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Drei-Schluchten-Talsperre

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Modell des geplanten 3-Schluchten-Damms
Blick auf die Hauptmauer des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)
Schiffsschleusensystem des Drei-Schluchten-Damms während der Bauphase (Nov. 2002)

Der Drei-Schluchten-Staudamm, auch Drei-Schluchten-Projekt (Pinyin: Sānxiá Dàbà, chinesisch: 三峡大坝) genannt, ist die Bezeichnung für eine aktuell im Bau befindliche Aufstauung des Jangtsekiang in China. Der Drei-Schluchten-Staudamm wird bei seiner Fertigstellung 2009 der größte Staudamm der Welt sein. Das Projekt liegt in der Provinz Hubei und der regierungsunmittelbaren Stadt Chongqing. Der Stausee entsteht im Bereich der berühmten drei Schluchten Qutang, Wuxia und Xiling.

Genau genommen müsste es Drei-Schluchten-Talsperre heißen, da das Absperrbauwerk kein Staudamm ist, sondern eine Staumauer. Die Bezeichnung Staudamm kommt von der allzu wörtlichen Übersetzung des englischen "Three Gorges Dam", wobei "dam" aber "Talsperre" bedeutet und nicht "Damm".

Kein anderes Großprojekt ist in den letzten Jahren so umstritten gewesen wie der Drei-Schluchten-Damm in China. Die Befürworter begründen seine Notwendigkeit mit den Vorteilen im Hochwasserschutz, der Energieerzeugung (Wasserkraftwerk) und der Verbesserung der Schifffahrt. Die Gegner befürchten Nachteile durch die ökologischen Folgen, die geologischen Gefährdungspotentiale und die soziokulturellen Folgen des Projekts.

Der Jangtsekiang ist mit 6380 km der längste Strom Chinas und der drittlängste der Welt. Auf seinem Weg fließt er vom tibetischen Hochland durch das rote Becken, dann durch die drei Schluchten und schließlich in die Ebene von Yichang, bis er bei Shanghai ins ostchinesische Meer mündet. Sein Einzugsgebiet ist knapp 2 Mio. km² groß, bietet Lebensraum für ein Drittel der chinesischen Bevölkerung (1,3 Mrd.); 25% des chinesischen Ackerlandes befinden sich in diesem Bereich. Das mittlere Abflussvolumen beträgt 32.500 m³/s (Rhein 2000 m³/s). Er ist außerdem einer der wichtigsten Binnenverkehrswege Chinas. Die Idee eines Staudamms wurde erstmals 1919 durch Sun Yat-sen geäußert. In den 1980er Jahren wurde das Projekt aufgrund der stärker werdenden Energieknappheit zum Schlüsselprojekt in Deng Xiaopings Reform- und Modernisierungspolitik.

Das Drei-Schluchten-Projekt

Die Vorgeschichte

Die Idee eines riesigen Staudammes unterhalb der drei Schluchten wurde schon seit Jahrzehnten zu realisieren versucht. Es war der Traum jedes großen chinesischen Herrschers, den unberechenbaren Jangtsekiang zu bändigen. Zwischen 1944 und 1946 wurde die US-Behörde „Reclamation Bureau“, die Staudämme konzipiert, beauftragt, einen solchen Staudamm zu entwerfen. Doch als es soweit war, wurde das Vorhaben durch den Bürgerkrieg gestoppt. Es war Mao Zedong (Vorsitzender der Kommunistischen Partei), der 1958 wieder einmal versuchte das Projekt zu realisieren, doch dieses Mal scheiterte es an den zu hohen Baukosten. Als 1969 die Provinz Hubei das Projekt wieder erweckt hatte, lehnte Mao Zedong das Vorhaben aus politisch-militärischen Gründen ab. Als Ersatz aber wurde der kleinere Staudamm Gezhouba nach 18 Jahren Bauzeit fertig gestellt. Er befindet sich 40 km südlich der drei Schluchten bei der Stadt Yichang. Unter Deng Xiaoping kam das Drei-Schluchten-Projekt 1984 wieder auf. Auf Grund starker Proteste und Bedenken des Nationalen Volkskongresses wurden 1986 Vertiefungsstudien durchgeführt. 1986 wurde auf der Basis einer bilateralen Vereinbarung ein chinesisch-kanadisches Konsortium mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die durch die Weltbank und durch die kanadische Regierung finanziert wurde. 1992 wurde das Projekt durch die Abstimmung im Volkskongress genehmigt. Allerdings mit einem Negativ-Rekord, denn noch nie in der Geschichte des Nationalen Volkskongresses haben ein Drittel der Stimmberechtigten nicht zugestimmt (Ergebnis: 1767 ja, 177 nein und 664 Enthaltungen). Da jede Kritik dem Projekt gegenüber untersagt wurde, konnten sich Kritiker nur im Ausland darüber äußern. Das Buch der Staudammgegnerin Dai Qing wurde verbrannt, sie bekam ein Publikationssverbot auferlegt und musste für zehn Monate ins Gefängnis. Ministerpräsident Li Peng, ehemaliger Energieminister, war der Hauptverfechter des Projektes.

Bauverlauf

Im Jahr 1994 wurde mit dem Bau begonnen, an dem bis zu 18.000 Arbeitskräfte beschäftigt sind. Zuerst wurde der Fluss durch einen 3,7 Kilometer langen Kanal umgeleitet, damit die Arbeiten am Damm beginnen konnten. Am 1. Juni 2003 wurden die Schleusen des Damms geschlossen; damit begann die erste Teilflutung. Am 24. Juni 2003 wurde die erste Turbine mit 550 Megawatt in Betrieb genommen. Pro Tag werden 350 LKW-Ladungen voll mit Zement verbraucht, wobei jede Ladung ungefähr 20 Tonnen schwer ist.

Kosten

Die Kosten des Dammbaus wurden anfangs mit 26 Mrd. US$ beziffert, bis 2002 wurden allerdings schon 50 Mrd. US$ verbaut, so dass Schätzungen von Gesamtkosten von 75 Mrd. US$ bis 2013 ausgehen. Finanziert wird der Staudamm vom chinesischen Volk, das mit einer Sondersteuer belastet wird, sowie zu 65% durch Kredite der staatlichen chinesischen Entwicklungsbank. Auch ausländische Investoren sind an dem Projekt beteiligt, von denen als wichtigste die Investmentbank Morgan-Stanley sowie die kanadische Regierung zu nennen sind.

Technische Daten

  • Bauart: Gewichtsstaumauer aus Beton
  • Bauzeit: 1993 bis 2009 (geplant)
  • Staudamm-Länge: 2310 m (andere Angabe: 1.983 m)
  • Höhe des Staudammes: 185 m
  • Höchstes Stauziel: 180,40 m
  • Normaler Wasserpegel: bei 175 m
  • Minimaler Betriebswasserstand: 145 m
  • Staukapazität für Hochwasser: 22,1 Mrd. m³
  • Gesamtstauraum: 39,3 Mrd m³
  • Wasseroberfläche: 1085 km² (etwa doppelt so groß wie der Bodensee)
  • Stauseelänge (bei Stauziel): 663 km (andere Angabe: 620 km)
  • Regulierter Abfluss in der trockenen Saison: 5.860 m³/sek.
  • HWE-Bemessungs-Wassermenge: 113.000 m³/s
  • Stromerzeugung: 18.200 Megawatt (zum Vergleich: ein Reaktor im Kernkraftwerk Biblis leistet 1.200 MW)
  • Durchschnittlich Stromerzeugung pro Jahr: 84.000 Gigawattstunden
  • Überflutetes Gebiet: bei normalem Wasserstand 23.793 Hektar Land
  • Überflutete Städte: 13
  • Überflutete Fabriken: 657
  • mittlere Stauseebreite: 1,1 km oder 1,6 km (versch. Angaben)
  • Umzusiedelnde Personen: ca. 1,3 bis 2 Millionen

Bauvolumen:

  • Abtragung von Erde und Felsen: 8.789 Mio. m³
  • Auffüllung von Erde und Felsen: 3,124 Mio. m³
  • Beton: 2,689 Mio. m³ / andere Angabe: Betoneinbau: 28 Mio m³

(Tabelle z.T. entnommen aus: Freiwald, E., Germany, Der Drei-Schluchten-Staudamm, Hamburg 1997 und Internetseite des Deutschen Talsperrenkomitees)

Die Ziele und deren Kritik

Flutkontrolle

Der Hauptgrund für den Bau des Drei-Schluchten-Staudamms ist die Kontrolle des Flutwassers und die Verhinderung von Überschwemmungen unterhalb der drei Schluchten. Im letzten Jahrhundert sind 3 Millionen Menschen in den Fluten des Jangtsekiang ums Leben gekommen. Allein in den letzten 15 Jahren gab es 6 Flutkatastrophen in China. Und jedes Mal fielen Tausende von Menschen den Fluten zum Opfer. Die letzte „Jahrhundertflut“ war 1996. Drei Millionen Menschen waren am Jangtsekiang im Einsatz, um Schlimmeres zu verhindern. Doch nach Ansicht von Kritikern genügt es nicht allein einen Riesenstaudamm zu errichten, um die Überschwemmungen zu verhindern, sondern man muss die Ursachen bekämpfen. All zu gern sucht man die Ursache für die verheerenden Überschwemmungen bei den schweren Regenfällen, doch dabei werden die vom Menschen geschaffenen Ursachen schnell übersehen. Ein gravierender Punkt ist die Abholzung der Wälder entlang des Jangtsekiang. Denn einst haben diese Wälder einen Teil der Regenfälle abgefangen, doch nun fließt der Niederschlag unmittelbar in den Strom. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahrtausenden, bevor die Abholzung der Wälder begann, verheerende Überschwemmungen zu beklagen waren. Durch die stetig steigende Bevölkerungszahl wurden Seen zur Gewinnung von Ackerland trocken gelegt. Das ist ein weiterer Punkt, weswegen es zu Überflutungen kommen kann. Denn die Seen nahmen als Überflutungsreservoirs das Hochwasser des Jangtsekiangs auf. Dass diese Seen immer weniger werden, zeigt das Beispiel Hubei. 1949 gab es dort rund 1066 Seen, doch inzwischen ist die Anzahl der Seen auf 325 gesunken. Während der Flutkatastrophe von 1996 wurde versucht, das Ausmaß zu beschönigen und zu vertuschen. Um Unruhen zu verhindern, wurde eine Nachrichtensperre über die betroffenen Gebiete verhängt. Über Wochen bleiben die Zahlen der Opfer nahezu unverändert. Das Paradoxeste an der ganzen Sache war aber, dass die Flut nicht unvorhergesehen kam. Denn Meteorologen hatten vor einer derartigen Katastrophenflut in den Sommermonaten gewarnt, da es in den Wintermonaten in Tibet heftige Schneefälle gegeben hatte, doch die Regierung überhörte die Warnungen. Kritiker verweisen auch auf die Nebenflüsse des Jangtsekiang, auf die der Staudamm keinerlei Einfluss hat. Zum Beispiel der Huai He, der auch für Hochwasser und Überschwemmungen verantwortlich sei.

Energiegewinnung

In einem Land, in dem akuter Strommangel herrscht, kommt die saubere Energie, die der Staudamm liefert, wie gerufen. Zur Zeit werden 75% des Strombedarfs durch die Verbrennung von Kohle erzeugt. Das ist viel zu viel, so auch die Projektleiter. Also nutzt man das Gefälle, das durch die Errichtung der Staumauer entsteht, zur Energiegewinnung. So kann man jährlich 84 Mrd. Kilowattstunden Strom erzeugen, das entspricht einer Verstromung von 50 Millionen Tonnen Kohle oder in etwa 1/6 des Jahresbedarfs in Deutschland. Der gewonnene Strom wird dann v.a. in die Provinzen im Osten geleitet, dafür müssen insgesamt 9100 Kilometer Stromleitungen verlegt werden. Nicht nur für die privaten Haushalte wird der Strom benötigt, sondern auch für die industrielle Entwicklung der Provinzen, wie z.B. Sichuan. Generell geht man davon aus, dass der Bedarf an Strom in ganz China durch den industriellen Fortschritt steigen wird. Allerdings muss dafür der Betriebswasserstand sehr hoch gehalten werden, um maximalen Gewinn an Energie zu erzielen. Hier kommt es dann zu einem Konflikt der beiden Hauptziele. Dai Qing kritisierte: "Um die Energiegewinnung zu maximieren, müsste das Staubecken bis zum Rand gefüllt werden; zum Schutz vor Hochwasser sollte es dagegen leer gehalten werden: Die chinesische Regierung hat bislang nicht erklärt, wie der Damm beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen kann." Außerdem bemängeln Kritiker die zu optimistischen Prognosen hinsichtlich der Energiegewinnung. Sie behaupten, dass die 26 Turbinen höchstens die jährliche Energie von 9 Atomkraftwerken produzieren könnten und nicht, wie von den Projektleitern versichert, von 16 Atomkraftwerken, da man in den Winter- bis Frühlingsmonaten, den Monaten der Hochfluten, den Betriebswasserstand absenken müsse. Darunter leide dann die Leistung der Turbinen.
Durch die saubere Stromerzeugung kann eine hohe Menge an Kohlendioxidausstoß der Kraftwerke einspart werden. Siemens lieferte für das Projekt die Turbinen und Generatoren.

Schiffbarkeit

Bisher war die Schiffbarkeit des Jangtsekiang durch die geringe Wassertiefe stark eingeschränkt, da eine Wassertiefe von 2-3 Metern nicht ausreicht, um größere Frachtschiffe zu „tragen“. Außerdem sind die hohen und engen Schluchten eine große Gefahr für die Schiffe. Durch den Stausee werden die riesigen Schluchten kleiner und die Wassertiefe steigt im Durchschnitt um 70 Meter. Durch die Erhöhung der Transportkapazität werden auch die Preise sinken, so dass die Häfen attraktiver und lukrativer werden. Der Hafen Chongqing soll dann von 10.000 t-Schiffen erreicht werden können.

Wasser für den Norden

Ein weiteres Projekt, das eng mit dem Dammbau verbunden ist, wurde im Jahr 2002 genehmigt. In den Nordprovinzen leiden viele Städte an Wassermangel, da der Wasserverbrauch durch Bevölkerungswachstum und Industrieansiedlungen extrem gestiegen ist. Mit einem Wasserleitungsnetz ist nun geplant, Wasser aus den südlichen Gebieten, und hier vor allem aus dem Jangtsekiang, in den Norden zu pumpen. Schon ab 2005 soll das erste Wasser fließen und 2010 Peking und andere Städte mit bis zu 48 Milliarden Tonnen Wasser versorgt werden.

Ökologische Auswirkungen und Risiken

Viele Nationen haben erkannt, dass die Langzeitfolgen eines solchen riesigen Baus nicht vorhersehbar sind. Die USA zum Beispiel haben verkündet, keine Riesenbauten mehr zu realisieren, da die ökologischen Schäden zu groß seien. Schon jetzt investiere man Milliarden Dollar, um die Auswirkungen der Dammbauten zu reparieren. Doch China will dieses Projekt verwirklichen, obwohl einige Wissenschaftler vor den Ausmaßen des Staudammes gewarnt haben. Ein großes Problem ist, dass der Jangtsekiang jährlich Millionen Tonnen an Treibsand und Sediment mit sich führt. Wenn der Staudamm dann den Jangtsekiang abriegelt, wird dessen Selbstreinigung verhindert. Das könne dann zur Folge haben, so Kritiker, dass die Staukapazität des Drei-Schluchten-Staudammes zurückgehen werde. Bisher hat man das Problem der Versandung bei Riesen-Staudamm-Bauten weltweit noch nicht lösen können. Der Gezhouba-Staudamm hat bereits nach sieben Jahren gut ein Drittel seiner Staukapazität verloren. Die Projektleiter wollen dieses Problem mit Hilfe zweier zusätzlicher Stauseen zum Aufhalten der Sediment-Ablagerungen in den Griff bekommen. Aber es werden auch unzählige Tier- und Pflanzenarten durch das Projekt bedroht, da deren natürlicher Lebensraum zerstört wird. Betroffen sind:

Um die Tierarten zu schützen, will man an einem abgesperrten Flussarm des Jangtsekiang ein Reservat errichten, das ökologisch weitgehend noch intakt ist. Kritiker befürchten, dass sich Gifte von den Müllhalden und Fabriken im Wasser lösen könnten. Zu dem kommt noch das Methangas, das durch die Verrottung der Vegetation der überfluteten Gebiete entsteht.

Dazu kommt noch, dass der Staudamm in einem Erdbeben gefährdeten Gebiet in der Nähe einer geologischen Verwerfung errichtet wird. Im Falle eines Dammbruches würden mehrere Millionen Menschen bedroht. Die Erdbeben könnten einerseits durch die Wassermassen ausgelöst werden oder durch das Gewicht des Staudammes selbst. Die chinesische Regierung betont hingegen, dass die Staumauer auch einem Erdbeben von der Stärke 7 Stand halten könnte.

Alles in Allem sagt man, wenn alle Sicherheitsmaßnahmen beim Bau sehr genau eingehalten würden, sei das Risiko eines Dammbruches so groß wie dasjenige eines sogenannten GAUs in einem Atomkraftwerk.

Tourismus

Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle im Drei-Schluchten-Gebiet, von dem aber Teile überflutet werden, wie zum Beispiel Chinas Loreley, die nur noch als Brustbild zu beobachten sein wird. Kritiker gehen davon aus, dass der bisherige Reiz einer Schifffahrt durch die Drei Schluchten nach der vollständigen Aufstauung verloren gehe, während die Befürworter des Projekts darauf hinweisen, dass bei mehr als 1000 m hohen Felswänden eine Reduzierung der Schluchten um ca. 150 m nur eine geringfügige Beeinträchtigung darstelle und dass das Panorama der Schluchten eindrucksvoll genug bleibe.


Zwangsumsiedlung in den Überflutungsgebieten

Nicht nur Landschaften werden untergehen, sondern auch ganze Städte, unzählige Dörfer und Fabriken. Einige Beispiele dafür sind die Tempelstadt Fengdu mit ihren archäologischen Stätten, Wanxian (140.000 Einwohner) und Fuling (80.000 Einwohner). Dabei liegen die Probleme bei der Umsiedlung, denn insgesamt müssen bis zu knapp zwei Millionen Menschen umgesiedelt werden. Der größte Teil davon sind Bauern. Hier tut sich ein weiteres Problem auf, denn die Bauern müssen auf das ertragreiche Schwemmland am Ufer des Jangtsekiang verzichten und in die höher liegenden Gebiete ziehen. Doch diese karstigen Hochlagen mit einem rauheren Klima sind für die Landwirtschaft schlecht geeignet. Experten sagen, dass diese Hochlagen nur ein Fünftel des Ertrags abwerfen wie das Schwemmland. Die Kritikerin Dai Qing befürchtet, dass die Umsiedler nicht wie zugesichert eine neue, gleichwertige Behausung bekommen und große Teile der von der Regierung zugesagten Entschädigung von umgerechnet 3000 € im Korruptionssumpf versickern werden. Ebenso sollen die Fischbestände in dem Stausee geringer werden, so dass die Fischer einen Teil ihrer Existenzgrundlage verlieren werden.

Alternativen zum Drei-Schluchten-Damm

Verschiedene Alternativen wurden der chinesischen Regierung vorgeschlagen:

  • man sollte mehrere kleinere Staudämme an effizienteren Stellen errichten,
  • man sollte das Wasser effizienter nutzen, dadurch könnte man den Wasserverbrauch drastisch verringern, wie zum Beispiel Israel, das seinen Wasserverbrauch auf ein Fünftel verringern konnte,
  • man sollte Aufforstung betreiben, um die Ausmaße der Überschwemmungen zu verringern.

Fazit

Das Projekt ist für China eines der ehrgeizigsten überhaupt und soll vier Ziele erfüllen: die Sicherung der Energieversorgung, die Zähmung des Jangtsekiang, den Ausbau der Infrastruktur zur Entwicklung des Hinterlandes und die Versorgung Nordchinas mit Wasser durch drei Umleitungsprojekte. Die sozialen und ökologischen Folgen und Risiken wurden von der chinesischen Regierung diesen Zielen und dem Streben nach technischem Fortschritt untergeordnet. Ähnliche Projekte wie der Transrapid, der in Peking geplante Bau des mit 520 Meter höchsten Gebäudes der Welt und der Einstieg in die bemannte Raumfahrt zeigen, dass China mit diesen Projekten um jeden Preis seine Rolle als Weltmacht dokumentieren will.

Literatur

  • Alexandra Rigos und Zeng Nian: Die Zähmung des >Langen Flusses<. In: GEO Heft 6/2003. S. 20-46. ISSN 0342-8311
  • Dai Qing: The river dragon has come! The Three Gorges Dam and the fate of China's Yangtze River and its people. Armonk, N.Y.: Sharpe, 1997. ISBN 0-7656-0205-9