Brights

Zusammenschluss von Personen, die ein Weltbild frei von Elementen des Übernatürlichen vertreten
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Als Brights bezeichnet sich ein internationaler Kreis von Personen, die ein naturalistisches Weltbild vertreten und deren Ethik und Handlungen auf diesem Weltbild basieren. Hauptziel der Brights-Bewegung ist es, die gesellschaftliche Akzeptanz des naturalistischen Weltbilds zu fördern.

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Logo der Brights

Geschichte

„Atheismus“ ist in großen Teilen der US-amerikanischen Bevölkerung ein negativ besetzter Begriff.[1] Die Atheist Alliance International hielt zu diesem Phänomen im April 2003 eine Konferenz ab, auf der der Begriff Bright vorgestellt wurde. Paul Geisert und Mynga Futrell verwendeten den Begriff als positiv wertende Bezeichnung für Menschen, die eine naturalistische Weltanschauung vertreten. Sie hofften damit, dass der Begriff eine ähnliche Entwicklung durchlaufen könnte wie die Bezeichnung „gay“ für homosexuell. Auf diese Art und Weise sollte die Akzeptanz in der Bevölkerung für Menschen mit naturalistischem Weltbild erhöht und Vorurteilen und Diskriminierungen entgegengewirkt werden.

Popularisierung

Als die Bewegung aufkam, publizierten zahlreiche ihrer Anhänger Artikel in verschiedenen Zeitschriften und Magazinen. Dies fand vor allem im englischen Sprachraum statt. Daher ist der Begriff Bright und die Brights-Bewegung in englischsprachigen Ländern auch wesentlich bekannter als in Frankreich oder Deutschland. Einige der Artikel waren bewusst provokativ verfasst. Der Philosoph Daniel Dennett begann seinen Artikel The Bright Stuff in der New York Times wie folgt:

Die Zeit ist reif für uns Brights, uns zu bekennen. Was ist ein Bright? Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild, frei von Übernatürlichem. Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen oder den Osterhasen − oder an Gott.[2]

Richard Dawkins schrieb mehrere Artikel über die Brights und wirbt auch in seinem 2006 erschienenen Buch Der Gotteswahn für die Brights. Er sieht den Begriff als ein Mem an und sagt von sich, dass er als „unvoreingenommener Wissenschaftler“ neugierig darauf ist, wie es sich entwickeln wird. Außerdem weist Dawkins mehrfach auf Studien hin, nach denen Atheisten und Naturalisten überdurchschnittlich intelligent seien. Weiterhin führt er die Entwicklung, dass Homosexuelle in Amerika heute gesellschaftlich akzeptierter sind, auf das Wort „gay“ zurück und hofft auf eine ähnliche Entwicklung mit dem Wort „Bright“. In seinem Artikel Let There Be Brights im Wired Magazine sagt er:[3][4]

Ich bin ein Bright. Sie sind (wahrscheinlich) ein Bright. Die meisten der Menschen, die ich kenne, sind Brights. Die Mehrzahl der Wissenschaftler sind Brights. Wahrscheinlich gibt es eine Menge geheimer Brights im Parlament, aber sie trauen sich nicht, es öffentlich zu sagen. Bedenken Sie bei diesen Beispielen, dass das Wort ein Substantiv ist, kein Adjektiv. Wir Brights behaupten nicht, bright im Sinne von intelligent zu sein, genauso wenig, wie die Schwulen behaupten, gay im Sinne von erfreut zu sein.

Selbstverständnis

Philosophischer Zusammenhang

Der Naturalismus ist eine wissenschaftsorientierte, sowohl ontologische, epistemologische als auch methodologische Aspekte einbeziehende philosophische Grundhaltung. Ein naturalistisches Weltbild beinhaltet meist Reduktionismus, Determinismus, Materialismus, Physikalismus, Monismus, Behaviorismus, Positivismus und Atheismus, wobei es Minderheiten mit abweichenden Sichtweisen zu einzelnen Punkten gibt (z.B. Agnostiker, Rationalisten, Freidenker). Naturalisten begründen ihr Weltbild mit einer natürlichen Ordnung, die durch die Naturgesetze bestimmt ist und durch Sinneswahrnehmung erkannt werden kann. Übernatürlich ist somit alles, was sich nicht auf diese Ordnung zurückführen lässt.

In Bezug sowohl auf den weltanschaulichen Hintergrund als auch die Anhängermasse gibt es zudem zahlreiche Berührungspunkte der Brights mit den Ansichten der Skeptikerbewegung.

Ziele der Brights

Brights Deutschland definiert folgende drei Hauptziele für die Bewegung:[5]

  1. Das Verständnis und die gesellschaftliche Anerkennung des naturalistischen Weltbildes, das frei von übernatürlichen und mystischen Elementen ist, zu fördern.
  2. Die öffentliche Aufmerksamkeit darauf zu richten, dass Personen mit einem solchen Weltbild wichtige gesellschaftliche Entscheidungen mit positiven Aktionen beeinflussen können.
  3. Die Gesellschaft dazu zu bewegen, ihre vollständige und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu akzeptieren.

Die Ziele werden ausschließlich im Rahmen eines festgesetzten Prinzipienkatalogs verfolgt [6]

Organisation

Die Bewegung stützt sich auf ein Netzwerk kleinerer Organisationen wie the brights und auf eine Reihe prominenter Einzelpersonen, darunter viele prominente Naturwissenschaftler. Besonders bekannte Brights sind:

Aktivitäten

Es gibt gegenwärtig Brights in über 140 Ländern. [7] Seit Juli 2007 findet die Verleihung eines Anti-Preises, des „Dodo des Monats“, für Taten und Äußerungen, die sich nach Meinung der Jury „gegen die kulturelle, soziale, politische Aufklärung wenden“, statt. [8]

Um auf ihre Ziele aufmerksam zu machen treten viele prominente Brights in Talkshows auf. [9]

Kritik

Innerhalb der Skeptikerbewegung konzentriert sich die Kritik besonders auf die Selbstbezeichnung als „Bright“, die dazu führen könnte, dass Außenstehende annehmen könnten, dass Brights sich selbst für klüger hielten als ihre Mitmenschen: Chris Mooney meint, dass die Selbstbezeichnung als „Bright“ dazu führe, dass die überwiegende Mehrheit wieder zum alten Klischee von den „arroganten Atheisten“ zurückkehre; dieses Klischee sei der Mehrheit ohnehin schon ins Bewusstsein gebrannt worden.[10] Der Bright-Mitbegründer Daniel Dennett legt Menschen, die an Übersinnliches glauben und den Begriff Bright kritisieren, in seinem Buch Breaking the Spell nahe, ein ähnlich positiv besetztes Wort als Eigenbezeichnung zu wählen und schlägt Supers vor, was eine Abkürzung des englischen Wortes Supernaturalists sein soll.

Der Spiegel publizierte im Mai 2007 einen Leitartikel, in dem unter anderem das Weltbild der Bright diskutiert wird.[11] Das Neue an dieser Form des Atheismus, so der Spiegel-Kolumnist, sei vor allem der „missionarische Habitus“.[11] Diese Einstellung hält der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, für „pseudoreligiöse Wissenschaftsgläubigkeit“[11] und auch in der liberalen ZEIT wurde dem bekannten deutschen Bright Michael Schmidt-Salomon eine "naive und völlig dialektikfreie Version der Aufklärung" zugeschrieben.[12] Der neomarxistische Literaturwissenschaftler Terry Eagleton bemängelt, dass diese Art Religionskritik einen Kenntnisstand offenbare, der nicht einmal den eines Erstsemesterstudierenden in Theologie erreichen würde.[13] Ähnliche Kritik äußert der rechtskonservative Politiktheoretiker Dinesh D'Souza Daniel Dennett gegenüber: Letzterer habe Immanuel Kants Werk und die aus ihm folgenden Debatten in der Philosophie scheinbar noch gar nicht wahrgenommen.[14] Die agnostische Molekularbiologin Renée Schroeder würde sich ebenfalls nicht der Brights-Bewegung anschließen, denn sie sei „gegen jede Art von Missionierung, auch gegen atheistische.“[15]

Quellenangaben

  1. Farkas, Steve, Jean Johnson, & Tony Foleno (2001): For Goodness’ Sake: Why So Many Want Religion to Play a Greater Role in American Society. New York, NY: Public Agenda, S. 100.
  2. „The Bright Stuff“ Daniel C. Dennett, Aufsatz in der New York Times, 12. Juli 2003
  3. „Let There Be Brights“ (dt. Übersetzung) Richard Dawkins
  4. „Let there be brights“ (Original) Richard Dawkins
  5. Brights-Deutschland.de, Die drei Hauptziele der Bewegung sind:, abgerufen am 11. Dezember 2007
  6. Prinzipien der Brights
  7. the-brights.net
  8. Bisherige Preisverleihungen mit Laudatio
  9. Jung, Irene: „Wozu brauchen wir Gott?“, Hamburger Abendblatt, 22. Oktober 2007, S. 3.
  10. Not Too „Bright“ Artikel beim Committee for Skeptical Inquiry.
  11. a b c Smoltczyk, Alexander: „Gott ist an allem Schuld!“ Der Kreuzzug der neuen Atheisten, Der Spiegel 22/2007, S. 56-69.
  12. Jan Free, Gottlose Tiere, Die Zeit 06/2008 <[1]>, letzter Zugriff: 19. Februar 2008
  13. Eagleton, Terry: „Lunging, Flailing, Mispunching“, London Review of Books 19. Oktober 2006, <http://www.lrb.co.uk/v28/n20/eagl01_.html>, letzter Zugriff: 13. November 2006.
  14. D'Souza, Dinesh: „Not So 'Bright'“, Wall Street Journal, 12. Oktober 2003, <http://www.opinionjournal.com/extra/?id=110004153>, letzter Zugriff: 13. November 2007.
  15. Vannina Wurm & Thomas Kramar: „Man soll sich ja kein Bild machen!“, Die Presse, 19. September 2007.