Victoria von Großbritannien und Irland (1840–1901)
Victoria Adelaide Mary Lousia, Princess Royal of the United Kingdom of Great Britain and Ireland (* 21. November 1840 im Buckingham Palast, London, † 5. August 1901 in Schloss Friedrichshof, Kronberg im Taunus war das erste Kind Queen Victorias und als Gemahlin Friedrichs III. preußische Königin und deutsche Kaiserin. Sie war die Mutter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und ist bisher die letzte königliche Prinzessin, die in ein ausländisches Königshaus geheiratet hat.
Victoria, genannt "Vicki", war das älteste Kind des Königspaares und somit präsumptive Thronfolgerin - bis ihr jüngerer Bruder Albert Edward, der spätere König Edward VII. am 9. November 1841 geboren wurde.
Die Erziehung der Prinzessin wurde von den Eltern streng überwacht. Victoria galt als frühreif und intelligent, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder. Ihre Gouvernante Lady Lyttelton lehrte sie lesen und schreiben bevor sie fünf Jahre alt war und mit ihrem französischen Kindermädchen sprach sie nur französisch. Die Prinzessin lernte Französisch und deutsch von verschiedenen Gouvernanten und Kindermädchen und Naturwissenschaften, Literatur, Latein und Geschichte bei Sara Ann Hildyard. Ihr Vater, Prinz Albert, unterrichtete sie in Politik und Philosophie.
Im Jahre 1851 traf sie ihren zukünftigen Ehemann, den späteren deutschen Kronprinzen Friedrich-Wilhelm, der mit seinen Eltern zur Eröffnung der Weltaustellung nach London gekommen war. Friedrich-Wilhelm, genannt Fritz, war zu dieser Zeit, als Sohn des preußischen Prinzen Wilhelm und der Prinzessin Auguste von Sachsen-Weimar, auf Platz drei in der Thronfolge des preussischen Königshauses. Das Paar verlobte sich 1855 als Friedrich-Wilhelm zu Besuch auf Schloss Balmoral war. Am 19. Mai 1857 wurde die Verlobung öffentlich bekanntgegeben.
Das Paar heiratete, auf Wunsch Königin Viktorias, am 25. Januar 1858 in der Kapelle des St. James' Palace in London. Die Verbindung war beides, eine Liebesheirat und eine dynastische Allianz. Viktoria und Albert versprachen sich von der Heirat mit dem zukünftigen preußischen König, dass sie die enge Verbindung zwischen London und Berlin festigen und vielleicht die Bildung eines vereinigten, freiheitlichen Deutschland fördern würde.
Das Paar hatte acht Kinder:
- Wilhelm (1859-1941), der spätere König von Preußen und deutsche Kaiser
- Charlotte (1860-1919)
- Heinrich (1862-1929)
- Sigismund (1864-1866)
- Viktoria (1866-1929)
- Waldemar (1868-1879)
- Sophie (1870-1932), die spätere Königin von Griechenland
- Margarete (1872-1954
Im Januar 1861, nach dem Tode seines kinderlosen Onkels König Friedrich-Wilhelms IV. und der Thronbesteigung seines Vaters, wurde Prinz Friedrich-Wilhelm Kronprinz von Preußen. Trotzdem blieb das Kronprinzenpaar politisch isoliert. Ihre liberalen und anglophilen Ansichten kollidierten mit der autoritären Regierung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck.
Während der deutschen Einigungskriege identifizierten sich Viktoria und ihr Mann Fritz mit der Sache Preußens und des Norddeutschen Bundes. Ihre politischen Sympathien führten zu einem Graben innerhalb der weitverzweigten Familie Queen Viktorias, der sog. Großmutter Europas, seit Edward, der Prince of Wales, Prinzessin Alexandra von Dänemark geheiratet hatte, die Tochter König Christians IX. von Dänemark, der ebenfalls regierender Herzog Schleswig-Holsteins, des strittigen Territoriums im Preußisch-Dänischen Krieg von 1864, war. Am 18. Januar 1871 riefen die siegreichen Fürsten des Norddeutschen Bundes König Wilhelm I. von Preußen zum Deutschen Kaiser aus. Fritz und Vicki wurden Kronprinz und Kronprinzessin des Deutschen Kaiserreichs (Kaiserliche und Königliche Hoheit). Nach dem Tode seines Vaters am 9. März 1888 wurde der schwerkranke Friedrich-Wilhelm als Friedrich III.) König von Preußen und Deutscher Kaiser. Er regierte nur 88 Tage und starb am 15. Juni an Kehlkopfkrebs.
Nach dem Tode ihres Gatten nannte sie sich seinem Andenken zu Ehren Kaiserin Friedrich und zog sich auf ihren Witwensitz Schloss Friedrichshof im Taunus zurück, das extra zu diesem Zweck errichtet und von der Kaiserin selbst mit den auf vielen Reisen gesammelten Möbelstücken und Kunstschätzen ausgestattet wurde. Hier verbrachte sie den größten Teil des Jahres, solange sie nicht auf Reisen war. Ihre politischen Ansichten blieben liberal, was das ohnehin angespannte Verhältnis zum Kaiser, ihrem mißratenen Sohn, noch stärker belastete. In Berlin gründete sie mehrere Schulen für die Ausbildung von Mädchen und die Berufsausbildung von Krankenschwestern. Sie förderte Künste und Bildung und wurde 1891 Schirmherrin der Großen Berliner Kunstausstellung.
Während ihrer Ehejahre und ihrer Witwenzeit blieb die Kaiserin stets in engem Kontakt mit der königlichen Familie in London, besonders mit ihrem ältesten Bruder, dem zukünftigen König Edward VII. Sie unterhielt eine regelmäßige Korrespondenz mit ihrer Mutter. 3777 Briefe der Queen Viktoria an ihre älteste Tochter und ungefähr 4000 Briefe der Tochter an ihre Mutter sind lt. Royal Encylopedia erhalten und katalogisiert.
Vicktoria starb im August 1901 in Friedrichshof an Rückenmarkskrebs und wurde neben ihrem Gemahl im Mausoleum der Friedenskirche im Park von Sanssouci in Potsdam beigesetzt.