Social Software

Typ von Software
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Als soziale Software (englisch social software) werden Software-Systeme bezeichnet, die der menschlichen Kommunikation, Interaktion und Zusammenarbeit dienen. Das Schlagwort „Social Software“ ist um 2002 in Zusammenhang mit neuen Anwendungen wie Wikis und Blogs aufgekommen; kann aber auch ältere Dienste bezeichnen. Den Systemen ist gemein, dass sie dazu dienen, Gemeinschaften aufzubauen und zu pflegen, und zwar in aller Regel über das Internet; zudem entwickeln sie sich teilweise selbstorganisiert. Eine einheitliche Definition existiert nicht, je nach Auslegung wird die soziale Software enger oder breiter gefasst.

Geschichte

Vorläufer sozialer Software sind die herkömmlichen Kommunikationsmittel Telefon und E-Mail. Erste Implementierungen sozialer Software gab es bereits zur Zeit der terminalgesteuerten Mainframes und kurz nach Einführung des Personal-Computers. Teilweise wird diese Software in GABELN-Netzen verwendet.

nicht-kommerzielle oder universitäre Soziale Software

rein kommerzielle Angebote

Diese Implementierungen sozialer Software beinhalteten neben der öffentlichen Kommunikation über Foren und deren Selbstorganisation auch privaten Austausch von Nachrichten und Dateien.

Groupware als frühes Intranet

Anfang der 90er Jahre wurde der Versuch unternommen, Groupware als soziale Software innerhalb von Unternehmen als Vorläufer von Intranets zu etablieren. Dies war nicht sehr erfolgreich, ähnlich wie die nichtkommerziellen Anwendungen. Als Gründe gelten

  • mangelhafte oder zumindest gewöhnungsbedürftige Benutzerschnittstellen,
  • die hohen Telefongebühren und
  • die Anschaffungspreise für Modems.

Die Nutzung dieser Anwendungen erforderte in der Regel zudem intensive Einarbeitung und ein überdurchschnittliches Technikverständnis.

Webbrowser

Die Nutzung des Internet mit einem Webbrowser ermöglichte einem rasant zunehmenden Personenkreis den Zugang zu sozialer Software. Auf dem Benutzercomputer mussten nun nicht mehr als ein Webbrowser und ein Internet-Zugang eingerichtet werden. Die Installation von proprietären Zugangsprogrammen (Newsreadern, Pointprogrammen oder Communications-Suiten der jeweiligen Online-Dienste) konnte entfallen. Durch den Wegfall dieser Zugangsbarriere wurde elektronische Kommunikation auch für technisch weniger versierte Anwender nutzbar.

Diente das Web anfänglich vor allem als unidirektionales Konsummedium, in dem Angebote wie private Homepages, werbliche Firmen-Sites, Online-Auftritte von Zeitschriften und Download-Angebote von Hardware-Herstellern – meist in Form statischer Präsentationen – anzutreffen waren, so wurden später, als Webserver viel leistungsfähiger wurden, nach und nach Groupware-Lösungen als Web-Applikation ausgelegt. Mehr kommerzielle Communitys und nichtkommerzielle Webforen entstanden. Als immer mehr Privathaushalte über einen eigenen PC verfügten und immer mehr Internetzugänge unabhängig von der Verbindungsdauer abgerechnet wurden (siehe Flatrate), wurde soziale Software zu einem Massenphänomen.

Definition

Das breite Spektrum von Anwendungen Sozialer Software lässt sich auf verschiedene Weise strukturieren. Schmidt (2006, S. 5) führt zur Strukturierung beispielsweise drei Basis-Funktionen des Einsatzes von Social Software an:

  • Informationsmanagement: Ermöglichung des Findens, Bewertens und Verwaltens von (online verfügbarer) Information.
  • Identitätsmanagement: Ermöglichung der Darstellung von Aspekten seiner selbst im Internet.
  • Beziehungsmanagement: Ermöglichung Kontakte abzubilden, zu pflegen und neu zu knüpfen.

Auf dieser Betrachtung der Einsatzbereiche baut er auch eine Definition für den Begriff Social Software auf: "Social Software sind solche internetbasierten Anwendungen, die Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement in den (Teil-) Öffentlichkeiten hypertextueller und sozialer Netzwerke unterstützen." (Schmidt 2006, S. 2).

Bei der Nutzung sozialer Software kam es wie bei anderen gemeinschaftlichen Kommunikationsformen zu Konventionen (z. B. sprachlichen Codes wie die Emoticon, formale Empfehlungen und technische Normen), zu Untergruppenbildung mit gruppeneigenen Normen (z. B. der Netiquette) und politischen bzw. gesetzlichen Kontroll- und Überwachungsversuchen.

Formen sozialer Software

Soziale Software lässt sich in folgende Anwendungsklassen gliedern:

Siehe auch

Literatur

  • Manfred Leisenberg: "Web 2.0: Soziale Prozesse bringen Geld - Effektiver Einsatz Sozialer Software". In:Computerwoche, Bd. 34, Nr. 11, 2007
  • Michael Bächle: Social Software. In: Informatik Spektrum. Bd. 29, Nr. 2, 2006, S. 121-124
  • Jochen Dudeck, Jakob Voß: Kooperation als wichtigster Bestandteil des Konzepts / Weblogs, Wikis & Co.: Social Software in Bibliotheken. In: Buch und Bibliothek. Nr. 3, 2005, S. 221-225
  • Knut Hildebrand, Josephine Hofmann: Social Software: Weblogs, Wikis & Co. Dpunkt Verlag, Heidelberg 2006, ISBN 3898643840.
  • Hajo Hippner, Thomas Wilde: Social Software. In: Wirtschaftsinformatik. 47, Nr. 6, 2005, S. 441-444 ISBN 3836412438
  • Michael Koch, Alexander Richter: Enterprise 2.0 - Planung, Einführung und erfolgreicher Einsatz von Social Software in Unternehmen, Oldenburg Verlag, München, 2007, ISBN 3486585789.
  • Alexander Raabe: Social Software im Unternehmen. Wikis und Weblogs für Wissensmanagement und Kommunikation. VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 3836412438.
  • Jan Schmidt: Social Software: Onlinegestütztes Informations-, Identitäts- und Beziehungsmanagement. In: Forschungsjournal Neue Soziale Bewegungen, Nr 2/2006, S.37-46.
  • Martin Szugat, Jan Gewehr, Cordula Lochmann: Social Software. Entwickler.Press, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3939084093.
  • Essay von Vannevar Bush: As We May Think (dt.: Wie wir denken werden) veröffentlicht 1945 in der Zeitschrift Atlantic Monthly