Ephraim Kishon
Ephraim Kishon (* 23. August 1924 in Budapest, Ungarn; † 29. Januar 2005 in Meistersrüte (Appenzell Innerrhoden), Schweiz) gilt als einer der bedeutendsten Satiriker des 20. Jahrhunderts.
Kishon lebte und arbeitete als Journalist, Schriftsteller und Regisseur (Theater, Film) in Israel und Appenzell (Schweiz). Sein Schwerpunkt lag in der humoristischen Darstellung der israelischen Alltagsrealität und seines Familienlebens. Er schrieb zumeist Kurzgeschichten, aber auch Theaterstücke und Drehbücher.
Kishon war in dritter Ehe verheiratet mit Lisa Witasek. Seine erste Ehe mit Eva (Chawa, geb. Klamer; Sohn Rafael) wurde geschieden und er heiratete in zweiter Ehe Sara (geb. Lipovitz, † 2002; Sohn Amir und Tochter Renana), die in Deutschland als "die beste Ehefrau von allen" bekannt wurde.
Leben
Kishon wurde 1924 als Ferenc (dt. Franz) Hoffmann in einer ungarisch-jüdischen Familie in Budapest geboren und wuchs dort auch auf. Er sprach in seiner Jugend weder Hebräisch noch Jiddisch. Kishons Vater Dezső war Bankdirektor, seine Mutter vormals dessen Sekretärin. Er hat eine Schwester.
Seine Begabung wurde schon recht früh erkannt. So erlangte er 1940 den 1. Preis des ungarischen Novellenwettbewerbs für Mittelschüler. Wegen der Rassengesetze wurde ihm das Studium an einer Hochschule verwehrt, so dass er 1942 eine Ausbildung zum Goldschmied begann.
1944 wurde Kishon in ein Konzentrationslager nach Polen deportiert. Er überlebte, da ihm im letzten Kriegsjahr 1945 auf dem Weg ins Vernichtungslager Sobibor die Flucht gelang. Ein Großteil seiner Familie aber kam in den Gaskammern von Auschwitz ums Leben.
1948 machte er sein Diplom als Metallbildhauer und Kunsthistoriker. Wegen der Kommunisten folgte im Mai 1949 die Auswanderung mit einem Flüchtlingsschiff nach Israel. Hier wurde sein Name Kishont, ein Name, den er sich zugelegt hatte, weil er im kommunistischen Ungarn weniger bürgerlich klang, in Kishon geändert (Kis-Hont ist ungarisch für "kleiner Hont", wobei Hont ein verbreiteter ungarischer Nachname ist).
Eine Anekdote beschreibt, wie er eigentlich zu seinem späteren Namen kam: Ein Beamter stutzte diesen bei der Abwicklung der Einreiseformalitäten kurzer Hand auf Kishon. Den Vornamen Ferenc ersetzte der Mann mit der lakonischen Bemerkung "gibt es nicht" durch Ephraim.
Bereits 1952 begann er in hebräischer Sprache in der Zeitung »Ma’ariv«, der größten Tageszeitung in Israel, unter dem Namen »Chad Gadja« (Lämmchen) eine tägliche Kolumne zu schreiben. Diese tägliche Glosse betreute er 30 Jahre. 1953 wird »Der Schützling« im Nationaltheater »Habimah« von ihm aufgeführt. 1959 wählte die »New York Times« sein »Look Back Mrs. Lot« (»Dreh'n sie sich um, Frau Lot«) zum »Book of the Month«. Damit begann Ephraim Kishons internationale Karriere.
Die Weltauflage seiner Bücher liegt bei 43 Mio. (davon 33 Mio. in deutscher Sprache). Auf Hebräisch sind ca. 50 Bücher, im Deutschen etwa 70 Bücher erschienen (viele Zusammenstellungen von bereits erschienen Geschichten); weltweit etwa 700 Bücher in 37 Sprachen. Kishons Filme wurden zweimal für den Oscar nominiert (»Schlaf gut, Wachtmeister« und »Sallach«) und seine Filme wurden - neben einer Reihe von anderen Auszeichnungen - dreimal mit dem Golden Globe bedacht.
Weltweit sind die »Familiengeschichten« Kishons meistverkauftes Buch. Es ist, abgesehen von der Bibel, das meistverkaufte Buch in hebräischer Sprache. Sein in Deutschland wohl bekanntestes Werk ist »Der Blaumilchkanal«.
Großen Anteil an diesem Erfolg hat der österreichische Schriftsteller Friedrich Torberg, der bis 1979 seine Bücher aus dem Englischen ins Deutsche übersetzte.
Nach dem Tod seiner Frau Sara 2002, der "besten Ehefrau von allen", heiratete Kishon im April 2003 die österreichische Schriftstellerin Lisa Witasek.
Noch am 27. Januar 2005 erteilte er die Druckfreigabe für das Buch "Kishon für Österreicher - und alle, die es gern wären".
Ephraim Kishon starb am 29. Januar 2005 an einem Herzanfall.
Bücher (Auswahl)
- Arche Noah, Touristenklasse, satirische Kurzgeschichten, 1963
- Drehn Sie sich um, Frau Lot!, satirischer Roman, 1962, Weltbild Verlag, Augsburg 2004 ISBN 3-89897-108-2
- Der seekranke Walfisch, satirische Kurzgeschichten
- Wie unfair, David, 1969
- Der Fuchs im Hühnerstall, satirischer Roman, 1969, der Roman erzählt die Geschichte eines Politikers, der ein Dorf umkrempeln will.
- Der Blaumilchkanal, satirischer Roman
- Nicht so laut vor Jericho
- Salomos Urteil, Zweite Instanz
- Kein Applaus für Podmanitzki
- Kein Öl, Moses?, 1974
- Paradies neu zu vermieten, 1979
- Kishons beste Autofahrergeschichten, 1985
- Mein Freund Jossele
- Abraham kann nichts dafür
- Total verkabelt
- Picassos süße Rache
- Nichts zu lachen, Autobiographie
- Mein Kamm
- Der Glückspilz, satirischer Roman auf die moderne Mediengesellschaft, Langen Müller Herbig, 2003, ISBN 3-404-14816-9
- Der Schachcomputer. Gegner und Freund.
Theaterstücke (Auswahl)
- Der Schützling, 1953
- Schwarz auf Weiß. Ein satirisches Märchenspiel in drei Akten, 1956
- Der Trauschein (anderer Titel: Die Heiratsurkunde; engl. Originaltitel: The Licence; Deutsch von Helmut Castagne), 1959
- Kein Wort zu Morgenstern, 1960
- Sie und Er, 1961
- Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht, 1968
- Es war die Lerche, 1972
- Sallah Shabati, 1988
- Es war die Nachtigall, 1989
- Der Vaterschaftsprozess des Josef Zimmermann, 1998
Filme (Auswahl)
- Sallah Shabati oder Tausche Tochter gegen Wohnung (1964)
- Ervinka (1967)
- Der Blaumilchkanal (1969)
- Schlaf gut Wachtmeister (1970)
- Der Fuchs im Hühnerstall (1978)
- Der Trauschein (1983)
- Zieh den Stecker raus, das Wasser kocht (1985)
Auszeichnungen
- Nordau-Literaturpreis, Israel (1953)
- Sokolov-Preis, Israel (1958)
- Medaillon des bulgarischen Schriftstellerverbandes (1966)
- Herzl-Preis, Israel (1970)
- Jabotinsky-Preis (1970)
- Orden wider den tierischen Ernst (1978) (2002 nach Disput mit Norbert Blüm zurückgegeben)
- Neumann-Preis (1984)
- Karl-Valentin-Orden (1984)
- Shalom-Aleichem-Literatur-Preis, Israel (1984)
- Österreichischer Staatspreis für Kunst und Literatur (1996)
- Großer Literaturpreis von Ungarn (1998)
- Bialékpreis, Israel (1999)
- Ungarischer Staatspreis für Literatur (1999)
- Israel-Preis (2002)
Literatur
- Kishon, Ephraim: Alle Satiren. - München : Langen Müller, 1999. - Jubiläumsausgabe. - ISBN 3-7844-2738-3
- Kishon, Ephraim: Nichts zu lachen: die Erinnerungen nach Gesprächen mit dem israelischen Journalisten Jaron London. - München : Langen Müller, 1993. - ISBN 3-7844-2457-0
- Kishon, Ephraim: Was sie schon immer über Kishon wissen wollten ...: ein Porträt in Daten, Fakten, Interviews, Reportagen und eigenen Texten. - Frankfurt a.M. Ullstein, 1993. - ISBN 3-548-23569-7
Weblinks
- http://www.ephraimkishon.de - Eine inoffizielle Website
- http://www.kishon.info - Eine weitere inoffizielle Website
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Kishon, Ephraim |
| ALTERNATIVNAMEN | Hoffmann, Ferenc (Geburtsname) |
| KURZBESCHREIBUNG | israelischer Satiriker, Journalist und Regisseur ungarischer Herkunft |
| GEBURTSDATUM | 23. August 1924 |
| GEBURTSORT | Budapest, Ungarn |
| STERBEDATUM | 29. Januar 2005 |
| STERBEORT | Appenzell, Schweiz |