Dartmoor [englischen Grafschaft Devon, dessen vornehmlich Moor und Heide tragenden Verebenungsflächen von eine Vielzahl sogenannter Tors (flache Wiesenhügel mit Granitfelsbildungen von bis zu 10 Meter Höhe) überragt werden, die teilweise bis auf über 600 m ansteigen. Im Dartmoor-Gebiet finden sich zahlreiche Fundamente prähistorischer Wohnstätten, Straßen und Steinkreise. Charakteristisch sind außerdem die so genannten „Clapper-Bridges“, aus dünnen Granitplatten erbaute Brücken über Bäche und Flüsse.
] ist eine Hügellandschaft auf einem etwa 650 km² großen Granitmassiv in der


Vorzeit und Mittelalter
Prähistorische Überreste gibt es Dartmoor im Überfluss. Dazu gehören insbesondere die Kalkstein-Höhlen in der Nähe von Torquay, mit den neben Kent's Cavern ältesten Spuren menschlicher Besiedlung in Großbritannien. In den Höhenlagen finden sich außerdem viele Überreste aus der Bronzezeit sowie von Befestigungen aus der Eisenzeit zur Sicherung von Moorland Flüssen. Die größte Befestigung, Hembury Fort, war wahrscheinlich bis zur Gründung des römischen Exeter die Hauptstadt eines britischen Volksstammes.
Devon, seit dem 8. Jahrhundert Grafschaft, musste zwischen 851 und 1003 viele Raubzüge der Dänen über sich ergehen lassen. Die meisten der in angelsächsischer und nach der Eroberung von den Normannen erbauten Festungen in Exeter, Barnstaple, Totnes und Lydford sowie in Okehampton und Plympton waren der Ursprung für die späteren Städte.
Wirschaftsentwicklung
Überreste von alten Schmelzöfen und wüst gewordene Bergbausiedlungen erinnern an die einstige Bedeutung des Zinn- und Kupfererzbergbaus für die Region. Diese Ära, in deren Verlauf die Bergleute eigene Kommunen mit eigener Gerichtsbarkeit bildeten, währte vom 12. bis ins 17. Jahrhundert. In kleinerem Umfang wurden noch bis ins 19. Jahrhundert Blei-, Silber-, Eisenerz sowie Kupfer und Mangan abgebaut. Der Export von Zinn und Textilien kam schon immer auch den Hafenstädten Exeter, Plymouth, Barnstaple und Dartmouth zugute. Sie gediehen seit dem Mittelalter, bis im 19. Jahrhundert der endgültige Niedergang einsetzte; einzig die Ausbeutung der im 18. Jahrhundert endeckten Kaolin-Lagerstätten blieb erhalten. Die damit verbundene Abwanderung der Landbevölkerung wurde durch die mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes einher gehende Zunahme des Tourismus gemildert.
Der Tourismus ist nach wie vor ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region. Daneben stellt heutzutage die vornehmlich auf Schaf- und Rinderzucht basierende Landwirtschaft die Haupterwerbsquelle dar. In zahlreichen Orten kann man die Dartmoor-Ponys reiten. Dieses wildlebende Moorlandpony ist Großbritanniens älteste Ponyrasse. Die Tiere werden auf speziellen Märkten verkauft und eignen sich hervorragend als Reitpferde für Kinder.
Wasser aus Dartmoor
Die Torfschicht, die Dartmoor überdeckt, ist in der Lage, große Mengen Wasser zu speichern und dann als Sickerwasser wieder abzugeben. Dieses Vermögen, den Wasserhaushalt der Hochebenen zu regulieren und Überschwemmungen zu verhindern, brachte ab dem 16. Jahrhundert die Nutzung Dartmoors für die Wasserversorgung von Städten und Gemeinden ins Gespräch.
Plymouth war die erste Stadt, die auf dieser Grundlage eine regelmäßige Wasserversorgung von außerhalb ihrer Grenzen realisierte. Kein geringerer als Sir Francis Drake wurde beauftragt, eine „Wasserleitung“, einen Kanal für das Wasser aus Dartmoor zu bauen; 1591 waren diese Arbeiten abgeschlossen. Zweihundert Jahre sollte es dauern, bis auch Devonport diesen Gedanken aufgriff und als zweite Stadt ihr Wasser aus Dartmoor bezog.
Seit den frühen Anfängen haben etliche andere Städte und Gemeinden Dämme gebaut und Leitungen verlegt, und heute bezieht praktisch die ganze umliegende Region ihr Wasser aus Dartmoor. Der erste Staudamm wurde 1898 fertiggestellt und später erweitert, wiederum von Plymouth. Paignton war 1907 die nächste Stadt, gefolgt von vielen anderen.
Dartmoor National Park
Der Dartmoor-Nationalpark unterscheidet sich von anderen englischen Nationalparks dadurch, dass er nicht dem Rights of Way Act untersteht. Das heißt, der gesamte Park ist für Fußgänger zugänglich, sie müssen sich nicht an die bestehenden Wege und Straßen halten. Eine weitere Besonderheit des Nationalparks ist, dass er sich nach wie vor in privater Hand befindet und nicht dem britischen National Trust unterstellt ist. Das Land gehört zu großen Teilen dem Herzog von Cornwall d.h. Prinz Charles, der diesen Titel ebenfalls trägt.
Naturschutz
Das gesamte Dartmoor, sowohl die Landschaft als auch die historischen und archäologischen Stätten, sind durch die Industriekomplexe von Imrey und Watts Blake Bearne bedroht. Diese haben bis heute die Erlaubnis der britischen Regierung, die Kaolinminen in der Nähe des Moors auszubeuten. Es gibt jedoch heute Anstrengungen, diese Minen aus Naturschutzgründen zu schließen.
Der nördliche Teil des Moors wird von der Britischen Armee seit den napoleonischen Kriegen für Manöver- und Schießübungen benutzt. In letzter Zeit jedoch haben die Open Space Society und die Dartmoor Preservation Association mit einigem Erfolg gegen diese Nutzung und dadurch verursachte Schäden der sensiblen Moorlandschaft opponiert.
Auch die Nutzung des Wassers aus Dartmoor wirft Probleme auf. Das Reservoir für die Stadt Paignton allein beanspruchte eine Fläche von 33 ha, und seither hat die Zahl der Talsperren und Stauseen ständig zugenommen. Die Schäden, die der Dartmoor-Nationalpark dadurch erleidet, sind inzwischen Gegenstand der Diskussion geworden.
Dartmoor in der Literatur
Die traurige Moorlandschaft von Dartmoor übte schon seit grauer Vorzeit eine große Faszination auf die Menschen aus und beflügelte ihre Phantasie. Berühmte Schriftsteller wie Sir Arthur Conan Doyle (The Hound of the Baskervilles) oder Eden Phillpotts und Sabine Baring-Gould siedelten ihre Spuk- und Geistergeschichten dort an.
Dartmoor ist auch der Ort der Handlung in der Kurzgeschichte Silver Blaze, die ebenfalls von Sir Arthur Conan Doyle stammt und sich um Sherlock Holmes und Dr. Watson dreht.
Eine andere Kurzgeschichte, "Dangerous Dartmoor", wurde für ein Englisch-Schulbuch geschrieben (dieses Schulbuch gibt es u.a. an der Fürther Schule, Gras-Ellenbach).
Die Folge "Fünf Freunde im Nebel" der populären Jugendbuchautorin Enid Blyton spielt ebenfalls im Dartmoor. Die verlassene Eisenbahn und ihre zurückgebliebenen Schienen spielen in dieser Folge immer wieder eine Rolle.
Letter boxing
Aus dem Dartmoor stammt der Brauch des „letter boxing“: Man wandert durch das Moor und sucht nach versteckten Behältnissen (Plastikschachteln, Tüten, Truhen), in denen sich ein Stempel, ein Brief sowie Hinweise auf andere letter boxes (Briefkästen) befinden können. Es gibt hier echte Letterboxfreaks. Nichts anderes als die umtriebige Suche nach neuen „Boxes“ treibt diese Menschen. Natürlich ist es mittlerweile möglich, Bücher mit Verzeichnissen vieler Briefkastenorte zu kaufen. Man kann auch jederzeit neue „Briefkästen“ einrichten.
Die in den Letterboxes befindlichen Briefe sind dann vom Finder (so die Idee des letterboxing) mit einem Hinweis (eigener Stempelabdruck) und dem zurückgelassenen Stempel des Vorbenutzers der Letterbox, an den Besitzer zu senden, ähnlich einer Flaschenpostsendung, bei der der Sender auf eine Antwort vom Finder wartet. Eine Variante der letter boxes sind die „moving boxes“: Kleine Schachteln, die sich in den größeren Behältern befinden. Man schreibt hinein, wo man sie gefunden hat und trägt sie weiter bis zu nächsten Letterbox, wo man sie für den nächsten Wanderer hinterlässt.
Insgesamt gibt es angeblich über 3000 letter boxes in Dartmoor. Sie sind alle verschieden, manche sind dekoriert und viele sind mit witzigen und humorvollen Kommentaren versehen. Wieder andere enthalten Informationen über die Geschichte oder Legenden des Moors. Wenn ein Besucher eine solche letter box findet, stempelt und unterschreibt er das Gästebuch. Mancher hat sein eigenes „letter box book“, in das er alle Stempel einträgt, die er findet. Viele haben einen eigenen Stempel, den sie dann im Austausch mit dem Gefundenen in der Box lassen.
Für Leute, die das Dartmoor nicht kennen, kann letter boxing eine interessante Weise sein, das Moor kennenzulernen und zu durchwandern. In fast jeder Box befinden sich Hinweise darauf, wo andere letter boxes versteckt sind.
Literatur
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon. Bibliographisches Institut, Mannheim/Wien/Zürich 1973, ISBN ???, Band 6, S. 277.
- Encyclopædia Britannica: Britannica CD 99 Multimedia Edition
- Tom Gant: Discover Dartmoor. Baron Jay Ltd. Publishers, Plymouth 1978, ISBN 904593-06-1.
- Robert Andrews: The Rough Guide to Devon & Cornwall; Rough Guides, New York, London, Delhi, 3. Auflage 2007, ISBN 978-1-84353-807-3, S. 125.