Deutsche Post AG

deutsches Logistikunternehmen
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Die Deutsche Post AG mit Sitz in Bonn zählt zu den größten Logistikunternehmen weltweit. Deutsche Post World Net ist der Name, unter dem der Konzern in der Öffentlichkeit auftritt. Das Unternehmen entstand 1995 durch Privatisierung der früheren Behörde „Deutsche Bundespost“.

Deutsche Post AG

DP-Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN DE0005552004
Gründung 1995 (Privatisierung)
Sitz Bonn
Leitung Frank Appel (Vorstandsvorsitzender), John Allan (CFO)
Mitarbeiterzahl 520.112 (2006), davon in Deutschland 150.000
Umsatz 60,545 Mrd. Euro (2006)
Branche Logistik
Website www.deutschepost.de

Geschichte

 
Gegenüberstellung: Briefkasten mit dem alten Posthorn mit Pfeilen der Deutschen Bundespost (unten) und das neue Posthorn der Deutschen Post AG (links oben)

Die heutige Deutsche Post entstand in den Jahren 1989 bis 1995 durch Privatisierung der Behörde Deutsche Bundespost – Postdienst („gelbe Post“). Gleichzeitig entstand aus dem Bereich Fernmeldedienst („graue Post“) die Deutsche Telekom sowie aus dem Bereich Postbank („blaue Post“) die Postbank. Das Bundesministerium für Post und Telekommunikation blieb zunächst weiterhin für die hoheitlichen Aufgaben im Postwesen zuständig. Später übernahm die neu geschaffene Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (Reg TP) die Aufgaben der Mittelbehörden. Dazu zählt unter anderem die Überwachung der Einhaltung der wettbewerbsregulierenden Vorschriften im Bereich der Post-Dienstleistungen. Für beamten- und versorgungsrechtliche Aufgaben der bei den Unternehmen verbliebenen Postbeamten wurde die Bundesanstalt für Post und Telekommunikation Deutsche Bundespost (BAPost) eingerichtet.

Seit 1998 fördert die Deutsche Post über die hauseigene Post-Stiftung das Institut zur Zukunft der Arbeit mit umfangreichem Wissenschaftssponsoring.

Am 20. November 2000 wurden die Aktien des Unternehmens erstmals auf dem organisierten Kapitalmarkt gehandelt. Dabei wurde ein Emissionserlös von 6,6 Milliarden Euro erzielt. Im selben Jahr wurde außerdem der Grundstein des Bonner Post Towers gelegt, der seit 2002 als Konzernzentrale dient.[1]

Am 14. Juni 2005 verkaufte die KfW Bankengruppe Aktien im Wert von 2 Mrd. Euro. Damit befindet sich die Deutsche Post nicht mehr mehrheitlich in Staatsbesitz.

Seit 2006 betreibt der Konzern in Troisdorf bei Bonn ein Forschungs- und Entwicklungszentrum (DHL Innovation Center), das Geschäftskunden zur Information über Technologien wie RFID, Geodaten- und GPS-Anwendungen zur Verfügung steht.

Das Unternehmen wurde 1990 bis 2008 von Klaus Zumwinkel geführt. Er bot am 15. Februar 2008 nach großem öffentlichen Druck seinen Rücktritt an, nachdem kurz zuvor Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung gegen den Postchef öffentlich wurden.[2] Zumwinkel war am Ende seiner Amtszeit der dienstälteste Vorsitzende eines Dax-Unternehmens.

Kennzahlen

Der Konzern erzielte im Jahr 2006 einen Umsatz von 60,5 Mrd. € und einen Gewinn (EBIT) von 3,87 Mrd. €. Verglichen mit 2005 wurden damit der Umsatz um 35,8 % und der Gewinn um 2,9 % gesteigert. Die starke Erhöhung des Umsatzes ist vor allem auf den Erwerb des Logistikkonzerns Exel zurückzuführen. Das Jahr 2006 zeigte aber auch einen Rückgang des Netto-Konzerngewinns um 14,3 % auf 1,92 Mrd. €. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass der Konzern im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Anteil an der Postbank auf 50 % plus eine Aktie verringert hat. Daher entfällt eine anteilig geringere Summe des Jahresergebnisses auf die Aktionäre der Deutschen Post. Die Dividende wurde von 0,70 € auf 0,75 € angehoben, was einer Ausschüttungssumme von etwa 903 Mio. € entspricht. Im ersten Quartal 2007 wurde ein Umsatz von 15,5 Mrd. € erzielt, was eine Steigerung um 4 % gegenüber dem Vorjahresquartal darstellt.

Im 1. Halbjahr 2007 wurde der Umsatz im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum um 5,4 % auf 30,9 Mrd. € gesteigert; der Gewinn (EBIT) stieg im gleichen Zeitraum um 9,0 % auf 1,7 Mrd. €.

Zum 31. Dezember 2005 war die Deutsche Post in über 220 Ländern aktiv und beschäftige zu diesem Zeitpunkt 502.545 Menschen, die Mehrheit davon im Ausland und ist somit zugleich das größte Unternehmen, nach Mitarbeitern, in Europa. In Deutschland beschäftigt die Deutsche Post rund 150.000 Mitarbeiter und verfügt über ein Filialnetz von 12.500 Niederlassungen und 930.000 Postfächer. Nach Angaben des Unternehmens suchen durchschnittlich 2,5 Millionen Bundesbürger täglich eine Postfiliale auf.

80.000 Postzusteller für 54.200 Zustellbezirke in Deutschland verteilen pro Tag rund 71 Millionen Briefe in 43 Millionen deutsche Haushalte.

Konzernaufbau

 
Post Tower, Konzernzentrale der Deutschen Post AG in Bonn

Die Deutsche Post wuchs seit ihrer Privatisierung vor allem durch Unternehmenskäufe (darunter etwa DHL, Danzas oder Exel) zu einem großen Logistikkonzern. Allein die Übernahme des angelsächsischen Logistikunternehmens Exel im November 2005 kostete 5,5 Mrd. €.

Der Konzern teilt sich in vier Unternehmensbereiche auf: Brief, Express, Logistik, Finanzdienstleistungen und Service. Seit Juni 2004 werden die Aktien der Finanz-Tochter Postbank an der Börse gehandelt.

Im Unternehmensbereich Brief betreiben etwa 125.000 Beschäftigte das deutsche Briefnetz. An jedem Werktag stellen sie durchschnittlich 70 Mio. Briefe an 3 Mio. Geschäftskunden und 39 Mio. Privathaushalte zu, von denen 95,7 % (gemessen 2005) einen Tag nach Einwurf ihren Empfänger erreichen. 123 Briefzentren und Zustellstützpunkte bilden ein deutschlandweites Netz, sodass auch abgelegene Wohnorte wie die nordfriesischen Halligen bedient werden. Private Zustellfirmen wie PIN oder TNT bieten zunehmend vergleichbare Leistungen besonders für Geschäftskunden und entwickeln sich so bereits vor Ablauf des Briefmonopols zu Konkurrenten der Post.

Der Bereich Express befördert nicht nur Expresssendungen, auch die täglichen Paket- und Kuriersendungen laufen unter dem Namen DHL-Express. Es besteht aus 131.000 Mitarbeitern. Das weltweite Netz besteht aus 33 Paketzentren in Deutschland und über 4.700 Stützpunkten weltweit. Seit 2004 können Pakete auch an fast 800 bundesweiten Paketautomaten; sogenannten Packstationen, eingeliefert und zugestellt werden. Der Bereich Express verfügt mit 72.000 Zustellfahrzeugen über die größte deutsche Fahrzeugflotte.

Den Bereich Logistik bilden 148.000 Mitarbeiter. Er erstreckt sich über 170 Länder und befördert jährlich 2 Mio. Tonnen Luftfracht und 1 Mio. Container Seefracht.

Der Bereich Finanzdienstleistungen besteht aus der Postbank und den Filialen. In den Postfilialen bieten 19.000 Mitarbeiter die Postdienstleistungen an. Das Filialnetz besteht aus 12.000 Filialen.

Durch die Übernahme des britischen Logistikunternehmens Exel im Dezember 2005 ist die Deutsche Post AG Weltmarktführer in den Bereichen Luft-, See- (beide DHL Global Forwarding) und Kontraktlogistik (DHL Exel Supply Chain) mit einem Jahresumsatz von 55 Milliarden Euro geworden. Zudem wurden die Aktivitäten im Bereich der europäischen Landverkehre im Geschäftsgebiet DHL Freight [3] gebündelt. Die Deutsche Post ist gemessen an ihren 500.000 Mitarbeitern das siebtgrößte Unternehmen weltweit und das größte deutsche Unternehmen.

Vorstand

 
Frank Appel links neben Klaus Zumwinkel (2007)

Klaus Zumwinkel führte das Unternehmen von 1990 bis 2008, zuletzt war er der dienstälteste Vorsitzende eines Dax-Unternehmens. Frank Appel wurde am 18. Februar einstimmig und mit sofortiger Wirkung zu seinem Nachfolger gewählt.[4] Gemäß Aufsichtsratsbeschluss vom 14. September 2007 gehören dem Konzernvorstand außerdem folgende Mitglieder an:[5]

Wolfgang Klein ist zugleich seit 2007 als Nachfolger Wulf von Schimmelmanns Vorsitzender des Vorstands der Postbank. Die Einkommen der Mitglieder des Vorstands der Deutschen Post setzen sich aus einem Fixum und zwei kurz- und langfristigen Boni zusammen. Im Geschäftsjahr 2006 belief sich die Vergütung der aktiven Vorstandsmitglieder auf insgesamt auf 18,50 (Vorjahr: 14,76) Mio. Euro.[6] Die individuellen Einkünfte werden im Geschäftsbericht veröffentlicht.

Konzernumbau

Das Postgesetz hatte der Deutschen Post AG bis zum 31. Dezember 2007 eine Reihe von befristeten Exklusivrechten zugestanden, es wurden aber dafür Universaldienstleistungspflichten verlangt. Seit dem 1. Januar 2008 hat die Post keine Exklusivlizenzen mehr, auf dem deutschen Postmarkt herrscht seitdem theoretisch ein freier Wettbewerb. Die vollständige Liberalisierung des Postmarktes in Europa wird zum 1. Januar 2011 erfolgen. Daher arbeitet die Deutsche Post intensiv daran, ihren Auslandsanteil am Umsatz kontinuierlich zu steigern.

Im Rahmen des durch die schrittweise Beseitigung des deutschen Briefmonopols nötigen Konzernumbaus betreibt die Deutsche Post außerdem die Umwandlung von Vollarbeitsplätzen in Teilzeitarbeitsplätzen in der Briefzustellung (Zustellung in kompakten Gebieten). Dieses ist unter anderem das Ergebnis des Beschäftigungspaktes, den die Gewerkschaft Verdi mit der Deutschen Post AG abgeschlossen hat.

Kritik

Da die Deutsche Post aus wirtschaftlichen Gründen seit Jahren die Zahl der Filialen verringert und mit Partnerunternehmen wie McPaper oder Supermärkten zusammenarbeitet, wird ihr vorgeworfen, dass Postmitarbeiter in den Filialen zum Teil überfordert seien, es zu langen Wartezeiten komme und Fehlauskünfte, insbesondere bei Legitimationsüberprüfungen, erteilt würden. Wurden anfangs nur Postfilialen auf dem Land geschlossen und durch Postagenturen ersetzt, so trifft dies zunehmend auch auf die Vororte von Großstädten zu. Auf herbe Kritik stieß ebenfalls die Anfang und Mitte der 2000er vorgenommene massive Reduzierung der Briefkästen.

Quellen

  1. 2000 - Börsengang der Deutschen Post dpwn.de, Geschichte 2000
  2. Justiz wirft Zumwinkel Millionen-Betrug vor Handelsblatt.com, 14. Februar 2008
  3. DHL Freight
  4. Frank Appel wird neuer Post-Chef Spiegel Online, 18. Februar 2008
  5. Neuer Finanzvorstand bei der Deutschen Post World Net dpwn.de, 14. September 2007
  6. Vergütung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2006 dpwn.de

Siehe auch

Commons: Deutsche Post AG – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien