Heeresversuchsanstalt Peenemünde

Heeresversuchsanstalt auf der Insel Usedom
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Peenemünde ist eine Ortschaft im Norden der Insel Usedom mit 230 Einwohnern, nordwestlich des Seebades Karlshagen und am Übergang des Peenestromes in die Ostsee bei 54°10' nördlicher Breite und 13°48' östlicher Länge.


Heeresversuchsanstalt Peenemünde

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Walter Dornberger und Wernher von Braun am 5. März 1945

Weltweit bekannt wurde Peenemünde durch den Raketenstartplatz im Zweiten Weltkrieg, als hier die Modelle V1 und V2 getestet wurden. Hier testete man unter Leitung von Walter Dornberger und Wernher von Braun die neusten Entwicklungen. Die wichtigste Abschussrampe für V2-Raketen war der Prüfstand VII. Von Peenemünde aus erfolgten nur Versuchsstarts. Ein Einsatz gegen feindliche Ziele (zum Beispiel in England) der V1 und V2 war aus reichweitentechnischen Gründen von Peenemünde aus nicht möglich.

In Peenemünde wurden zahlreiche technische Pionierleistungen vollbracht: es wurde nicht nur die erste Großrakete gestartet, die in den Weltraum vorstoßen konnte, sondern es wurde auch die erste Anlage des industriellen Fernsehens zur Übertragung der Raketenstarts in den Kontrollbunker installiert.

Von den einst umfangreichen Anlagen ist heute nur sehr wenig vorhanden, obwohl die meisten Einrichtungen - trotz einiger Luftangriffe der Westalliierten 1943/44 - zu Kriegsende im Wesentlichen intakt waren. Nach dem Luftangriff auf Peenemünde am 17. August 1943 wurden zahlreiche Versuchsstarts der A4-Rakete, hauptsächlich zum Zweck der Ausbildung der Raketeneinheiten, aus Tarnungsgründen in Blizna und in der Tucheler Heide durchgeführt. Trotzdem wurden in Peenemünde weiterhin A4-Raketen gestartet. Bis zur Einstellung des Startbetriebs wegen der vorrückenden sowjetischen Streitkräfte sind in Peenemünde und auf der zur Versuchstelle gehörenden Insel Greifswalder Oie 282 Raketen gestartet worden, davon 175 vom Prüfstand VII.

Sie wurden zwischen 1946 und 1961 von der Sowjetarmee demontiert oder von dieser und der NVA gesprengt. Einzig das Kraftwerk, heutzutage ein Museum (Historisch-Technisches Informationszentrum), welches an die Anfänge der modernen Raketentechnik erinnert, blieb bis 1990 in Betrieb. Der zur einstigen Versuchsanstalt gehörende Flugplatz wurde 1961 erweitert, so dass er auch von Düsentriebflugzeugen genutzt werden kann.

Am nordwestlichen Ende des Flugplatzes sind noch einige Überreste von Startstellen für die V1 erhalten. Sie können im Rahmen von Busrundfahrten, die auf dem Flugplatz stattfinden, besucht werden.

Ebenfalls in Betrieb ist noch die Eisenbahn Zinnowitz-Peenemünde, die einst den Beschäftigten der Heeresversuchsanstalt als Verkehrsmittel diente. Allerdings wird sie heute nicht mehr, wie von 1943 bis zum 1. April 1946, elektrisch mit Gleichstrom von 1200 Volt und Oberleitung betrieben. Noch heute erkennt man die einstigen Bahnsteige der Werkbahn. Sie sind in Form von Betonmauern aus Fertigelementen neben der Bahnlinie erhalten, die zum Teil abgekippt werden mussten, um modernen Zügen die Durchfahrt zu gestatten.

Bis zu Beginn der 90er Jahre war auch noch das Anschlussgleis des Flugplatzes für Schienenfahrzeuge befahrbar. Heute allerdings ist die Anschlussweiche ausgebaut.

Am Ortseingang von Peenemünde befindet sich die Ruine des Sauerstoffwerkes. In dieser Anlage wurde der als Oxidator für die A4 benötigte Flüssigsauerstoff durch Luftverflüssigung gewonnen.

Vom Prüfstand VII, dessen Areal noch heute nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist, ist nur noch die Umwallung, die Betonplatte auf der die Startversuche stattfanden, und der Abgaskanal für statische Brennversuche, in dem sich heute ein Teich befindet, vorhanden.

Peenemünde war nicht der einzige Ort in Deutschland, von dem aus größere Raketen gestartet wurden. Auch im Wattengebiet von Cuxhaven (u.a. Operation Backfire) und auf dem ehemaligen NVA-Übungsplatz Zingst wurden Raketen gestartet.

Bis 1990 war der gesamte nördliche Bereich der Insel Usedom bis hinunter nach Karlshagen Speergebiet der Nationalen Volksarmee (NVA), die dort einen wichtigen militärischen Flugplatz betrieben hat.

Zwischen Peenemünde und Karlshagen überquert eine zweikreisige 110kV-Drehstrom-Freileitung die Peene, deren hohe Masten sehr weit sichtbar sind. Diese Leitung wurde zu Beginn der 50er Jahre gebaut, um den im Wärmekraftwerk Peenemünde erzeugten Strom, der nach Auflösung der Heeresversuchsanstalt zum größten Teil nicht mehr auf Usedom gebraucht wurde, effektiv zum Festland abzuführen. Später wurde von dieser Leitung eine Stichleitung zum Umspannwerk Karlshagen errichtet. Nachdem das Kraftwerk Peenemünde 1990 stillgelegt wurde, wurde die 110kV-Freileitung vom Abzweig der Stichleitung nach Karlshagen zum Kraftwerk Peenemünde abgebaut, so daß die über die Peene führende 110kV-Drehstromleitung nur noch das Umspannwerk Karlshagen speist.


Auf dem Gelände befindet sich heute ein Museum.

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