Reflexschaltung
Eine Reflexschaltung ist eine Schaltung, bei der der Informationsfluss an einer gedachten Reflektionsebene gespiegelt wird, um eine meist kostenintensive Baugruppe als separierbares Signal ein zweites Mal zu durchlaufen. Es existieren also zwei trennbare Signale mit einer übereinstimmenden Information, die vor oder in der Baugruppe überlagert werden, und die hinter der Baugruppe wieder getrennt werden. Die beiden Signale können von der Baugruppe gemeinsam abgegeben werden, es ist aber auch möglich, dass die Baugruppe über zwei Ausgänge verfügt. Eine Trennung der beiden Signale ist nur innerhalb der Schleife zwingend.

Das Reflexprinzip wurde zur besseren Ausnutzung von Elektronenröhren und bipolaren Transistoren vor allem von Radio- bzw. Funkamateuren in Empfangsschaltungen genutzt. Dabei wurden die Signale anhand ihres Frequenzbereichs unterschieden. In diesem Fall ist eine weitgehend lineare Signalverarbeitung in dem Bauteil die Voraussetzung für die Trennbarkeit. Das Bauteil kann also nicht gleichzeitig zur Gleichrichtung (Demodulation) genutzt werden.
Unterschiede der Rückkopplung gegenüber der Reflexschaltung
- Das Eingangssignal und das zurückgeführte Signal sind nicht trennbar, sondern werden addiert.
- Die Anzahl der Schleifendurchläufe ist bei der Rückkopplung unbeschränkt.
- Der Weg für das zurückgeführte Signal liegt nicht im unmittelbaren Weg der Signalverarbeitung. Die Gesamtschaltung funktioniert also grundsätzlich auch ohne das zurückgeführte Signal.[1]
- Im Fall der Rückkopplung ist eine Kombination mit der Gleichrichtung möglich (siehe Gittergleichrichtung).
Kritik einer älteren Definition der Reflexschaltung
- „Röhrenschaltung mit Mehrfachausnutzung.“[2] Diese Definition schließt weder die gemeinsame Verarbeitung voneinander unabhängiger Signale noch die Mehrfachausnutzung zum Beispiel bei der Gittergleichrichtung aus.
- „Meistens werden zwei verschiedene Frequenzen gleichzeitig verstärkt. Z. B. kann eine ZF-Röhre gleichzeitig als NF-Vorverstärker arbeiten.“ Tatsächlich lässt das Reflexprinzip die Art der multiplexen Nutzung offen. Die Addition ist deshalb gegebenenfalls in einem sehr allgemeinen Sinne zu verstehen.
- „Dabei muss man eingangs- und ausgangsseitig die beiden Frequenzen durch Weichen trennen.“ Das Schaltungsbespiel zeigt, dass eingangsseitig eine einfache Addition ausreichen kann. Es gibt auch Schaltungen mit separaten Eingängen und/oder Ausgängen.[3][4] Ausgangsseitig ist zwar innerhalb der Schleife eine Trennung erforderlich, unter einer Weiche wird aber verstanden, dass diese Trennung auch für den anderen Ausgang vorgenommen wird. Diese zweite Trennung ist aber insoweit verzichtbar, als das ursprüngliche Signal (also z. B. die Hochfrequenz) im weiteren Übertragungskanal ohnehin wirkungslos ist.
- „Die Möglichkeit der gegenseitigen Beeinflussung, die Mischung durch Kennlinienkrümmung, die Übernahme von Brummodulation, ein erhöhter Aufwand an Schaltmitteln usw. beschränken die Anwendungsmöglichkeiten.“ Dieser Hinweis erklärt, warum Reflexschaltungen kaum eine praktische Bedeutung hatten. Allerdings muss gesagt werden, dass die in der modernen Rechentechnik übliche Art der Verwendung der ALU durchaus als Fortsetzung des Reflexprinzips gesehen werden kann.
Quellen und Bermerkungen
- ↑ siehe aber auch Reflexaudion
- ↑ Handbuch für Hochfrequenz- und Elektro-Techniker, V. Band, Fachwörterbuch, Verlag für Radio-Foto-Kinotechnik GmbH, Berlin-Borsigwalde, 1957/1970
- ↑ Walter Conrad, Grundschaltungen der Funktechnik, Fachbuchverlag Leipzig, 1958, Seite 100
- ↑ Grundsätzlich könnte ein Transistor für die HF in Basisschaltung und für die NF in Emitterbasisschaltung arbeiten. Bei der additiven Überlagerung kommt es lediglich darauf an, dass der Energiefluss von beiden Komponenten gemeinsam gesteuert wird. Das eine Signal kann also im Prinzip auch am Emitter und das andere am Kollektor abgenommen werden.
Weblinks
- Einröhren-Reflexempfänger Die Schaltungsdarstellung ist sehr problematisch, weil der für das Schließen des Anodenkreises für die HF notwendige Kondensator parallel zum Kopfhörer fehlt. Auch bei der Gleichrichtung sollte man sich nicht auf die Kapazität der Trafowicklung verlassen.
- Der Transistor kann auch zwei Herren dienen