Wolfgang Uhle

Pestpfarrer von Annaberg
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Wolfgang Uhle (* 1512 in Elterlein; † 1594 in Breitenbrunn) war der Pestpfarrer von Annaberg.

Leben

 
Gedenkstein an der Breitenbrunner Kirche

Der Bürgersohn wuchs zusammen mit drei Geschwistern in Elterlein auf. Nach dem Schulbesuch nahm er 1526 ein Theologiestudium an der Universität Wittenberg auf. 1542 wurde Magister Uhle Diakon in Neustädtel, 1555 übernahm er die Pfarrstelle in Oberlungwitz. 1558 wurde Uhle Pfarrer in Clausnitz, wo sich die Familie 1561 ein Gut kaufte und dauerhaft ansässig werden wollte.

Die Legende sagt: "Zwischen Pfarrer Uhle und dem korrupten Clausnitzer Ortsrichter George Bieber kam es in dieser Zeit zu Auseinandersetzungen, die am 8. Juli 1563 eskalierten. Der seit seiner Jugend zu Jähzorn neigende Pfarrer erschlug den Richter und floh in die Wälder auf der böhmischen Seite des Erzgebirges. In Abwesenheit wurde Uhle durch das Halsgericht wegen Mordes zum Tode verurteilt."

Die Quellen belegen nicht, in welchem Verhältnis Pfarrer und Richter standen. Am 8. oder eher am 10. Juli 1563 wurde Bieber erschlagen und der Pfarrer wurde offenbar als Täter vermutet. Er entzog sich erst einmal einem "kuzen Prozess" begehrte dann aber vom Kurfürsten freies Geleit, um sich einem "ordentlichen Prozess" sellen zu können. Das Urteil scheint nicht Mord, sondern Todschlag, vielleicht Notwehr oder sogar Unfall gelautet zu haben.

1568 brach in Annaberg die Pest aus. Uhle unterbreitete der Stadt unter der Bedingung seiner Begnadigung das Angebot, die Stelle eines Pestpfarrers zu übernehmen. Die Stadt nahm sein Angebot an, da sich freiwillig kaum ein anderer Pfarrer in die von der Seuche betroffene Stadt begeben würde und setzte sich beim Kurfürsten für ihn ein. Nach der Begnadigung durch August trat Wolfgang Uhle die Stelle als Pestpfarrer an. Bei seiner Arbeit wurde er vom Diakonus Petrus Schüler unterstützt.

Trotz seines ständigen Kontakts mit den Infizierten, der Krankenpflege und der geistlichen Betreuung der Sterbenden erkrankte Uhle nicht an der Seuche. Sein aufopferungsvolles Wirken wurde schnell über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt. Nachdem zum Jahresende 1568 die Seuche abgeklungen war, berief ihn die Kirchgemeinde von Breitenbrunn zum Gemeindepfarrer. Von 1569 bis zu seinem Tode wirkte Uhle 25 Jahre als Pfarrer in Breitenbrunn. Er wurde vor dem Altar vom Schlag getroffen.

Vor dem Kirchhof in Breitenbrunn erinnert ein Gedenkstein an Wolfgang Uhle. An der Mordstelle bei Clausnitz befindet sich der Pfarrer-Uhle-Stein.

Literatur

  • Gertrud Busch: Der Pestpfarrer von Annaberg, Schwarzenberg 1939
  • Hans Burkhardt: Wolfgang Uhle, Pestpfarrer aus Annaberg, Leipzig 1995
  • Gert Weidhas: Wolfgang Uhle, Zeugnisse und Mutmaßungen, Leipzig 2000
  • Joachim Mehnert: Haltet den Pfaffen!, Vom Halsgericht am Purschenstein zur Pesthölle von Annaberg, Annaberg 2007