Bad Wimpfen ist eine schöne und sehr alte Kurstadt am Neckar im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg.
Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Bad Wimpfen hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Baden-Württemberg |
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Landkreis: | Heilbronn |
Fläche: | 19,38 km² |
Einwohner: | 6.881 (31.12.2002) |
Bevölkerungsdichte: | 355 Einwohner je km² |
Höhe: | 169 m ü. NN |
Postleitzahl: | 74206 |
Vorwahl: | 07063 |
Geografische Lage: | 49° 13' n. Br. 09° 9' ö. L. |
Kfz-Kennzeichen: | HN |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 25 007 |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathaus 74206 Bad Wimpfen |
Offizielle Website: | www.bad-wimpfen.de |
E-Mail-Adresse: | info@badwimpfen.org |
Politik | |
Bürgermeister: | Claus Brechter |
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Geschichte
Erste Besiedlung durch die Kelten
Erste Siedlungsspuren auf der Gemarkung der heutigen Stadt Bad Wimpfen sind für die jüngere Steinzeit und die Bronzezeit nachgewiesen. Eine alte Völkerstraße, die von Frankreich kommt, gabelt sich hier längs der Jagst in Richtung Nürnberg und über Öhringen zur Donau und wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit begangen, was durch zahlreiche Funde dokumentiert wird.
Um 450 v. Chr. siedelten Kelten vom Stamm der Helvetier an Neckar, Kocher und Jagst im Raum Bad Wimpfen, auch die "Neckarschwaben" (Suebi Nicreti) werden von römischen Quellen nachgewiesen. Die Kelten gaben vermutlich den genannten Flüssen als auch der Siedlung Wimpfen ihre Namen. "Wimpfen" könnte nach dem deutsch-keltischen Wörterbuch von Obermüller (1872) eine keltische Wortschöpfung aus "uimpe" (umwallt) und "bin" (Berg) sein und in etwa "Wall am Berg" bedeuten.
Kastell und bedeutende Stadt der Römerzeit
Vermutlich im Jahre 98 n. Chr. sicherten die Römer das unter Kaiser Domitian eroberte Gebiet in Südwestdeutschland (das so genannte Dekumatland) durch den so genannten Neckar-Odenwald-Limes, ein System von Kastellen, die im Abstand von 12 bis 15 Kilometern angelegt wurden. Gegenüber der Jagstmündung entstand so das Kastell Wimpfen im Tal. Wie bei den meisten Kastellen bildete sich bald eine umgebende zivile Siedlung, in der sich vor allem Händler und Handwerker ansiedelten.
Nach der Verlegung der Reichsgrenze zum Limes bei Jagsthausen unter Kaiser Antoninus Pius (138-161 n. Chr.), vermutlich im Jahre 159 n. Chr., verlor das Kastell seine militärische Bedeutung.
Umso bedeutender war das römische Wimpfen im Tal als zivile Stadt. Es wurde Hauptort eines römischen Verwaltungsbezirks namens Civitas Alisinensium und als eine von wenigen Römerstädten im heutigen Süddeutschland mit einer Stadtmauer und einem Graben geschützt. Die ummauerter Fläche betrug etwa 19 Hektar, damit gehörte Wimpfen zu den größten Römerstädten im heutigen Baden-Württemberg. Trotz dieser Bedeutung ist der lateinische Name von Wimpfen bis heute unbekannt.
Außerdem bestand hier eine hölzernen Brücke über den Neckar, die erst im frühen Mittelalter durch Eisgang zerstört worden sein soll. Die Neckarbrücken bilden bis in die Gegenwart im dicht besiedelten Neckartal wichtige Verkehrsknotenpunkte.
Entwicklung bis zum Mittelalter
Nach dem Abzug der Römer beherrschten die Alemannen ab dem Jahre 259/260 n. Chr. das Neckarbecken. Unter ihnen folgte der allmähliche Verfall der meisten römischen Bauten, da die Germanen um diese Zeit noch nicht in Stein bauten und mit vielen römischen Bauwerken, etwa Badegebäuden (Thermen) und Wasserleitungen (Aquädukten), auch schlicht nichts anfangen konnten. Um 500 wurde Wimpfen fränkisch. Mit der Besiedlung durch die Franken unter Chlodwig ging auch das Christentum einher, so dass die Überreste der frühen christlichen Kirchen auf den Überresten römischer Kultstätten ebenfalls auf diese Zeit zurückdatieren.
Im 9. Jahrhundert n. Chr. gelangte Wimpfen in den Besitz der Bischöfe von Worms. Zu dieser Zeit drangen die Ungarn in den Neckarraum vor und verwüsteten die meisten der dortigen Siedlungen, darunter auch Wimpfen. Im Rahmen des anschließenden Wiederaufbaus wurde auf den Ruinen der fränkischen Kirche ein größerer, Petrus als Patron des Bistums Worms gewidmeter Kirchenneubau errichtet. Über mehr als drei Jahrhunderte übten nun die dortigen Stiftsherren die geistliche Gerichtsbarkeit im mittleren und unteren Neckarraum zwischen Kirchheim und Heidelberg aus.
Marktrecht und Stauferpfalz
Durch eine Urkunde von Kaiser Otto I. gelangte Wimpfen im Jahr 965 in den Besitz des Marktrechts. Durch die verkehrsgünstige Lage und den Sitz der Gerichtsbarkeit entwickelte sich der Marktflecken prächtig. Der Wimpfener Talmarkt wird heute noch jährlich begangen und gehört mit seiner über 1000-jährigen Geschichte zu den traditionsreichsten Marktveranstaltungen Deutschlands.
Im Jahr 1182 wird ein Aufenthalt Kaiser Friedrich Barbarossas in Wimpfen vermutet. Sein mittelalterliches, staufisches Reich wurde dezentral verwaltet. Die Staufer errichteten deswegen an vielen Orten ihres Reiches so genannte Kaiserpfalzen - große, bewehrte Burganlagen, in denen die Kaiser Hof hielten und Recht sprachen. Die Stauferpfalz in Wimpfen wurde auf dem zum Kraichgau ansteigenden Bergrücken oberhalb der Siedlung im Tal errichtet, wo sich zuvor nur eine unbedeutende kleinere Siedlung befunden hatte. Die Pfalz und die sie umgebende Siedlung wuchsen in der Folgezeit stark an, so dass das staufische Wimpfen am Berg rasch eine stärkere Bedeutung gewann, als die ungleich ältere Talstadt. Um das Jahr 1200 datieren die meisten der heute noch erhaltenen Bauten der Kaiserpfalz, so auch das Wahrzeichen der Stadt, der 58 Meter hohe "Blaue Turm", der als westlicher Burgfried errichtet wurde und bis ins frühe 20. Jahrhundert als Wachturm diente.
Die Stauferpfalz in Wimpfen ist die größte erhaltene Kaiserpfalz nördlich der Alpen. Stauferkaiser Heinrich VI. hat nachweislich mindestens drei Mal in Wimpfen Hof gehalten, Friedrich II. mindestens acht Mal. Aus dem Jahr 1235 ist das historische Aufeinandertreffen von Kaiser Friedrich II. mit seinem aufrührerischen Sohn Heinrich VII. in Wimpfen überliefert.
Im 13. Jahrhundert veranlasste Richard von Deidesheim den Umbau der Stiftskirche im Stil der damaligen Zeit, der Gotik. Zur gleichen Zeit wurde in der Stadt auch ein Dominikanerkloster gegründet sowie ein großes Spital errichtet. Mit dem Niedergang des Stauferreiches ging um das Jahr 1300 der Stand Wimpfens als Freie Reichsstadt einher, infolgedessen sich zahlreiche Handwerker hier niederließen und auch das Bürgertum eine Blüte erlebte. Zahlreiche Bauten der Stadt sind aus dieser Zeit erhalten.
Kaiser Friedrich III. verlieh der Stadt im Jahr 1487 das Recht, neben dem zu dieser Zeit bereits etwa 500 Jahre etablierten Talmarkt auch noch vor Weihnachten einen Markt, den damals so genannten Katharinenmarkt, abhalten zu dürfen. Auch die Tradition dieses Weihnachtsmarktes wird bis in die Gegenwart fortgeführt.
Zeitalter der Reformation
Im 16. Jahrhundert war Wimpfen eine Hochburg der Reformation. In den Stadtarchiven und im Kirchengeschichtlichen Museum in der Pfalzkapelle sind Namen und Schriften örtlicher Reformatoren überliefert, deren wichtigster wohl Erhard Schnepf gewesen sein dürfte, der von 1523 bis 1526 als evangelischer Prediger wirkte. Sein Zeitgenosse Heinrich Vogtherr verfasste in Wimpfen zahlreiche Reformationsschriften und -lieder. Obwohl die katholische Geistlichkeit vor Ort erbitterten Widerstand gegen die Reformatoren leistete, zählen die Einwohnerlisten des Jahres 1588 nur noch etwa 30 Katholiken am Ort. Der protestantische Stadtrat vergab fortan Katholiken kein Bürgerrecht mehr, und die Kirchen der Stadt wurden der protestantischen Gemeinde übereignet oder aber von beiden Religionen genutzt, was insbesondere zu Auseinandersetzungen mit den Klosterherren und den Wormser Domherren führte.
Dreißigjähriger Krieg
Die religiösen Auseinandersetzungen in der Stadt traten jedoch alsbald in den Hintergrund, als im Jahr 1622 unweit der Stadt die Truppen des kaiserlichen Generals Johann Tserclaes Graf von Tilly auf das Heer des Markgrafen Georg Friedrich von Baden trafen. Diese "Schlacht bei Wimpfen" war eine der bedeutendsten und blutigsten des Dreißigjährigen Krieges. Tilly hatte zuvor die Schlacht bei Wiesloch verloren und hatte sich mit seinem 15.000 Mann starken katholischen Heer quer durch das Kraichgau zum Neckar bei Wimpfen zurückgezogen. Der badische Markgraf folgte ihm mit 20.000 protestantischen Soldaten. Am 6. Mai 1622 trafen die verfeindeten Truppen zwischen Wimpfen, Biberach (heute zu Heilbronn gehörend), Obereisesheim und Untereisesheim aufeinander. Diesmal fiel der Sieg an Tilly, wohl hauptsächlich wegen der strategisch besseren Position seiner Truppen auf den Höhenzügen. Binnen weniger Stunden hatten 5.000 Soldaten ihr Leben verloren, die Explosion des Munitionslagers der markgräflichen Truppen kostete weiteren Hunderten von Menschen das Leben.
Wimpfen wurde im weiteren Verlauf des Krieges mehrfach geplündert, Häuser und Felder wurden abgebrannt, und Krankheiten und Seuchen rafften die Bevölkerung dahin. 1648, nach Ende des Krieges, war die Bevölkerung auf ein Zehntel des Vorkriegsstandes reduziert. Viele prächtige Bauten waren zerstört, und zur Sanierung bestehender Gebäude oder für Neubauten wurden in der Folgezeit Teile der früheren staufischen Burganlagen abgetragen.
An den verheerenden Folgen des Dreißigjährigen Krieges hatte die verwüstete Stadt noch über 150 Jahre zu leiden. Obwohl die Kelten im Neckarbecken schon in vorchristlicher Zeit Salz aus Sole gewonnen hatten, schlugen im frühen 18. Jahrhundert zunächst Versuche fehl, Salz in Salinen zu gewinnen. Es herrschte weiterhin bittere Armut. In dieser Zeit erfuhr Wimpfen finanzielle Unterstützung durch die Reichsstadt Nürnberg.
Aus dem Jahr 1783 wird von der "Wimpfener Holzrevolution" berichtet. Das Holz aus den umliegenden Wäldern stand den Bürgern bis dahin kostenlos zur Verfügung. Um die Stadtkasse aufzubessern, sollte hierauf nun eine Abgabe erhoben werden, die die ebenfalls verarmten Bürger nicht erbringen konnten. Die daraus resultierenden Unruhen konnten nur durch ein starkes Aufgebot an Ordnungskräften unterdrückt werden. Im Jahr 1802 verlor Wimpfen schließlich das Attribut der Freien Reichsstadt und wurde 1803 Hessen-Darmstadt als Exklave zugesprochen. Für Wimpfen ergab sich daraus eine äußerst komfortable Situation, da man sich 40 km jenseits der Grenze des Großherzogtums nahezu autonom verwalten konnte. Mit Gründung des Volksstaates Hessen 1919 wurde Bad Wimpfen Teil des Landkreises Heppenheim und 1938 mit Zusammenlegung der Landkreise Heppenheim und Bensheim Teil des Landkreises Bergstraße.
Soleförderung und Kurbad
Im Jahr 1817 gelang in der Saline Ludwigshalle erstmals erfolgreich die Soleförderung in Wimpfen. Außer als technischer Grundstoff für die beginnende Industrialisierung konnte die Sole auch therapeutisch genutzt werden, und so hat bereits 1835 das erste Kurhotel seine Pforten geöffnet. Ein Zeichen der beginnenden wirtschaftlichen Prosperität ist auch das 1836 errichtete neue Rathaus der Stadt. Trotz dieser neuen Perspektiven wurden viele staufische Überreste der Stadt weiterhin abgerissen oder umgenutzt. Die damals bereits über 600 Jahre alte Pfalzkapelle wurde z.B. im Jahr 1837 zu einer Scheune umgenutzt und sollte erst 70 Jahre später wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.
Nachdem in den 1860er Jahren die Bahnstrecke von Heilbronn nach Heidelberg und damit der Wimpfener Bahnhof 1868 in Betrieb genommen wurde, erfuhr der Kurbetrieb einen großen Auftrieb. Bäder und Kureinrichtungen wurden nun kontinuierlich ausgebaut und führten zu einer neuerlichen wirtschaftlichen Blüte. Hierüber berichtet beispielsweise auch Mark Twain in den Schilderungen seiner Europareise im Jahr 1867. Am 26. April 1930 erhielt die Stadt den offiziellen Bädertitel.
Gegenwart
Den Zweiten Weltkrieg hat die Stadt weitgehend unbeschadet überstanden. Die Stadt bot durch ihre Unversehrtheit vielen Flüchtlingen Unterkunft, so bezogen im Jahr 1947 aus Grüssau vertriebene Benediktinermönche die frühere Ritterstiftskirche.
Allerdings wurde die Stadt in einer ersten Gebietsreform der alliierten Besatzung nach Kriegsende der Verwaltung der badischen Kreisstadt Sinsheim zugeschlagen. Dies erregte den Missmut der Bevölkerung, die sich teils traditionell Hessen, teils pragmatisch der nahen württembergischen Kreisstadt Heilbronn zugehörig fühlte. Das badische Intermezzo endete mit einer Volksabstimmung im Jahre 1951, in der sich die Bevölkerung mehrheitlich für die Eingliederung in den Landkreis Heilbronn aussprach, was am 1. Mai 1952 vollzogen wurde.
In der Gegenwart beeindruckt Bad Wimpfen gleichermaßen durch seine Kureinrichtungen, als auch durch seinen reichen Bestand an Bau- und Kunstdenkmälern aus zwei Jahrtausenden. Die historische Altstadt ist komplett denkmalgeschützt. Ein umfangreiches Sanierungsprogramm konnte ab 1976 zur Aufwertung der meisten historischen Gebäude beitragen. Seit der Rezession der 1990er Jahre geht jedoch die weitere Sanierung von Bau- und Kunstdenkmälern zumeist nur noch auf private Initiative zurück.
Wappen und Flagge
In Gold der rotbewehrte schwarze Reichsadler, der waagerecht im Schnabel einen silbernen Schlüssel hält.
Die Stadtfarben sind Rot-Weiß-Blau.
Literatur
Wimpfen, Geschichte und Kunstdenkmäler, R. Bührlen, Bad Wimpfen 1980
Söhne und Töchter der Stadt
- Carl Friedrich Fulda (* 13. September 1724, gest. 11. Dezember 1788 in Ensingen), Theologe
- Ignaz von Beecke (* 23. Oktober 1733, gest. 2. Januar 1803 in Wallerstein), Komponist und Pianist
- Prof. Friedrich Quack (* 22. September 1934) ehem. Richter am Bundesgerichtshof