Die Arche Noah war nach dem biblischen Buch Genesis, Kapitel 6 EU–9 EU ein von dem Patriarchen Noah gebauter schwimmfähiger Kasten. Das Wort „Arche“ leitet sich aus dem lateinischen Wort für Kasten (arca) ab.
Die biblische Arche
Die Arche war gemäß dem Bibelbericht (Gen 6,14 EU) 300 Ellen lang, 50 Ellen breit und 30 Ellen hoch. Setzt man die Elle mit nur 44,5 Zentimeter an (einige meinen, die alte Elle sei eher 56 Zentimeter oder 61 Zentimeter gewesen), dann wäre die Arche 133,5 Meter lang, 22,3 Meter breit und 13,4 Meter hoch gewesen. Sie wäre also fast halb so lang gewesen wie der Ozeandampfer Queen Elizabeth 2. Dieses Verhältnis von Länge zu Breite (6 zu 1) wird heute noch im Schiffbau benutzt. Dadurch hatte die Arche einen Bruttoraumgehalt von fast 40.000 Kubikmeter. Ein solches Schiff hätte schätzungsweise in etwa die gleiche Wasserverdrängung wie der 269 Meter lange Ozeanriese des 20. Jahrhunderts, die Titanic. Sie hatte dem biblischen Bericht zufolge, da sie von innen durch zwei zusätzliche Böden verstärkt war, drei Decks und verfügte dadurch über eine Bodenfläche von ungefähr 8.900 Quadratmeter. Allerdings war die Arche (Würfelform) im Gilgamesch-Epos mit 60 m x 60 m x 60 m (216.000 Kubikmeter) mehr als fünfmal größer.[1]
Als Holz wurde für die Arche gopher (hebräisch גפר) verwendet. Um welche Art von Baum es sich dabei handelte, ist heute nicht mehr bekannt. Man nimmt aber an, dass es sich um die Zypresse handelt. Dieses Holz ist sehr wasserbeständig und dauerhaft. Die Phönizier und Alexander der Große bevorzugten auch die Zypresse für den Schiffbau.
Noah wurde der biblischen Überlieferung gemäß von Gott auserwählt und vorgewarnt und rettete in der selbstgebauten Arche seine Familie, die aus acht Personen – ihm selbst, seiner Frau, seinen drei Söhnen Sem, Ham und Jafet sowie deren Ehefrauen bestand, und viele Tierpaare vor der Sintflut, an deren Ende die Arche im Gebirge Ararat strandete.
Andere Quellen
Sintflut und Arche im Neuen Testament
Auch im Neuen Testament der Bibel wird die Arche Noah erwähnt. Gemäß dem Evangelium nach Matthäus soll Jesus von Nazareth die folgenden Worte gesprochen haben:
- Damals, vor der großen Flut, aßen und tranken die Menschen, sie heirateten und wurden verheiratet – bis zu dem Tag, an dem Noah in die Arche ging. Sie ahnten nichts davon, bis die Flut hereinbrach und alle umbrachte. So wird es auch bei der Ankunft des Menschensohnes sein. (Mt 24,38-39, zit. nach der Neuen evangelistischen Übersetzung)
Insbesondere evangelikale Christen werten dies als Zeugnis dafür, dass Jesus die Sintflut und den Bau der Arche für ein reales Ereignis hielt.
Gilgamesch-Epos
Auch das auf mindestens ca. 2800 v.Chr.[2] datierte altsumerische Gilgamesch-Epos berichtet von einer Flut. In diesem Bericht,[3] der höchstwahrscheinlich eine Vorlage für die biblische Sintflut lieferte, erhält Ziusudra vom Gott Ea den Befehl, ein Schiff zu bauen:
- Mann von Schuruppak, Sohn Ubara-Tutus!
Reiß nieder das Haus und erbaue ein Schiff.
Lasse ab vom Reichtum und suche statt dessen nach dem, das atmet.
Die Habe sei dir zuwider, erhalte statt dessen das, was atmet, am Leben.
Hol den Samen all dessen, das atmet, herauf in das Innere des Schiffs.
Die Maße des Schiffs, welches du erbauen wirst, -
seien aufeinander abgestimmt:
Genau gleich sollen sein seine Breite und Länge.
Es selbst versieh, so wie das Apsû, mit einem schützenden Dach!
Die Maße dieser Arche weichen somit von denen der biblischen ab. So ist z.B. die Grundfläche nicht rechteckig, sondern quadratisch. Ziusudras Schiff erreicht schließlich folgende Dimensionen:
- Ein Feld groß war seine Bodenfläche,
Je zehnmal zwölf Ellen hoch seine Wände,
Zehnmal zwölf Ellen ins Geviert der Rand seiner Decke.
- Ich entwarf seinen Aufriss und stellte es dar:
Ich durchzog es mit sechs Decken,
so teilte ich sieben Etagen ab.
Ziusudra strandet wie Noah mit seiner Arche schließlich auf einem Berggipfel.
Angeblicher Verbleib
Der Legende nach sollen sich Überreste der Arche noch heute auf dem in Anatolien gelegenen Gebirge Ararat (Türkei) befinden, der darum immer wieder Abenteurer anzieht. So berichtete zum Beispiel im Oktober 2003 die russische Zeitung Prawda von einer russischen Expedition der Neizvestnaya Planeta TV Company, die nicht nur Ankersteine, sondern auch die Arche selbst 30 Kilometer entfernt vom Berg gefunden haben will. Auch Erich von Däniken berichtete in seinem Bestseller Erinnerungen an die Zukunft im Jahre 1968 vom angeblichen Fund einiger antiker Holzplanken an der Südseite des Ararat.
Bis heute hat jedoch keine dieser vorgeblichen Entdeckungen je einer kritischen Untersuchung standgehalten, oftmals wurden vorgebliche Teile der Arche als plumpe Fälschungen entlarvt. Die Geschichte von der Arche Noah wird heute von vielen Theologen als Mythos angesehen, dessen Bedeutung nicht in dem historischen Gehalt, sondern in der theologischen Aussage gesehen wird, dass Gott die Menschheit nicht ein weiteres Mal der Vernichtung anheimgeben wird, sondern seine Schöpfung unter dem Friedenszeichen des Regenbogens bewahrt.
Einige evangelikale Strömungen, insbesondere – aber nicht ausschließlich – in den USA, halten an der historischen Realität der Sintflut fest. Auch bibeltreue christliche Gemeinschaften, wie Freikirchen, sowie andere Gemeinschaften, wie die Siebenten-Tags-Adventisten und die Zeugen Jehovas nehmen den Bericht im 1. Buch Mose wörtlich.
Arche Noah und der Naturalismus
Mit Beginn des Vergleichs der biblischen Arche-Erzählung in einem naturalistischen Kontext vollzog sich eine Loslösung von der wortwörtlichen Bibel-Interpretation. Im 15. Jahrhundert verfasste Alfonso Tostada eine detaillierte Beschreibung des Innenleben der Arche; mit Berücksichtigung der Kotentsorgung und der Frischluftzirkulation. Der bekannte Geometriegelehrte Johannes Buteo berechnete im 16. Jahrhundert die Innenmaße des Schiffes, und bedachte auch, dass genügend Raum für Getreidemühlen und Backöfen an Bord sei.
Im 17. Jahrhundert wurde es notwendig, die wörtliche Bibel-Interpretation mit der Besiedlung und Erkundung Amerikas zu vereinen; und die neu entdeckten Tierarten Asiens und Afrikas mussten ebenfalls ins Gedankengebäude der Naturalisten und Bibel-Ausleger integriert werden. Da es nur eine Arche gab, welche logischerweise nur an einem Ort stranden konnte, musste nach der Sintflut die gesamte Tierwelt von einem Punkt aus die Erde wiederbesiedelt haben. Die offensichtliche Erklärung war: Nach der Zerstörung des Turmes von Babel nahm jedes Volk „seine“ Tiere in eine neue Heimat mit. Aber eine Konsequenz dieser Antwort war eigenartig: Weshalb nahmen denn die Eingeborenen Nordamerikas Klapperschlangen mit, und keine Pferde, wunderte sich Sir Thomas Browne 1646 ?
- „How America is abounded with Beasts of prey and noxious Animals, yet contained not in that necessary Creature, a Horse, is very strange.“ (T. Browne)
Bibelgelehrte wie Justus Lipsius (1547-1606) und Athanasius Kircher (ca. 1601-1680) begannen ebenfalls, die Geschichte der Arche Noah einer detaillierten Überprüfung zu unterziehen, um Bibeltext und Wissenschaft in Einklang zu bringen. Die daraus resultierenden Hypothesen stellten sich als wichtig heraus beim Studium der geografischen Verteilung von Pflanzen und Tieren, und damit gaben beide Bibelgelehrte einen indirekten Zündfunken für die aufkeimende Biogeografie des 18. Jahrhunderts. Naturforscher begannen mit der These, der Berg Ararat wäre mit verschiedenen Klima-Zonen ausgestattet gewesen, welche es den unterschiedlichsten Tieren ermöglichte, dort zu leben; und als sich das dortige Klima veränderte, mussten die Tiere fliehen und zogen in günstigere Gefilde, bis in deren heutigen Lebensräume, und besiedelten so die ganze Erde.
Ein anderes Problem war die immerwährend zunehmende Zahl der bekannten und beschriebenen Tierarten. Kircher und die früheren Forscher hatten keine Mühe, alle Tiere, die am Schauplatz der biblischen Geschichte lebten, in einem Schiff unterzubringen. Aber bloß wenige Jahrzehnte später, mit der Entdeckung neuer Länder und Gebiete, stand John Ray (1627-1705) vor einer deutlich aufgeblähten Zahl von Arten. Und ab 1700 konnten nur noch wenige Naturalisten eine wortwörtliche Interpretation der Erzählung Arche Noahs rechtfertigen.[4]
Nachbauten
Der Niederländer Johan Huibers hat für fast 850.000 Euro das in der Bibel beschriebene Schiff gemäß den Größenangaben aus Gen 6 EU im Maßstab 1:2 nachgebaut. Es ist 70 Meter lang, 9,60 Meter breit und 12,70 Meter hoch und wurde aus 1.200 Bäumen gefertigt. Der Erbauer plant bereits einen weiteren Nachbau im Maßstab 1:1.
Im Mai 2007 baute die Umweltorganisation Greenpeace auf dem Ararat in 2500 Metern Höhe ein Modell der Arche Noah, um vor einer bevorstehenden Klimakatastrophe zu warnen. Der Nachbau ist 10 Meter lang, 4 Meter breit und 4 Meter hoch. Zukünftig soll er als Schutzhütte für Bergsteiger dienen.[5]
Arche Noah in den Medien
- In dem Zeichentrickfilm Fantasia 2000 aus dem Jahr 2000 beschäftigt sich ein Kurzfilm mit der Arche und Noahs Gehilfen, porträtiert von Donald Duck, und der Rettung vor der Sintflut. Das Filmsegment wird von Edward Elgars Pomp and Circumstance Marches – Märsche 1, 2, 3 und 4 musikalisch untermalt.
- In der Filmkomödie Evan Allmächtig aus dem Jahr 2007 trägt Gott dem Politiker Evan Baxter auf, innerhalb kurzer Zeit eine Arche für die bevorstehende Flut zu bauen.
- Im TV-Film Die Arche Norman baut Tony Danza als Norman Waters eine Arche.
Siehe auch
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Stefan M. Maul (siehe Literatur) Anmerkung 58-59, S.186
- ↑ siehe auch Sumerische Königsliste und Stefan M. Maul (Literatur).
- ↑ Neue Übersetzung nach Stefan M. Maul, 11.Tafel, S.140 - 142 (siehe Literatur).
- ↑ Übersetzung des Abschnitts The Ark under scrutiny. Noah's Ark. (2007, April 29). In Wikipedia, The Free Encyclopedia. Retrieved 22:49, April 29, 2007, from http://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Noah%27s_Ark&oldid=126954197
- ↑ Ararat-Deklaration: Klimaschutz ist Menschenrecht - Greenpeace, Nachrichten zum Thema Klima
Literatur
- Stefan M. Maul: Das Gilgamesch-Epos – Neu übersetzt und kommentiert. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-52870-8
Weblinks
- Bericht der russischen Zeitung Pravda über die Noah-Expedition (englisch)
- Kritik bisheriger Fundberichte aus dem Talk.Origins-Archiv (englisch) (siehe insbesondere CH500 bis CH505.6)