Leopold I. (HRR)
Leopold I. (* 9. Juni 1640 in Wien, † 5. Mai 1705 in Wien) war 1658-1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Ursprünglich für eine geistliche Laufbahn vorgesehen, kam er nach dem Tod seines älteren Bruders Ferdinand 1655 (der bereits als Ferdinand IV. Römischer König und König von Ungarn war) überraschend und unvorbereitet auf den Thron. Sprachbegabt, literarisch, wissenschaftlich (Universitätsgründungen unter anderem Innsbruck und Breslau) und historisch interessiert, war er auch ein begabter Komponist. Er hinterließ über 230 Kompositionen.
Politisch wenig geschult, überließ er die Staatsgeschäfte bis 1680 erfahreneren Beratern wie den Fürsten Auersperg und Lobkowicz. Danach lag die Leitung der Politik in seinen Händen. Geprägt wurde seine Regierungszeit außenpolitisch durch seine zahlreichen Kriege, die sich aus der Umklammerung zwischen Frankreich und dem Osmanischen Reich ergaben. Sowohl im Holländischen Krieg (1672-1679) als auch im Pfälzischen Krieg (1688-1697) hatte er Ludwig XIV. zum Gegner, beim Frieden von Rijswijk 1697 konnten die Österreichischen Niederlande zurückgewonnen werden.
Als bedeutend gilt der Sieg über die osmanischen Truppen bei der 2. Türkenbelagerung Wiens 1683, den allerdings nicht der Kaiser, sondern das Entsatzheer unter König Johann Sobieski erreichte. Das Verdienst Leopolds bestand aber sicher darin, die Unterstützung des Reichs und des Papstes Innozenz VIII. für diesen Krieg zu gewinnen. In der Folgezeit konnte ganz Ungarn von den Osmanen zurückerobert werden, was von diesen im Frieden von Karlowitz auch anerkannt wurde. Von hier datiert der Aufstieg Österreichs zur Großmacht, der eng mit dem militärischen Leistung des Prinzen Eugen von Savoyen verbunden ist.
Innenpolitisch ist seine Regierungszeit gekennzeichnet von wachsendem Zentralismus, was zu Unruhen besonders in Ungarn führte, und der Ausbreitung eines gegenreformatorisch geprägten Katholizismus.
Als 1700 mit Karl II. der letzte spanische Habsburger starb, versuchte Leopold, eine neue spanische Linie mit seinem jüngeren Sohn Karl als Begründer zu schaffen. Die konkurrierenden Ansprüche der Bourbonen Phillip von Anjou und seines Großvaters Ludwig XIV., lösten den Spanischen Erbfolgekrieg aus, in dessen Verlauf der Kaiser starb.
Der Neubau des Schlosses Schönbrunn geht ebenso auf Leopold zurück wie der Leopoldinische Trakt Hofburg in Wien und die Grundlagen für die barocke Umgestaltung der Stadt. 1703 erlaubte er die Gründung des Wienerischen Diariums, der späteren Wiener Zeitung, 1704 begannen die Arbeiten am Linienwall, einer Befestigungsanlage zwischen den Vorstädten und den Vororten, an deren Stelle sich heute der Wiener Straßenzug des Wiener Gürtels erstreckt.
Familie
Er heiratete in erster Ehe 1666 Margarita Teresa, die Tochter von Philipp IV. von Spanien. Sie schenkte ihm sechs Kinder, von denen nur Maria Antonia (1669-1692) überlebte, die spätere Frau Max Emanuels von Bayern.
In zweiter Ehe war er verheiratet mit Claudia Felizitas von Tirol (1653-1676).
In dritter Ehe mit Eleonore Magdalena von Pfalz-Neuburg. Unter den Kindern seiner letzten Ehe waren die
- Kaiser Joseph I. (1678-1711),
- Erzherzogin Maria Elisabeth (1680-1741), Statthalterin der Österreichischen Niederlande
- Erzherzogin Maria Anna (1683-1754) - verheiratet mit Johann V., König von Portugal
- Karl VI. (1685-1740).
Siehe auch:
Vorgänger: |
Nachfolger: |
Personendaten | |
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NAME | Leopold I. |
KURZBESCHREIBUNG | Kaiser des Heiligen Römischen Reiches |
GEBURTSDATUM | 9. Juni 1640 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 5. Mai 1705 |
STERBEORT | Wien |