Al-Walid ibn Talal

saudi-arabischer Scheich und Investor
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Prinz al-Walid ibn Talal Al Saud (arabisch الوليد بن طلال بن عبد العزيز آل سعود, DMG al-Walīd b. Ṭalāl b. ʿAbd al-ʿAzīz Āl Saʿūd, oft auch Alwaleed Bin Talal Alsaud geschrieben;* 7. März 1957 in Riad) ist ein saudiarabischer Investor. Er steht mit einem Vermögen von 20,3 Mrd. Dollar in der Liste The World's Billionaires vom Forbes Magazine an der dreizehnten Stelle der reichsten Menschen der Welt [1] und ist der reichste Araber [2] (März 2007) (nur der Arabisch-stämmige Mexikanische Milliardär Carlos Slim Helú ist reicher). Prinz Walid führt die Kingdom Holding.

Datei:Kingdom Tower.jpg
Kingdom Tower der Kingdom Holding in Riad

Herkunft

Walid ist der Enkel von Abd al-Aziz ibn Saud, dem Gründer der Dynastie der Saud, der von 1932 bis 1953 König von Saudi-Arabien war, und der Enkel von Riad as-Solh, dem ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Libanon. Sein Vater, Talal ibn Abd al-Aziz, der 21. Sohn von Abd al-Aziz ibn Saud, ging 1962 als liberaler Reformer ins ägyptische Exil, wo Walid keine Apanagen als Prinz erhielt. Walid ist der älteste Sohn Talals. 1964 kehrte die Familie zurück nach Saudi-Arabien, blieb jedoch von Staatsämtern ausgeschlossen. Nach der Scheidung seiner Eltern wuchs Walid bei seiner Mutter Muna Sulh in Beirut auf. Als 1975 der Bürgerkrieg im Libanon ausbrach, schickte Talal Walid an die König-Abd-al-Aziz-Militärakademie nach Riad.

Ausbildung

Nach seinem Studienaufenthalt (seit 1976) am Menlo College (Betriebswirtschaft) in Kalifornien 1979 erhielt er (nach eigenen Angaben [3]) als Grundstock für sein Vermögen von seinem Vater 15.000 Dollar und eine Villa im Wert von 1,5 Millionen Dollar. Nachdem er das Geld in Bauunternehmungen angelegt hatte und der Vater ihm weitere Zuwendungen versagte, nahm Walid auf die Villa eine Hypothek auf, spekulierte erfolgreich mit Grundstücken, baute ein Bauunternehmen auf (Kingdom Establishment) und erwirtschaftete bis 1983 ein Vermögen von 450 Millionen Dollar. Sein Unternehmen profitierte vom Boom der Baubranche in den 80er Jahren, nachdem der Ölpreis 1980 einen Höchststand erreicht hatte. An der Syracuse University (New York) erlangte Walid 1985 den Master (Politikwissenschaften).

Karriere

Er kaufte die verschuldete United Saudi Commercial Bank und führte sie durch mehrere Fusionen zur einträglichsten Bank Saudi Arabiens und zum bedeutendsten Finanzinstitut des Nahen Ostens. Ab 1987 spekulierte Walid an der Wall Street. Nachdem der Aktienkurs der Citigroup 1991 auf ein Tief von 12 Dollar gesunken war, investierte er einen Großteil seines Vermögens, 800 Millionen Dollar, in 15 % der Aktien des Unternehmens (größter Einzelaktionär), die bis heute eine Hälfte seines Vermögens beisteuern (zehn Milliarden Dollar, 4,3 % der Citigroup).

Die amerikanische New York Times bezeichnete Walid als „arabischen Warren Buffett“, worauf der amerikanische Milliardär Warren Buffett Walid schrieb, er sei als „Walid Amerikas“ bekannt. Prinz Walid machte, ähnlich wie Buffett, sein Vermögen nicht mit einem einzelnen Produkt (z. B. Stahl), sondern mit Beteiligungen. Er kaufte hauptsächlich Aktien von weltweit bekannten Konzernen mit starkem Markennamen auf (Buffett setzt auf hohen realen Wert und niedrige Preise), die sich in einer schwachen Performance befanden und Liquiditätsprobleme hatten.

Bei einem schweren Kursverfall an der saudischen Börse, bei dem diese 30 % ihres Wertes verlor, kündigte der Prinz Neuinvestitionen in Höhe von 2,7 Mrd. Dollar an, was für einen Stimmungsumschwung sorgte.

Bei KirchMedia verlor Walid mutmaßlich 350 Millionen Dollar [4]. Er ist an Mövenpick zu 27 % beteiligt.

Der Prinz hatte im Mai 2005 für Aufsehen gesorgt, als er sich an 15 amerikanischen Firmen mit insgesamt einer Milliarde Dollar beteiligte. Dazu gehörten Walt Disney, McDonald's, WorldCom, Procter & Gamble, priceline.com, amazon.com und eBay. Walid ist u. a. beteiligt am New Yorker Plaza Hotel (10 %), der Hotelkette Four Seasons (22 %), Rupert Murdochs News Corporation (6 %), Disneyland Paris (17,3 %), Apple (5 %) und dem Pariser Hotel George V (100 %).

Spenden

In einem Interview mit dem Spiegel [5] sagte Walid 1999 "Gott hat mich mit großem Reichtum gesegnet, das bringt Verpflichtungen mit sich". Nach Berichten aus Riad soll der Prinz jährlich etwa 200 Millionen Dollar verteilen [6].

Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA lehnte der New Yorker Bürgermeister Giuliani eine Spende Walids in Höhe von zehn Millionen Dollar ab, da Walid die USA zuvor als zu Israel-freundlich kritisiert hatte.

Der Prinz ist ein Unterstützer von Hanadi Zakaria al-Hindi und Mona Abu Suleyman.

Mitte 2005 spendete Walid dem Louvre (Paris) 17 Millionen Euro für eine neue Abteilung für islamische Kunst [7].

Im Frühjahr 2006 spendete er den beiden amerikanischen Universitäten Harvard (Prince Alwaleed Bin Talal Islamic Studies Program) und Georgetown (Washington D.C., Prince Alwaleed Bin Talal Center for Muslim-Christian Understanding) je 20 Millionen Euro.[8] Das Wall Street Journal bemängelte daraufhin das Fehlen eines Center for Muslim-Christian Understanding in Saudi-Arabien [9].

Aktuell wird der Prinz mit einer 200 Mio$ Spende zur Errichtung eines "Islamischen Gesundheitszentrums" in Deutschland in Verbindung gebracht. (siehe unter Spende für ein Rehabilitationszentrum)

Sonstiges

Im Mai 2005 erhielt der Prinz den ADC's Global Achievement Award des American-Arab Anti-Discrimination Committee [10].

Für 2006 plant Prinz Walid mit einem Emissionsvolumen von sechs Mrd. Dollar den Börsengang von 30 % seiner Kingdom Holding [11]. Der Börsengang würde zu den 15 größten der Geschichte zählen (Rosneft, 20 Mrd $, 2006, geplant).

Walid ist dreifach geschieden und hat einen Sohn, Chālid (* 1978), und eine Tochter, Rīm (* 1982).

Im Oktober 2007 kaufte er als erster Privatkunde einen Airbus A380 in Flying Palace-Ausstattung. Mit der Kingdom 5KR besitzt Walid eine der größten Motoryachten der Welt.

Spende für ein Rehabilitationszentrum

Aktuell wird der Prinz mit einem Vorhaben in Nauen (Brandenburg) in Verbindung gebracht. Dort plant eine „Kingdom Health International“ die Errichtung eines Rehabilitationszentrums für muslimische Kriegsopfer auf einem 50.000 m² großen Areal unweit der Nauener Havellandklinik. Laut einem Bericht des Deutschlandradios vom 15. November 2006 sollen über 200 Mio. US-Dollar für dieses Projekt gespendet werden. Die Bürger der Brandenburgischen Kleinstadt sowie Kommunalpolitiker haben sich gegen dieses Vorhaben gestellt, da befürchtet wird, dass sich das „Reha-Zentrum“ zu einem Ausgangspunkt für islamistische Bestrebungen entwickeln könnte.

Quellen

  1. Forbes Magazine's List of the World's Richest People
  2. Le Top 20 des milliardaires arabes
  3. Scheich auf Schnäppchenjagd, Der Spiegel 42/1997 S.150
  4. Rainer Hermann: Der arabische Warren Buffet, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26. März 2006, Nr 12, Seite 55
  5. 'We Too Are Victims of Terrorism', Interview aus Der Spiegel 31.01.2005, Englische Übersetzung in New York Times 31. Januar 2005
  6. Rainer Hermann, Er hat kein Königreich, aber die Kingdom Holding, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Februar. 1999
  7. Louvre.fr, Models of the Islamic Art Department New Wing
  8. Prince Alwaleed's Gift Supports OCP Islamic Heritage Project, Harvard University Library Notes / January 2006 / No. 1329,
  9. Heikle Spenden eines Ölprinzen, SpiegelOnline 13. April 2006
  10. ... Prince Al Walid bin Talal Al Saud, recipient of ADC's Global Achievement Award
  11. Alwaleed Plans $6 Billion Kingdom Holding IPO, Bloomberg, 24. Februar 2006

Literatur

  • Riz Khan:AlWaleed: Businessman Billionaire Prince, HarperCollins, 2005, ISBN 0060850302; dt: Alwaleed : Prinz, Geschäftsmann, Milliardär, Börsenmedien, Kulmbach 2006, ISBN 978-3-938350-26-3