Als Gewölle oder Speiballen werden die vor allem von Eulenvögeln aber auch anderen Greifvögeln ausgewürgten unverdaulichen Nahrungsreste (Knochen, Federn) bezeichnet. Bei Eulen ist der Grund des Ausspeiens in der relativ milden Magensäure zu sehen, die viele Teile wie Federn und Haare nicht zersetzt. Im Unterschied zu Eulen sind in Greifvögelgewöllen kaum Knochenreste zu finden, was an deren anderer Verdauung liegt.


Im Gewölle enthalten sind sowohl Fischgräten, Skelettteile, Teile von Schneckenhäusern, Muscheln und Krebspanzer als auch Chitinteile von Insekten, je nach Art und bevorzugter Nahrung. Bei Greifvögeln und Eulen sind diese meist in Säugetierhaare eingepackt.
Den Zoologen gibt die Untersuchung der Bestandteile der Gewölle wichtige Hinweise auf die Beutetiere, die von den jeweiligen Vögeln geschlagen d.h. gefangen wurden. So weiß man aufgrund von Gewölleuntersuchungen beim Uhu, dass 30 Säugetierarten und 180 Vogelarten zu seinem Beuteschema gehören. Aufgrund von Gewölleuntersuchungen konnte man jedoch auch zeigen, dass der Uhu große Beutetiere nur dann schlägt, wenn diese Tiere geschwächt sind. So wiesen Knochenfragmente von solch größeren Tiere sehr häufig Knochenfrakturen auf.
Untersuchungen der Gewölle geben Aufschluss über die Fauna im Jagdgebiet der Tiere.
Gewölle produzierende Tierarten
Folgende Vogelarten bzw. Gattungen produzieren Gewölle: Eulenvögel, Wendehals, Kormorane, Greifvögel, Reiher, Möwen, Seglervögel, Eisvogel, Würger, Kuckuck, einige Drosseln, Krähen, Watvögel, Wachtelkönig und Storch.
Untersuchungsmethode
Gibt man die Gewölle in Wasser, so lösen sich Federn und Haare von den Knochen, oft lassen sich so ganze Maus-Skelette rekonstruieren. Der NABU empfiehlt auch naturinteressierten Laien, sich Gewölle näher anzusehen. Das dürfte besonders für Kinder interessant sein. Die Skelettteile können zur Veranschaulichung auf Karton aufgeklebt werden. Als zeitsparende Methode zur Bearbeitung großer Probenmengen kann folgende Vorgehensweise empfohlen werden: Die Gewölle werden in lauwarmes Wasser mit Zugabe eines Tensids gelegt. Nach 12 h wird das Wasser abgegossen und das Material gespült. Anschließend wird das Gewöllmaterial erneut mit Wasser übergossen, dem pro Liter 50 gr. Bariumsulfid zugegeben wird. Nach 5-8 h haben sich die Haare aufgelöst. Das Wasser wird nun vorsichtig abgegossen, die verbleibenden Knochen werden nun ebenso vorsichtig gespült. In einem sauberen Gefäß werden die Knochen dann mit Glyzerin überschichtet. Nach weiteren 4 h werden die Knochen entnommen und zur Trocknung ausgebreitet. Das Glyzerin trocknet oberflächlich ab und hält durch seine Viskosität die zur Bestimmung wichtigen Zähne in ihren Alveolen.
Siehe auch: Bezoar.
Buchempfehlungen
- März, R. (1987): Gewöll- und Rupfungskunde, Berlin (Akademie-Verlag). 398 S. (Bestimmung von Knochen und Federn)
- Teerink, B. J. (1991): Atlas and identification key: Hair of westeuropean mammals, Cambridge, Ney York, Port Chester, Melbourne, Sydney (Cambridge University Press). 224 S. (Bestimmung von Haaren)