Hinweis: Dieser Artikel enthält ein Bild von Baha'u'llah. Baha'i, die dieses Bild in Haifa und nicht an anderer Stelle betrachten möchten, sollten diesen Artikel nicht weiterlesen.

Baha'u'llah (arab. "Herrlichkeit Gottes"), mit bürgerlichem Namen Mirza Husayn Ali, (* 12. November 1817 in Teheran, Iran / Persien; † 29. Mai 1892 in Akka) war der Religionstifter der Baha'i-Religion.
Baha'u'llah entstammte einer adligen Familie aus Núr in Mazindaran (Iran). Er wurde bereits 1844 ein Anhänger des Bab, der drei Monate zuvor mit dem prophetischen Anspruch der Erfüllung des Islam hervortrat, und in der Folge die Religionsgemeinschaft des Babismus begründete. Obwohl sich Baha'u'llah und der Bab niemals trafen, korrespondierten sie miteinander. Nachdem der Babismus schon in den ersten Jahren seines Bestehens starke Verfolgungen erleiden musste, wurde die Gemeinschaft weitgehend zerschlagen, und der Religionsgründer im Juli 1850 öffentlich hingerichtet. Ein Babi (Anhänger des Bab), der Augenzeuge war, wurde hierdurch so verwirrt, dass er im August 1852 aus Rache den Schah auflauerte und mit einer Pistole auf ihn feuerte. Da er statt einer Kugel nur Schrot benutzte, wurde der Schah nicht ernsthaft verletzt. Die Gesamtheit der Babi wurde daraufhin ungerechterweise für die Tat verantwortlich gemacht. Viele Babis wurden sofort in Teheran unter empörendsten Martern getötet und viele andere ins Gefängnis geworfen. Auch Baha'u'llah wurde inhaftiert und in dem unterirdischen Gefängnis Siyah-Chal (Schwarzes Loch) in Teheran gefangen genommen. Dort erlebte er Seine Berufung zum Offenbarer. Er schreibt selbst hierüber: "Eines Nachts im Traum waren von allen Seiten diese erhabenen Worte zu hören: "Wahrlich, Wir werden Dich durch Dich selbst und durch Deine Feder siegreich machen. Sei nicht traurig über das, was Dir widerfahren ist, und fürchte Dich nicht, denn Du bist in Sicherheit..." In der Tat wurden von Baha'u'llah 15.000 Schriften gesammelt, die als Tablets, Tafeln oder Sendschreiben bezeichnet werden, und in persischer oder arabischer Sprache offenbart wurden. Seine Worte flossen wie beim Bab mit einer enormen Geschwindigkeit, obwohl wie er selbst bezeugt, er die allgemein übliche Gelehrsamkeit der Menschen nicht studiert und ihre Schulen nicht betreten hat. Nach vier Monaten wurde er aus dem Gefängnis entlassen. Vom Schah wurde er jedoch aufgefordert Persien zu verlassen. Er entschied sich mit seiner Frau Navvab, seinem Sohn Abdu'l Baha und seiner Tochter Bahiyyih Khanum sowie zwei Brüdern nach Bagdad zu emigrieren. Sein jüngster Sohn Mirza Mihdi, damals noch ein kleines Kind, musste bei Verwandten zurückbleiben. Erst einige Jahre später konnte er mit seinen Eltern wieder vereint werden.
Nach einer dreimonatigen Reise in einem harten Winter ohne Winterbekleidung, Winterausrüstung und ausreichende Verpflegung kamen sie schließlich am 8. April 1853 in Bagdad an. Mit Ausnahme der Zeit vom 10. April 1854 bis zum 19. März 1856, in der sich Baha'u'llah in die Einsamkeit der Berge Sulaymaniyyihs zurückzog, hielt er sich bis 1863 in dieser damals dem osmanischen Reich zugehörigen Stadt auf. Dort verfasste er u.a. "Die Verborgenen Worte", die Aussprüche enthalten, um "den Geist der Menschen neu auszurichten, Ihre Seelen zu erbauen und ihr Verhalten zu verbessern", "Das Buch der Gewißheit", in dem er die zentralen theologischen Fragen des Glaubens behandelt, die beiden mystischen Werke "Die Sieben Täler" und "Die Vier Täler" sowie das "Tablet des Heiligen Seefahrer", in dem er seine kommenden Leiden prophezeit. Am 21. April 1863 und an den darauffolgenden Tagen bis zum 2. Mai erklärte er vor seiner Weiterverbannung nach Konstantinopel seinen Gefährten im Garten Ridvan (arab. "Paradies") bei Bagdad seine Sendung als der Verheißene aller Religionen, dessen Kommen der Bab vorausgesagt hatte. Die überwiegende Mehrzahl der Babi trat zu der von Baha'u'llah gestifteten Baha'i-Religion über. Diese sogenannten Ridvantage werden jährlich als "Größtes Fest" von den Baha'i im Baha'i-Kalender gefeiert.
Am 16. August 1863 kam Baha'u'llah mit seiner Familie und 26 seiner Jünger in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul an. Als auch hier sich die Menschen zunehmend zu ihm hingezogen fühlten, verbannte man ihn weiter nach Adrianopel (Edirne), wo er am 12. Dezember 1863 ankam. Hierdurch wurde Baha'u'llah der erste Religionsstifter, der europäischen Boden betreten hat. Von hier aus proklamierte er seine Botschaft an die Könige und Herrscher der Welt. Er offenbarte u.a. die "Sure der Könige", in der in erster Linie die Könige der Welt in ihrer Gesamtheit angesprochen werden, das "Tablet an Nasirid-Din Shah", in dem die Ziele, Zwecke und Grundsätze seines Glaubens dargelegt und die Bedeutsamkeit seiner Mission beleuchtet wird, das "Tablet des Zweiges", in dem die Stufe Abdu'l Bahas enthüllt wird, das erste Sendschreiben an Napoleon III., in dem der Kaiser Frankreichs angesprochen und die Aufrichtigkeit seines Handelns geprüft wird, das arabische "Tablet an Ahmad", das oftmals gelesen wird, wenn jemand bedrängt oder bekümmert ist, das persische "Tablet an Ahmad", das einen Begleiter Baha'u'llahs auf dem Wege des Glaubens führen sollte, sowie die Fastengebete.
Schließlich wurde er in die osmanische Gefängnisstadt Akka im Heiligen Land weiterverbannt, wo er am 31. August 1868 zusammen mit etwa 68 Gefährten ankam und in eine Kaserne eingekerkert wurde. 1870 erlebte Baha'u'llah hier, wie sein Sohn Mirza Mihdi durch ein Dachfenster stürzte und tödlich verunglückte. Sein Grab befindet sich heute im Baha'i-Weltzentrum. Kurze Zeit später wurde wegen einer eintretenden Mobilisierung türkischer Truppen die Kaserne für Soldaten benötigt. Baha'u'llah und seine Familie mussten daraufhin mehrmals umziehen. Zuletzt wohnte er in Bahji bei Akka. Die Haftbedingungen wurden dabei allmählich gelockert. Er besuchte viermal die Stadt Haifa und schlug dabei sein Zelt am Berg Karmel auf und zeigte Abdu'l Baha die Stelle an der die sterblichen Überreste des Bab beigesetzt werden sollen. In seinem "Tablet des Karmel" hebt er die geistige Bedeutung dieses Berges für die Menschheit hervor und legt somit die Grundlage für die Entstehung des Baha'i-Weltzentrum in Haifa. In einem Sendschreiben an Ali Pasha, dem Grosswesir des Sultans der Türkei, prophezeit er dessen Sturz und in dem zweiten Sendschreiben an Napoleon III., dass sein Königreich "in Verwirrung gestürzt" würde und dass "sein Reich ihm entgleiten" würde, wenn er sich nicht aufmache, die Sache Gottes zu unterstützen. In seinen Sendschreiben an Zar Alexander II., Königin Viktoria I. und Papst Pius IX. verkündete er seine Offenbarung, rief die Empfänger auf, seinen Ruf zu folgen und sich für seinen Glauben einzusetzen und warnte sie vor den Folgen ihrer Weigerung. Außerdem verfasste er u.a. sein wichtigstes Buch, das Buch der Gesetze auch Kitab-i-Aqdas genannt, das "Buch des Bundes", in dem er Abdu'l Baha als seines Vaters Bevollmächtigter und als Ausleger seiner Lehren bestimmt und den "Brief an den Sohn des Wolfes", in dem er ausgesuchte Passagen aus seinen eigenen Schriften zitiert und einen Priester auffordert seine Taten zu bereuen. In Bahji starb er am 29. Mai 1892 und wurde in dem kleinen Gebäude neben dem Wohnhaus begraben. Dieses Gebäude wurde der Schrein Baha'u'llahs und die Qibla (arab. "Gebetsrichtung") des Baha'i-Glaubens. Der 29. Mai (Todestag) ist ein Gedenktag und der 12. November (Geburtstag) ein Feiertag im Baha'i-Kalender.
Literatur
- Baha'u'llah, Botschaften aus Akka, Hofheim 1988
- Baha'u'llah, Brief an den Sohn des Wolfes, Hofheim 1988
- Baha'u'llah, Das Buch der Gewissheit, Hofheim 2000
- Baha'u'llah, Die Sieben Täler - Die vier Täler, Hofheim 1995
- Baha'u'llah, Die Sure der Könige in: Ährenlese aus den Schriften Baha'u'llahs, Kapitel 65,66,113,114,116 und 118, Hofheim 1980
- Baha'u'llah, Die Verkündigungen Baha'u'llahs an die Könige und Herrscher der Welt
- Baha'u'llah, Kitab-i-Ahd (Das Buch des Bundes), in: Dokumente des Bündnisses, Hofheim 1989
- Baha'u'llah, Kitab-i-Aqdas - Das Heiligste Buch, Hofheim 2000
- Baha'u'llah, arabisches Tablet an Ahmad in: Gebete offenbart von Baha'u'llah, Bab und Abdu'l-Baha, S. 329-332, Hofheim-Langenhain 1984
- Baha'u'llah, persisches Tablet an Ahmad in: Ährenlese aus den Schriften Baha'u'llahs, Kapitel 152 und 153, Hofheim 1980
- Baha'u'llah, Tablet des Karmel in: Ährenlese aus den Schriften Baha'u'llahs, Kapitel 11, Hofheim 1980
- Baha'u'llah, Tablet vom Heiligen Seefahrer in: Gebete offenbart von Baha'u'llah, Bab und Abdu'l-Baha, S. 341-349, Hofheim-Langenhain 1984
- Baha'u'llah, Verborgene Worte, Hofheim 2001
- Balyuzi, Hasan M., Baha'u'llah: der Herr der Herrlichkeit, Hofheim-Langenhain: Baha'i-Verl. 1991
- Taherzadeh, Adib, Die Offenbarung Baha'u'llahs, Bde. 1-4, Hofheim-Langenhain: Baha'i-Verl., 1981-95
Weblinks
- Autorisierte Version einiger seiner Schriften auf Englisch, Persisch und Arabisch
- Deutscher Baha'i Verlag
- Ausführliche Lebensgeschichte von Baha'u'llah
- Offizielle Webseite der Baha’i-Weltgemeinde
Hinweis zu allen Baha'i-Themen: Die korrekten Rechtschreibformen sind "Bahá'í", "Bahá'ís", "Báb" und "Bahá'u'lláh". Aufgrund der technischen Begrenzungen werden die Formen "Baha'i", "Baha'is", "Bab", und "Baha'u'llah" häufig verwendet, die auch eine Erleichterung für den Leser darstellen.
Personendaten | |
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NAME | Baha'u'llah |
ALTERNATIVNAMEN | bürgerlich: Mirza Husayn Ali |
KURZBESCHREIBUNG | Religionstifter der Baha'i-Religion |
GEBURTSDATUM | 12. November 1817 |
GEBURTSORT | Teheran, Iran |
STERBEDATUM | 29. Mai 1892 |
STERBEORT | Akka |