoch wiesen diese mit Flüssigkeitstriebwerken versehenen Geräte auch eine erhebliche Streuung auf. Parallel zur Entwicklung der Geräte mit Flüssigkeitstriebwerken arbeitete man außerdem an einer Variante mit Pulvertriebwerk, erste Verschussversuche erfolgten in Torgelow und erbrachten nach Augenbeobachtung gute Flugbahnen.[2]
In weiteren bis Ende Januar 1945 durchgeführten Tests wurden unterschiedliche Ergebnisse erzielt, so gelang es beispielsweise elf „Taifun F“ (Seriengerät) mit gutem Ergebnis zu verschießen, bei einem anderen Test jedoch detonierten sechs von 20 verschossenen Raketen in der Luft, ohne dass eine Ursache dafür zu ermitteln war.[3]
Als Teil des Führernotprogramms sollten bis Ende März 2.500 „Taifun P“ (Vorserie) sowie eine unbekannte Anzahl Seriengeräte der Ausführung F die Fertigung verlassen, jedoch fielen sowohl der Abschluss der Erprobung, als auch die immensen Produktionsvorgaben einige Wochen später dem nahen Kriegsende zum Opfer.
Aufbau
Zentraler Geschosskörper, die Spitze wird vom Sprengkörper gebildet, unter dem der Feststoff-Gaserzeuger zum Austreiben der Treibstoffe angeordnet ist. Es folgen die koaxial angeordneten Treibstoffbehälter für SV- und R-Stoff. Die Brennkammer mit der Ausströmdüse bildet das Heck. Bug-, Mittel- und Heckteil bestehen jeweils aus dünnen Blechschalen, die durch Muffen mitteinander verschraubbar sind. Um eine stabile Flugbahn zu gewährleisten war das Heck mit einem Vierfachleitwerk versehen, jede Flosse mit 155 cm2 Fläche.[4]
Antrieb
Als Antrieb für die Taifun diente ein Flüssigkeits-Raketenmotor, der mit SV-Stoff und R-Stoff betrieben wurde. Ein 8,3 kg fassender Tank für SV-Stoff sowie ein 2,5 kg fassender Tank für R-Stoff waren koaxial in der Geschosskörpermitte angeordnet. Der Druckbehälter für den SV-Stoff bestand aus korrosionsbeständigem Material und bildete den Kern, die Wandung des darumliegenden R-Stoff-Behälters bildete gleichzeitig die Außenhaut des Geschossmittelteils. Hinter der Geschossspitze befand sich ein mit einem Cordit-Pulversatz arbeitender Feststoff-Druckgaserzeuger, der die Aufgabe hatte die Treibstoffe auszutreiben. Zwischen Druckgasbehälter und den Treibstoffbehältern war eine als Sprengmembran ausgelegte Trennwand vorgesehen, die bei einem Überdruck von ca. 2,5 bis 5 bar zertrümmert wird. Der maximal mit dem Cordit-Satz erreichbare Austreibdruck betrug 51 bar. Eine weitere Sprengmembran befand sich zwischen den Treibstoff-Tanks und der Brennkammer. Diese Membran sollte ein Auslaufen der bei der Lagerung bereits startfertig gefüllten Raketen verhindern und war so eingerichtet, dass bei der Inbetriebnahme erst der R-Stoff und dann der SV-Stoff in die Brennkammer gelangt. Die Zündung erfolgte selbständig bei Aufeinandertreffen der beiden Treibstoffe. Bei einer Brenndauer von 2,5 s leistete das Triebwerk einen Schub von 800 kp.[5]
Technische Daten
Verwendung | Antriebsart | Schub | Brenndauer | Treibstoff | Durchmesser | Länge | Einsatzgewicht | Vmax | Reichweite | Gipfelhöhe | Sprengladung |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Boden zu Luft | Flüssigkeits-
raketenmotor |
800 kp | 2,5 s | SV-Stoff
R-Stoff (Optolin) |
100 mm | 1.930 mm | 19,7 kg | 2.730 km/h | 12 km | 15.000 m | 0,5 kg |
Literatur
- Heinz J. Nowarra, Die deutsche Luftrüstung 1933-1945; ISBN 3-8289-5315-8
- Manfred Griehl, Deutsche Flakraketen bis 1945; ISBN 3-7909-0768-5
- Manfred Griehl, Luftwaffe '45 Letzte Flüge und Projekte, Motorbuch Verlag, ISBN 3613024748
Quellen
- ↑ Manfred Griehl, Deutsche Flakraketen bis 1945; ISBN 3-7909-0768-5
- ↑ Manfred Griehl, Deutsche Flakraketen bis 1945; ISBN 3-7909-0768-5
- ↑ Manfred Griehl, Deutsche Flakraketen bis 1945; ISBN 3-7909-0768-5
- ↑ Heinz J. Nowarra, Die deutsche Luftrüstung 1933-1945; ISBN 3-8289-5315-8
- ↑ Heinz J. Nowarra, Die deutsche Luftrüstung 1933-1945; ISBN 3-8289-5315-8