Tirana

Hauptstadt von Albanien
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Tirana (albanisch auch Tiranë [tiˈɾanə], griech. Τίρανα Tírana, türk. Tiran) ist die Hauptstadt der Republik Albanien. Sie ist das wirtschaftliche, kulturelle und politische Zentrum des Landes. Die Hauptstadt besitzt Universitäten, Museen, einen internationalen Flughafen und vielfältige kulturelle Einrichtungen. Tirana ist zudem Hauptort des Qark Tirana (Präfektur) und des gleichnamigen Kreises (Rreth).

Tirana
Tirana (Albanien)
Tirana (Albanien)

Koordinaten: 41° 20′ N, 19° 49′ O

Basisdaten
Staat: Albanien Albanien
Qark: Tirana
Höhe: 110 m ü. A.
Fläche: 41,8 km²
Einwohner: 600.339 (2006)
Agglomeration: 895.042 (2006)
Bevölkerungsdichte : 14.362 Einw./km²
Telefonvorwahl: (+355) 040
Politik und Verwaltung (Stand: 2008)
Gliederung: 11 Stadtbezirke
Bürgermeister: Edi Rama (PS)
Website:
Kultur und Geschichte
Stadtfest: 17. Februar

Geographie

Geographische Lage

Die Stadt liegt am Fuße des Dajti-Berges (1611 müA) am Übergang von der Ebene in hügelige Landschaft auf 110 müA. Bis zur Küste der Adria sind es etwa 30 Kilometer. Im Süden und Westen wird Tirana von Hügeln umgeben, die mit dem Dajti einen grünen Gürtel um die Stadt bilden. Im Nordwesten öffnet sich eine Ebene.

Am nördlichen Stadtrand verläuft der Fluss Tirana (Lumi i Tiranës), einer der Oberläufe des Flusses Ishëm. Einige Kilometer südlich fließt der Erzen an Tirana vorbei. Das Stadtzentrum wird vom Flüsschen Lana durchquert. Ein kleiner künstlicher See befindet sich im Großen Erholungspark am Südrand der Innenstadt.

Klima

In Tirana herrscht Mittelmeerklima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 16° C und einer Jahresniederschlagssumme von knapp 1200 mm vor. Im Juli liegt die Durchschnittstemperatur bei 24 °C, im Januar bei 7 °C. Zwei Sommermonate sind arid.

Bevölkerung

Die Einwohnerzahl Tiranas dürfte sich seit 1991 mehr als verdoppelt haben. Im Dezember 2006 waren 600.339 Einwohner [1] gemeldet, aus denen heraus 49.7% Männer und 50.3% Frauen waren. Im Vorjahresvergleich ergab sich eine Bevölkerungszunahme von 2.5%. Es ist davon auszugehen, dass in Tirana und in den Vororten noch sehr viele nicht registrierte Menschen leben, so dass andere offizielle Quellen die Bevölkerungszahl in der Stadtregion mit 895.042 Personen (Ende 2004) angeben.

Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus setzte eine starke Landflucht vor allem aus dem von der Verarmung der Bevölkerung stark betroffenen Norden ein. Zwischenzeitlich entwickelte sich ein eklatanter Unterschied zwischen Reichen und Armen. Während in den modernen Lokalen im Stadtzentrum die Preise weit über Landesdurchschnitt liegen und viele neue Villen und Hochhäuser für die Oberschicht entstanden sind, leben in Neubaugebieten wie Bathore am Stadtrand Zehntausende von Menschen in Siedlungen ohne jegliche Infrastruktur. Die Zuwanderer haben oft illegal Land besetzt und einfache Häuser errichtet, die weder über fließendes Wasser, Strom oder ordentlichen Zufahrtstraßen verfügen. Die Kinder, die in diesen Gegenden leben, können teilweise keine Schule in der Nähe besuchen, da diese nur in den älteren Stadtteilen existieren.

Konfessionen

Tirana ist traditionell muslimisch. Die islamische Gemeinschaft des Landes wurde bis zum Jahre 1929 vom Obermufti von Tirana geleitet. Seit Tirana zur Hauptstadt bestimmt wurde, sind auch viele Bewohner anderer Konfessionen zugezogen. Tirana ist Sitz eines katholischen und eines orthodoxen Erzbischofs. In der Stadt befinden sich mehrere Moscheen, Kirchen und eine Medrese. Sie ist zudem das Weltzentrum des Bektaschi-Ordens. Bemerkenswert ist das friedliche Zusammenleben zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften.

Minderheiten

Die starke albanische Binnenmigration, vorzugsweise mit dem Ziel Tirana, führte dazu, dass heute in der Hauptstadt Angehörige aller in Albanien vertretenen Minderheiten leben. Die größte ethnische Minderheit sind die Roma, gefolgt von eine kleinere Zahl Griechen und Walachen (nur Aromunen). Genaue Zahlen liegen nicht vor.

Geschichte

Die Umgebung von Tirana ist schon seit der Altsteinzeit bewohnt. Die ältesten Funde auf Stadtgebiet stammen aus der Römerzeit: Mauern und ein Mosaik einer zu einer Kirche umgebauten römischen Villa aus dem 2. oder 3. Jahrhundert. Im 6. Jahrhundert ließ der römische Kaiser Justinian eine Festung errichten, deren Mauern noch heute im Stadtzentrum zu sehen sind.

Eine richtige Siedlung wurde erst im 17. Jahrhundert unter osmanischer Herrschaft gegründet: 1614 ließ ein lokaler Feudalherrscher an der Kreuzung zweier Handelswege eine Moschee, Bäder und einen Markt errichten und nannte den Ort "Tehran". Tirana blieb lange klein und unbedeutend, bis sie 1920 auf dem Kongress von Lushnja zur Hauptstadt bestimmt wurde. Darauf wurde schnell aus einem Ort mit wenigen tausend Einwohnern die größte und bedeutendste Stadt des Landes. König Zogu ließ sich hier einen Palast erbauen und mit italienischer Hilfe wurden Ministerien und eine Prachtstraße angelegt.

Im Zweiten Weltkrieg kämpften Partisanen und die deutsche Wehrmacht mehrere Tage um die Stadt. Zahlreiche historische Gebäude wurden dabei zerstört, darunter auch die wichtigste Moschee, die später renoviert wurde. Die damalige kommunistische Führung setzte den Ausbau der Hauptstadt fort. Neben Industrieanlagen (insbesondere Nahrungsmittel- und Maschinenfabriken) wurden auch zahlreiche Bildungseinrichtungen (Gründung der Universität 1956) und Kulturzentren (Oper, Museen, Filmstudio) errichtet.

Am 20. Februar 1991 stürzten Demonstranten die überlebensgroße Statue von Enver Hoxha auf dem Skanderbeg-Platz. Nach der Demokratisierung änderte sich das Stadtbild schnell. Überall wurden illegal Gebäude errichtet. Viele Bewohner der Landregionen ließen sich am Stadtrand nieder. Im Stadtzentrum entstanden Läden, Cafés und Restaurants. Ab 1999 wurden die illegalen Bauten im Stadtzentrum abgerissen und die Grünanlagen wiederhergestellt. Siehe auch: Operation Libelle, eine Evakuierungsmaßnahme der Bundeswehr im März 1997.

Politik

Bürgermeister von Tirana ist seit Oktober 2000 der ehemalige Basketballspieler, Maler, ehemaliger Kulturminister und zur Zeit der Parteivorsitzender der Sozialistischen Partei (PS), Edi Rama. Im Jahr 2003 wurde er bei Kommunalwahlen, die in Tirana mit einigen Unregelmäßigkeiten verbunden waren, wiedergewählt. Seine Vorgänger waren nach dem Sturz des Kommunismus Sali Kelmendi (1992-96) und Albert Brojka (1996-2000) von der Demokratischen Partei (PD).

Die Bürgermeister von Tirana

  1. Zyber Hallulli (1913-1914)
  2. Servet Libohova (1915-1916)
  3. Ismail Ndroqi (1917-1922)
  4. Ali Begeja (1922-1923)
  5. Ali Derhemi (1923-1924)
  6. Xhemal Kondi (1924-1925)
  7. Fuat Toptani (1925-1927)
  8. Izet Dibra (1927-1928)
  9. Rasim Kalakula (1928-1930)
  10. Rexhep Jella (1930-1933)
  11. Abedin Nepravishta (1933-1935)
  12. Qemal Butka (1936-1937)
  13. Abedin Nepravishta (1937-1939)
  14. Qazim Mulleti (1939-1940)
  15. Omer Fortizi (1940-1943)
  16. Halil Meniku (1943-1944)
  17. keiner (1944-1991)
  18. Tomor Malasi (1991-1992)
  19. Sali Kelmendi (1992-1996)
  20. Albert Brojka (1996-2000)
  21. Edi Rama (2000-?)

Partnerstädte

Wirtschaft und Verkehr

Wirtschaft

Tirana war während des Kommunismus ein Schwerpunkt der Industrie in Albanien. Es gab Maschinenbau, Schuh- und Textilindustrie, eine Zementfabrik, glasverarbeitende und Lebensmittelindustrie. Die Industrieanlagen sind - wie im ganzen Land - zwischenzeitlich zum Großteil stillgelegt. Die meisten Bewohner sind heute im Handel, als Staatsangestellte, im Bausektor und im Dienstleistungsbereich tätig.

Verkehr

Tirana liegt 40 Kilometer vom wichtigsten albanischen Hafen Durrës entfernt. Seit dem Jahr 2000 verbindet eine Autobahn die beiden Städte. Von Tirana fahren täglich Busse in alle wichtigen Städte des Landes. Personenzüge der albanischen Eisenbahn verkehren über Durrës nach Vlora und Pogradec, sowie nach Shkodra.

Ungefähr 25 Kilometer nordwestlich liegt der internationale Flughafen Tirana-Rinas "Mother Teresa Airport". Verbindungen bestehen in die Metropolen Südosteuropas, sowie einige wenige westeuropäische Städte.

Der öffentliche Verkehr innerhalb Tiranas wird ausschließlich durch öffentliche Buslinien bewältigt. Der Bau einer S-Bahn zum Flughafen wird gerade geplant.

Seit Sommer 2005 bringt eine Gondelbahn Besucher in kurzer Zeit auf den Hausberg Dajti. Die von einer österreichischen Firma errichtete Bahn bewahrt das Ausflugsziel vor allzu viel Verkehr und ermöglicht den Besuchern eine schnelle und bequeme Anfahrt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Stadtbild

 
Sicht nach Osten

Das Stadtbild ist teilweise orientalisch, teilweise aus der Zwischenkriegszeit italienisch, zum größten Teil aber durch Plattenbauten und zahlreiche Slums geprägt. Die Fassaden ganzer Straßenzüge in der Innenstadt wurden in den letzten Jahren in schrillen Farben und wilden Mustern neu gestaltet. Zum Teil erinnern diese Häuser jetzt an Bauten von Hundertwasser. Durch diese "Mal-Aktionen" des Bürgermeisters und Künstlers Rama wurde die kommunistische Tristesse, die manchem Plattenbau und vielen unverputzten Häusern anhing, gemildert.

 
Restaurant Taivani

Tiranas berühmte Boulevard beginnt beim Skanderbeg-Platz, das im Mittelpunkt der Stadt steht und von einigen Ministerien, Banka e Shqipërisë, Historisches National Museum, Hotel Tirana und Kulturpalast umkreist wird. Von dort aus gehen die wichtigsten Straßen der Stadt sternförmig in allen Richtungen ab. Der Boulevard führt südlich an die Nationale Kunstgalerie, an das Hauptministerium und Präsidialamt vorbei, bis zur Universität und zum Fussballstadion am Ende. Das Parlamentsgebäude befindet sich links, hinter dem Hauptsitz der Demokratischen Partei. Überquert man rechts die Lanabrücke bei Unaza, so gelangt man direkt ins Vergnügungsviertel "Blloku", das sich gegenüber von Restaurant "Tajvani" befindet. Es ist die Gegend des alten "Villenviertels", das vor der Wende nur von den höheren Führungspolitiker bewohnt wurde. Neben zahlreichen Cafés, schicken Restaurants und unzähligen Verkaufsbuden, befinden sich hier auch sehr viele Modegeschäfte und Boutiquen. Neben einigen wiederhergerichteten Grünanlagen im Stadtzentrum lädt ein Vergnügungs,- und Erholungspark im Süden der Stadt zum Verweilen ein. In früheren Zeiten befand sich hier, nicht weit von Liqeni artificial, die orthodoxe Kirche von Shën Prokopi. Die atheistischen Kommunisten erließen (1967) das totale Religionsverbot, die Kirche wurde kurz danach in einem Restaurant umgewandelt. Nach der Einführung der Demokratie wurde sie wieder in eine Kirche umgebaut und gründlich renoviert.

Bauwerke

 
Skanderbeg-Statue

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Skanderbeg-Denkmal auf dem gleichnamigen Platz. Berühmt ist außerdem die Et’hem-Bey-Moschee (1793-1794) [2], sowie der 35 Meter hohe Uhrturm (albanisch Kulla e Sahatit) von 1830 gleich daneben. Andere Überreste aus osmanischer Zeit sind rar. Erhalten blieben lediglich die Türbe von Dervish Hatixhe [3], die alte Steinbrücke der Tabaken aus dem 18. Jh. und die Mauern von einer Festung und einer Burg.

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen die Dorsfestung, die sich in der Umgebung von Peza befindet und Teil der frühillyrischen Kultur ist, die in der frühbyzantinischen Zeit errichtete Festung Petrela an der Straße nach Scampa. Im 15. Jahrhundert wurde Petrela einige Zeit von vom Skanderbegs Schwester Mamica Kastriota gegen die Osmanen verteidigt.

In den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden das Hauptgebäude der Universität und ein Ensemble mit Verwaltungsgebäuden im Stil des italienischen Faschismus errichtet. Die ebenfalls in dieser Zeit errichteten schönen Stadtvillen mussten in den letzten Jahren zum großen Teil modernen Hochhausbauten weichen. Baugrund ist in der Innenstadt von Tirana knapp und teuer.

In Gestalt einer Pyramide und genau so genannt befindet sich südlich des Lana-Kanals ein Überrest aus kommunistischer Zeit. Das von einer Tochter Enver Hoxhas entworfene Gebäude war als Mausoleum des Auftraggebers geplant. 1988 als Museum eingerichtet, wird es für Konferenzen und Messen genutzt. Der Zustand ist renovierungsbedürftig.

Am 28. November 2006, am Tag der Unabhängigkeit wurde in Tirana ein Adem-Jashari-Denkmal enthüllt.

 
Mausoleum von Enver Hoxha

Museen, Galerien und kulturelle Zentren

Tirana ist der Standort der bedeutendsten und wichtigsten nationalen Museen, Kunstgalerien und internationalen Zentren des Landes. Unter zahlreichen kulturellen Gebäuden sind der Kongresspalast und der Kulturpalast, in dem sich das staatliche Opern- und Baletttheater, sowie die Nationale Bibliothek befindet. Zentral gelegen sind auch das Historische National Museum, das Archäologische Museum, das Internationale Zentrum für albanische Archäologie [4], die Nationale Kunstgalerie [5], das Zentrum der internationalen Kultur, die Ausstellung der Volkskultur, das Museum der Naturwissenschaften, etc.

Sport

 
Nationale Stadium Qemal Stafa

In Tirana sind drei Fußballklubs der Ersten Liga zu Hause. FK Tirana und Dinamo Tirana gehören zu den erfolgreichsten Vereinen des Landes. Diese beiden Fußballmannschaften tragen ihre Heimspiele im Qemal-Stafa-Stadion aus, wo auch die meisten Länderspiele stattfinden. Partizan Tirana dagegen trägt seine Heimspiele im kleineren Selman-Stërmasi-Stadion aus.

Für Hallensportarten wie Basketball und Volleyball verfügt Tirana über eine größere Arena, die während des Kosovo-Krieges im Jahr 1999 als Flüchtlingsunterkunft diente. Gleichermaßen genutzt wurde damals auch das große Freibad am Stadtrand. Im Stadtpark Parku i madh trifft man fast immer auf Jogger.

Söhne und Töchter der Stadt

Siehe auch

Literatur

  • Wilfried Heller (Hrsg.): Abwanderungsraum Albanien - Zuwanderungsziel Tirana. Potsdam 2003. (=Praxis Kultur- und Sozialgeographie. 27). ISBN 3-935024-68-1
  • Beat Bieri: Tirana in Farbe. Velvet-Edition, Luzern 2003 (Fotoband über Aktion der Stadt die Häuser knallbunt anzumalen, sowie Interview mit dem Bürgermeister Edi Rama)
  • Dietmar Richter: Flächennutzungswandel in Tirana. Untersuchungen anhand von Landsat TM, Terra ASTER und GIS. (= Praxis Kultur- und Sozialgeographie; 42). Universitäts-Verlag, Potsdam 2007, ISBN 978-3-939469-64-3 (Volltext)

Quellen